Gastroenteritis (Brechdurchfall) - Erreger, Übertragung, Dauer und wann diese chronisch werden kann

Die Gastroenteritis kennt man auch unter der Bezeichnung Magen-Darm-Grippe oder Brechdurchfall. Dabei ist die Schleimhaut des Magens oder des Dünndarms entzündet. Sie kann sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen. Viren oder Bakterien können die Erkrankung auslösen; dabei sind die Erreger hoch ansteckend. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild der Gastroenteritis.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild

Der Begriff "Gastroenteritis" stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "Magen-Darm-Entzündung". Die Erkrankung ist auch als Magen-Darm-Grippe, Bauch-Grippe oder Brechdurchfall bekannt. Hervorgerufen werden kann eine Gastroenteritis durch Bakterien, Viren, Giftstoffe oder Strahlung.

Bei einer Gastroenteritis handelt es sich um eine Schleimhautentzündung des Magens und des Dünndarms. In manchen Fällen wird auch der Dickdarm in Mitleidenschaft gezogen.

Die so genannte Magen-Darm-Grippe ist weit verbreitet und der häufigste Grund für Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bei Kindern und Erwachsenen. Mit der echten Grippe, der Influenza, hat sie jedoch nichts zu tun.

Ursachen

Der Brechdurchfall wird durch Viren oder Bakterien verursacht. Der Norovirus stellt dabei den bekanntesten Erreger eines Brechdurchfalles dar.

Meist sind die Krankheitserreger hoch ansteckend und werden von Mensch zu Mensch über verunreinigten Stuhl, kontaminierte Lebensmittel oder Getränke oder über gemeinsam angefasste Gegenstände übertragen werden. Besonders Kinder infizieren sich leicht, wenn sie miteinander spielen und die gleichen Spielsachen anfassen.

Doch nicht nur Bakterien und Viren können eine Magen-Darm-Grippe verursachen, sondern auch Protozoen wie Giardien oder Amöben, die eine Giardiasis bzw. eine Amöbenruhr auslösen. Eine mögliche Rolle spielen auch bestimmte Giftstoffe sowie Strahlung.

Viren als Ursache

Zu den Viren, die als Ursache für Brechdurchfall in Frage kommen, zählen:

  • Noroviren
  • Astroviren
  • Rotaviren
  • Adenoviren und
  • Coronaviren

Besonders betroffen von einer Infektion mit Rotaviren sind Babys und Kleinkinder. Bei Erwachsenen sind vor allem Noroviren der häufigste Auslöser für eine Magen-Darm-Grippe. Grundsätzlich treten Noroviren das ganze Jahr über auf, in den Monaten Oktober bis März sind sie jedoch am aktivsten.

Bakterien als Ursache

Je nach Art der Verursachung unterscheidet man drei verschiedene Bakterientypen, die den Brechdurchfall auslösen können:

  • den Sekretionstyp (z.B. Vibrio choler, EPEC oder ETEC)
  • den Invasionstyp (z.B. Shigellen EIEC oder EHEC) sowie
  • den Penetrationstyp (z.B. Salmonellen)

Beim Invasionstyp handelt es sich um Keime, die in das Innere der Darmzellen vordringen, sich dort vermehren und zu einer Zerstörung der Zellen führen. Infolgedessen kommt es zu einer eitrigen Infektion, die sich durch krampfartige Bauchschmerzen und blutig-schleimige Durchfälle bemerkbar macht.

Zum Invasionstyp gehören Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli wie EHEC und EIEC, Clostridium difficile, Campylobacter sowie Shigellen.

Durch den Sekretionstyp werden die Schleimhautzellen des Darms geschädigt. Außerdem kommt es zur Sekretion von Elektrolyten ins Darminnere (Darmlumen), was schließlich zu Durchfall führt. Zum Sekretionstyp zählt man ETEC- und EPEC-Bakterien sowie das Bakterium Vibrio cholerae, das die Cholera-Krankheit auslöst.

