Berufsunfähigkeit - Betroffene Berufe, mögliche Gründe und Tipps zur Berufsunfähigkeitsversicherung

Unser heutiger Sozialstaat sieht es vor, dass wir bis circa 65 Jahre arbeiten und erst dann in die Rente eintreten. Dass dies nicht immer der Fall ist, zeigt allein schon die Berufsunfähigkeit, von welcher Millionen Deutsche betroffen sind. Als Auslöser gelten diverse Erkrankungen oder auch Arbeitsunfälle. Der Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung lohnt sich daher in vielen Fällen. Lesen Sie, welche Berufsgruppen besonders von der Berufsunfähigkeit betroffen sein können und was Sie bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung beachten sollten.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Berufsunfähigkeit: eine Definition

Liegt eine Berufsunfähigkeit vor, ist eine Person nicht mehr dazu in der Lage, ihren Beruf auszuüben. Zu den möglichen Gründen zählt zum Beispiel ein Unfall oder eine Berufskrankheit.

Es handelt sich dann um eine Berufskrankheit, wenn der Arbeitnehmer seinem Beruf mindestens sechs Monate lang nicht mehr nachgehen kann. Ist dies noch zum Teil möglich, spricht man von einer teilweisen Berufsunfähigkeit.

Der Begriff "Berufsunfähigkeit" muss abgegrenzt werden von der Erwerbsunfähigkeit. Während ein Arbeitnehmer im Fall der Berufsunfähigkeit möglicherweise eine andere, meist finanziel geringer vergütete Arbeit ausüben kann, ist dies bei der Erwebsunfähigkeit nur stark eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich.

Wer nun auf eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung setzt, sollte wissen, dass es diese nicht mehr gibt, wenn man nach dem 01. Januar 1961 geboren wurde. Die entsprechende Umgestaltung erfolgte im Jahr 2001 mit der Reform der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit.

Dadurch bleibt nun bei Erwerbsminderung eine gesetzliche Rente mit sehr geringer Höhe. Ob man jedoch Anspruch darauf hat, wird von der Rentenversicherung geprüft; je nach Leistungsfähigkeit kann man zur Kategorie der teilweisen oder vollen Erwerbsminderung angehören. Dabei liegt eine volle Erwerbsminderung vor, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund von Erkrankung oder Behinderung weniger als drei Stunden am Tag arbeiten könnte - sowohl in seinem als auch in anderen Berufen.

Mögliche Gründe für eine Berufsunfähigkeit

Doch was sind überhaupt die häufigsten Auslöser für eine Berufsunfähigkeit, welche so auch seitens der Versicherungen akzeptiert und anerkannt werden?

Psychische Erkrankungen

In diesem Zusammenhang sind zunächst einmal psychische Erkrankungen zu nennen. Diese machen fast ein Drittel aller Eintritte in die Berufsunfähigkeit aus und belegen damit den ersten Platz der Gründe, warum nicht mehr einer Arbeit nachgegangen werden kann.

Unter psychischen Erkrankungen sind beispielsweise

zu verstehen. Derartige Erkrankungen würden die erfolgreiche Aufnahme einer Tätigkeit unterbinden, da beispielsweise der natürliche Stress von Arbeit sich bereits negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken könnte.

Daneben sorgen viele dieser Erkrankungen bereits selbst dafür, dass man nicht mehr in der Lage ist, konzentriert zu arbeiten oder die Motivation für die Arbeitsbewältigung aufzubringen. Letztlich kann eine psychische Erkrankung in der Arbeitswelt nicht nur die eigene Person, sondern auch das Arbeitsumfeld gefährden.

Rückenschmerzen

Der zweite Hauptgrund für das dauerhafte Ausscheiden aus der Berufstätigkeit sind Rückenschmerzen, welchen beispielsweise ein Bandscheibenvorfall zugrunde liegen kann. Dabei sind vor allem Menschen aus handwerklichen Berufen betroffen. So müssen hier täglich schwere Lasten bewegt werden, was eine schnelle Abnutzung des passiven Bewegungsapparates bedingt.

