Intelligenzsteigerung - nur Illusion oder wirklich möglich?

Personen mit nachgewiesen hoher Intelligenz haben in vielen Alltagssituationen Vorteile. Vor allem in schulischen und beruflichen Angelegenheiten verbuchen sie oft mehr Erfolge. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar und nicht überraschend, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, ihre Intelligenz zu steigern. Da die Intelligenz von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig ist, kann man durchaus etwas für einen höheren IQ bzw. tun - allerdings nur bedingt. Ratsam ist es allemal, sich um seine mentale Fitness zu kümmern, besonders im Alter. Lesen Sie, inwieweit es möglich ist, Intelligenz zu steigern, und was man für seine mentale Fitness tun sollte.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Die Hoffnung auf eine Intelligenzsteigerung ist zwar nicht unbegründet, allerdings sollten die Erfolgsaussichten nicht überbewertet werden. Berücksichtigt man die Faktoren, die die Entwicklung von Intelligenz beeinflussen, kann eine Steigerung nur bedingt erfolgen.

Intelligenz von mehreren Faktoren abhängig

Wie viel Intelligenz ein Mensch besitzt, ist zum einen von seinen Genen abhängig. Kinder von Eltern mit hoher Intelligenz haben oft zumindest die Veranlagung, einen ähnlich hohen IQ zu erreichen.

Allein die Veranlagung reicht aber dennoch nicht: Vielmehr nehmen auch die Erziehung und die Förderung in der Kindheit einen großen Stellenwert ein. Wer eine individuelle Förderung genießen und sich entsprechend seinen Interessen und Begabungen frei entwickeln kann, hat gute Chancen auf die Ausbildung einer hohen Intelligenz.

Zuletzt - und das ist bei der Frage nach einer möglichen Intelligenzsteigerung der wesentliche Faktor - spielt auch das Training eine große Rolle. Während Vererbung und Erziehung nicht direkt beeinflusst werden können, ist es wohl möglich, sein Gedächtnis und seine Logik gezielt zu trainieren.

Lesen Sie hier mehr über Intelligenz und Faktoren, die sie beeinflussen können.

Zweifel einer mangelnden Intelligenz überwinden

Viele Menschen - besonders die, die über einen hohen IQ verfügen, sind anfällig dafür, an eben diese Intelligenz zu glauben. Stattdessen konzentrieren sie sich auf das, was sie nicht wissen und fangen an, an sich zu zweifeln.

Möglicher Grund ist die Tatsache, dass Betroffenen aufgrund ihrer hohen Intelligenz vieles im Leben besonders leicht fällt, sodass es für sie den Anschein hat, sie würden sich nicht genug anstrengen - weil dieses Gefühl fehlt. Dass man tatsächlich Leistungen bringt, wird nicht realisiert und dies kann irgendwann das Selbstbewusstsein stark belasten.

Um solche Selbstzweifel abzuschütteln, kommt es auf die richtige Einstellung an. Es gilt, seine Intelligenz und die dadurch erbrachten Leistungen zu erkennen.

Dabei hilft es beispielsweise, auf die Einschätzung seiner Mitmenschen zu vertrauen. Halten diese einen für intelligent, sollte man sich auf diese Aussage verlassen. Auch die Konzentration auf die persönlichen Stärken hilft, Zweifel abzubauen. Wer immer nur die Schwächen sieht, erreicht das genaue Gegenteil.

Wer größere Aufgaben, die zum Beispiel mit mehr Verantwortung einhergehen, ablehnt, weil er Angst hat, er könne sie nicht bewältigen, sollte damit beginnen, sich zu trauen. Es ist wichtig, Herausforderungen anzunehmen und sich selbst zu beweisen, dass man auch Großes bewältigen kann.

Die eigene Intelligenz erkennen

In vielen Fällen ist es so, dass der Mensch deutlich schlauer ist, als er annimmt. Um dies zu erkennen, hilft in der Regel ein etwas genauerer Blick auf sich selbst. folgende Anzeichen können dabei helfen:

  • man verfügt über eine leidenschaftliche Neugier: man versucht zu verstehen und auch das zu sehen, was andere nicht sehen
  • man stellt mehr Fragen, als dass man Antworten gibt: wer Fragen hat, informiert sich, um diese zu beantworten
  • man vertraut anderen Menschen: wer seinen Mitmenschen häufiger vertraut, kann deren Charakter oftmals besser einschätzen - hierbei kommt es aber natürlich auch darauf an, nicht gleich jedem zu vertrauen; auch dies zeugt von Intelligenz
  • man ist das älteste Kind - in Studien wurde herausgefunden, dass ältere Geschwister einen geringfügig höheren IQ haben
  • man ist ab und zu einfach faul: wer nichts tut, beschäftigt sich zwangsläufig mehr mit seinen Gedanken
  • man ist chaotisch: Unordnung und Chaos können die Hirnzellen aktiv halten
  • man horcht häufiger in sich hinein: wer seine eigenen Gedanken kennt, steigert die kognitiven Fähigkeiten und lernt, auf verschiedene Situationen angemessen zu reagieren
  • man lernt aus seinen Fehlern - und macht es beim nächsten Mal besser
  • man hat Humor: wer lustig ist, kann gewisse Situationen schneller einschätzen und besitzt zudem gute sprachliche Fähigkeiten
Sowohl Genetik als auch das Umfeld in der Kindheit spielen bei der Intelligenz eine entscheidende Rolle
Sowohl Genetik als auch das Umfeld in der Kindheit spielen bei der Intelligenz eine entscheidende Rolle

Doch egal, wie intelligent ein Mensch ist - etwas für seine Intelligenz zu tun, ist immer nützlich - sofern dies überhaupt geht...