Vom Penetrationstyp werden die Darmzellen zwar nicht zerstört, er ruft jedoch eine Entzündung hervor. Typische Vertreter des Penetrationstyps sind Salmonellen und Yersinien.

Giftstoffe als Ursache

Eine andere Ursache für eine Gastroenteritis sind Giftstoffe (Toxine). Dabei kann es sich um das Gift von Bakterien handeln, das sich in verdorbenen Nahrungsmitteln anreichert. Werden verdorbene Lebensmittel verzehrt, kommt es durch den Giftstoff zu einer Entzündung der Schleimhaut. In diesem Fall spricht man von einer Lebensmittelvergiftung.

Für eine toxische Gastroenteritis können aber auch andere Giftstoffe oder bestimmte Medikamente verantwortlich sein.

Strahlung als Ursache

In manchen Fällen kommt es durch physikalische Ursachen wie radioaktive Strahlen oder Röntgenstrahlen zu einer Magen-Darm-Entzündung. So kann die Schleimhaut von Magen und Darm zum Beispiel durch eine Bestrahlungstherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung oder einen radioaktiven Reaktorunfall so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, dass die Verdauungsfunktionen darunter leiden.

Inkubationszeit

Bei der Inkubationszeit handelt es sich um den Zeitraum zwischen der Infektion mit dem Erreger und dem Ausbruch der Krankheit. Bei einer Gastroenteritis liegt die Inkubationszeit in der Regel zwischen vier Stunden und zwei Tagen.

Übertragungsweg

Besonders tückisch an einer infektiösen Magen-Darm-Grippe ist ihre schnelle Verbreitung, die durch fäkal-orale Schmierinfektion erfolgt. Die Patienten scheiden die Keime über den Stuhl oder Erbrochenes wieder aus dem Körper aus. Dabei werden die Erreger ganz unbemerkt auf Oberflächen oder Gegenständen verteilt.

Kommt eine andere Person mit diesen Gegenständen in Berührung, nimmt sie die Keime über Hände und Mund in ihren Organismus auf. Bei manchen Viren genügt schon eine geringe Menge von etwa zehn bis einhundert Viren, um eine Ansteckung hervorzurufen.

Aber auch eine Tröpfcheninfektion kann zur Ansteckung führen. Dabei werden beim Erbrechen winzig kleine Tröpfchen, die Viren enthalten, über die Luft auf andere Menschen übertragen. So infektiös sind allerdings nur Noroviren, die sich in rasender Geschwindigkeit ausbreiten können.

Besonders hoch ist das Ansteckungsrisiko in

Ein weiterer möglicher Übertragungsweg ist die Nahrung. So können die Erreger über kontaminierte Lebensmittel wie verunreinigtes Wasser, Fisch oder Meeresfrüchte in den Magen-Darm-Trakt gelangen.

So wird zum Beispiel die Amöbenruhr oftmals durch infiziertes Trinkwasser verbreitet. Allerdings ist dies eher in subtropischen und tropischen Ländern der Fall.

Der Norovirus

Hat sich ein Patient mit dem Norovirus infiziert, kann er andere Menschen nicht nur während des Krankheitsverlaufes anstecken, sondern auch noch mindestens 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerden.

Besonders tückisch an Noroviren ist, dass sie noch Wochen nach der Erkrankung ausgeschieden werden, wodurch eine spätere Ansteckung im Bereich des Möglichen ist.

Verlauf

Bei einer Magen-Darm-Grippe wird zwischen einem akuten und einem chronischen Verlauf unterschieden. Wie lange die Erkrankung anhält, hängt von den jeweiligen Erregern ab. Die durchschnittliche Dauer einer von Viren verursachten Gastroenteritis beträgt bei ansonsten gesunden Menschen etwa ein bis fünf Tage.

