Kreuzbandriss - Ursachen, Symptome, Ausprägungsformen, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Bei einem Kreuzbandriss kommt es zu einer teilweisen oder völligen Durchtrennung von einem oder auch beider Kreuzbänder. Ausgelöst wird diese Verletzung zumeist durch eine ruckartige Knieverdrehung oder durch Einwirkung von Gewalt auf den Schienbeinkopf.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S83
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Die Kreuzbänder liegen im menschlichen Kniegelenk und erstrecken sich in einer überkreuzten Form von der Mitte des Schienbeinkopfes (Tibia) bis zum Oberschenkelknochen (Femur). Ihre Funktion ist die Stabilisierung des Knies, wenn es sich bewegt.

Vorderes und hinteres Kreuzband

Man unterscheidet zwischen dem vorderen Kreuzband und dem hinteren Kreuzband. Besonders das vordere Kreuzband ist als Stabilisator von Bedeutung. Das vordere Band spannt sich an, wenn sich der Oberschenkel nach vorne bewegt, während sich das hintere Kreuzband bei einer Belastung aus entgegengesetzter Richtung anspannt. Kommt es zu starken äußeren Einwirkungen auf die Bänder, kann es zum Riss von einem oder auch von beiden Kreuzbändern kommen.

Zusammen mit dem hinteren Kreuzband bildet das vordere Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius) ein Kreuz, das von der Mitte des Schienbeinkopfes (Tibia) bis zum Oberschenkelknochen (Femur) reicht. Durch die beiden Bänder wird das menschliche Knie bei seinen Bewegungen stabilisiert, wobei das vordere Kreuzband von größerer Bedeutung ist.

Bewegt sich der Unterschenkel nach vorne, wird das vordere Kreuzband angespannt, während es bei einer gegensätzlichen Bewegung zum Anspannen des hinteren Kreuzbands kommt.

Vorderer und hinterer Kreuzbandriss

Bei Kreuzbandrissen wird auch zwischen Rissen des vorderen oder des hinteren Bandes unterschieden. Das vordere Kreuzband ist zehnmal häufiger von Rupturen betroffen als das hintere.

Während Risse des hinteren Kreuzbandes eher selten vorkommen, gehören vordere Kreuzbandrisse mit fast fünfzig Prozent zu den häufigsten Bänderverletzungen der Knie. Besonders beim Sport, wie beim Skifahren, Skispringen oder Fußball treten sie häufig auf.

Der Aufbau des menschlichen Knies in der Grafik
Der Aufbau des menschlichen Knies in der Grafik

Ursachen

Wenn es zu einem Kreuzbandriss kommt, geschieht dies zumeist durch eine gewaltsame Überstreckung des Gelenkes oder direkte Gewalteinwirkung auf das gebeugte Knie. Vor allem das vordere Kreuzband ist davon betroffen.

Risikosportarten

Besonders häufig treten Kreuzbandrisse beim Skifahren auf, wenn es zu plötzlichen Bremsbewegungen oder Stürzen in Zusammenhang mit einer Drehung des Kniegelenks nach außen kommt. In manchen Fällen können auch weitere Verletzungen wie ein Innenbandriss oder eine Schädigung des Innenmeniskus auftreten, was als Unhappy Triade bezeichnet wird.

Vorderer Kreuzbandriss

Ein Kreuzbandriss tritt vor allem am vorderen Kreuzband auf. Ausschlaggebend für die Verletzung ist eine plötzliche Bremsbewegung, während das Knie gleichzeitig gedreht wird. Aber auch zu starke Beuge- oder Streckbewegungen können zu einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes führen.

Hauptursache für Kreuzbandrisse sind zumeist sportliche Aktivitäten wie

In vielen Fällen treten bei einem Riss des vorderen Kreuzbands weitere Verletzungen auf. So besteht die Gefahr, dass das Innenband und der Innenmeniskus in Mitleidenschaft gezogen werden.

Hinterer Kreuzbandriss

Im Unterschied zum vorderen Kreuzbandriss kommt ein hinterer Kreuzbandriss nur selten vor. Ursache für eine hintere Kreuzbandruptur ist das Überschreiten der maximalen Dehnungsmöglichkeiten. Hervorgerufen wird eine solche Überschreitung zumeist durch äußere Gewalteinwirkung. Dabei kann es sich um sportliche Aktivitäten, wie

handeln. Aber auch Autounfälle führen mitunter zu dieser Verletzung.

