Bildhaftes Denken erleichtert Kindern das Erinnern und Lernen - Die schönsten Denkspiele für Kinder

Kinder lernen spielend und Denkspiele fördern optimal die Entwicklung. Kognitive Fähigkeiten werden geschult und der Spieldrang wird unterstützt.

Von Claudia Rappold

Das Gehirn von Kindern - ein hochkomplexes neuronales Netzwerk

Kinder sind erstaunlich. Schon mit zwei Jahren ist die Anzahl ihrer Synapsen im Gehirn ebenso groß wie bei Erwachsenen. Mit drei Jahren verfügen ihre Nervenzellen sogar über doppelt so viele Verbindungen - eine Ursache für die enormen Fortschritte beim Lernen.

Die Leistungsfähigkeit zeigt sich auch beim Spielen. Im beliebten Denkspiel Memory kann der Nachwuchs seine Eltern meist spielend schlagen.

Komplexe neuronale Netze

Das Gehirn von Kindern muss sich erst entwickeln? Weit gefehlt. Zwar belegen aktuelle Forschungen, dass der menschliche Denkapparat noch bis ins hohe Alter flexibel und anpassungsfähig bleiben kann; aber schon im Alter von sechs Jahren verfügen wir über hochkomplexe neuronale Netze.

Wie eine amerikanische Studie nachweist, ist das Gehirn schon mit elf Jahren voll leistungsfähig. Beim Memory-Spiel sind Kinder den Erwachsenen spätestens in diesem Alter mindestens ebenbürtig.

In umfassenden Tests verglichen die Forscher insgesamt 400 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren. Neben Intelligenztests prüften die Wissenschaftler die sprachlichen Fähigkeiten und das Verhalten ihrer jungen Teilnehmer. Was sich im Gehirn der Kinder tat, untersuchten sie regelmäßig per Magnetresonanztomographie (MRT).

Das Ergebnis: In den ersten zehn Lebensjahren entwickeln sich die geistigen Fähigkeiten von Kindern rasant. In keiner Lebensphase sind wir so anpassungs- und lernfähig. Mit dem Übergang in die Pubertät werden die weniger genutzten Synapsen abgebaut; die häufig genutzten Verbindungsstellen verfestigen sich dagegen.

Bilder und Erinnern

Noch ein weiterer Faktor macht Kinder im Memory-Spiel so stark: sie denken stärker in Bildern. Statt sich die Position von Karten in einem logischen System zu merken, rufen Kinder einfach eine bildliche Vorstellung ab.

Paradox: diese Fähigkeit beherrschen vor allem Jüngere. In der Schule wird das bildhafte Denken dagegen allmählich verdrängt und von einer logisch-abstrakten Denkweise abgelöst.

Während kleinere Kinder beim Memory vornehmlich die rechte Hirnhälfte nutzen, die für kreative und bildhafte Prozesse zuständig ist, zeigen die Älteren im MRT stärkere Aktivität in der linken Hirnhälfte. Diese "denkt" eher in logischen Kategorien wie Reihenfolgen und erinnert die Position von Memory-Karten anhand ihrer Koordinaten auf dem Spielfeld.

Gemeinsames Spielen als bindende Erfahrung

Kinder haben Lust am Ausprobieren und wenn man sie unterstützt, kann auch ein Aufgeben eine wichtige Erfahrung sein, um den Versuch zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen. Das Spiel mit dem Erwachsenen

  • schafft Vertrauen
  • gibt das Gefühl, Zuwendung zu bekommen und
  • hat damit auch einen sozialen Aspekt.

Empfehlenswerte Denkspiele für Kinder

Kinder wollen lernen und sie wollen gefördert und gefordert werden; dabei können sie oft schon mehr, als man ihnen manchmal zutraut. Aber es sollte immer auf spielerische und liebevolle Weise geschehen, sonst fühlt sich das Kind schnell überfordert und verliert die Lust am Tun. Denkspiele beeinflussen die kindliche Entwicklung:

  • Sie fördern die kognitiven Fähigkeiten - es geht um erkennen, merken und wieder erkennen.

