Gutachten vom Kinderarzt

Ein Überblick für Eltern zum Entwicklungsstand

Der Kinderarzt ist nicht nur für die Behandlung kranker Kinder zuständig, er erstellt auch diverse Gutachten über den Gesundheitszustand und den Entwicklungsstand der Kinder. Zu den Gutachten, die ein Kinderarzt erstellt gehören die Sporttauglichkeitsuntersuchung, die Kindergartenuntersuchung und die Narkosefähigkeitsuntersuchung.

Britta Josten
Von Britta Josten

Warum es Gutachten für Kinder gibt

Für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist es von enormer Bedeutung, dass es optimal gefördert und gefordert wird. Eine regelmäßige sportliche Betätigung kann sich zum Beispiel positiv auf die Entwicklung eines Kindes auswirken.

Übergewicht vorbeugen

Sport kann zum Beispiel verhindern, dass das Kind schon früh an Übergewicht leidet. Und Übergewicht ist schließlich nicht nur im Alltag der Kinder hinderlich, es kann auch zu Schäden am im Wachstum befindlichen Knochengerüst führen.

Zudem kann Übergewicht schon im Kindesalter zu einer Diabeteserkrankung oder zu Herz-Kreislauferkrankungen führen.

Doch wenn Kinder plötzlich ungewohnten sportlichen Belastungen ausgesetzt sind, kann das durchaus auch negative Folgen haben. Damit Kinder sicher ihren Lieblingssport ausüben können, oder damit Schulkinder uneingeschränkt am Schulsport teilnehmen können, gibt es die Schulsportuntersuchung.

Altersgerechte Förderung im Kindergarten

Für die gute und altersgerechte Entwicklung eines Kindes ist auch eine optimale Förderung im Kindergarten notwendig. Um feststellen zu können, auf welchem Gebiet ein Kind besonders viel Förderung braucht, gibt es die Kindergartenuntersuchung.

Bei dieser Untersuchung können die Ärzte feststellen, in welchen körperlichen oder geistigen Bereichen das Kind eventuell noch Defizite aufweist. Durch die Feststellung des körperlichen und geistigen Entwicklungsstandes können Erzieher und Eltern noch besser an einer optimalen Förderung des Kindes arbeiten.

Das Ziel ist es, dass das Kind zum Eintritt ins Schulalter altersgerecht entwickelt ist.

Geeignet für eine Narkose

Neben der Kindergartenuntersuchung und der Sporttauglichkeitsuntersuchung erstellen Kinderärzte noch weitere Gutachten. So erstellen sie zum Beispiel auch ein Gutachten zur Narkosefähigkeit des Kindes.

Während die Kindergartenuntersuchung und die Sporttauglichkeitsuntersuchung regelmäßig bei allen Kindern durchgeführt werden, wird die Narkosefähigkeitsuntersuchung nur im Bedarfsfall durchgeführt. Ein solches Gutachten ist vor Eingriffen, die einer Narkose bedürfen enorm wichtig. Im Rahmen dieser Untersuchung wird der Kinderarzt feststellen, ob die Gesundheit des Kindes eine Narkose zulässt.

Im Folgenden geben wir detailliertere Informationen zu den einzelnen Gutachten.

Die Sporttauglichkeitsuntersuchung

Sinn und Zweck

Wer einen Sport ausübt, der lebt nachweislich gesünder. Und das gilt auch schon für Kinder.

  • Die Bewegung verhindert zunächst einmal eine übermäßige Gewichtszunahme.
  • Zudem fördert Bewegung das Wachstum der Muskulatur.
  • Darüber hinaus trägt Sport auch zu einem gesunden Knochenwachstum bei.

Doch außergewöhnliche oder ungewohnte sportliche Aktivitäten können sich auch negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die gesundheitliche Konstitution des Kindes nicht optimal ist.

  • So können sich bestimmte Sportarten, wenn sie bei einer vorliegenden orthopädischen Einschränkung ausgeübt werden, zum Beispiel negativ auf die weitere Entwicklung auswirken.
  • Auch unerkannte Herz-Kreislauferkrankungen können beim Sport gefährlich werden. Denn nicht nur bei Erwachsenen kann es unter Belastung zum plötzlichen Herztod kommen, auch Kinder können, wenn sie entsprechende Vorerkrankungen mitbringen, davon betroffen sein.