Kommt es nämlich bei gebeugtem Knie zu einem gewaltsamen Entgegenstemmen, kann sich das hintere Kreuzband so stark überdehnen, dass es schließlich reißt. Das Gleiche gilt für den Aufprall des Unterschenkels an das Armaturenbrett eines Autos.

Eine hintere Kreuzbandruptur tritt nur in seltenen Fällen isoliert auf, sodass meist auch andere Strukturen des Knies in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher können die Verletzungen bei einem hinteren Kreuzbandriss deutlich komplexer ausfallen als bei einem vorderen Kreuzbandriss.

Verlauf nach einer Operation

Bei dem Verlauf eines Kreuzbandrisses spielen gewisse Faktoren wie die Behandlung sowie die sportliche Aktivität und das Alter des Betroffenen eine Rolle. Kommt es zu einer Operation der Ruptur, verläuft die Heilung eines Kreuzbandrisses meist sehr gut. Nach etwa 12 bis 16 Wochen kann die volle Leistungsfähigkeit ohne zukünftige Einschränkungen wieder erreicht werden.

Von großer Wichtigkeit ist es, die Beinmuskulatur ausreichend zu trainieren, damit es nicht zu einer frühzeitigen Arthrose (Gelenkverschleiß) kommt. Ohne Behandlung kann ein Kreuzbandriss jedoch zu Schäden der Knorpel und des Meniskus führen. Komplikationen wie eine permanente Instabilität des Knies (Wackelknie) kommen nach einer Operation nur selten vor.

Symptome

Typische Symptome eines Kreuzbandrisses sind zunächst starke Schmerzen. Diese lassen aber bereits nach kurzer Zeit wieder nach. Bei einer erneuten Kniebelastung kann es jedoch wiederum zu Schmerzen kommen.

Da bei einem Kreuzbandriss auch kleinere Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen werden, kommt es zu Blutergüssen im Kniegelenk, die das Knie anschwellen lassen. Nach einiger Zeit klingen aber auch diese Symptome wieder ab. Mitunter ist beim Riss auch ein Knacken zu verspüren.

Wackelknie

Schwerste Folge eines Kreuzbandrisses ist ein so genanntes Wackelknie, also ein instabiles Knie. Ist das vordere Kreuzband gerissen, so kann der Unterschenkel bei gebeugtem Knie von hinten nach vorne geschoben werden. Beim hinteren Kreuzbandriss ist es umgekehrt. Man spricht vom Schubladenphänomen. Die Beweglichkeit des betroffenen Knies wird also stark eingeschränkt.

Begleitverletzungen

Außerdem kann es zu Begleitverletzungen wie Knorpelschäden oder einer Luxation der Kniescheibe kommen. Ein weiteres typisches Symptom ist ein knallendes Geräusch, das im Moment des Risses auftritt. Auch Beuge- oder Streckhemmungen sowie eine Pseudoblockade im Gelenk sind möglich.

Diagnose

Um bei einem Kreuzbandriss eine Diagnose zu erstellen, nimmt der behandelnde Arzt zunächst Stabilitätstests am betroffenen Knie vor. Allerdings muss damit nach dem Unfall meist ein paar Tage gewartet werden, bis das Knie wieder abgeschwollen und nicht mehr so schmerzempfindlich ist. Dann kann es besser untersucht werden.

Weiterführende Untersuchungen

Oftmals lässt sich schon aufgrund des Unfallhergangs und der Symptome eine Diagnose erstellen. Mit Bewegungstests wird die Stabilität des Knies überprüft.

Genügen diese Untersuchungen nicht, werden Röntgenaufnahmen oder Kernspintomographien (MRT) angefertigt, um Gewissheit zu erlangen und um zu erkennen, an welcher Stelle sich die Bänderverletzung befindet und ob möglicherweise der Meniskus geschädigt wurde. In seltenen Fällen werden auch Arthroskopien (Kniegelenkspiegelungen) oder Sonographien (Ultraschalluntersuchungen) durchgeführt.

