Gefäßverschlüsse am Auge - Symptome, Formen und Krankheitsbilder

Gefäßverschlüsse können auch am Auge auftreten. Man unterscheidet zwischen unterschiedlichen Formen. Gefäßverschlüsse am Auge können eine zentrale Arterie, eine Vene oder ein Arterienast bzw. Venenast betreffen. Je nach Stelle kann es zu dauerhaften Sehstörungen kommen. Je nach Form werden Medikamente verabreicht; außerdem zählen Lysetherapie, Infusionstherapie und Lasertherapie zu den möglichen Behandlungsmaßnahmen. Lesen Sie alles Wissenswerte über Gefäßverschlüsse am Auge.

Von Jens Hirseland

Kommt es zu einem Gefäßverschluss an der Netzhaut (Retina) des Auges, hat dies mehr oder weniger starke Sehbeeinträchtigungen zur Folge. Von einem Gefäßverschluss betroffen sein können eine zentrale Arterie (Retinaler Arterienverschluss) bzw. Vene oder ein Arterienast bzw. Venenast.

Handelt es sich um einen Verschluss an einem Venenast, ist meist eine gewisse Besserung zu erwarten. Bei einem Arterienverschluss besteht jedoch die Gefahr von dauerhaften Sehstörungen.

Ursachen für Gefäßverschlüsse am Auge

In den meisten Fällen wird ein Gefäßverschluss am Auge von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verursacht. So führen Ablagerungen innerhalb der betroffenen Arterie dazu, dass diese sich zunehmend verengt.

Doch auch Ablagerungen aus anderen Körperregionen wie den Herzklappen oder der Halsschlagader können sich lösen und im Augengefäß ansammeln. Im Falle eines Venenverschlusses zieht zumeist eine Arterie über die betroffene Vene. Führt eine Arteriosklerose zur Verhärtung der Schlagader, hat dies zur Folge, dass sie auf die Vene drückt und sich ein Blutpfropf bildet.

Risikofaktoren

Es gibt bestimmte Risikofaktoren für die Entstehung eines Gefäßverschlusses am Auge. Dazu gehören vor allem

Symptome

Gefäßverschlüsse am Auge zeigen sich zumeist in Form eines Venenverschlusses. So treten Venenverschlüsse häufiger auf als Arterienverschlüsse.

Die Symptome bei einem Gefäßverschluss hängen davon ab, ob eine Zentralvene oder Zentralarterie oder ein Arterien- bzw. Venenastverschluss betroffen ist. Während bei Astverschlüssen der Sichtbereich nur teilweise beeinträchtigt wird, ist bei zentralen Gefäßverschlüssen beinahe die gesamte Netzhaut betroffen.

Komplikationen

Je nach Form kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen, die sich unwiderbringlich negativ auf die Sehschärfe auswirken können. Dazu zählen

Formen

Augenärzte unterscheiden bei Gefäßverschlüssen am Auge zwischen unterschiedlichen Formen. Dies sind

  • der Zentralvenenverschluss (ZVV)
  • der Venenastverschluss (VAV)
  • der Zentralarterienverschluss (ZAV) sowie
  • der Arterienastverschluss (AAV).

Eine spezielle Form stellt die anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) dar. Dabei verschließt sich das Gefäß am Austritt des Sehnervs im Inneren des Auges.

Zentralvenenverschluss

In der Augenheilkunde bezeichnet man einen Zentralvenenverschluss (ZVV) auch als Zentralvenenthrombose (ZVT). Gemeint ist damit die Verengung einer Vene. Durch die Vene fließt beinahe sämtliches Blut der Netzhaut ab.

Kommt es zum Verschluss einer zentralen Vene, hat dies den Anstau von Blut am Augenhintergrund zur Folge, was wiederum zu Blutungen an der Netzhaut und Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe führt. Dadurch nimmt das Sehvermögen am betroffenen Auge rasch ab, was schmerzlos verläuft.

Folgen

Durch einen Zentralvenenverschluss besteht die Gefahr, dass die Netzhaut unter Sauerstoffmangel leidet und sich neue Blutgefäße bilden, was man als Neovaskularisation bezeichnet. Auch die Regenbogenhaut (Rubeosis iridis) kann dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden.

Infolgedessen drohen weitere Schäden am Auge wie eine starke Erhöhung des Augendrucks. Augenärzte sprechen dann von einem Neovaskularisations-Glaukom.