  • Der Sprachschatz wird erweitert.

  • Das Selbstbewusstsein wird gestärkt.

Die Kombination zwischen Spielen und Lernen wirkt sich günstig auf die Kindesentwicklung aus. Denkspiele sollten die Sinne des Kindes ansprechen; eine farbefrohe Gestaltung soll nicht überfordern, aber motivieren.

Gute Denkspiele:

  • Fingerspiele
  • Holzspiele
  • Brettspiele
  • Angelspiele
  • Kombinationsspiele
  • Kartenspiele

Fingerspiele

Fingerspiele gehören für die Allerkleinsten zu den ersten und beliebten Spielen. Sie mögen die Reime und die Wiederholung, denn das schafft Vertrauen.

Brettspiele und konkurrenzlose Spiele

Bei bestimmten Brettspielen wird auf Zahlenwürfel verzichtet. Es gibt Farbwürfel, so dass auch schon die Kleinen freudig mittun können.

Die so genannten konkurrenzlosen Spiele sind umstritten, hier geht es nicht um das Gewinnen, sondern um die Freude am Spiel. Gegner meinen allerdings, dass es auch für Kinder wichtig wäre, Konkurrenzverhalten zu erfahren und zu lernen, damit umzugehen.

Logikspiele aus Holz fördern das logische Denken
Logikspiele aus Holz fördern das logische Denken

Angelspiele

Angelspiele schulen hauptsächlich die Geschicklichkeit. Einfache, zumeist aus Holz gefertigte Puzzles werden in ein vorgesehenes Brett gelegt; die Puzzleteile haben praktische Griffe. Da haben die Kleinen ihre ersten Erfolgserlebnisse und fördern ihre Fähigkeiten. Erkenntnis und Schlussfolgerung wird geschult und das Kind hat auch eine selbständige Lernkontrolle.

Kombinationsspiele

Es gibt Spiele, die das Zuordnen und Kombinieren fördern, etwa gleiche Gegenstände aus einer Gruppe, die wie bei einem Puzzle zusammenpassen; auch hier gibt es die eigenständige Lernkontrolle.

Merk- und Logik-Spiele

Gute Denkspiele können auch das Unterscheidungsvermögen schulen. Verschieden Materialien und Farben regen die Phantasie des Kindes an. Spiele, die eine Kombinations- und Sortierübung bieten, schulen die Logik und die Motorik.

Für "Ich seh etwas, was Du nicht siehst" braucht man keine Spielutensilien. Hier schult das Kind die Merkfähigkeit und wird nicht müde, Sachen zu entdecken.

Beispiele bekannter Denkspiele

Möglichst sollen alle Sinne angesprochen werden, aber ohne eine Reizüberflutung auszuüben. Wahrnehmung, Konzentration und das Vergleichen werden bei Konzentrationsspielen gefördert. Hier müssen Kärtchen verglichen und zugeordnet werden.

Mikado und bekannte Brettspiele

Bei "Mikado" wird hauptsächlich die Feinmotorik geschult; aber es will auch wohl überlegt sein, welchen Stab man zieht - da sind die Kleinen mit Feuereifer dabei.

Brettspiele, die einen Farbwürfel haben und auf Zahlen noch verzichten, können auch von den Kleinsten schon gespielt werden; auch ohne Zahlen lernen sie dann beim Rücken schon erstaunlich schnell, in den unteren Zahlen zu zählen.

Altbekannte Spiele wie "Mensch ärgere dich nicht" oder Brettspiele wie "Dame" und "Mühle" können oft schon erstaunlich früh gelernt werden und die Kinder können meist mehr, als man ihnen zutraut. Bei "Mensch ärgere dich nicht" werden

geschult.

"Schach" ist zwar nach wie vor sehr anspruchsvoll, aber trotzdem können Kinder behutsam und mit viel Geduld, also ganz sachte, an das Spiel herangeführt werden. Hier wird die Konzentration und auch die Ausdauer geschult. Später kann es vielleicht sogar Spaß machen in einen Schachclub oder Schachverein zu gehen.