Eine Steigerung der Intelligenz bedingt möglich

Zumindest zu einem gewissen Teil ist eine Intelligenzsteigerung also möglich. Jeder einzelne kann mit

  • entsprechenden Übungen
  • etwas Zeitaufwand, aber auch
  • dem richtigen Lebensstil

seine Konzentration, sein Erinnerungsvermögen und seine Fähigkeiten im logischen Denken steigern. Zum Gehirntraining eignen sich Rätsel und Denkaufgaben aller Art. Diese fordern die Kreativität, das Kombinationsgeschick und die Problemlösefähigkeit.

Die Leistungen des Gehirns sind aber auch vom individuellen Lebensstil abhängig. Wer seine Sinne im Alltag vielen verschiedenen Reizen aussetzt, ohne sein Gehirn dabei zu überfordern, erhöht mit wenig Aufwand seine kognitive Leistungsfähigkeit.

Ein lebenslanges Lernen in Alltagssituationen, das auf

  • akustischer
  • visueller
  • praktischer oder
  • emotionaler

Ebene abläuft, hält unser Gehirn auf Trab - und kann damit unsere Intelligenz steigern. Letztlich profitiert unser Gehirn aber auch von Dingen, die weniger unsere kognitiven Fähigkeiten fordern. So tragen

dazu bei, dass unser Gehirn bestmöglich arbeiten kann.

Weitere Tipps

Die kristalline Intelligenz lässt sich verbessern, wenn man - auch im Erwachsenenalter - mehr Kompetenzen und wissen erwirbt. Etwas Neues zu lernen, empfiehlt sich somit in jedem Alter.

Dabei kann es sich beispielsweise um eine neue Sprache handeln. Ebenfalls hilfreich:

  • Herz-Kreislauf-Training: die grauen Zellen werden dann gefördert, wenn man etwas für seine Ausdauer tut, beispielsweise durch Laufen oder Schwimmen; mit reinem Muskeltraining bewirkt man in diesem Zusammenhang hingegen nicht viel.
  • Ein Musikinstrument erlernen: durch das Spielen eines Instruments wird ein Großteil der Hirnregionen aktiviert.
  • Lesen: Wer täglich in der Zeitung liest und zwischendurch nach einem Buch greift, verbessert seine Allgemeinbildung sowie die emotionale Intelligenz
  • Gesellschaftsspiele spielen: mit diesen kann die Gehirnleistung gesteigert werden; man trainiert die Anpassungsfähigkeit und steigert den IQ
  • Meditieren: das Hirn kann sich dadurch weiter entwickeln; man fokussiert sich auf bestimmte Bereiche

Besonders im höheren Alter sollte man etwas für seine mentale Fitness tun - dass wirksam ist, zeigen wir im Folgenden...

Clever über 70 - Senioren sind heute mental fitter

Wenn von den kognitiven Fähigkeiten von älteren Menschen die Rede ist, denken die meisten zunächst an Altersdemenz. Zu Unrecht - die heutigen Senioren sind geistig fitter als frühere Jahrgänge und Demenz ist oft schwieriger zu diagnostizieren.

Schwindende Symptome in jüngeren Jahren

Für eine Langzeitstudie sammeln Wissenschaftler der Universität Göteborg seit den 1970er Jahren Daten von älteren Menschen, die

  • ihr Gedächtnis
  • ihre Ausdrucksfähigkeit
  • das räumliche Denken und
  • das logische Denken

betreffen. Die gesammelten Daten werden auch im Zusammenhang mit später auftretenden Demenzerkrankungen untersucht und mit jenen späterer Jahrgänge verglichen.

Bei den bisher untersuchten fünf Jahrgängen fiel auf, dass jene 70-Jährigen, die 1930 geboren waren und im Jahr 2000 untersucht wurden, deutlich bessere Leistungen in den Intelligenztests erzielten als der 1971 untersuchte Jahrgang von 1901/1902.

Während sich bei der Gruppe von 1971 in dem Alter bereits erste Hinweise auf eine später auftretende Demenzerkrankung zeigten, war das im Jahrgang von 2000 nicht mehr der Fall. Jene Senioren, die später an Demenz erkrankten, schnitten in den Tests genau so gut ab wie ihre langfristig gesunden Altersgenossen.

Besonders bessere Ernährung führt zu besseren Ergebnissen

Die Wissenschaftler sehen den Grund für die gestiegenen kognitiven Fähigkeiten im Alter in einer Kombination verschiedener Faktoren. Bei den 1930 Geborenen war die medizinische Versorgung im Säuglings-, Kindes- und Erwachsenenalter bereits deutlich fortgeschrittener. Auch typische Krankheiten im fortgeschrittenen Alter wie Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Beschwerden können inzwischen deutlich besser behandelt werden.

Aber auch das Bildungsniveau ist gestiegen und im Alltag gibt es durch die modernen Massenmedien eine höhere Versorgung an Informationen, zum Beispiel durch das Fernsehen und das Internet. Das Denkvermögen wird für mehr "Datenverarbeitung" beansprucht.

Eine entscheidende Rolle schreiben die Forscher allerdings auch der modernen Ernährung zu. So können Phasen der Mangelernährung im Laufe des Lebens zu Einschränkungen im Denkvermögen führen. Die Rentner von heute sind besser versorgt und es stehen viele Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung.

Andere Studien belegen auch einen engen Zusammenhang zwischen Denk- und Merkfähigkeit und diversen Nahrungsmitteln. So fördern Nüsse durch die enthaltenen Fettsäuren die Konzentrationsfähigkeit, während Vitamin B1 aus

das Gedächtnis stärkt.