Lungenriss - Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Lunge ist ein wichtiges Organ, welches der Atmung dient und beim Menschen aus zwei Lungenflügeln besteht und links und rechts in verschiedene Lungenlappen unterteilt ist. Die Lunge besitzt keine eigene Muskulatur, stattdessen wird die Luft mit Hilfe der Rippenmuskulatur und des Zwerchfells eingesaugt.

Von Kim Müller

Gerade weil die Lunge ein sehr wichtiges Organ des Körpers ist, sollten Verletzungen und Krankheiten möglichst umgangen und verhindert werden.

Aufbau und Funktion der Lunge

Die Lunge ist ein paarig angelegtes Organ, welches der Atmung dient und somit Sauerstoff aus der Atemluft aufnimmt und Kohlenstoffdioxid des Körperstoffwechsels als Endprodukt abtransportiert. Zu beiden Seiten der Brusthöhle liegt eine Lunge, womit der Mensch also zwei Lungen besitzt.

Die Lunge wird von zwei Häuten umgeben; zum einen von einer inneren Haut (Lungenfell) und zum anderen von einer äußeren Haut (Brustfell). Der Spalt, der sich zwischen diesen beiden Häuten befindet, nennt sich Pleuralspalt, in welchem ein Unterdruck herrscht, der für die Atmung wichtig ist. Er bewirkt auch, dass die Lunge den Bewegungen beim Atmen dem Brustkorb folgt.

Beim Einatmen erhöht sich der Druck im Pleuralspalt und der Brustkorb dehnt sich, wodurch die Luft in die Lunge gesaugt wird. Beim Ausatmen wird der Druck geringer und der Brustkorb kleiner, wodurch die Luft aus der Lunge entweicht.

Lungenfell und Brustfell grafisch dargestellt
Lungenfell und Brustfell grafisch dargestellt

Entstehung eines Lungenrisses

Das Platzen eines Lungenbläschens als mögliche Entstehungsursache
Das Platzen eines Lungenbläschens als mögliche Entstehungsursache

Ein Lungenriss ist eine Verletzung der Lunge, die mit Komplikationen einhergeht. Bei einer Verletzung von einer der beiden Häute, also dem Lungen- oder Brustfell, oder dem Platzen eines Lungenbläschens (Emphysembläschen), entsteht ein Pneumothorax.

Es besteht also zum einen die Möglichkeit, dass Luft aus der Lunge entweicht und in den Brustkorb eintritt und zum anderen, dass Luft von außen in den Pleuralspalt eintritt. Bei beiden Möglichkeiten sinkt der Unterdruck enorm ab, wodurch die Ausdehnung von einem oder beiden Lungenflügel/n behindert wird, die Lunge nicht mehr den Bewegungen des Brustkorbs folgen kann und zusammenfällt bzw. kollabiert. Der betroffene Lungenflügel steht dem Körper nicht mehr zur Atmung zur Verfügung.

Ursachen

Die genaue Ursache für einen Lungenriss ist noch nicht endgültig geklärt, tritt aber am häufigsten bei jungen, asthenischen Männern zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Bewiesen ist aber, dass es bei einem gesunden Menschen nicht möglich ist, einen Lungenriss bewusst herbeizuführen.

Mögliche Ursachen können aber Lungenerkrankungen wie

aber auch eine starke Verringerung des Umgebungsdrucks sein, wenn das Lungengewebe den Druck nicht ausgleichen kann. Bei Tauchern kann die Ursache zum einen ein Stimmritzenkrampf sein, wobei die Stimmritze in Kontakt mit einem Fremdkörper, meistens mit eingeatmetem Wasser, gerät, und zum anderen eine Air Trapping, bei der die Lunge regional durch das Einfangen von Atemluft, meist durch Bronchusverengung, überdehnt wird. Auch Druckschläge auf den Brustkorb, z.B. bei Explosionen, und gleichzeitig geschlossenem Mund oder ein Nikotinabusus sind mögliche Entstehungsursachen.

Entstehung von Air Trapping

Besonders gefährdet für ein Air Trapping sind Taucher, da eine Verminderung des Umgebungsdrucks, wie beim Aufstieg nach einem Tauchgang oder beispielsweise auch nach dem Start eines Flugzeugs, auftreten kann. Bei einer Überdehnung der Lungenbläschen, durch eine Verminderung des Umgebungsdrucks, können die Lungenbläschen reißen. Die Folge des Reißens von Lungenbläschen kann ein lokaler Lungenriss sein, durch welchen Luft in den Blutkreislauf und Blut in die Luftwege eindringen kann.

Tauchen als Risikosport für Air Trapping
Tauchen als Risikosport für Air Trapping

Risikofaktoren

Verschiedene Krankheiten, wie

können Verklebungen, anatomische Veränderungen und Verengungen verursachen, welche ebenfalls Auslöser für Air Trapping sein können. Bei chronischen Lungenerkrankungen zum Beispiel besteht eine erhöhte Atemfrequenz, wodurch sich die Zeit des Ausatmens verkürzt ist und nicht genug Luft ausgeatmet werden kann. Die Lunge wird überbläht, da zu viel Luft in der Lunge verbleibt.

Bei einer Verengung oder Verklebung der Lunge, wird Gas in den Lungenbläschen (bei einem akuten Barotrauma) eingeschlossen. Auch Rauchen erhöht das Risiko für Air Trapping.