Krebserkrankungen

Ein weiterer wichtiger Faktor, welcher ebenso als ein anerkannter Hauptgrund für die Berufsunfähigkeit gilt, ist Krebs. Dies ist wiederum auf die Tatsache zurückzuführen, dass Krebs ein oft schleichender Prozess ist und teils jahrzehntelang mit dieser Erkrankung gelebt werden muss. Aber selbst wenn es einem temporär besser geht, dann kann nicht verlangt werden, dass man einer Tätigkeit nachgehen müsste.

Herz- und Kreislauferkrankungen

Der letzte Hauptfaktor wird durch Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems repräsentiert. Dies können beispielsweise vorangegangene Herzinfarkte oder Arteriosklerosen sein, welche sich bei einer weiteren Arbeitstätigkeit tödlich auswirken könnten.

Arbeitsunfälle

Auffallend ist es letztlich noch, dass Berufsunfälle nur sehr selten ein Auslöser für eine Berufsunfähigkeit sind. So beträgt deren Anteil weniger als 3%. Dieser Wert ist dabei vor allem unserer Dienstleistungsgesellschaft und hohen Sicherheitsstandards zu verdanken, aufgrund welcher sich der Arbeitnehmer nur selten in direkter körperlicher Gefahr befindet.

Betroffene Berufe

Die Berufsunfähigkeit geht häufig auch mit Armut, sozialer Isolation und schwerwiegenden Erkrankungen einher. Dabei betrifft diese Millionen Menschen in Deutschland, welche nicht mehr in der Lage sind, einer geregelten beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Doch was sind überhaupt die Berufe, bei denen das Risiko einer Berufsunfähigkeit am höchsten ist?

Um eine solche Prognose abgeben zu können, muss lediglich auf die Einteilungen von Versicherungen geschaut werden. Diese haben nämlich alle Berufsgruppen, welche innerhalb der BRD ausgeübt werden, kategorisiert. So ist es einer Versicherung leicht möglich zu entscheiden, zu welchen Konditionen und ob ein Arbeitnehmer eine solche Versicherung bei dem Anbieter abschließen kann.

Um das Risiko der Berufsunfähigkeit zu berechnen, kommen zudem zwei Faktoren in Frage. So muss einerseits der Grad und die Qualität der körperlichen Arbeit eingeschätzt werden, da bei dauerhaft starker körperlicher Arbeit das Risiko körperlicher Leiden stark erhöht ist. Andererseits spielt aber auch der Stressfaktor eine entscheidende Rolle, da ein dauerhaftes Gefühl der Überforderung oft zu psychischen Erkrankungen führt.

Gruppe 1: Berufe mit geringem Berufsunfähigkeitsrisiko

Unter der Gruppe 1 werden Berufe mit einem sehr geringen Berufsunfähigkeitsrisiko zusammengefasst. Dies wären beispielsweise Steuerberater und Architekten, die einerseits nur sitzende Tätigkeiten ausführen, andererseits auch zumeist bezüglich der Anforderungen nicht überlastet werden.

Gruppe 2: Berufe mit normalem Berufsunfähigkeitsrisiko

Die Gruppe 2 repräsentiert wiederum das normale Berufsunfähigkeitsrisiko, welches den Durchschnitt in der BRD markiert. Gefunden werden kann ein solches Risiko beispielsweise in gewöhnlichen kaufmännischen Berufen, in welchen ebenso keine schwere körperliche Arbeit verlangt wird und zumeist kein akuter dauerhafter Zeitdruck herrscht.

Gruppe 3: Berufe mit erhöhtem Berufsunfähigkeitsrisiko

Ein erhöhtes Berufsunfähigkeitsrisiko liegt da schon in der Gruppe 3 vor, welches zum Beispiel

betrifft. Hier wird nicht nur unter Aufsicht und Zeitdruck gearbeitet, sondern es werden auch körperliche Tätigkeiten vollbracht.

Gruppe 4: Beruf mit hohem Berufsunfähigkeitsrisiko

Die Berufe, in welchen es am häufigsten zu einer Berufsunfähigkeit kommt, lassen sich letztlich in der Gruppe 4 finden. So stehen im Arbeitsalltag hier starke körperliche oder psychische Belastungen im Vordergrund, wie es beispielsweise bei Altenpflegern und Elektrikern der Fall ist.