Daher ist es enorm wichtig, dass ein Arzt vor einer neuen körperlichen Belastung (zum Beispiel Eintritt in einen Sportverein oder auch vor dem Schulsport) die uneingeschränkte Tauglichkeit feststellt. Ist das nicht der Fall, und liegen gesundheitliche Einschränkungen beim Kind vor, dann kann der Arzt zum Beispiel eine Sportbefreiung für den Schulsport ausstellen. Je nach Art und Ausprägung der gesundheitlichen Einschränkung kann diese Befreiung auch auf bestimmte sportliche Aktivitäten beschränkt sein.

Was wird untersucht?

Die Untersuchung für die Feststellung der Sporttauglichkeit ist relativ umfangreich. Zunächst einmal wird im Rahmen der Untersuchung der allgemeine Gesundheits- und Entwicklungsstand des Kindes erfasst. Dann werden bereits bekannte Erkrankungen dokumentiert.

Organe checken

Um den Gesundheitsstatus des Kindes zu erfassen, werden

untersucht.

Die Funktion der Lunge wird mithilfe einer Spirometrie überprüft. Bei diesem Lungenfunktionstest wird mit dem Spirometer die Menge der ein- und ausgeatmeten Luft gemessen. Zudem erfasst das Gerät die Kraft, mit der die Luft ein- und ausgeatmet wird.

Ausgehend von den ermittelten Werten kann der Arzt feststellen, ob die Lunge entsprechend des Alters, der Körpergröße und des Geschlechts entwickelt ist.

Im weiteren Verlauf der Untersuchung werden auch das Blut und der Urin des Kindes untersucht. Diese Untersuchungen sollen unter anderem sicherstellen, dass keine entzündlichen Veränderungen im Körper vorliegen.

Untersuchung der Wirbelsäule

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Sporttauglichkeitsuntersuchung ist die Begutachtung des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule. Bei der Untersuchung wird unter anderem die Körperhaltung begutachtet. Das bezieht sich auf die Wirbelsäule, die Extremitäten und die Hüfte.

Da es gerade bei Kindern häufig zu enormen Wachstumsschüben kommt, ist es im Grunde nicht ungewöhnlich, dass sich der Körper nicht symmetrisch entwickelt. Liegen jedoch auffällige Abweichungen vor, dann kann sich das durch die Ausübung einer sportlichen Aktivität noch verschlimmern oder zu erheblichen Spätfolgen führen.

Orthopädische Einschränkungen sind in den meisten Fällen jedoch kein Grund für den vollständigen Verzicht auf Sport. Es geht lediglich darum zu verhindern, dass ein bestimmter Sport die Entwicklung des Bewegungsapparates negativ beeinflusst. Ergänzend dazu kann der Arzt eine orthopädische Behandlung empfehlen, die eine eventuell vorhandene Entwicklungsstörung des Bewegungsapparates erfolgreich therapieren kann.

Zusätzlich zu den regulären Untersuchungen zur Feststellung der Sporttauglichkeit, können noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Diese Untersuchungen sind jedoch vor allem für Kinder angedacht, die bereits ein bestimmtes Leistungslevel besitzen und neue, größere sportliche Herausforderungen annehmen möchten.

  • In diesem Rahmen wird zum Beispiel die Herzfunktion unter Belastung (Belastungs-EKG) untersucht
  • Auch Lactattests (um die Leistungsfähigkeit der Muskeln festzustellen) und Test im Freien (Laufen, Radfahren, Langlauf) können einen noch genaueren Aufschluss über den Gesundheits- und Leistungsstand des Kindes geben.

Wer trägt die Kosten für die Sporttauglichkeitsuntersuchung?

Zwar geht es bei der Sporttauglichkeitsuntersuchung darum, gesundheitliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und dadurch Risiken und Folgen durch die Ausübung eines Sports zu minimieren, allerdings werden die Kosten für die Untersuchung von den meisten gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Trotz allem kann es sich lohnen, bei der Krankenkasse einmal nachzufragen. Die Höhe der Kosten für das reguläre Gutachten beträgt bei Kindern im Vor- und Grundschulalter etwa 20 Euro.

Die Kindergartenuntersuchung

Sinn und Zweck

Abgesehen von der körperlichen Entwicklung, gibt es bei Kindern zum Teil auch große Unterschiede in der sprachlichen und motorischen Entwicklung. Bei der Kindergartenuntersuchung geht es nun darum, den individuellen Entwicklungsstand eines Kindes im Alter von drei oder vier Jahren festzustellen.

In Deutschland sind alle Kindertagesstätten dazu verpflichtet, eine solche Untersuchung anzubieten. Allerdings können die Eltern selbst entscheiden, ob sie diese Untersuchung bei ihrem Kind durchführen lassen möchten. Die Teilnahme ist somit freiwillig.