Vorbeugungsmaßnahmen für Taucher

  • Bei einer Bronchitis, akuten allergischen oder asthmatischen Reaktionen und auch schon bei leichten Erkältungen sollten Tauchgänge vermieden werden.
  • Luftanhalten und hastiges Einatmen, sowie Husten bei einem Tauchgang sollten ebenfalls verhindert und umgangen werden.
  • Da das Air Trapping als typisches Krankheitsbild von rauchenden Tauchern angesehen wird, sollten besonders Taucher nicht rauchen.
  • Auch eine regelmäßige Tauchtauglichkeitsuntersuchung ist von großer Bedeutung.

Symptome

Ein Lungenriss kann ohne Symptome verlaufen, im anderen Fall allerdings auch lebensbedrohliche Zustände hervorrufen. Typische Anzeichen sind

  • plötzlich auftretende, meist einseitige, Brustschmerzen
  • schnelle Atmung trotz körperlicher Ruhe
  • Atemnot
  • Hustenreiz;

tiefes Einatmen ist nicht mehr möglich oder verursacht starke Schmerzen. Die Beschwerden und Schmerzen nehmen bei Belastung zu. Beim Air Trapping kann es mitunter auch zu blutigem Schaum beim Husten kommen.

Sonderformen

Spannungspneumothorax

Der Spannungspneumothorax ist eine lebensgefährliche Form eines Lungenrisses, bei dem es zu einer Druckerhöhung, durch einen Ventilmechanismus, in der Brusthöhle kommt, wodurch es zu einer Verdrängung von Organen, zum Beispiel dem Herzen, im Brustraum kommen kann.

Bei der Einatmung dringt Luft, entweder von außen (durch Brustwandverletzung) oder von innen, in die Brusthöhle ein, wobei die Luft beim Ausatmen nicht mehr entweichen kann und in der Brusthöhle verbleibt.

Traumatischer Pneumothorax

Bei dieser Form tritt neben Luft auch Blut in den Brustkorb ein, wodurch ein schnelles Handeln und Behandeln des Patienten unbedingt notwendig ist. Die Folgen der Verletzung richten sich nach dem operativen Vorgehen.

Ein traumatischer Pneumothorax entsteht durch

  • Verletzungen bei einem Unfall
  • Rippenbruch mit Durchspießung von Lungenanteilen
  • eine Verletzung der Lunge von außen (z.B. durch ein Messer) oder
  • Quetschung der Lunge.

Diagnose

Durch Abklopfen sowie Abhören der Lunge kann eine Verletzung gut diagnostiziert werden. Um eine schnelle Abklärung zu gewährleisten, wird zusätzlich ein Röntgenbild angefertigt, auf dem, bei einer Verletzung, die zusammengeschrumpfte Lunge erkennbar ist. Durch eine Aufnahme durch Computertomographie (CT) oder eine Messung des Atemvolumens kann ein Air Trapping lokalisiert und diagnostiziert werden.

Röntgen als mögliche Diagnosemethode
Röntgen als mögliche Diagnosemethode

Behandlung

Fast jeder Lungenriss ist behandlungsbedürftig. Ein kleiner Lungenriss, der spontan auftritt und keine Beschwerden verursacht, muss nicht ärztlich behandelt werden.

Bei Atemnot oder Schmerzen im Brustkorb ist es zur ersten Selbsthilfe wichtig, den Oberkörper aufrecht, erhöht und ruhig zu halten. Gegen den Hustenreiz kann ein Schluck eisgekühlten Wassers getrunken werden.

Der Arzt führt eine Beatmung mit Sauerstoff durch

  • eine Nasensonde
  • eine Maske oder
  • einen Atembeutel

durch, bekämpft den Hustenreiz und führt in besonders schlimmen Fällen eine Luftabsaugung oder die Anlage einer Drainage durch, bei welcher ein dünner Schlauch über einen kleinen Schnitt seitlich in den Brustkorb eingelegt wird, damit die Luft aus der Brusthöhle entweichen kann.

Des Weiteren wird eine spezielle Atemtechnik, die Lippenbremse angewandt; dabei wird gegen die locker aufeinander liegenden Lippen ausgeatmet. Bei Patienten mit einer chronischen Sauerstoffunterversorgung sollte die Sauerstoffgabe mit Vorsicht erfolgen, da es mitunter zu empfindlichen Reaktionen kommen kann.

Folgen

Am häufigsten kommt es vor, dass Atmungsluft in die Lungenvenen eintritt (Arterielle Gasembolie), wobei die Luftblasen embolische Verschlüsse

hervorrufen. Ebenfalls ist eine Luftansammlung im Brustraum (randständiger Lungenriss) möglich, wobei Luft aus der Verletzung in die Brusthöhle strömt und die Lunge, um den Unterdruck aufzuheben, zusammenfällt. Außerdem ist denkbar, dass die Luft eine Verbindung zum Raum zwischen den Lungenflügeln (Mittelfellraum) bekommt, wodurch sie durch das Gewebe in der Unterhaut bis zum Hals hochsteigen kann.

Vorbeugung

Taucher können einen Lungenriss verhindern, wenn sie unter Wasser ein schnelles Anhalten der Luft sowie Husten vermeiden. Besonders Taucher sollten auf das Rauchen verzichten; liegt eine Erkältung vor, sollten sie den Tauchgang verschieben.

Des Weiteren sollten sie jährlich zur Tauglichkeitsprüfung gehen. Durch regelmäßige Untersuchungen der Atemwege sowie deren Abhören lassen sich mögliche Beschwerden frühzeitig erkennen und mögliche Folgen verhindern.