Gründe für ein Einzelkind und die Vor- und Nachteile vom Aufwachsen als Einzelkind

Die sinkende Geburtenrate in Deutschland ist bereits seit einiger Zeit ein Thema in den Medien. Diese hat nicht nur zur Folge, dass immer mehr kinderlose Haushalte existieren, sondern auch, dass die Anzahl der Einzelkinder ansteigt. Die Gründe, sich für ein Einzelkind zu entscheiden, sind unterschiedlich. Was in früheren Zeiten eher einen Sonderfall darstellte, wird immer mehr zur Normalität. Lesen Sie über mögliche Gründe für ein Einzelkind und informieren Sie sich über die Vor- und Nachteile, als Einzelkind aufzuwachsen.

Von Claudia Rappold

Mögliche Gründe für eine Einzelkind

Die Geburtenquote ist in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Im vergangenen Jahrhundert lebten im Durchschnitt noch mehrere Kinder in einer Familie. Heutzutage ist die Familie mit nur einem Kind eher zur Regel geworden. Dabei gibt es unterschiedliche Gründe, warum sich Familien für nur ein Kind entscheiden.

Wirtschaftliche Gründe

Viele Paare entscheiden sich ganz bewusst für ein Einzelkind, hierfür können wirtschaftliche Gründe eine ausschlaggebende Rolle spielen. Junge Paare möchten

  • sich heute etwas leisten können
  • über Freizeit verfügen und
  • mehrmals im Jahr in Urlaub fahren können.

Auch wollen sie dem Kind etwas bieten können und entscheiden sich deshalb für nur ein Kind. Dabei sind es nicht nur materielle Gründe, wie

  • eine gute schulische Ausbildung des Kindes
  • vielleicht ein Instrument, was erlernt werden soll und
  • der dafür nötige Unterricht.

Eltern wollen heute auch vermehrt Zeit für ihr Kind haben und Zeit ist zum Luxusgut geworden. Die Ein-Kind-Familie scheint bestimmten Ansprüchen besser gerecht zu werden. Durch die entsprechenden Verhütungsmaßnahmen lassen sich Geburten heutzutage gut kontrollieren, was sicher ein Grund für den Geburtenrückgang ist.

Karrierebedingte Gründe

Viele Frauen möchten heute Karriere machen, leider bedeutet auch heute noch ein Kind ein Karriereknick. Mit nur einem Kind lässt sich besser planen und organisieren.

  • Kinder kosten Zeit
  • Kinder kosten Geld und
  • Kinder kosten Nerven.

Viele Menschen gehen davon aus, dass sie mit nur einem Kind den Aufwand besser im Griff haben. Der Wunsch nach einer Familie besteht, aber auch alle Vorzüge einer westlich zivilisierten Welt wollen in Anspruch genommen werden. Die Ein-Kind-Familie ist für viele Menschen zum Idealbild geworden, welches glorifiziert wird und als Maßstab gilt. Viele Eltern haben auch einfach die Befürchtung, mehreren Kindern nicht gerecht werden zu können.

Medizinische Gründe

Auch medizinische Gründe können eine gewichtige Rolle spielen. Zum Beispiel wenn die Frau keine weiteren Kinder bekommen kann oder die Gesundheit es nicht erlaubt. Auch das Alter der Frau kann entscheidend sein; bei einer späten Mutterschaft etwa sollen aus Altersgründen keine weiteren Kinder mehr kommen.

Mit dem höheren Alter der Paare steigt auch das Risiko für mögliche Erkrankungen des Kindes.

Unfreiwillige Gründe

Unfreiwillige Gründe sind oft

Einzelkinder sind auch oft in Einelternfamilien mit ledigen Elternteilen anzutreffen.

Vor- und Nachteile des Aufwachsens als Einzelkind

Das Aufwachsen als Einzelkind hat Auswirkungen auf verschiedene Bereiche - dabei kann man von Vorteilen, aber auch von Nachteilen sprechen.

Einzelkinder aus Sicht der Sozialwissenschaft

Was für die Öffentlichkeit eine klare Definition ist, so setzt die sozialwissenschaftliche Forschung in der Bezeichnung "Einzelkind" einen anderen Maßstab: hier werden solche Individuen als Einzelkinder betrachtet, die mindestens sechs Jahre ohne Geschwister aufgewachsen sind und daher die prägende Phase ihrer Sozialisation als Einzelkind verbracht haben.

Vorurteile gegenüber Einzelkindern

Entgegen den Ergebnissen mancher Studien besteht häufig die Meinung, dass sich das Dasein als Einzelkind negativ auf die Charakterentwicklung des Individuums auswirkt. Einzelkinder werden in diesem Zusammenhang als Mittelpunkt der Familie betrachtet und mit zu großer Aufmerksamkeit und Zuneigung von Seiten der Eltern konfrontiert, was zu Verzogenheit führen würde.

Weiterhin werden Stimmen laut, die Einzelkinder mit Egoismus und Mangel an Kooperation in Verbindung bringen, da diese mangels des sozialen Umgangs mit Geschwistern nicht lernen, zu teilen. Ihnen wird darüber hinaus vorgeworfen, altklug und nicht anpassungsfähig zu sein.

Dennoch wird ihnen auch eine gewisse Einsamkeit nachgesagt. Untersuchungen entkräften diesen Vorwurf jedoch.

Negativer Einfluss von Geschwisterkindern

Allerdings gibt es auch Meinungen, die das Vorhandensein von Geschwistern als mögliche, negative Ursachen betrachten, die sich in Aggressionen oder starkem Konkurrenzdrang im späteren Leben ausdrücken und somit den Grundstein für dieses Verhalten durch die von den Geschwistern mitgeprägte, primäre Sozialisationsphase sehen.

Bessere Bildungsförderung für Einzelkinder

Andere sehen Vorteile in der intensiveren Bildungsförderung und somit einem besseren Schulabschluss der Einzelkinder. Dieser Punkt wurde bereits von einer kalifornischen Studie bestätigt.

Das Deutsche Jugendinstitut stellte dagegen fest, dass Einzelkinder sich oft in außerelterlicher Betreuung aufhalten und sich mehr Interessen suchen, denen sie sich ohne Geschwister widmen können. Die zuvor angesprochene Einsamkeit wäre hier nicht vollkommen zutreffend - manche vermuten allerdings ein Problem für die Entstehung von emotionalen Bindungen.

  • Hartmut Kasten Einzelkinder und ihre Familien, Hogrefe-Verlag, 2007, ISBN 3801720381
  • Margarete Kümpel Typisch Einzelkind? So gewinnt ihr Kind soziale Kompetenz, Urania, Freiburg, 2003, ISBN 333201398X

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