Formen, Ursachen, Symptome und Folgen des Voyeurismus

Beim Voyeurismus wird ein Mensch durch das heimliche Beobachten von sexuellen Aktivitäten anderer Menschen erregt. So gilt der Voyeurismus als Lust am Beobachten.

Von Jens Hirseland

Übersetzt bedeutet der französische Begriff Voyeurismus soviel wie "Zuschauerschaft". So findet die sexuelle Erregung eines Voyeuristen nicht durch eigene erotische Aktivitäten, sondern durch das Beobachten von anderen Menschen statt. Dabei kann es sich um Frauen handeln, die sich entkleiden oder um Paare, die miteinander Sex haben.

Ein zusätzlicher Reiz für den Voyeur ist das Risiko, beim Beobachten entdeckt zu werden. Oftmals befriedigt sich der Voyeur während des Beobachtens oder im Anschluss daran selbst.

In der Umgangssprache wird der Voyeurismus auch "Spannen" genannt.

Merkmale des Voyeurismus

Ein charakteristisches Merkmal von Voyeuren ist, dass sie keinerlei Kontakt zu den Personen, die sie beobachten, haben. So bildet das heimliche Beobachten die Grundlage der voyeuristischen Tätigkeit. Die Gefahr der Entdeckung steigert die Lust des Spanners nur noch mehr.

Der Voyeurismus zählt zu den Paraphilien. Bei einer Paraphilie handelt es sich um eine Störung der sexuellen Präferenz. Das bedeutet, dass der Voyeur in der Regel selbst nicht in der Lage ist, sexuelle Kontakte zu knüpfen. In leichten Formen sind allerdings auch konventionelle sexuelle Beziehungen möglich.

Bei über 50 Prozent aller Voyeure zeigt sich die Paraphilie schon vor dem 15. Lebensjahr. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Spannern um Männer. Beobachtet werden vor allem Frauen und Paare.

Da Voyeure normalerweise sehr zurückhaltend agieren und unauffällig leben, bleiben sie meist unentdeckt. Aus diesem Grund lässt sich auch die genaue Anzahl der Spanner kaum einschätzen.

Von entscheidender Bedeutung für den Voyeur ist die Heimlichkeit seines Handelns. Zum Beispiel wird er nicht von Frauen erregt, die sich im Rahmen einer Peep-Show freiwillig für ihn ausziehen.

Nicht selten benutzen die Voyeure auch technische Hilfsmittel wie Digitalkameras oder Handys, mit denen sich Aufnahmen von den Objekten ihrer Begierde machen lassen.

Ursachen

Das Problem der Voyeure ist, dass für sie nur ein gehemmter Umgang mit anderen Personen möglich ist. In der Regel leben sie sehr zurückgezogen und wollen keine sexuellen Kontakte mit anderen Menschen eingehen, weil sie Angst davor haben.

Ebenso spielt die Angst vor der eigenen Sexualität eine wichtige Rolle. So dient der Voyeurismus als Ersatzbefriedigung. Die passive Rolle des Zuschauers wird zudem als schützend empfunden.

Nicht selten leiden Voyeure unter Problemen wie:

Außerdem scheuen sie sich davor, Verantwortung für einen realen Sexpartner zu übernehmen. Durch das Zusehen können sie ihre eigene Sexualität gut kontrollieren.

Welche Gründe für das Entstehen des Voyeurismus ursächlich sind, wurde bislang kaum erforscht. Manche Wissenschaftler nehmen an, dass bestimmte Erlebnisse im Kindes- oder Jugendalter den Ausschlag geben.

Unterschiedliche Arten des Voyeurismus

Beim Voyeurismus gilt es, zwischen mehreren Arten zu differenzieren. So gibt es den "reinen" Voyeurismus, bei dem der Spanner seine sexuelle Befriedigung nur durch das Beobachten von fremden sexuellen Handlungen erreicht. Dabei wird in der Regel der Geschlechtsverkehr zwischen fremden Menschen beobachtet.

In anderen Fällen sorgt das Spannen dafür, dass der Voyeur im Anschluss selbst sexuelle Tätigkeiten ausübt. Weitere Voyeurismusformen werden dagegen auf verschiedene Sexualpraktiken bezogen.

Allgemeiner und heimlicher Voyeurismus

Einen Unterschied gibt es auch zwischen allgemeinem und heimlichem Voyeurismus. Unter einem allgemeinen Voyeurismus versteht man das Ansehen von kommerziellen Angeboten wie Peep- oder Striptease-Shows. Aber auch die Pornographie lässt sich indirekt dazu zählen.

