Fraktur der Halswirbelsäule - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Halswirbelsäulenfraktur kommt es zu einem Bruch der Wirbel im Halswirbelsäulenbereich. Verursacht wird die Verletzung zumeist durch Unfälle.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S12
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Von einer Halswirbelsäulenfraktur, HWS-Fraktur oder einem Halswirbelsäulenbruch spricht man, wenn es zu einem Wirbelbruch an der Halswirbelsäule kommt. Dabei können auch angrenzende Strukturen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Halswirbelsäule

Die menschliche Wirbelsäule wird in drei Abschnitte eingeteilt. Dazu gehören neben

  • der Lendenwirbelsäule (LWS) und
  • der Brustwirbelsäule (BWS) auch
  • die Halswirbelsäule (HWS).

Da die Halswirbelsäule im Unterschied zur Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule sehr beweglich ist, besteht bei ihr ein erhöhtes Risiko, dass es zu Verletzungen wie Wirbelbrüchen kommt. Die Halswirbelsäule setzt sich aus sieben Halswirbeln zusammen und verbindet den Kopf mit dem Rumpf. Dadurch ist die Halswirbelsäule funktionell besonders wichtig, denn sie trägt nicht nur den Kopf, sondern wird auch von sämtlichen Nervenbahnen durchzogen, die dafür sorgen, Signale vom restlichen Körper zum Gehirn zu leiten.

Aus diesem Grund können Verletzungen an der Halswirbelsäule gravierende Folgen haben. So sind nicht nur Beeinträchtigungen der Beweglichkeit von Hals und Kopf zu befürchten, sondern auch die Schädigung von wichtigen Nervenbahnen, was sich wiederum negativ auf den Rest des Körpers auswirkt.

Die Halswirbelsäule verfügt über zwei Übergangszonen. Diese verlaufen einerseits vom Kopf zur oberen HWS sowie von der unteren HWS zur Brustwirbelsäule.

Gerade diese beiden Regionen sind häufig von Verletzungen betroffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass von ihnen ein Übergang zwischen den festeren und den beweglichen Wirbelsäulenabschnitten gebildet wird.

Besonders häufig treten Verletzungen an der oberen Halswirbelsäule bei Senioren und Babys auf. In Deutschland sind pro Jahr ca. 6000 schwere Verletzungen wie Frakturen an der Halswirbelsäule zu verzeichnen.

Ursachen für Halswirbelsäulenbrüche

Zu den häufigsten Ursachen für Frakturen an der Halswirbelsäule bei Babys und Kleinkindern gehören schwere Autounfälle, bei denen es zu einem frontalen Zusammenstoß oder einen Heckaufprall kommt. So besteht bei kleinen Kindern ein relatives Missverhältnis zwischen der Kopfgröße und der Halsmuskulatur, die noch schwach entwickelt ist.

Strassenverkehrsunfälle als häufige Ursache
Strassenverkehrsunfälle als häufige Ursache

Halswirbelsäulenbrüche bei Erwachsenen und Jugendlichen werden zumeist durch

hervorgerufen. Bei Senioren können bereits kleine banale Unfälle wie Stürze der Grund für eine Halswirbelsäulenfraktur sein. Als besonders stark gefährdet gelten Menschen, die unter Knochenschwund (Osteoporose) leiden, denn durch diese Krankheit sind die Knochen deutlich anfälliger für Brüche.

Symptome

Bei jedem fünften Halswirbelsäulenbruch kommt es zu Gefühlsaufällen oder Lähmungen. Grund dafür sind Schädigungen des Rückenmarks sowie der austretenden Nerven, die wiederum durch Druck oder Risse hervorgerufen werden.

Durch starken Druck besteht die Gefahr, dass sich die Halswirbel gewaltsam gegeneinander verschieben. Außerdem können knöcherne Fragmente in den Wirbelkanal gelangen oder eine Einblutung in den Wirbelkanal oder das Rückenmark entstehen.

Typische Symptome einer Halswirbelsäulenfraktur sind starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Bereich. So kann der Patient seinen Hals kaum noch bewegen und leidet unter einer Fehlstellung des Kopfes.

Mitunter kommt es auch zu Begleiterscheinungen wie Blutergüssen oder Dysphagien (Schluckstörungen). Wird das Rückenmark über dem vierten Halswirbel in Mitleidenschaft gezogen, macht sich dies oft durch Störungen der Atemfunktionen bemerkbar.

So treten an dieser Stelle die Nerven für die Zwerchfellmuskulatur aus. Im schlimmsten Fall sind auch eine Querschnittslähmung oder ein tödlicher Atem- und Kreislaufstillstand möglich.

Der Bruch der Halswirbelsäule kann schwere Folgen wie z.B. Querschnittlähmung oder Atemstillstand haben
Der Bruch der Halswirbelsäule kann schwere Folgen wie z.B. Querschnittlähmung oder Atemstillstand haben

Diagnose

Liegt Verdacht auf eine Fraktur der Halswirbelsäule vor, erfolgt zur genaueren Diagnostik eine Röntgenuntersuchung. Durch die Röntgenaufnahmen lassen sich eventuelle Brüche der Halswirbelkörper feststellen.

Da zudem eine Schädigung der Hirnnerven denkbar ist, erfolgt zusätzlich eine neurologische Untersuchung. Falls nötig, werden auch eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT) zur Feindiagnostik vorgenommen.

Behandlung

Die Behandlung einer Halswirbelsäulenfraktur hängt von deren Art und Ausmaß ab. So ist bei instabilen Brüchen stets ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Auf diese Weise lässt sich verhindern, dass sich die Halswirbel oder Fragmente weiter gegeneinander verschieben, was eine Gefahr für das Rückenmark darstellt.

Handelt es sich um einen stabilen Bruch, erfolgt eine konservative Ruhigstellung mit einer weichen Halskrawatte. Darüber hinaus wird eine stabilisierende Physiotherapie durchgeführt.

Auch im Anschluss an eine Operation bei einer instabilen HWS-Fraktur erhält der Patient eine solche Krawatte. Die Halskrawatte muss der Patient mindestens 6 Wochen lang tragen. In schweren Fällen können auch bis zu 12 Wochen nötig sein.

Des Weiteren erfolgen Rehabilitationsmaßnahmen, die dazu dienen, die komplikationslose Heilung der Knochen zu gewährleisten. Verläuft der Heilungsprozess planmäßig, wird nach 6 Wochen eine Röntgenuntersuchung vorgenommen. Daran schließt sich eine sechswöchige spezielle Physiotherapie an, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu verbessern.