Darüber hinaus werden in der 4. Gruppe auch Berufe erfasst, bei welchen es vergleichsweise häufig zu schweren Arbeitsunfällen kommen kann, welche für eine Berufsunfähigkeit sorgen können. Ein Beispiel für letzteres wären Berufssoldaten, welche auch Auslandseinsätze absolvieren müssen.

Ebenso besonders gefährdet sind:

  • Stewardessen
  • Gleisbauer
  • Reitlehrer
  • Nachtwächter
  • Reinigungskräfte
  • Ergotherapeuten
  • Estrichleger
  • Pflasterer und
  • Rangierbegleiter.

Berufsunfähig - und dann?

Es gibt zahlreiche Leiden, welche dazu führen können, dass kein Beruf mehr ausgeübt werden kann. Eine mögliche Berufsunfähigkeit ist deshalb eine Angstvorstellung vieler Arbeitnehmer. Doch was kommt überhaupt alles konkret auf jemanden zu, der aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nicht mehr in der Lage ist, einer normalen beruflichen Tätigkeit nachzugehen?

Psychische und physische Belastungen

Zunächst einmal sieht sich ein Berufsunfähiger mit der Erkrankung oder Einschränkung selbst konfrontiert, welche überhaupt erst für diesen Status verantwortlich ist. Die Erkrankung zehrt dabei oftmals an den Kräften und stellt eine große psychische Belastung dar, da ständig unter Schmerzen gelebt werden oder mit dem eigenen Tod gerechnet werden muss. Des Weiteren muss ein Berufsunfähiger oftmals auch zahlreiche Therapiemaßnahmen über sich ergehen lassen, welche nicht in allen Fällen Linderung verschaffen, von den Versicherungen aber nichtsdestotrotz angeordnet werden.

Rechtsstreit mit der Versicherung

Des Weiteren muss man sich im Falle der beginnenden Berufsunfähigkeit oftmals auf einen ausgedehnten Rechtsstreit mit der Versicherung einstellen. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Berufsunfähigkeit als solche eher selten absolut feststeht, sondern man sich gesundheitlich in definitorischen Grenzgebieten bewegt.

Dies ist vor allem bei psychischen Leiden der Fall, wo sich beispielsweise die Frage stellt, ab wann eine Depression eine Arbeitsunfähigkeit rechtfertigt und wie lange noch mit dieser Erkrankung einer Arbeit nachgegangen werden kann. Solche Rechtsstreits mit der Versicherung können sich auch über mehrere Jahre hinziehen, in welchen auch regelmäßig neu überprüft wird, ob tatsächlich noch eine Berufsunfähigkeit vorliegt oder nicht doch eine Besserung des gesundheitlichen Zustands eingetreten ist.

Schwierigkeiten, sich an die neue Situation zu gewöhnen

Vielen Menschen fällt es zu Beginn der Berufsunfähigkeit aber auch schwer, sich auf die neue Situation einzustellen. Die frühere Arbeit, welche einen den ganzen Tag zeitlich beansprucht hat, ist nun weggefallen.

Nun stellt sich folglich die Frage, wie mit dieser ganzen Zeit umgegangen werden und diese sinnvoll genutzt werden soll. Wenn es in diesem Zusammenhang nicht gelingt, eine geordnete Struktur in den Alltag zu bringen, dann können auch noch Depressionen und soziale Isolation auf einen zukommen. Stattdessen sollte man sich bemühen, aktiv den Alltag anzugehen und neue Herausforderungen oder Hobbys zu suchen, die einen selbst und vielleicht auch dem Umfeld nützen und dieses bereichern.

Auch wenn der Fall einer Berufsunfähigkeit seitens der Versicherung nicht immer klar ist, lohnt es sich, diese abzuschließen...

Nützliche Tipps rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung

Im Falle einer Berufsunfähigkeit ist kaum eine Unterstützung seitens des Staates zu erwarten. Für die gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung sind folgende Voraussetzungen wichtig:

  • es müssen in den letzten fünf Jahren vor Beginn der Erwerbsminderung mindestens drei Jahre mit Pflichtbeiträgen für eine versicherte Tätigkeit vorliegen
  • man muss mindestens fünr Jahre versichert sein

Es dürfte sich demnach lohnen, auch private Vorsorge im Rahmen einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu betreiben. Doch was sollte man rund um Berufsunfähigkeitsversicherungen wissen, um nicht nur den idealen Anbieter auszuwählen, sondern auch später optimal von den angebotenen Leistungen zu profitieren?

