Die Organisation, Erziehung und Lösung möglicher Probleme in einer Großfamilie

Von einer Großfamilie spricht man bei mehreren Generationen, die zusammenleben oder einer Familie, die mehr als drei Kinder hat. Das Leben in einer Großfamilie hat Vorteile, stellt die Familienmitglieder aber auch vor besondere Herausforderungen. Es kommt auf die richtige Organisation an. Informieren Sie sich über perfektes Zeitmanagement und viele weitere Faktoren, die wichtig für das Leben in einer Großfamilie sind.

Von Claudia Rappold

Soziale Absicherung für Jung und Alt durch den Mehrgenerationenhaushalt

Die Großfamilie war lange verpönt in Deutschland, denn zu stark schienen die Generationenkonflikte, um unter einem Dach zu leben. Doch der Trend geht wieder zum Mehrgenerationenhaushalt, denn diese Konstellation bringt auch viel Gutes mit sich.

Fluch oder Segen?

Das Leben in einer Großfamilie mit

scheint für die einen eine Erleichterung und für andere eher ein beklemmendes Gefühl zu sein. Sicherlich haben sowohl das Leben in der Großfamilie als auch das Leben in der eigenen kleinen Familie Vorteile und auch Nachteile.

Doch wie es scheint, wird immer häufiger der Weg der Großfamilie wieder bewusst gewählt und alle Generationen profitieren davon, sowohl im Alltag als auch emotional und finanziell.

Das Familienleben im Wandel der Zeit

In eher ländlichen Gebieten gab es die Großfamilie schon immer und sie blieb auch immer aktuell, denn hier schien es häufig eine Notwendigkeit, da hier häufig die Infrastruktur noch nicht so ausgebaut war wie in den Städten.

Auch heute noch sehen wir in Ländern wie

dass das Prinzip Großfamilie durchaus seinen Reiz hat und auch funktionieren kann, wenn alle Generationen ihre Grenzen einhalten.

Mehrgenerationenhaushalt wird wieder beliebter

In wirtschaftlich eher schlechten Zeiten scheint die Großfamilie einen besonderen Reiz auf alle Generationen auszuüben, denn finanziell bringt das Leben mit allen Generationen unter einem Dach durchaus Vorteile und auch das soziale Netz ist durch das Modell Großfamilie sicher gespannt, sodass alle Widrigkeiten des Lebens abgefedert werden können und man nie mit seinen Problemen alleine steht.

Zum Teil findet man heute Großfamilien, in denen sogar fünf Generationen unter einem Dach leben und es scheint zu funktionieren. Voraussetzung ist allerdings die gegenseitige Rücksichtnahme und das Verständnis.

Großfamilie spendet Sicherheit

  • Praktisch gesehen gibt die Großfamilie Sicherheit, so ist es kein Problem, wenn beide Elternteile arbeiten gehen, denn Eltern und Großeltern sind gerne bereit, die Kinderbetreuung zu übernehmen und dies auch noch kostenlos.

  • Für die ältere Generation ist die Sicherheit gegeben, dass wenn Krankheiten aufkommen, die Pflege in den eigenen vier Wänden sichergestellt ist, denn Kinder und Enkelkinder sind mit im Haus und so kann ein Heimaufenthalt vermieden werden.

Gemeinsam den Widrigkeiten des Alltags trotzen und immer Unterstützung finden ist heute nicht mehr selbstverständlich, doch genau danach sehnen sich die meisten von uns und so ist das Prinzip Großfamilie heute wieder populär geworden und immer mehr Familien beschließen, gemeinsam das Leben zu bestreiten.

Ein Mehrgenerationen-Haushalt sorgt dafür, dass immer jeder einen geeigneten Ansprechpartner für seine persönlichen Probleme finden kann und auch immer mit Unterstützung rechnen kann. Der Nachteil ist sicherlich, dass man nicht immer schalten und walten kann wie man möchte und manche Entscheidungen von der gesamten Familie getroffen werden müssen.

Fazit

Wer in einer Großfamilie aufgewachsen ist, der empfindet dies sicherlich auch als Erleichterung, wer sich allerdings frisch in das Abenteuer Großfamilie stürzt, der wird eine gewisse Eingewöhnungsphase brauchen, um das große Familienleben annehmen zu können. Respektvoller Umgang miteinander ist allerdings ein absolutes Muss in der Großfamilie.

Doch nicht nur das Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt wird als Großfamilie bezeichnet, ebenso die Mehrkindfamilie gehört dazu.

