Tanorexie - Ursachen, Symptome und Behandlung der Bräunungssucht

Als Tanorexie oder auch Bräunungssucht bezeichnet man ein übermäßiges Verlangen nach starker Bräunung der Haut. Oftmals ist das Verlangen, ein perfektes Schönheitsideal erreichen zu müssen, der Grund. Doch die Bräunungssucht kann schlimme Folgen für die Gesundheit haben. Lesen Sie, wie es zur Tanorexie kommen kann, wodurch sie sich auszeichnet und mit welchen Therapiemöglichkeiten man dagegen angehen kann.

Von Jens Hirseland

Ein Trend wird zur Krankheit

Galt in früheren Jahrhunderten eine starke Bräune der Haut in gehobenen Kreisen als verpönt, da die noble Blässe von der Oberschicht als Abgrenzung zu der arbeitenden Bevölkerung angesehen wurde, setzte im 20. Jahrhundert ein gegenteiliger Trend ein. Vor allem ab den 20er Jahren wurde die Bräune populär.

Nach Einführung von Bikinis und Tangas nahm die Zurschaustellung von gebräunter Haut noch mehr zu. Mittlerweile gilt die Bräune der Haut als Schönheitsideal und als Zeichen von Attraktivität, Vitalität und Gesundheit.

Tanorexie: Definition und Forschungslage

Unter einer Tanorexie, die auch als Bräunungssucht oder krankhafte Sonnenexposition bezeichnet wird, versteht man das ständige Verlangen nach Bräunung der Haut. Die Bezeichnung "Tanorexie" leitet sich ab aus "to tan" (englisch für sich bräunen) und "Anorexie", dem medizinischen Begriff für Magersucht.

Dabei sind Parallelen zur Magersucht durchaus beabsichtigt, weil auch bei der Tanorexie eine gestörte Selbstwahrnehmung des Betroffenen vorherrscht. In den Vereinigten Staaten von Amerika nennt man die Bräunungssucht auch "indoor tanning dependency".

Allerdings gibt es bislang nur wenige wissenschaftliche Studien zu dieser außergewöhnlichen Form von Sucht, die allgemein noch nicht als Krankheit anerkannt wurde. In einer US-amerikanischen Studie wurde festgestellt, dass vor allem regelmäßige Besucher von Sonnenstudios von der Tanorexie betroffen sind.

Durch die Bräune, die von einer künstlichen UV-Quelle erzeugt wird, kommt es zu einer Aufhellung der Stimmung. Außerdem wird Depressionen entgegengewirkt, da das Glückshormon Serotonin während der Behandlung angeregt wird. Weiterhin gilt die künstlich erzeugte Bräune der Haut als Schönheitsideal, das allerdings nur von vorübergehender Dauer ist.

Gestörte Selbstwahrnehmung

Vor allem Menschen, die ihr Selbstbewusstsein in erster Linie über ihr Äußeres bestimmen, sind von Tanorexie betroffen. Durch das ständige Bräunen erhoffen sie sich, dauerhaft attraktiv zu sein.

Betroffen sind oftmals auch junge Leute und Jugendliche, die den Modetrends nachgehen sowie Ungebildete, die die Folgen der dauerhaften Sonneneinstrahlung unterschätzen. Aber auch Personen, die ohnehin schon unter Suchtverhalten, wie beispielsweise Rauchen leiden, sind häufig von der Bräunungssucht betroffen.

Die Sucht nach Bräune ist sehr gesundheitsgefärdend
Die Sucht nach Bräune ist sehr gesundheitsgefärdend

Symptome

Bei Personen, die von einer Bräunungssucht betroffen sind, kann es zu Entzugserscheinungen wie Zittern oder Übelkeit kommen, wenn sie versuchen, von ihrer festen Gewohnheit abzulassen. Auch

können die Folge sein. Häufigstes Symptom einer Tanorexie ist das ständige, unaufhörliche Verlangen nach Bräunung der Haut. Der Betroffene definiert sein Schönheitsideal nur noch über den Bräunegrad der Haut, der jedoch über das normale Maß immer mehr hinausgeht.

So fürchtet sich der von der Tanorexie Betroffene davor, wieder blass und somit vermeintlich unattraktiv zu werden. Daher wird jede Gelegenheit, entweder unter freiem Himmel oder aber in Sonnenstudios genutzt, um sich zu bräunen. Vor allem in Sonnenstudios zieht es die Bräunungssüchtigen, oftmals Tag für Tag, da sie sich dort rund um die Uhr, unabhängig von Wetter und Jahreszeit, bräunen können.

Doch selbst nach erfolgter Bräunung, bleibt die Angst des Tanorexikers bestehen, die Bräune wieder zu verlieren, was zu weiteren Bräunungsbehandlungen führt. Dadurch kommt es zu einem Teufelskreis mit fatalen Folgen für die Gesundheit.

Gesundheitliche Konsequenzen

Der Verlauf einer Tanorexie ist oftmals fatal für den Betroffenen. Durch die ständige Bestrahlung mit UV-Strahlen kommt es häufig zu gesundheitlichen Schäden wie

und manchmal sogar zu bösartigem Hautkrebs.

Therapie einer Tanorexie

Eine spezielle Therapie für die Bräunungssucht gibt es bislang nicht. Zudem wurde Tanorexie noch nicht als Krankheit anerkannt, was eine Behandlung sehr erschwert. Oftmals sehen die Betroffenen auch gar keine Notwendigkeit für eine Behandlung, da sie, im Gegensatz zu Alkohol- oder Drogenabhängigen, voll und ganz in die Gesellschaft integriert sind.

Kampf gegen die Sucht: Gesundheitsberatung

Wer jedoch versuchen möchte, von der Bräunungssucht loszukommen, kann sich an eine Gesundheitsberatung wenden. Dort geben Psychologen und geschulte Mitarbeiter Tipps und Ratschläge und versuchen die Ursache für die Sucht nach der Bräune zu ergründen. Ähnlich wie bei anderen Suchtproblemen, kann auch eine Psychotherapie notwendig sein, um den Betroffenen von der Tanorexie zu entwöhnen.

Alternative: Selbstbräuner

Eine wesentlich gesündere und preiswertere Alternative zu einem Solariumbesuch sind Selbstbräuner, die ebenfalls für eine gebräunte Haut sorgen und in jeder Drogerie zu haben sind.