Venenastverschluss

Liegt eine Verlegung der kleineren Netzhautvene vor, ist vom einem Venenastverschluss (VAV) oder einer Venenastthrombose (VAT) die Rede. Die Folgeerscheinungen sind ähnlich wie beim Zentralvenenverschluss. Allerdings treten sie nur in einem bestimmten Netzhautbereich auf.

An dieser Stelle kommt es zu Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen.

Ebenso sind Sauerstoffmangel und die Neubildung von Blutgefäßen möglich. Bemerkbar macht sich ein Venenastverschluss oftmals durch einen dunklen Fleck, der innerhalb des Gesichtsfelds entsteht. Die Sehschärfe leidet jedoch nur dann unter dem Gefäßverschluss, wenn auch der Sehnervenkopf (Papille) oder die Makula im Zentrum der Netzhaut in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zentralarterienverschluss

Von einem Zentralarterienverschluss (ZAV) spricht man, wenn es zu einem Verschluss der Zentralarterie (Arteria centralis retinae) kommt. Dabei handelt es sich um einen Ast der Arteria ophthalmica, die für die Versorgung der Netzhaut mit Blut und Sauerstoff zuständig ist.

Ursachen

Als Ursachen für einen Zentralarterienverschluss kommen atherosklerotische Veränderungen der Halsschlagader (Karotis) oder angeschwemmte Thromben aus dem Herzen infrage, die eine Embolie hervorrufen. Da die Zentralarterie für die Versorgung der Netzhaut und das Sehen unverzichtbar ist, hat ihr Verschluss eine verminderte Durchblutung und Sauerstoffversorgung zur Folge.

Symptome

Bemerkbar macht sich ein Zentralarterienverschluss durch eine plötzlich einsetzende Erblindung, die fast vollständig ist. Außerdem lagert sich Wasser im Gewebe ein.

Zu Schmerzen kommt es dabei nicht. Im weiteren Verlauf wird auch der Sehnerv geschädigt. In den meisten Fällen ist die Blindheit nach einem Zentralarterienverschluss von Dauer.

Arterienastverschluss

Bei einem Arterienastverschluss (AAV) verschließt sich ein Arterienast der Netzhaut. Handelt es sich lediglich um eine kleinere Abzweigung der Arterie, treten die Folgeerscheinungen wie Einlagerung von Flüssigkeit und Mangel an Sauerstoff nur in dem Bereich auf, den die geschädigte Arterie versorgt.

Das heißt, dass Symptome wie Gesichtsfeldausfall und Sehverschlechterung auf die betroffene Stelle beschränkt sind. Im Gegensatz zum Zentralarterienverschluss erblindet beim Arterienastverschluss nicht das gesamte Auge.

Spezialform: die anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION)

In der Augenheilkunde bezeichnet man eine anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) auch als

  • Augeninfarkt
  • Optikomalazie oder
  • Apoplexia papillae.

Gemeint ist damit eine akute Durchblutungsstörung des Sehnervenkopfes, die durch Verlegungen oder Verschlüsse von Blutgefäßen hervorgerufen wird, die den Sehnerv versorgen.

Da der Sehnervenkopf durch den Gefäßverschluss nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff erhält, führt dies zum Absterben von funktionellem Nervengewebe. Aufgrund ihrer schwerwiegenden Folgen zählt die anteriore ischämische Optikusneuropathie zu den augenmedizinischen Notfällen.

Ursachen

In den meisten Fällen wird eine anteriore ischämische Optikusneuropathie von einer Embolie ausgelöst. Diese ist wiederum die Folge einer starken Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) oder von Vorhofflimmern. Dabei gelangt ein Blutgerinnsel durch die Blutgefäße zum Zinn-Haller-Gefäßkranz und verstopft die versorgende Augenarterie.

Aber auch eine Arterienverkalkung, die bereits stark fortgeschritten ist, kann der Auslöser für eine anteriore ischämische Optikusneuropathie sein. Besonders betroffen davon sind Diabetiker. Als weitere mögliche Ursachen kommen Entzündungen wie eine generalisierte Vaskulitis oder eine Arteriitis temporalis in Betracht.

Symptome

Ein typisches Symptom der anterioren ischämischen Optikusneuropathie ist ein plötzlich einsetzender deutlicher Sehverlust auf einem Auge. Im schlimmsten Fall tritt sogar ein völliger und dauerhafter Sehverlust auf dem betroffenen Auge ein. Bei den meisten Patienten sind die Seheinschränkungen irreversibel.

Diagnose

Zu Beginn der Untersuchung wird der Patient vom Augenarzt nach möglichen Augenkrankheiten und Allgemeinerkrankungen befragt. Nächster Schritt ist die Durchführung eines Sehtests, um das Ausmaß des Sehverlustes zu ermitteln.