Dennoch ist die Untersuchung empfehlenswert. Denn wenn der individuelle Entwicklungsstand mithilfe der Untersuchungen exakt formuliert werden kann, dann besteht auch die Möglichkeit, bei eventuellen Defiziten in der Entwicklung frühzeitig einzugreifen.

Die Untersuchungsergebnisse können also dabei helfen, die optimale Förderung für das Kind herauszufinden und mit den Erziehern und Eltern umzusetzen. Die Untersuchung umfasst im Bedarfsfall auch ein Beratungsgespräch mit den Eltern und den Erziehern. Auf diese Weise kann das Kind durch gezielte Förderung optimal auf den Schuleintritt vorbereitet werden.

Damit dieses Ziel auch bei eventuell vorliegenden Defiziten in der Entwicklung des Kindes noch realisiert werden kann, findet die Kindergartenuntersuchung normalerweise etwa zwei Jahre vor der Einschulung statt. In vielen Einrichtungen gibt es allerdings jährliche Untersuchungen durch Kinderärzte und Zahnärzte.

Ablauf

Die Kindergartenuntersuchung durch einen Kinderarzt findet direkt im Kindergarten statt. Die Eltern können auf ihren Wunsch hin selbstverständlich zugegen sein. Vor der Untersuchung muss von den Eltern (Sorgeberechtigten) ein Fragebogen ausgefüllt und unterschrieben werden, der zur Untersuchung mitgebracht werden muss. Außerdem sollten der Impfausweis und das Vorsorgeheft des Kindes mitgebracht werden.

Die Untersuchung findet dann in einem separaten Raum der Kindertagesstätte unter Anwesenheit der Eltern (Sorgeberechtigten) statt. Sollten die Eltern verhindert sein, können sie auch die Erzieher des Kindes dazu bevollmächtigen, bei der Untersuchung ihres Kindes anwesend zu sein.

Der Ablauf einer Kindergartenuntersuchung kann variieren. Jedoch beinhaltet die Untersuchung immer die folgenden Punkte.

  • Zunächst einmal werden die Größe und das Gewicht des Kindes festgestellt.
  • Danach wird das Seh- und Hörvermögen des Kindes getestet.

Das Ganze findet auf eine spielerische Art und Weise statt. Das gilt auch für die

  • Feststellung der motorischen Fähigkeiten des Kindes.

Im Rahmen der Untersuchung werden sowohl die feinmotorischen als auch die motorisch-koordinativen Fähigkeiten des Kindes geprüft. Zudem werden die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes getestet.

Nach der Untersuchung des Kindes werden die Ergebnisse ausgewertet. Wurden während der Untersuchung keine Einschränkungen festgestellt, wird das Untersuchungsergebnis den Eltern schriftlich und vertraulich mitgeteilt. Sollte es jedoch zu auffälligen Befunden gekommen sein, dann kann es noch eine individuelle Beratung geben. Im Zuge des Beratungsgesprächs können zum Beispiel die möglichen Fördermaßnahmen besprochen werden.

Da zu der Untersuchung auch der Impfausweis und das Vorsorgeheft mitgebracht werden müssen, kann der Kinderarzt auch feststellen, ob das Kind über alle empfohlenen Impfungen verfügt und bei allen Vorsorgeuntersuchungen war. Ist dies nicht der Fall, so kann der Kinderarzt hierfür seine Empfehlung aussprechen.

Auch für Erzieher lohnenswert

Die Empfehlungen zur besseren Förderung eines Kindes müssen sich aber nicht nur an die Eltern richten. Die Untersuchung der Kinder kann auch den Erziehern dabei helfen, Maßnahmen zu ergreifen, die zur optimalen Förderung der Kinder beitragen können.

So kann der Kinderarzt beispielsweise auf Defizite hinweisen, die vermehrt oder im Einzelfall auftreten. Gibt es im Kindergarten zum Beispiel mehrere Kinder, die ein für ihr Alter zu hohes Gewicht haben, können die Erzieher darauf mit einem Bewegungsprogramm reagieren.

Auf Defizite bei den motorischen Fähigkeiten kann ebenfalls mit einer Änderung des Beschäftigungsprogramms reagiert werden. Personengebundene Daten und medizinische Untersuchungsergebnisse der Kinder werden selbstverständlich vertraulich behandelt und unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht.

Die Narkosefähigkeitsuntersuchung

Was passiert bei einer Narkose?