Je nach Art der Erreger ist der Patient einige Stunden vor Ausbruch der Erkrankung bis zu wenigen Tagen nach Abklingen der Erkrankung ansteckend. Beim Norovirus können die Viren sogar noch Wochen nach der Erkrankung vom Körper ausgeschieden werden und eine gesunde Person anstecken. Wenn man sich an einer kranken Person ansteckt, vergehen meist nur wenige Stunden, bis bei der vormals gesunden Person die ersten Krankheitsanzeichen auftreten.

In der Regel bedarf es keiner ärztlichen Behandlung, wenn der Patient auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet. Besonders ältere Menschen oder kleine Kinder können durch den Flüssigkeitsverlust jedoch Nierenerkrankungen bekommen.

Mitunter kann eine Magen-Darm-Grippe so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen ist. Anders sieht es aus, wenn Bakterien für die Erkrankung verantwortlich sind. In solchen Fällen dauert eine Gastroenteritis ca. ein bis zwei Wochen.

Besonders hartnäckige Erreger sind Salmonellen. Selbst nach der Genesung des Patienten werden die Bakterien noch Wochen oder sogar Monate von ihm ausgeschieden.

Beschwerden bei einer Gastroenteritis

Typisch für eine Magen-Darm-Grippe sind Beschwerden wie

Gelegentlich kann auch Fieber auftreten, was häufig bei kleinen Kindern der Fall ist. Oftmals haben die Betroffenen zusätzlich Kopf- und Gliederschmerzen.

Das Ausmaß und die Art der Beschwerden hängen maßgeblich vom jeweiligen Erreger ab. So können sie sowohl milde als auch schwer ausfallen.

Die Übertragung der Keime erfolgt in den meisten Fällen durch eine Schmierinfektion. Vor allem bei schlechten hygienischen Bedingungen verbreiten sich die Erreger rasch.

Chronische Gastroenteritis

Von einer chronischen Gastroenteritis spricht man, wenn die Beschwerden länger als 30 Tage anhalten. So fühlen sich die Betroffenen ständig schlecht und leiden immer wieder unter Erbrechen oder Durchfall.

In manchen Fällen entwickelt sich eine Magen-Darm-Grippe zu einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Bei chronischen Beschwerden sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Die Diagnose kann jeder Patient selbst stellen. In vielen Fällen können die Patienten sich selbst mit Hausmitteln behandeln. Lediglich bei schweren Verlaufsformen sowie bei älteren Patienten und Kindern sollte man einen Arzt aufsuchen.

Werden dem Arzt die Symptome geschildert, vermutet dieser sofort einen Brechdurchfall. Um den genauen Erreger des Virus nachweisen zu können, wird oftmals eine Untersuchung des Stuhls durchgeführt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Arzt eine Infektion mit dem Norovirus vermutet.

Befindet sich der Patient in einem sichtlich schlechten Allgemeinzustand, führt der Arzt eine eingehende körperliche Untersuchung durch und misst den Blutdruck. Meist ist dieser in diesem Zustand sehr niedrig.

Zu den weiteren Untersuchungen, die je nach Zustand des Patienten angewandt werden, zählen:

Behandlung einer Gastroenteritis

Bestehen keine schweren Grunderkrankungen und handelt es sich nicht um einen alten Menschen oder ein kleines Kind, können die Patienten auch selbst viel tun, um die Symptome zu mildern. Normalerweise genügt es, bei einer Magen-Darm-Grippe Bettruhe einzuhalten und den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust wieder auszugleichen. Am besten eignen sich Wasser und ungesüßte Tees.

Es stehen jedoch auch Medikamente wie Kohletabletten oder Loperamid gegen Durchfall zur Verfügung. Loperamid sollte man jedoch nur nach Absprache mit dem Arzt einnehmen.

Gegen Übelkeit und Erbrechen haben sich Vomex-A-Zäpfchen bewährt. Diese verfügen über die Eigenschaft, entkrampfend zu wirken und die Übelkeit zu reduzieren. Als Alternative kommen auch Emesan-Zäpfchen infrage. Zäpfchen haben den Vorteil, dass sie den Magen-Darm-Trakt nicht passieren müssen, wodurch weitere Reizungen vermieden werden.

