Studium oder Ausbildung mit Kind - wie geht das?

Studentinnen und Auszubildende, die ein Kind haben oder schwanger sind, sehen sich vor besondere Herausforderungen gestellt. Trotzdem gibt es auch hier Unterstützung.

Von Claudia Rappold

Möglichkeiten, Kind und Ausbildung unter einen Hut zu bekommen

Frauen, die Ausbildung und Kind vereinen möchten, sind einer Dreifachbelastung ausgesetzt; sie müssen lernen und ihre Ausbildung absolvieren, haben den Haushalt und müssen ihrer Mutterrolle gerecht werden. Dies bedeutet nicht nur eine Herausforderung; die Mütter sind auch besonders gefordert.

Aber zahllose, erfolgreiche Beispiele beweisen, dass Frauen Multitalente sind und auch schwierige Situationen meistern. Diese Frauen zeigen, dass es möglich ist, mit viel Disziplin, Organisationstalent, aber auch mit Flexibilität und Belastbarkeit, Kind und Studium oder Ausbildung erfolgreich unter einen Hut zu bringen.

Doch auch, wenn man es schafft, Kind und Ausbildung miteinander zu vereinen, so sollte man diese Herausforderung niemals unterschätzen. Viel Freizeit erhält man nicht und oftmals wird man feststellen, dass sich aufgestellte Pläne nicht realisieren lassen, weil es spontan zu diversen Problemen, und seien sie auch nur klein, kommt. Wer dieser Belastung also standhalten will, muss

  • Disziplin
  • die Fähigkeit des Multitaskings
  • Durchhaltevermögen und
  • Flexibilität

mitbringen.

Ein Kind braucht viel Zeit und Geld
Ein Kind braucht viel Zeit und Geld - Organisationstalent, Flexibilität und Durchhaltevermögen sind gefragt

Doch nicht nur die Zeit, auch das Geld spielt eine große Rolle. Studenten kommen teilweise so gerade über die Runden und müssen sich dafür mitunter auch mit einem Nebenjob abrackern. Gleichzeitig auch noch die nötigen Mittel für ein Kind aufzubringen, erscheint vielen zunächst unmöglich.

Und dass man einiges an Geld braucht, wird man schon sehr früh feststellen:

schlucken viel Geld, mehr, als mancheiner meinen würde. Des Weiteren muss mitunter auch das Studentenzimmer gegen eine Wohnung eingetauscht werden.

Diesbezüglich gibt es jedoch gute Unterstützungsmöglichkeiten, die man als Student mit Nachwuchs in Anspruch nehmen kann. Dafür ist es natürlich notwendig, die richtige Anlaufstelle zu finden; auf diese Thematik gehen wir im weiteren Verlauf genauer ein.

Die erwähnte Belastung, die mit dieser Wahl auf einen zukommt, kann sich jedoch auch als äußerst positiv herausstellen, und zwar in dem Sinne, dass man einem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber damit ein überzeugendes Argument dafür liefern kann, dass man für einen bestimmten Job besonders gut geeignet ist, eben weil man so belastbar ist und mit Stress umgehen kann.

Nicht zu verachten ist auch das wachsende Selbstbewusstsein. Es gibt sicherlich niemanden, der nicht auch ein bisschen stolz auf sich sein wird, wenn er Ausbildung und Kind erfolgreich vereinen konnte. Mit diesem neuen Selbstvertrauen kann man dann im nächsten Schritt auch im Bewerbungsgespräch glänzen.

Urlaubssemester

Ein Studium erfolgt in der Regel als Vollzeittätigkeit; viel mehr Zeit als für einen Nebenjob, hat man je nach Richtung nicht unbedingt. Somit scheint es im ersten Moment nicht möglich zu sein, Kind und Studium miteinander zu vereinen; benötigt der Nachwuchs doch eine durchgängige Betreuung.