Behandlung

Ein nicht behandelter Kreuzbandriss hat zur Folge, dass das ständig hoch belastete Kniegelenk nicht mehr voll funktionsfähig und belastbar ist; erneute Schwellungen sind vorprogrammiert.

Im Vordergrund bei der Behandlung eines Kreuzbandrisses stehen:

  1. die Stabilisierung des betroffenen Gelenks
  2. die Beseitigung von Schmerzen und Schwellungen
  3. eine Wiederherstellung der Einsatzfähigkeit

Die Therapie bei einem Kreuzbandriss hängt davon ab, wie stark der Betroffene sportlich aktiv ist. So wird in der Regel bei sportlich weniger aktiven Patienten auf einen operativen Eingriff verzichtet. Stattdessen soll die Stabilität des Knies durch gute Führung des Gelenks sowie konsequentes Trainieren der Oberschenkelmuskulatur erreicht werden.

Operation

In vielen Fällen jedoch ist eine Operation erforderlich. Vor allem bei Sportlern wird ein operativer Eingriff durchgeführt, bei dem das gerissene Kreuzband ersetzt wird, weil dadurch bessere Langzeitergebnisse erzielt werden.

Im Falle einer Operation, die normalerweise während einer Arthroskopie (Kniespiegelung) durchgeführt wird, dient ein passendes Sehnenteil zwischen Schienbein und Kniescheibe, wie die Patella-Sehne, als Ersatz. Die Sehne wird so entnommen, dass an beiden Enden kleine Knochenstücke verbleiben und anschließend genau im Verlauf des gerissenen Bandes eingesetzt.

Mit verschiedenen Techniken, wie Einpressen oder Schrauben, werden die Knochenstücke im Schienbein und im Oberschenkelknochen befestigt. In manchen Fällen wird anstelle der Patella-Sehne auch die weniger bedeutende Semitendisonus-Sehne verwendet.

Nachsorge nach erfolgter OP

Nach der Operation darf das neue Kreuzband nicht gleich wieder Belastungen ausgesetzt werden. Daher müssen, je nach Fall, ca. 6 bis 12 Wochen lang Knieschienen getragen werden. Zudem ist eine regelmäßige Krankengymnastik notwendig, damit die Muskulatur des Oberschenkels gekräftigt wird.

Konservative Therapie

Im Gegensatz zur vorderen Kreuzbandruptur bestehen beim hinteren Kreuzbandriss keine eindeutigen Vorgehensweisen, was eine Operation anbelangt. Sofern keine weiteren Verletzungen vorliegen, ist eine konservative Therapie ausreichend, bei der man spezielle Schienen verwendet.

Für den Fall, dass kein operativer Eingriff erforderlich ist, besteht die Möglichkeit mit einer Physiotherapie wieder die Stabilität des Knies herzustellen. Besonders bei weniger sportlichen Menschen genügt zumeist eine konservative Therapie.

Die Dauer einer solchen Schienenbehandlung beträgt rund drei Monate. Dabei erfolgen auch krankengymnastische Übungen, mit denen die Muskulatur des Oberschenkels trainiert werden soll. Nach und nach kann der Patient dann das Knie wieder zunehmend belasten.

Der Mensch ist so konzipiert, dass er auch mit einem Kreuzband bei geringer Belastung gut im Alltags zurecht kommt. Sportarten ohne schnelle Richtungswechsel können sechs Wochen nach erfolgreicher Behandlung wieder aufgenommen werden, schnelle Sportarten wie Fußball oder Skilaufen erst nach ca. sechs Monaten.

Vorbeugung

Als Vorbeugemaßnahmen gegen einen Kreuzbandriss wird empfohlen, vor jeder sportlichen Aktivität die Muskulatur gut aufzuwärmen. Durch spezielles Lauftraining und Sprungschulung kann zudem die Koordinationsfähigkeit verbessert werden. Dadurch wird das Verletzungsrisiko vermindert.

Weitere Vorbeugemaßnahmen gegen einen Kreuzbandriss sind:

  • individuell passendes Sportgerät
  • eine gut trainierte Beinmuskulatur
  • umsichtiges Verhalten