Versicherungsvergleich

Vor Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man natürlich zunächst einmal die Anbieter vergleichen. Ein solcher Vergleich ist dabei leicht mit entsprechenden seriösen Internetportalen möglich, welche lediglich mit einer Suchmaschine aufgesucht werden müssen.

Daneben widmen sich auch viele Finanzzeitschriften regelmäßig diesem Thema, so dass man auch in den Printmedien häufig auf diese Thematik stoßen kann. Derartige Tests beurteilen die Versicherer dann beispielsweise hinsichtlich der Beitragszahlungen und Leistungen, welche im Rahmen der Berufsunfähigkeitsversicherung geboten werden. Daraufhin kann man unter den besten Anbietern eine Entscheidung fällen, mit wem ein Vertrag eingegangen werden soll.

Wahl der passenden Vertragsart

Des Weiteren sollte aber auch die genaue Vertragsart beachtet werden, welche bei einem Anbieter abgeschlossen wird. Dabei gilt als Faustregel, dass alleinstehende Männer eher auf eine separate Berufsunfähigkeitsversicherung setzen sollten.

Es wird nämlich insgesamt so in der Regel weniger gezahlt als mit einer Kombiversicherung, bei welcher beispielsweise eine Risikolebensversicherung mit im Vertrag integriert ist. Frauen bietet sich hingegen zumeist eher ein Kombinationstarif an, welcher sich vor allem im Falle einer Familie lohnt.

Beachtung der Nachversicherungsgarantie

Auf was bei der Anbieterwahl auch geachtet werden sollte - hierauf legen jedoch nur wenige Tests Wert - ist die so genannte Nachversicherungsgarantie. Bei dieser handelt es sich um das Recht des Versicherten, auch später noch die möglichen Rentenbeiträge durch Mehreinzahlungen erhöhen zu können, ohne dass es zu einer erneuten Überprüfung des Gesundheitszustands kommt. Wird dies nicht beachtet, dann kann in vielen Fällen keine Erhöhung des Beitragssatzes wirksam gemacht werden, da der Gesundheitszustand seitens des Anbieters nicht als hierfür ausreichend befunden wird.

Sicherstellung wahrheitsgemäßer Angaben

Zuletzt sollte man beim Ausfüllen des Antragsbogens darauf achten, dass alle Angaben sicher der Wahrheit entsprechen. Vielleicht mag die Angabe zweifelhafter Werte nicht sofort auffallen. Sollte es aber im Ernstfall zu einer Überprüfung früherer Angaben kommen und festgestellt werden, dass falsche Angaben gemacht wurden, kann die komplette Versicherungsleistung entfallen.

Weitere Punkte, die beachtet werden sollten

Man sollte zudem auf folgende Punkte achten:

  • eine gute Bewertung durch internationale Ratingagenturen
  • eine akzeptable Beitragshöhe
  • es liegen keine Ausschlüsse von der Leistungspflicht vor, z.B. im Fall einer psychischen Erkrankung oder nach einer Straftat
  • eine rückwirkende Anerkennung der Berufsunfähigkeit und Zahlung auch bei unklarer Prognose in den ersten sechs Monaten
  • ein konkret gehaltener Fragenkatalog
  • Abfrage von Erkrankungen der lediglich letzten fünf Jahre
  • eine lange Laufzeit (bis zum 67. Lebensjahr)
  • eine weltweite Gültigkeit
  • die selben gültigen Kriterien bei einer Nachprüfung wie bei Erstprüfung
  • der Verzicht auf Anzeigepflicht, z.B. bei der Ausübung einer riskanten Sportart oder bei Berufswechsel

  • Katrin Landmann Handbuch der Berufsunfähigkeit: Die aktuellen staatlichen und privaten Regelungen im Vergleich, Europäischer Hochschulverlag, 2009, ISBN 3941482394

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