Darüber hinaus erfolgt eine Gesichtsfelduntersuchung. Zur Betrachtung des Augenhintergrundes erhält der Patient spezielle pupillenerweiternde Augentropfen.

Normalerweise lässt sich ein Gefäßverschluss des Auges schon wegen seines typischen Anblicks diagnostizieren. Ist jedoch eine genauere Untersuchung nötig, nimmt der Augenarzt eine Fluoreszenzangiographie (FAG) vor, bei der eine Farbstoffaufnahme des Augenhintergrundes erfolgt.

Zu diesem Zweck injiziert man dem Patienten ein Kontrastmittel in eine Vene. Danach werden mithilfe einer Spezialkamera Aufnahmen von der Netzhaut angefertigt. Des Weiteren nimmt man eine Messung des Augendrucks vor.

Untersuchung des Allgemeinzustands

Besteht Verdacht auf einen Gefäßverschluss des Auges, ist es wichtig, auch den Allgemeinzustand des Patienten zu untersuchen, um den Ursachen für die Erkrankung auf den Grund zu gehen. So werden unter anderem

vorgenommen. Von Bedeutung ist auch der Ausschluss der Horton-Krankheit, da diese mit einem hohen Risiko für Gefäßverschlüsse einher geht. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass auch das andere Auge schwer geschädigt wird. Zur genaueren Untersuchung erfolgt eine Gewebeentnahme aus der Arteria temporalis, der Schläfenarterie, die dann in einem Labor untersucht wird.

Behandlungsmöglichkeiten

Um einen Gefäßverschluss des Auges zu behandeln, wird der Patient in den meisten Fällen in eine Klinik eingeliefert. Bei einem akuten Gefäßverschluss dient die Behandlung zur Schadensbegrenzung.

So verabreicht man dem Patienten Medikamente, die dazu dienen, den Augendruck zu senken. Hilfreich kann eine Augenmassage sein, die die Verstopfung innerhalb des Blutgefäßes lösen soll. Mitunter muss auch ein Einschnitt am Auge vorgenommen werden.

Lysetherapie

Eine weitere Behandlungsoption ist die Lysetherapie. Dabei werden spezielle Medikamente verabreicht, die die Verstopfung des Blutgefäßes auflösen sollen.

Zu diesem Zweck wird der Patient auf eine Intensivstation der Inneren Medizin verlegt. Allerdings muss die Lysetherapie innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Gefäßverschluss erfolgen.

Infusionstherapie

Bei sämtlichen Formen des Gefäßverschlusses führt man ca. sieben Tage lang eine Infusionstherapie durch. Gilt das Blut als zu dick, ist auch ein Aderlass möglich. Leidet der Patient unter der Horton-Krankheit, erhält er Kortison in hohen Dosen.

Lasertherapie

Kommt es nach einem Venenverschluss zur Einlagerung von Flüssigkeit oder zur Neubildung von Blutgefäßen, besteht die Option, eine Laserkoagulation der Netzhaut durchzuführen, bei der bestimmte Bereiche gezielt verödet werden. Auf diese Weise lassen sich weitere Schäden vermeiden. Mitunter ist sogar eine Verbesserung der Sehschärfe möglich.

Behandlung einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie

Liegt eine anteriore ischämische Optikusneuropathie vor, verabreicht man dem Patienten durchblutungsfördernde Arzneimittel wie Kalziumantagonisten. Weitere Therapiemöglichkeiten sind

Darüber hinaus ist es wichtig, die Grunderkrankung entsprechend zu behandeln.

Prognose

Die Prognose bei einem Gefäßverschluss des Auges hängt von der jeweiligen Form des Verschlusses ab. Handelt es sich um einen Zentralvenenverschluss oder Venenastverschluss, verschlechtert sich in der Regel zwar die Sehschärfe, zu einer Erblindung kommt es jedoch nicht.

In manchen Fällen verbessert sich die Sehkraft sogar wieder. Allerdings besteht das Risiko von Komplikationen wie einer Gefäßneubildung, was die Aussichten verschlechtert. Aus diesem Grund müssen regelmäßige Kontrollen durch einen Augenarzt erfolgen.

Als negativ gilt die Prognose bei einem Zentralarterienverschluss. So sind die Schädigungen der Sehkraft in den meisten Fällen bleibend. Bei einem Arterienastverschluss hängt die Prognose davon ab, ob eine Beeinträchtigung des zentralen Sehens besteht.

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