Unterschiedliche Anwendungsgebiete und Durchführung der Balneotherapie

Als Balneotherapie oder Balneologie bezeichnet man eine Behandlung mit Heilwasser. Diese kommt häufig bei Rheuma oder Gelenkbeschwerden zur Anwendung. Die Balneotherapie umfasst medizinische Bäder, Inhalationen sowie Trinkkuren.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Ziel und Zweck der Balneotherapie, die auch Bädertherapie genannt wird, ist die Behandlung von Krankheiten und Beschwerden mit Hilfe von aus Heilquellen stammendem Wasser.

Heilwasser

Diese Quellen enthalten gelöste Mineralstoffe wie

  • Kohlensäure,
  • Kohlendioxid,
  • Schwefelwasserstoff sowie
  • radioaktive Stoffe.

Heilwasser wird direkt an seinem unterirdischen Quellort abgefüllt. In 1 Liter Wasser muss mindestens 1 Gramm gelöste Mineralstoffe oder Spurenelemente enthalten sein, damit es als Heilwasser gilt. Heilwasser hat somit vor allem einen höheren Mineralgehalt, im Gegensatz zu anderem Wasser. In Deutschland ist Heilwasser als Arzneimittel eingestuft. Es wird ihm nachgesagt Stoffwechsel und Organe anzuregen.

Anwendungen

Eine Balneotherapie umfasst sowohl

  • Seniorin liegt entspannt in einer Stahlwanne und nimmt ein Moorbad

    © Kzenon - www.fotolia.de

  • Junge Frau in Schaumbad mit Rosenblättern

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  • Ältere, blonde Frau mit Kopfschmerzen trinkt aus einem Wasserglas

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  • Schüssel mit Schwarztorf für ein Moorbad

    © Heike Rau - www.fotolia.de

In der Regel erfolgt eine Balneotherapie als Kur in einem Kurort. Als besonders geeignet gelten dabei Kurorte mit Meeresklima, die neben der Balneotherapie auch die Thalasso-Therapie, eine spezielle Form der Bädertherapie, anbieten.

In den meisten Fällen werden medizinische Bäder ärztlich verordnet. Während das Heilwasser durch chemische und physikalische Zuflüsse von Zusätzen aus dem Heilmittelbereich seine Wirkung erzielt, findet durch die Bäder im Wasser eine Entlastung von Gelenken und Muskeln statt. Zudem hat das warme Wasser auch einen schmerzlindernden Effekt.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommt eine Balneotherapie bei:

Durchführung der Balneotherapie

Zu den wichtigsten Anwendungen der Balneotherapie zählen die unterschiedlichen medizinischen Bäder. Welche Bädertherapie zum Einsatz kommt, hängt von der Art der Krankheit und den Beschwerden des Patienten ab. Dazu gehören:

Moorbad

Als Moorbad bezeichnet man ein Teil- oder Vollbad mit Badetorf. Im Gegensatz zu Wasser gibt Torf die Wärme nur sehr langsam ab. Dadurch lassen sich Überwärmungsbäder gut durchführen.

Ein Überwärmungsbad im Badetorf
Ein Überwärmungsbad im Badetorf

Kohlensäurebad

Ein Kohlensäurebad wird in Wasser, das Kohlendioxid enthält, genommen. Dadurch wird der Kreislauf angeregt und die Durchblutung gefördert. Außerdem kann durch ein lauwarmes Kohlensäurebad das Herz entlastet und der Blutdruck gesenkt werden.

Bewegungsbad

Bei einem Bewegungsbad werden die Muskeln trainiert und der Kreislauf angeregt. Dabei nutzt man den Auftrieb des Wassers. Zur Anwendung kommen Bewegungsbäder bei:

Der Auftrieb des Wassers als nützlicher Helfer beim Bewegungsbad
Der Auftrieb des Wassers als nützlicher Helfer beim Bewegungsbad

Solebad

Zur Anwendung kommen Solebäder zur Behandlung von:

Das Wasser enthält dabei bis zu sechs Prozent an Salzen.

Sauerstoffbad

Dabei wird während des Bades Sauerstoff zugeführt. Durch dieses warme Sprudelbad kommt es zur Anregung der Durchblutung.

