Berufsschulen - Funktion, Arten und Tipps zur Auswahl
Viele Schüler glauben, dass sie nach ihrem Abschluss nie wieder die Schulbank drücken müssten. Tatsache ist jedoch, dass es dann mit der richtigen Ausbildung erst los geht. Selbst wenn man sich dafür entscheidet, einen Lehrberuf zu ergreifen, so muss doch zumindest eine Berufsschule besucht werden, damit die Praxis später auf einem festen theoretischen Gerüst steht. Man kann sich das Leben trotzdem so angenehm wie möglich gestalten, indem man die richtige Berufsschule für sich auswählt. Lesen Sie über die Funktion und Arten von Berufsschulen und holen Sie sich Tipps, wie man die perfekte Wahl trifft.
Berufsschulen: Funktion und Organisation
Bei der Berufsschule handelt es sich um eine schulische Einrichtung, welche einen Teil der dualen Berufsausbildung ausmacht. Der Besuch einer Berufsschule dient dazu, den Auszubildenden den notwendigen theoretischen Teil einer Ausbildung zu vermitteln. Dieser Unterricht ist somit berufsbegleitend, sodass Theorie und Praxis aufeinander abgestimmt sind.
Bis 1912 wurde die Berufsschule als Fortbildungsschule bezeichnet. Die Inhalte des Unterrichts sind an einen bestimmten Rahmenlehrplan bzw. den der jeweiligen Standorte gebunden. Neben der fachlichen Bildung wird ihr auch die Förderung von Allgemeinbildung zugeschrieben.
Die Regelung des Unterrichts in einer Berufsschule kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. So sind beispielsweise ein bis zwei Schultage pro Woche denkbar, an denen der Auszubildende 8 bis 12 Unterrichtsstunden besuchen muss. Die genauen Regelungen sind abhängig von Ausbildungsjahr und Beruf.
Ebenso ist der Unterricht in Form von mehrwöchigen Blöcken (Blockunterricht) möglich. Dieser kommt hierzulande vor allem bei Ausbildungsberufen mit wenigen Auszubildenden vor.
Abgeschlossen wird die Berufsschule und dementsprechend auch die Gesamtausbildung mit der Abschlussprüfung; diese wird in Deutschland beispielsweise vor
- der Industrie- und Handelskammer (IHK)
- der Handwerkskammer (HWK)
- einer Verwaltungsschule oder
- einer Rechtsanwaltkammer
abgelegt. Wurde die Ausbildung samt Prüfung erfolgreich abgeschlossen, erhalten die Auszubildenden ein Abschlusszeugnis. Dieses trägt je nach Branche traditionsgemäß unterschiedliche Bezeichnungen:
- in technischen Berufen der Industrie: Facharbeiterbrief
- im Handwerk: Gesellenbrief
- in kaufmännischen Berufen: IHK-Prüfungszeugnis
In Deutschland dauert die Ausbildung je nach Branche zwei bis dreieinhalb Jahre. Eine formale Voraussetzung ist nicht gegeben; meistens setzen die Betriebe je nach Beruf einen Haupt- oder Realschulabschluss oder Abitur voraus.
Unterrichtsinhalte
Wie bereits erwähnt, steht der Unterricht an einer Berufsschule eng mit den Bereichen der praktischen Arbeit im Betrieb zusammen. In einigen Einrichtungen findet man zudem auch den so genannten Handlungsorientierten Unterricht; in diesem Fall handelt es sich um Lehrwerkstätten, in denen auch Unterricht in praktischer Form abgehalten wird.
Des Weiteren werden auch allgemeinbildende Fächer, darunter Politik und Deutsch, sowie fachtheoretische und -praktische Fächer unterrichtet. Für die Auszubildenden besteht Anwesenheitspflicht; sie erhalten ein Berufsschulzeugnis, in denen die Leistungen bestätigt werden.
Theoretisches Wissen als Voraussetzung für die Praxis
Natürlich ist in den meisten Ausbildungsberufen vor allem das wichtig, was man im Betrieb selbst mitbekommt. Nur hier werden einem die Abläufe so vermittelt, wie sie auch nachher im Arbeitsalltag sein werden. Jedoch kann kein Ausbilder für alle Eventualitäten vorsorgen. Der Azubi oder Lehrling muss daher in der Lage sein, Probleme eigenständig zu erkennen und lösen zu können.
Das wiederum funktioniert nur mit einem adäquaten Theoriewissen. Für das selbstständige Denken und Handeln ist es unerlässlich, ein Gefühl für die Materie zu haben und sich mit ihren Regeln und Gegebenheiten auszukennen. Ein Rechtspfleger ohne Wissen über die verschiedenen Paragraphen? Unvorstellbar.