Wenn ein operativer Eingriff durchgeführt werden soll, geht dies natürlich nicht, während der Patient bei vollem Bewusstsein ist. Aus diesem Grund gibt es die Narkose.

Bei einer Narkose handelt es sich um eine Art künstliche Bewusstlosigkeit, die durch die Verabreichung von Medikamenten herbeigeführt wird. Die Narkose schaltet das Schmerzempfinden des Patienten aus und sorgt für eine Muskelentspannung, wodurch der Körper unter anderem nicht mehr zu Abwehrreaktionen fähig ist.

Auch das Bewusstsein wird durch die Narkose ausgeschaltet. Dadurch bekommt der Patient nichts von dem Eingriff oder seiner Umgebung mit. Während eines Eingriffs ist eine Narkose somit unverzichtbar.

Dennoch kann es während einer Operation unter Narkose auch zu Komplikationen kommen. Um das Risiko für solche Komplikationen möglichst gering zu halten, gibt es eine Narkosefähigkeitsuntersuchung. Eine solche Untersuchung gibt es auch für Kinder; sie wird von einem Kinderarzt durchgeführt.

Was wird untersucht?

Bei einer Narkosefähigkeitsuntersuchung stellt der Kinderarzt (oder der Hausarzt) die allgemeine gesundheitliche Konstitution des Kindes fest. Dazu wird das Kind ausgiebig körperlich untersucht.

  • Im Zuge dieser Untersuchung untersucht der Arzt unter anderem die Lunge, um eine eventuelle Erkrankung des Atmungsorgans auszuschließen. Das ist besonders wichtig, weil der Patient unter Narkose nicht selbstständig atmen kann und beatmet werden muss.

  • Auch das Herz wird bei der Narkosefähigkeitsuntersuchung getestet. Dazu wird ein EKG (Elektrokardiogramm) durchgeführt. Mit dieser Untersuchung lassen sich zum Beispiel Herzfehler oder Herzrhythmusstörungen feststellen oder ausschließen.

Hat der untersuchende Arzt eine Grunderkrankung des Herzens oder der Lunge festgestellt, dann gibt er seine Untersuchungsergebnisse an den Narkosearzt weiter, der die Narkose bei dem Kind durchführt.

Damit eine Narkose möglichst risikolos durchgeführt werden kann, sind ein intaktes Herz und eine voll funktionsfähige Lunge die besten Voraussetzungen.

  • Da es bei einem operativen Eingriff auch zu Blutungen kommt, muss der Arzt auch die Blutgerinnung überprüfen. Dazu muss Blut entnommen werden.

  • Zur Vollständigkeit der Narkosefähigkeitsuntersuchung gehört es außerdem, dass die Eltern einen Fragebogen ausfüllen. Nachdem der Kinder- oder Hausarzt die Untersuchungsergebnisse ausgewertet und dokumentiert hat, übergibt er den schriftlichen Befund an den Narkosearzt.

Der Narkosearzt kann nun darüber entscheiden, ob er die Narkose ohne Risiko durchführen kann oder ob der Patient während der Narkose unter besonderer Beobachtung stehen muss. Eine Narkosefähigkeitsuntersuchung sollte bei Kindern vor jedem geplanten Eingriff durchgeführt werden. Es ist ratsam, diese Untersuchung etwa eine Woche vor dem geplanten Eingriff durchführen zu lassen.

Die Kosten für die Untersuchung werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Allerdings übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten nur für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr; für Kinder ab dem zwölften Lebensjahr werden die Kosten für derartige Untersuchungen nur in bestimmten Fällen erstattet. Vor allem bei kleineren Eingriffen (wie zum Beispiel Zahnbehandlungen) übernehmen die Kassen die Kosten für die Untersuchung dann häufig nicht mehr.

Fazit

Schaut man sich einmal die Gründe für die Erstellung der Gutachten an, dann kann man feststellen, dass es immer darum geht, die gesunde Entwicklung des Kindes zu unterstützen. Durch die Gutachten wird es möglich, dass die Kinder ihrem Entwicklungsstand angepasst gefördert werden können.

Zudem soll vor allem die Sporttauglichkeitsuntersuchung dazu beitragen, dass die Förderung in einem für das Kind gesunden Rahmen stattfindet. Denn zu viel Förderung kann vor allem im sportlichen Bereich auch schnell zu einer Überforderung führen, die im Extremfall schlimme gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.

Und letztendlich geht es insbesondere bei der Narkosefähigkeitsuntersuchung darum, schlimme gesundheitliche Folgen während eines operativen Eingriffs zu verhindern.