Besonders zum Ende der Schwangerschaft sowie in der ersten Phase nach der Geburt sollte man sich diese Zeit für sich und das Kind nehmen. Studentinnen können zu diesem Zweck ein Urlaubssemester einlegen.

Regulär ist die Wahrnehmung von zwei Urlaubssemestern pro Studium möglich. Während dieser Zeit ist man von Vorlesungen und Studium befreit und darf auch keine regulären Klausuren schreiben. Mitunter ist die Erbringung anderer Leistungsnachweise möglich; dies ist von Uni zu Uni unterschiedlich.

Lernraumsemester

Alternativ kann man ein so genanntes Lernraumsemester beantragen. Dieses wird auf die Regelstudienzeit angerechnet und in dieser Zeit lassen sich auch Leistungen erbringen, sofern gewünscht und möglich. Somit bekommt man im Grunde einfach etwas mehr Zeit, um seine Semester zu absolvieren.

Teilzeitstudium

Gezielt an diejenigen, die Beruf und Familie (oder auch Studium und Beruf) miteinander vereinbaren möchten, richtet sich das Teilzeitstudium. Hier besteht eine längere Regelstudienzeit; man kann seine Vorlesungen oftmals deutlich flexibler an seinen Tagesablauf anpassen.

Nicht jede Uni hat das Teilzeitstudium in ihrem Angebot; hierzulande ist diese Möglichkeit noch recht eingeschränkt. Einfacher ist es, als Studienanfänger einen entsprechenden Studiengang und -platz zu finden; wer bereits studiert, wird es in dieser Hinsicht schwieriger haben.

Teilzeitausbildung

Die Teilzeitausbildung funktioniert nach dem gleichen Prinzip, richtet sich jedoch an Auszubildende, statt an Studenten. Die reguläre Ausbildungszeit lässt sich wöchentlich bzw. täglich verkürzen, sodass man meist auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 20 bis 30 Stunden kommt.

Ausibildungsinhalte sowie die zu meisternde Prüfung bleiben unverändert, auch der Unterricht an den Berufsschulen erfolgt regulär. Entscheidet man sich für eine Arbeitszeit von weniger als 25 Stunden, muss man aber damit rechnen, dass die Ausbildungsdauer um etwa ein Jahr verlängert werden kann. Das Gehalt wird dementsprechend verringert, was zu finanziellen Engpässen führen kann.

Auch die Angebote dieser Ausbildungsform halten sich in Grenzen. Um sich für so eine Variante zu bewerben, kann man die Unternehmen direkt kontaktieren. Alternativ ist ein Vorschlag durch bestimmte Projekte bei einem Ausbildungsbetrieb möglich. Für detailliertere Informationen wedet man sich diesbezüglich bei der Arbeitsagentur.

Finanzierungshilfen

Das Hauptanliegen der Mütter ist wohl die finanzielle Sicherheit. Da diese nicht immer aus eigenen Mittel aufgebracht werden kann, bietet der Staat zusätzliche Förderhilfen.

Von Bundesland zu Bundesland, teilweise von Stadt zu Stadt, unterscheiden sich die Unterstützungsangebote, deshalb ist eine örtliche Beratung wichtig. Frauen, die studieren, können sich auch an das Studentenwerk ihrer Hochschule wenden und Auszubildende können sich bei der Bundesagentur für Arbeit informieren.

Finanzierungshilfen

  • BAföG
  • ALG II/Sozialgeld
  • Elterngeld
  • Kindergeld
  • Mutterschaftsgeld

BAföG

BAföG wird während der Schwangerschaft befristet auch ohne Ausbildungsteilnahme gezahlt, nicht jedoch, wenn eine Beurlaubung beantragt wurde.

Aufgrund der Schwangerschaft kann auch ein verlängerter BAföG Bezug bis zu einem Semester beantragt werden; in dieser Zeit wird die Ausbildungsförderung als Zuschuss gezahlt.

ALG II/Sozialgeld

BAföG deckt nur den ausbildungsbedingten Bedarf. Durch besondere Umstände haben die Studentinnen und Auszubildenden einen Anspruch auf ALG II/Sozialgeld.