Das Sauerstoffbad regt die Durchblutung an
Das Sauerstoffbad regt die Durchblutung an

Jodbad

Als Jodbad bezeichnet man ein Bad in Wasser, das Jodide enthält, welche über die Haut resorbiert werden. Zur Anwendung kommen Jodbäder bei:

Schwefelbad

In diesem Fall enthält das Bad Schwefelwasserstoff. Die Wirkung des Schwefelbades ist antibakteriell und durchblutungsfördernd. Angewandt wird es bei:

Stangerbad

Das Strangerbad mit geringfügigem Strom
Das Strangerbad mit geringfügigem Strom

Bei einem Stangerbad kommt geringfügiger Strom zur Anwendung. Dieser kann als leichtes Kribbeln wahrgenommen werden. Diese Methode kommt bei Rheuma und Neuralgien zum Einsatz.

Kleie- und Malzbad

Ein Kleie- und Malzbad wird zur Linderung von Hautkrankheiten, die Juckreiz verursachen, vorgenommen.

Fichtennadelbad

Hier kommen aromatische Öle aus Fichtennadeln zur Anwendung. Auf diese Weise werden Schlafprobleme und nervöse Störungen behandelt.

Inhalationsbad

Ein Inhalationsbad dient zur Behandlung von Atemwegserkrankungen. Dabei werden dem Wasser ätherische Öle beigemischt.

Das Dampfbad mit ätherischen Ölen
Das Dampfbad mit ätherischen Ölen

Trinkkuren

Neben den Bädern werden auch Trinkkuren zur Balneotheraphie gezählt. Die Trinkkur dauert in der Regel 4-6 Wochen und kann 2-3 mal pro Jahr durchgeführt werden. Während der Kur werden 1,5 bis 2,25 Liter Heilwasser zur normalen Trinkmenge aufgenommen. Anwendung findet die Trinkkur vor allem bei

Eine Trinkkur dauert 4-6 Wochen
Eine Trinkkur dauert 4-6 Wochen
  • Stoffwechsel-,
  • Verdauungs- und
  • Harnwegserkrankungen,
  • sowie bei Magen-Darm Erkrankungen.

Diese Wirkungen werden Trinkkuren (mit Heilwasser) unter anderem nachgesagt:

  • Angleichung des Körpergleichgewichts
  • Senkung der Entzündungsneigung
  • Anstieg der Körperabwehrleistung
  • Knochen und Zähne speichern Mineralien
  • das Hautbild verbessert sich

Richtige Anwendung der Bäder

Die Bäder erfolgen als

  • Sitzbäder,
  • Teilbäder oder
  • Vollbäder.

Bei Teilbädern werden z.B. nur die Hände oder Füße in das Wasser getaucht. Zu den drei genannten Bäderformen kommt noch das Dampfbad hinzu. Zusätzlich zu den Bäderformen unterscheidet man zwischen fünf Temperaturstufen:

  1. kalt,
  2. halbkalt,
  3. lauwarm,
  4. warm,
  5. heiß.

Bei den heißen Bädern werden 40 Grad Celsius nicht überschritten.

Sie können täglich oder zwei bis dreimal in der Woche vorgenommen werden. Die Dauer beträgt meistens ca. zwanzig Minuten.

Eine Balneotherapie sollte 3-4 Wochen dauern und wird häufig mit einer Bewegungstherapie ergänzt. In den meisten Fällen wird die Therapie während eines Kuraufenthalts vollzogen, kann heutzutage aber auch ambulant erfolgen. Neben den positiven Wirkungen der unterschiedlichen Mineralien und Spurenelementen, wirkt sich der Auftrieb des Wassers entlastend auf die Muskeln und Knochen.

Die Thalasso-Therapie ist eine spezielle Form der Balneotherapie. Thalasso kommt von griechisch thalassa = Meer. Bei dieser Behandlungsform wird mit

  • Meerwasser,
  • Meeresluft,
  • Sonne,
  • Algen,
  • Schlamm und
  • Sand

gearbeitet.

Zusätzlich hilfreich ist eine Umstellung der Ernährung.

  • Otto Gillert und Walther Rulffs Hydrotherapie und Balneotherapie, Pflaum Verlag, 1992, ISBN 3790505862

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