Farb-Soduko und Schloss Silberstein

Beim "Farb-Soduko" verzichtet man auf Zahlen und die Kinder müssen Farben zuordnen. Bei Sprachspielen wie "Schloss Silberstein" werden

  • Sprachentwicklung
  • Artikulation und
  • Kreativität

angeregt. Hier muss man Silbenrätsel der Wächter lösen und Zauberwörter klar aussprechen.

Häuptling Wackelnix, die freche Sprechhexe und Zahlenzauber

Bei "Häuptling Wackelnix" werden neben dem Denken und der Spielfreude auch

  • Körpergefühl
  • Gleichgewicht und
  • Motorik

geschult. Bei der "frechen Sprechhexe" werden neben dem Spielspass

  • Sprachgefühl
  • genaues Zuhören und Hören
  • Sprechen und
  • die Wahrnehmung

gefördert. Beim "Zahlenzauber" findet eine Schatzsuche mit den Zahlen von eins bis zehn statt. Dabei werden die Kinder mit Zahlen und Mengen sowie dem ersten Zählen vertraut gemacht; zudem wird die Wahrnehmung geschult.

Rund um den Kalender und Würfelzwerge

Eine Reise durch die Monate und Jahreszeiten erleben die Kinder mit dem Spiel "Rund um den Kalender". Da werden spielerisch und spannend das Wissen über den Jahreskreis sowie die Reaktionsfähigkeit geschult. "Würfelzwerge" kann schon mit drei Jahren gespielt werden; es wird mit Farbwürfeln gewürfelt und Zwergenkärtchen müssen gefunden und zugeordnet werden.

Erste Kartenspiele und Colorama

"Kinder Mau-Mau" und "Schwarzer Peter-Schaf" können auch schon ab drei Jahren gespielt werden. "Mein erstes Quartett" gehört ebenfalls zu den ersten Kartenspielen, auch "Bauernhof Quartett" und "Schwarzer Peter- Kaminkehrer" können bereits im dritten Lebensjahr mit viel Freude gespielt werden. Bei "Colorama" lernt man Farben und geometrische Formen kennen.

Stadt, Land, Fluss und Buchstabenkette

Bekannt und beliebt ist der Klassiker "Stadt, Land, Fluss". Hierfür benötigt man lediglich einen Stift sowie ein Blatt Papier. Nun erstellt man eine bestimmte Anzahl von Spalten, wie etwa sieben. Jede davon steht für eine bestimmte Rubrik; neben den drei besagten kommen beispielsweise auch

  • Name
  • Tier
  • Beruf und
  • Pflanze

in Frage. Ein Mitspieler geht im Kopf das Alphabet durch, bis ein anderes Kind "Stopp" sagt. Zu dem Buchstaben, bei dem der Spieler stehen geblieben ist, werden nun die einzelnen Spalten gefüllt; wer als Erster fertig ist, sagt ebenso "Stopp" - jetzt werden Punkte verteilt; für Doppelnennungen gibt es nur einen, für einzigartige Begriffe drei Punkte.

Kinder spielen gerne Stadt, Land, Fluß - Das Spiel ist auch für die Erwachsenen interessant
Kinder spielen gerne Stadt, Land, Fluß - Das Spiel ist auch für die Erwachsenen interessant

Ebenso beliebt ist das Bilden einer Buchstabenkette. Für dieses Wortspiel braucht man keinerlei Utensilien.

Ein Kind nennt ein beliebtes Wort, beispielsweise "Tisch". Nun muss ein Mitspieler ein Wort nennen, welches mit dem Endbuchstaben, in dem Fall also "H", anfängt, usw.

Mehrfachnennungen sind nicht erlaubt. Wer den Schwierigkeitsgrad erhöhen will, begrenzt die Zeit, die man zum Überlegen eines Wortes hat, oder gibt bestimmte Themenbereiche vor, zu denen die Begriffe passen müssen, wie etwa Möbel oder Tierwelt.