Dies ist bei Schwangerschaft und Alleinerziehung der Fall. Gewährt wird hier ein Zuschuss zu den ungedeckten aber angemessenen Kosten für Unterkunft und Heizung sowie einmalige Leistungen.

Elterngeld

Ein Teil des wegfallenden Gehalts kann durch Elterngeld ersetzt werden. Mindestens 300 Euro sind es für diejenigen, die zuvor nicht berufstätig waren; maximal werden 1.800 Euro ausgezahlt. Elterngeld bekommt man jedoch nur dann, wenn man nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich arbeitet.

Zunächst wird das Geld ein Jahr lang ausgezahlt. Zwei weitere Monatszahlungen erhält man bei Aufteilung der Arbeitspausenzeit unter den Partnern. Wer mit der Hälfte des Geldes im Monat auskommt, kann die Zeit zudem verdoppeln.

Kindergeld

Wer Kinder hat und in Deutschland wohnt, kann zudem Kindergeld beantragen. Den Antrag sollte man schnellstmöglich nach Geburt des Kindes stellen, denn sogleich hat man Anspruch darauf - beim öffentlichen Dienst oder bei der Arbeitsagentur ist dies möglich; man benötigt dafür die Geburtsurkunde des Kindes. 192 Euro monatlich bekommt man für das erste Kind ausgezahlt.

Das Kindergeld ist als finanzielle Unterstützung des Kindes gedacht
Das Kindergeld ist als finanzielle Unterstützung des Kindes gedacht

Mutterschaftsgeld

Wer zuvor selbst versichert wer, kann von der Krankenkasse Mutterschaftsgeld erhalten. Dieses wird ab sechs Wochen vor der Entbindung und bis acht Wochen danach ausgezahlt. Auch hier muss man einen Antrag stellen.

Zusätzliche Möglichkeiten

Auch dem Kind steht Sozialgeld zu, wenn sein Lebensunterhalt nicht gesichert ist. Da die Regelungen sehr komplex sind, lässt man sich am besten bei der örtlichen Beratungsstelle ausführlich beraten. So können Studentinnen auch

  • einen Kinderbetreuungszuschlag
  • eine Befreiung der Studiengebühren und
  • einen verlängerten BAföG-Bezug

beantragen.

Kinderbetreuung

Eine der wichtigsten Punkte für Mütter, die studieren oder sich in Ausbildung befinden, ist die Kinderbetreuung. Viele Hochschulen haben Kindergärten und Kinderkrippen. Frauen in Ausbildung sind meistens auf die staatlichen Einrichtungen angewiesen.

Doch auch schon im familiären Umkreis kann man mitunter auf Unterstützung hoffen. Partner, Eltern oder Großeltern sind somit ebenfalls wichtige Anlaufpunkte, wenn es um die Betreuung des Kindes geht.

Betreuungsprogramme der Universitäten

Wer sein Kind in Kitas oder anderen Betreuungseinrichtungen der Uni betreuen lässt, hat man den Nachwuchs stets in der Nähe und kann ihn in der Pause besuchen gehen. Ein zusätzlicher Weg zu einer anderen Einrichtung entfällt; so spart man wertvolle Zeit.

Ebenfalls vorteilhaft: die Einrichtungen sind oftmals auch an Wochenenden verfügbar, beispielsweise, wenn man sich auf eine wichtige Prüfung vorbereiten muss und auch während der Prüfung selbst steht diese Möglichkeit zur Verfügung. Des Weiteren ist diese Art der Betreuung deutlich günstiger, wenn nicht sogar kostenlos; es gibt zudem viele flexible Betreuungsmöglichkeiten, etwa stundenweise, sodass auch spontan darauf zurückgegriffen werden kann. So ein Betreuungsprogramm ist jedoch nicht selbstverständlich; nicht jede Universität kann sich diese Form der Einrichtung leisten.