Um dem Körper wieder Salze zuzufügen, kann der Patient stark verdünnten Fruchtsaft mit etwas Salz und Salzstangen zu sich nehmen. Bei Bauchschmerzen wirken warme Wickel lindernd. Handelt es sich um eine chronische Erkrankung, ist der Einsatz von spezifischen Medikamenten erforderlich.

Ärztliche Therapie

Liegt ein behandlungsbedürftiger Brechdurchfall vor, legt der Arzt meist eine Infusion an, um den starken Flüssigkeitsverlust so schnell wie möglich auszugleichen. Auch Elektrolytlösungen kann der Arzt verordnen, um dem Körper die Bestandteile wieder zuzuführen, die während dem Erbrechen und dem Durchfall ausgeschieden wurden.

Handelt es sich um einen bakteriellen Brechdurchfall, verordnet der Arzt Antibiotika. Diese wirken jedoch nur zur Behandlung von Bakterien.

Besteht sehr starkes Erbrechen, kann der Arzt ebenfalls Medikamente, so genannte Antiemetika verordnen. Auch gegen den Durchfall kann in schweren Fällen ein Präparat verordnet werden.

Nur in seltenen Fällen erfolgt die Behandlung eines Brechdurchfalls im Rahmen einer stationären Behandlung. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn kleine Kinder am Norovirus erkranken und die Krankheit zu Hause nicht in den Griff zu bekommen ist.

Ansteckungsgefahr und Vorbeugung

Da eine Gastroenteritis hochgradig ansteckend ist, müssen strenge Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Besonders wichtig ist das regelmäßige Reinigen und Desinfizieren der Toilette und ihrer Umgebung. Außerdem sollte der Patient den Kontakt zu Babys, Kleinkindern und Menschen mit einem schwachen Immunsystem vermeiden.

Einer Gastroenteritis vorzubeugen, ist allerdings nicht immer leicht. Bei manchen Erregern kann der Patient nämlich bereits ansteckend sein, ohne es zu wissen. Eine wichtige Vorbeugemaßnahme ist das regelmäßige Waschen der Hände. Das gilt besonders nach den Toilettengängen sowie beim Wechseln von Windeln eines Babys oder beim Umgang mit erkrankten Personen.

Darüber hinaus ist es besser, Körperkontakt durch Küsse oder Händeschütteln zu vermeiden, solange Ansteckungsgefahr besteht. Grundsätzlich sollte man sich vitaminreich ernähren, um sein Immunsystem zu stärken. Dies gilt besonders dann, wenn gerade ein Brechdurchfall im Bekanntenkreis umhergeht.

Tipps zur Zubereitung von Nahrungsmitteln

Um eine Ansteckung über verunreinigte Lebensmittel zu vermeiden, wird empfohlen, Speisen wie Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch stets gut durchzugaren. Verzichten Sie in heißen Ländern unbedingt auf den Verzehr von rohem Fleisch oder rohem Fisch. Rohe Speisen sind bei Hitze besonders anfällig für Keime und Bakterien.

Getränke, auch Cocktails oder Drinks, ohne Eiswürfel genießen, denn das Leitungswasser in Reiseländern entspricht häufig nicht unseren hygienischen Maßstäben. Leitungswasser natürlich auch nicht trinken. In Ländern mit extrem niedrigen Hygienestandard sollten Sie auch zum Zähneputzen gekauftes Trinkwasser benutzen.

  • Auf Salat möglichst verzichten oder selber mit Trinkwasser waschen.
  • Gemüse sollte nur in gekochtem Zustand gegessen werden.
  • Obst nur geschält verzehren.
  • Seien Sie bei den Mahlzeiten sparsam mit Fett und Zucker. Durch diese Stoffe bleiben die Speisen länger im Magen liegen und somit auch eventuell aufgenommene Keime und Bakterien.
  • Ebenfalls nicht zu empfehlen: kalte Dips, Mayonnaise, Speiseeis und Pudding.

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

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