Das Leben in einer Großfamilie

In einer so genannten Mehrkindfamilie muss das Leben gut organisiert werden, damit die Tagesabläufe funktionieren. In der Gesellschaft hat die Großfamilie immer noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. In den meisten Großfamilien herrscht die traditionelle Rollenverteilung, dass der Mann arbeiten geht und die Frau für die Familie und den Haushalt zuständig ist.

Kinder in der Großfamilie

Kinder in einer Großfamilie müssen in der Regel selbstständiger sein als in einer Kleinfamilie. Sie müssen Aufgaben übernehmen und mithelfen, sonst wäre ein Alltag gar nicht zu organisieren. Ältere Geschwister passen auf die Kleineren auf und unterstützen sie.

Es macht einen großen Unterschied, ob man nur für drei oder für vier bis zehn Personen kochen und waschen muss. Nur wenn alles gut strukturiert ist, können alle Pflichten erledigt werden.

Toleranz und Familiensinn

Gerade in einer Großfamilie ist es wichtig, dass die Eltern in einer gefestigten Beziehung leben, um die Gesamtsituation tragen zu können. Eine Großfamilie fordert Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme. Jedes Familienmitglied muss sich einbringen und dies fördert die soziale Kompetenz.

Menschen in Großfamilien haben einen ausgeprägten Familiensinn und ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Individuelle Bedürfnisse und Interessen müssen manchmal zurückgesteckt werden, das Wir-Gefühl und das Miteinander sind wichtiger.

Großeinkauf und Mutterrolle

Bei einer Großfamilie muss in anderen Kategorien gedacht werden, egal ob es um den Lebensmitteleinkauf, Kleidung oder um Spielsachen geht.

Der Bedarf ist groß und muss bewerkstelligt werden. Ohne einen wöchentlichen Großeinkauf können die Lebensmittel kaum eingeteilt und rationiert werden. Je mehr Menschen versorgt werden müssen, desto sorgfältiger muss geplant werden.

Mütter von Großfamilien sind

  • Manager und Organisationstalente,
  • multitask-fähig und Allroundtalente.

Damit können sie mit jeder berufstätigen Frau konkurrieren, werden aber leider gesellschaftlich nicht so anerkannt.

Kleinfamilie liegt im Trend

Der gesellschaftliche Trend geht

  • zur Kleinfamilie
  • zum kinderlosen Paar oder
  • zum Single-Dasein.

Großfamilien sind verschwindend gering und erhalten den Stempel,elitär oder asozial zu sein. Die XXL- Familien entstehen meist durch eine bewusste Entscheidung, dementsprechend hoch ist auch das Verantwortungsbewusstsein der Eltern. Die Großfamilien sind starke Familien und überzeugen durch ihre Funktionalität.

Die Erziehung der Kinder in einer Großfamilie

Erziehung in der Großfamilie ist eine Herausforderung für alle. Wichtig sind

  • eine tragfähige Beziehung der Eltern und
  • die Mithilfe der älteren Geschwister.

Aber eine große Familie bietet auch viele Vorteile und die Kinder haben mehrere Bezugspersonen.

Eltern und Geschwister als Vorbilder

Für die Kleinsten ist natürlich die Mutter die primäre Bezugsperson, trotzdem haben die Kinder in einer Großfamilie noch viele weitere Vorbilder. Meist haben die älteren Geschwister eine Vorbildfunktion. Die Kinder lernen miteinander und voneinander.

Alleinsein und Langeweile sind zwei Wörter, die ein Kind in einer Großfamilie nicht kennt. Da gibt es immer einen Spielpartner oder eine Aufsichtsperson. Kinder sind beschäftigt und erleben um sich herum ein reges Treiben.

Organisation einer Großfamilie

Soziale Kompetenzen fördern

Für die Mutter ist die pädagogische Herausforderung groß, schließlich kann sie nicht immer überall sein und wenn gleich mehrere Kinder gefördert und unterstützt werden wollen, erfordert dies Organisationstalent. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Kinder in Großfamilien schlechtere Chancen hätten, vielmehr haben sie mehr Möglichkeiten.

Aber alle Familienmitglieder sind gezwungen sich untereinander zu helfen. Dies fördert die soziale Kompetenz und fördert alternative Lösungsmöglichkeiten.

Kindererziehung

Kinder aus Großfamilien haben in der Regel ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl und haben auch gelernt, eigene Interessen zurückzustellen. Das "Wir" steht mehr im Vordergrund - eine große Familie bedeutet auch eine große Gemeinschaft und diese stärkt.

