Anwendung und Ablauf des Gentests (DNA-Analyse)

Als Gentest oder auch DNA-Analyse bezeichnet man ein molekularbiologisches Verfahren. Dieses wird zur Feststellung von bestimmten Krankheiten oder von Verwandtschafts- oder Identitätsfragen verwendet.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck von Gentests, die auch als DNA-Analyse, DNS-Test oder Genanalyse bezeichnet werden ist die Klärung von medizinisch-diagnostischen Aspekten oder von Identitäts- und Verwandtschaftsfragen. Dabei wird die DNA bzw. DNS des Menschen verwendet, um durch sie Erkenntnisse zu erlangen.

Die Gene des Menschen

Als Gene bezeichnet man die Einheiten des menschlichen Erbgutes (Genom). Rund 32.000 verschiedene Gene bilden das Erbgut des Menschen. Diese liegen auf den Chromosomen von denen der Mensch 46 besitzt und deren Anordnung aus 23 Paaren besteht.

In den Genen sind, als Abfolge der DNA-Moleküle, alle Informationen, die zum Körperbau und Körperbetrieb benötigt werden, gespeichert. Kommt es zu Veränderungen von Genen, kann dies zu schweren Krankheiten führen. Durch die Anwendung von Gentests können solche Veränderungen der Gene untersucht werden.

Individuelles Genmuster

Jeder Mensch, mit Ausnahme von eineiigen Zwillingen, besitzt einen einzigartigen, individuellen Gencode. Durch die molekulare Aufbereitung des menschlichen Erbgutes wird das Genmuster als Strichcode sichtbar gemacht. Dies wird auch als Genetischer Fingerabdruck bezeichnet und oftmals zur Klärung einer Vaterschaft oder zur Aufklärung von Straftaten verwendet.

Bei einem Gentest kommt es jedoch nicht zu einer eigentlichen Untersuchung der Gene, sondern von charakteristischen Passagen, die zwischen den Genen bestehen. Auch wird bei einem Gentest nicht das gesamte Genom analysiert, sondern jeweils nur einzelne Erkrankungen oder Fragestellungen.

In der Medizin gibt es 5 verschiedene Arten von Gentests:

1. Heterozygotendiagnostik (Gentest der Eltern bei Kinderwunsch)

Dieser Gentest wird vor allem bei rezessiven Erbkrankheiten angewendet. Bei Menschen, die mit einer rezessiv vererbten Erkrankung vorbelastet sind und einen Kinderwunsch haben, kann ein solcher Test Aufschluss über das mögliche Risiko des Nachwuchses, ebenfalls eine solche Krankheit zu bekommen, geben.

Allerdings lassen sich nicht alle Erbkrankheiten auf diese Weise vorhersagen. So kann ein Gentest z.B. keine sichere Vorhersage über den Ausbruch von Zystischer Fibrose liefern.

2. Prädiktive genetische Diagnostik (Gentest zur Vorhersage von Krankheiten)

Dieser Gentest wird bei gesunden Menschen nur durchgeführt, wenn ein besonderer Verdacht besteht, dass die Erbanlagen im späteren Leben zu einer Krankheit führen können. Bei behandelbaren oder gar vermeidbaren Krankheiten kann dies sehr hilfreich sein, um vorbeugende Maßnahmen oder Lebensplanungen zu treffen.

So kann mit einem solchen Gentest das persönliche Krebs-Risiko ermittelt werden, da es sich bei Krebs um Gen-Erkrankungen handelt, die unter Umständen vererbt werden können.

3. Pränataldiagnostik (Gentest in der vorgeburtlichen Diagnostik)

Der Gentest in der Pränataldiagnostik wird bei Schwangerschaften durchgeführt, um mögliche unheilbare Schädigungen des ungeborenen Kindes festzustellen. Ist dies der Fall, hat die Schwangere juristisch das Recht einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen, sodass dieser Gentest schwerwiegende Folgen haben kann.

Da dieser Test nicht frei von Risiken für das ungeborene Kind ist, wird er nur bei begründetem Verdacht auf schwere Erbschädigungen durchgeführt.

4. Vorgeburtliche Geschlechtsbestimmung

Dabei kann durch eine genetische Untersuchung schon ab der 8. bis zur 11. Schwangerschaftswoche das Geschlecht des ungeborenen Kindes vorhergesagt werden.

5. Vorgeburtliche Vaterschaftsbestimmung

Auf diese Weise kann bereits vor der Geburt des Kindes die Vaterschaft geklärt werden, sofern Blutproben des Vaters und der Mutter sowie Gewebeproben des Kindes vorliegen.

Ablauf eines Gentests

Um bestimmte Fragen wie das Risiko einer Erbkrankheit oder nach einer Vaterschaft zu beantworten, wird ein Gentest durchgeführt. Dabei sind im Vorfeld einige Dinge zu beachten.

Nötige Voraussetzungen und Vorbereitungen

Bevor es zur Durchführung eines Gentests kommt, sind vorher einige Dinge zu beachten, da Gentests auch eine Vielzahl von ethischen Problemen mit sich bringen können. Aus diesem Grund ist ein Gentest auch strengen Regeln unterworfen.

So darf ein Test erst nach einer eingehenden genetischen Beratung durchgeführt werden. Außerdem muss ein Gentest stets freiwillig erfolgen, die Testperson darf nicht beeinflusst werden. Bei Kindern und Jugendlichen darf ein Gentest nur dann durchgeführt werden, wenn bereits im jungen Alter mit dem Ausbruch einer Krankheit zu rechnen ist.

Die Testperson besitzt das alleinige Eigentumsrecht am Untersuchungsmaterial und dem Testergebnis. Außerdem kann eine Zustimmung zu einem Gentest jederzeit widerrufen werden. Die bei einem Gentest erhobenen Daten unterliegen strengsten Bestimmungen des Datenschutzes.

Durchführung

Wenn all diese juristischen Vorgaben geklärt sind, kommt es zur Ausführung eines Gentests. Dieser nimmt meist nur kurze Zeit in Anspruch. Für eine Probe wird in der Regel Blut abgenommen.

Speichelprobe

In manchen Fällen genügt auch eine Speichelprobe, die mit einem sterilen Wattestäbchen aus der Mundschleimhaut entnommen wird.

Vorgeburtliche Diagnostik

Anschließend wird das entnommene Material in einem Labor analysiert.

Bei einer vorgeburtlichen Diagnostik wird das Untersuchungsmaterial aus dem Fruchtwasser oder der Gebärmutter einer schwangeren Frau entnommen.