Grundsätzlich gilt eine gewisse sexuelle Befriedigung beim Anblicken von anderen sexuell aktiven Menschen durchaus als normal. Kanadischen Studien zufolge werden rund 70 Prozent aller Männer sowie 40 Prozent aller Frauen erregt, wenn sie anderen Menschen beim Sex zusehen.

Beim heimlichen Voyeurismus besteht jedoch der Reiz darin, verborgen zu bleiben und heimlich ein Tabu zu brechen. Des Weiteren gilt auch die Suche nach einer passenden Situation als lustanregend. So halten heimliche Voyeure bevorzugt nach Orten Ausschau, an denen Menschen unbekleidet sind.

Vor allem das Betrachten der Geschlechtsorgane ist für die Voyeure von Wichtigkeit.

Beliebte Gebiete von Voyeuren

Es gibt bestimmte Stellen, an denen Voyeure besonders aktiv sind. Dazu gehören vor allem in den Sommermonaten FKK-Strände oder normale Strände, Nacktbadestellen sowie Baggerseen, an denen es keine Umkleidekabinen gibt.

Im Winter beobachten die Spanner ihre Opfer am liebsten in der Dunkelheit durch Fenster oder in gemischten Saunen. Dabei wenden die Spanner reichlich Phantasie auf, um Schutzmaßnahmen zu umgehen. Außerdem legen sie stets großen Wert darauf, unerkannt zu bleiben.

Voyeure im Internet

Auch im Internet sind Voyeure tätig. Dabei handelt es sich um spezielle Foren, die man als Candid-Boards bezeichnet. Dort tauschen die einzelnen Mitglieder voyeuristische Fotos miteinander aus und geben Kommentare zu ihnen ab.

Neben einem öffentlichen Bereich findet man in Candid-Boards auch private Bereiche, die nicht öffentlich zugänglich sind. Dort werden Foto- und Filmmaterialien ausgetauscht, die allgemein als anstößig gelten.

Akzeptanz in der Gesellschaft

Obwohl die Akzeptanz des Voyeurismus in der westlichen Gesellschaft nur sehr gering ist, spielt er dennoch eine immer größere Rolle, da sich mit ihm Sex ohne eine Beziehung konsumieren lässt. So gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote für voyeuristische Tätigkeiten wie:

  • Peep-Shows
  • Live-Angebote im Internet
  • private Clubs
  • Striptease-Darbietungen

Auf diese Weise bildet der Voyeurismus mittlerweile einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor.

Dabei gibt es allerdings auch Widersprüche. So ist das Ansehen von erotischen Filmen oder Bildern inzwischen gesellschaftlich akzeptiert, während das Beobachten von nackten Menschen an einem FKK-Strand dagegen abgelehnt wird.

Der Voyeurismus gilt also als Spielart der Sexualität und durchaus als legitim, wenn dabei nicht die Rechte von anderen Personen verletzt werden.

Juristische Aspekte

In Deutschland wird Voyeurismus nicht als Straftatbestand eingestuft. Allerdings gibt es durchaus voyeuristische Tätigkeiten wie zum Beispiel das Aufnehmen von Fotos oder Filmen, die strafrechtlich relevant sind.

So bestimmt Paragraph 201a StGB, dass ohne Einwilligung der betroffenen Personen keine unbefugten Aufnahmen in besonders geschützten Räumen gemacht werden dürfen. Bei einer Bestrafung muss der Täter mit einer Geldbuße oder bis zu einem Jahr Gefängnis rechnen. Das Gleiche gilt für das Anbieten von Aufnahmen an dritte Personen.

Ist Voyeurismus eine Krankheit?

In den meisten Fällen gilt Voyeurismus als harmlos. Zudringlich oder gar handgreiflich werden Spanner nur in den seltensten Fällen. Nach medizinischer Einschätzung handelt es sich bei Voyeurismus um eine Persönlichkeitsstörung.

Als krankhaft gilt er jedoch erst dann, wenn der Ausübende immer wieder den Zwang verspürt, anderen Menschen bei intimen Tätigkeiten oder beim Sex zuzusehen, da nur der Akt des Beobachtens beim ihm zu sexueller Erregung führt.

Mitunter kann Voyeurismus auch mit Exhibitionismus verbunden sein.

Therapiemöglichkeiten

Als Behandlungsmöglichkeit des Voyeurismus gilt die kognitive Verhaltenstherapie. Dabei unterzieht sich der Betroffene einer Analyse seines Verhaltens und lernt, dieses wirkungsvoller zu kontrollieren.

Es ist aber ebenso möglich, dass die Therapie völlig erfolglos bleibt.