Kinder aus einer Großfamilie sind in der Regel stabiler als Kinder aus Kleinfamilien, da sich für die Erziehung der kleineren Kinder mehrere Personen verantwortlich fühlen und nicht die ganze Verantwortung auf den Schultern der Eltern lastet.

Obwohl die Eltern sehr gefordert sind, können sie sich doch leichter auch einmal einen kleinen Freiraum verschaffen. Denn schon die älteren Kinder erlangen eine Erziehungskompetenz.

Kreativität und Phantasie fördern

Großfamilie bedeutet auch, dass Kreativität und Phantasie gefördert werden. Geld ist meistens knapp und so werden, ob es sich um Spielsachen oder Kleidung handelt, immer Alternativen gesucht, denn Not macht erfinderisch. Kinder in Großfamilien erfahren vermehrt eine werteorientierte Erziehung, das traditionelle Familiemodell vermittelt Zusammenhalt.

In einer Großfamilie müssen Kinder auf materielle Dinge schon einmal eher verzichten, dies prägt ein anderes Konsumverhalten. Es wird mehr produktiv gehandelt, als konsumiert.

Alle Familienmitglieder sind für die Herausforderungen des Familienalltags gut gerüstet. Dies garantiert eine gut funktionierende Familie, die zur Selbstständigkeit erzieht.

Problemlösung in der Großfamilie

In einer Großfamilie können die einzelnen Familienmitglieder also voneinander profitieren. Aber natürlich kann es auch zu Schwierigkeiten kommen, dann ist es wichtig, sinnvolle Problemlösungen zu suchen.

Innerhalb einer Großfamilie gibt es unterschiedliche Bedürfnisse. Um allen Familienmitgliedern gerecht zu werden, erfordert es sehr viel Toleranz und auch Fingerspitzengefühl.

  • Gegenseitiger Respekt und Flexibilität sind sehr wichtig.
  • Klare Vereinbarungen, Regeln und Grenzen erleichtern das Miteinander.

Abmachungen, die getroffen und auch eingehalten werden, können schon vielen Problemen vorbeugen. Tauchen trotzdem Schwierigkeiten auf, muss für alle Beteiligten die beste Lösung gefunden werden.

Meinungen anhören

Dafür ist es wichtig, dass man innerhalb der Familie Missstände offen ansprechen darf, dass überhaupt alles offen angesprochen werden darf. Bei vielen Familienmitgliedern gibt es unterschiedliche Meinungen, auch Einwände und gegensätzliche Standpunkte haben ihre Berechtigung und müssen ernst genommen werden.

Jedes einzelne Familienmitglied sollte sich überlegen, was es zur Problemlösung beitragen kann. Oft gibt es mehrere Möglichkeiten und es ist gar nicht so einfach, die richtige Lösung zu finden, die alle Beteiligten zufrieden stellt.

Bezugsperson sein

Die Großfamilie kann eine der schönsten Familienformen sein und als Leitbild dienen. Aber sie erfordert auch von allen Familienmitgliedern eine gehörige Portion an Nachsicht. Bei mehreren Geschwistern kommt es immer zu Streitigkeiten und Eifersüchteleien.

Die Eltern können nie allen Kindern gerecht werden und einige müssen immer zurückstecken. Dafür haben sich die Geschwister untereinander und die älteren sind für die jüngeren Kinder auch Bezugspersonen.

Kommunikation und Verantwortung

Kinder in einer Großfamilie lernen von Anfang an Kompromissbereitschaft und miteinander im Dialog zu bleiben. Probleme innerhalb der Familie betreffen immer gleich mehrere Personen und deshalb ist die Kommunikation untereinander so wichtig.

Kinder in einer Großfamilie sind meist weniger kontrolliert und haben mehr Freiheiten als zum Beispiel Einzelkinder. Dies erfordert aber auch ein größeres Verantwortungsbewusstsein.

Konzept der Familienkonferenz

Wichtige Angelegenheiten sollten immer in einer Familienkonferenz besprochen werden, damit jeder Familienangehörige informiert ist. Großfamilien entwickeln meist eine eigene Streitkultur und Strategien, mit Problemen umzugehen. Meinungsverschiedenheiten sollten konstruktiv bearbeitet werden, um so eine gemeinsame Problemlösung zu finden.

Schlichterfunktion

Bei den Geschwistern haben die Eltern oft die Rolle der Schlichter, wobei sie dann noch der Herausforderung gegenüberstehen, jedem Kind gerecht werden zu wollen. Oft können nur Zwischenlösungen gefunden werden, aber damit können Mitglieder einer Großfamilie umgehen.