Berufsschulen sind in der Bundesrepublik Deutschland daher ein fester Bestandteil des Bildungssystems, um die theoretische Ausbildung für Azubis unabhängig vom Ausbildungsbetrieb zu gewährleisten.
Arten von Berufsschulen
Man unterscheidet verschiedene Berufsschularten.
Die herkömmliche Berufsschule
Die wohl bekannteste Form dürfte die herkömmliche Berufsschule sein, die in fast jeder größeren Stadt vorhanden ist. Egal ob Bankkaufmann oder Friseur, hier finden sich alle Lehrlinge in getrennten Klassen zusammen, um sich in die Theorie ihres Ausbildungsberufes einweisen zu lassen.
In der Regel haben die Lehrlinge einen festen Tag in der Woche, an dem sie die Berufsschule aufsuchen müssen. An den restlichen Werktagen werden sie im Betrieb beschäftigt.
Manche Firmen schicken ihre Azubis jedoch auch zum Blockunterricht in die Berufsschule. Das hat den Vorteil, dass die Schüler sich für längere Zeit mit dem Stoff beschäftigen können und nicht ständig aus dem Lernprozess herausgerissen werden.
Wie in jeder anderen Schule auch, gibt es in der Berufsschule Klausuren und Prüfungen. Nur wer diese besteht, darf auch mit der praktischen Ausbildung fortfahren.
Die Berufsoberschule
Hat man bereits einen Beruf erlernt, so kann man sich an der Berufsoberschule einschreiben. Hier kann man sowohl die Fachhochschulreife, als auch die fachgebundene Hochschulreife und sogar die allgemeine Hochschulreife nachholen. Häufig werden die Schüler von ihren Betrieben an die BOS geschickt, um ihr Potential zu fördern und sie später in höheren Positionen einsetzen zu können.
Tipps zur Wahl der Schule - Wie Sie die richtige Berufsschule finden
Die meisten Schüler fiebern ihrem Schulabschluss mit Begeisterung entgegen. Nie wieder fruchtloses Lernen, sondern endlich die Ergebnisse der eigenen Arbeit bestaunen können. Doch ganz ohne Schule geht es selbst während der Ausbildung nicht. Man kann sich das Leben trotzdem so angenehm wie möglich gestalten, indem man die richtige Berufsschule für sich auswählt.
Die Auswahl in einer Kleinstadt
Auszubildende bleiben in der Regel bei ihren Eltern wohnen, verlassen ihre Heimatstadt also nicht wegen der Ausbildung. Lebt man in einer Kleinstadt, so hat sich die Suche nach der geeignetsten Berufsschule eigentlich schon erledigt.
In solchen Städten gibt es meist nur eine einzige Einrichtung, die sich mit der theoretischen Ausbildung von Azubis beschäftigt. Jedes ortsansässige Unternehmen schickt seine neuen Mitarbeiter hierher, um sie neben der Praxis adäquat ausbilden zu lassen.
Beruf und Arbeitgeber geben auch vor, in welche Klasse man kommt. In solch einem Fall kann man den Unterricht an der Berufsschule als nur insoweit selbst bestimmen, indem man sich für einen bestimmten Ausbildungsplatz entscheidet, der einem wirklich liegt.
Möchte man einen ganz speziellen und eher seltenen Beruf ergreifen, so kann es sein, dass man eine Berufsschule in einem anderen Landkreis oder gar Bundesland besuchen muss, weil es keine adäquate Einrichtung in der Nähe des Ausbildungsbetriebes gibt. Dann wird der Unterricht jedoch als Block abgehalten, so dass der Azubi nicht ständig pendeln muss. Betriebe in der Nähe der Berufsschule schicken ihre Auszubildenden auch wöchentlich für einige Stunden in den Unterricht, aber auch hier ist das Lernen im Block keine Seltenheit.
Die Auswahl in einer Großstadt
In Großstädten hat man meist mehr Auswahl, was die richtige Berufsschule betrifft. Hier kann man sich ausgezeichnet im Internet oder bei der Agentur für Arbeit informieren. Da der Ausbildungsbetrieb bei der Auswahl auch ein Wörtchen mitzureden hat, sollte auch der Personalchef auf das Problem angesprochen werden.
Manche Berufsschulen, wie zum Beispiel Berufskollege, können auch von solchen Schülern besucht werden, die sich nicht in einer beruflichen Ausbildung befinden. In diesem Fall sollte man das Programm der verschiedenen Institutionen genauestens studieren und sich am Ende für die Schule entscheiden, die den eigenen Neigungen am nächsten kommt. Infomaterial erhält man entweder von den Schulen selbst oder auf Messen für Auszubildende und Berufseinsteiger.