Reproduktionsmedizin - Hilfe bei unerfülltem Kinderwunsch

Etwa 1,5 Millionen Deutsche sind kinderlos, obwohl sie sich nicht sehnlicher wünschen als Nachwuchs. Unterschiedliche Ursachen können hinter dem Ausbleiben einer Schwangerschaft stecken, und nicht immer kann eine Behandlung den erwünschten Erfolg bringen. Diese fällt in den Bereich der Reproduktionsmedzin und gibt Paaren zumindest die Hoffnung, dass es mit dem gewünschten Nachwuchs doch noch klappt. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Reproduktionsmedzin.

Von Sibylle Fünfstück

Womit beschäftigt sich die Reproduktionsmedizin und wann kommt sie zum Einsatz?

Bei der Reproduktionsmedizin handelt es sich um ein medizinisches Fachgebiet. Es beschäftigt sich mit der Fortpflanzung des Menschen sowie möglichen Störungen der Fortpflanzung. Zu den Bereichen, die Teil der Reproduktionsmedizin sind, zählen Fachgebiete der

  • Gynäkologie
  • Urologie
  • Andrologie
  • Genetik und
  • Rechtsmedizin

Gibt es Störungen bei der natürlichen Fortpflanzung oder Befruchtung, kommt die Reproduktionsmedizin zum Einsatz. Paare, die ungewollt kinderlos sind, können sich von spezialisierten Medizinern unterstützen lassen. Dabei spielt nicht die Durchführung der künstlichen Befruchtung die wichtigste Rolle.

Oberstes Ziel ist zunächst einmal die Unterstützung im Bereich der Fortpflanzung, sowohl der natürlichen als auch der assistierten Form. Es gilt, die Ursachen für die eingeschränkte Fruchtbarkeit oder die Unfruchtbarkeit herauszufinden, um anschließend die passendsten Behandlungsmethoden auszuwählen.

Für wen eignet sich die Reproduktionsmedizin und wie sieht ein typischer Ablauf aus?

In erster Linie ist die Reproduktionsmedizin für Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch gedacht. Diese haben für gewöhnlich bereits seit längerer Zeit vergeblich versucht, ein Kind zu bekommen.

Wenden sie sich an einen Reproduktionsmediziner, wird dieser überprüfen, welche Faktoren die Fortpflanzung stören und inwieweit sie sich beheben lassen. Den natürlichen Fortpflanzungsweg zu erleichtern, steht nun an erster Stelle.

Ist eine natürliche Form der Fortpflanzung nicht möglich - ob aus gesundheitlichen Gründen oder weil es sich um eine alleinstehende Frau oder aber ein lesbisches Paar handelt - kommt es zur künstlichen Befruchtung der Eizelle. So zählen auch diese zur typischen Zielgruppe der Reproduktionsmedizin.

Diagnosemöglichkeiten: Welche Untersuchungen sind Teil der Reproduktionsmedizin?

Für die Diagnostik werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, wie zum Beispiel:

Die Untersuchung der Frau schließt die Zykluskontrolle und die Kontrolle des Hormonhaushaltes ein. Anschließend werden Gebärmutter und die Eileiter untersucht.

Auch beim Mann werden die Geschlechtsorgane kontrolliert. Wichtig ist hier zudem die Erstellung eines Spermiogramms, aus dem sich die Qualität der Spermien ablesen lässt.

Behandlungsmöglichkeiten: Welche Therapien sind Teil der Reproduktionsmedizin?

Nachdem die Diagnose einigermaßen verkraftet wurde, suchen die meisten betroffenen Paare nach Alternativen und eventuellen Behandlungsmethoden. Die Möglichkeiten reichen von einer homöopathischen Behandlung über eine medikamentöse Behandlung bis hin zu schwerwiegenden Eingriffen. In der medizinischen Beratung werden ausgehend von der Diagnose unterschiedliche Behandlungsmethoden vorgestellt.

Intrauterine Insemination (IUI)

Bei einer intrauterinen Insemination (IUI) bringt man ausgewählte Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle ein, so sind sie näher an dem Ort der Befruchtung. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn eine verminderte Samenqualität vorliegt oder eine zu geringe Anzahl von Samenzellen vorhanden ist.

Der Vaginalschleim befördert die Samenzellen;

  • liegt eine Zervixschleiminsuffizienz vor oder
  • gibt es Antikörper gegen die Spermien,

kommt die IUI auch in Frage. Auch Paare die ungewollt kinderlos bleiben, ohne dass ein organischer Befund vorliegt, können mit IUI behandelt werden. Oft wird diese Therapie noch durch Medikamente ergänzt. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist aber nur gering.

In-vitro-Fertilisation (IVF)

Zum Beispiel bei einem Eileiterverschluss der Frau kommt eine In-vitro-Fertilisation (IVF) in Frage. Dabei werden der Frau Eizellen entnommen und mit Samenfäden des Mannes in einer Glasschale künstlich befruchtet. Gelingt dies, werden die Eizellen der Frau wieder eingepflanzt. Die Erfolgsquote ist eher gering und die hohen Hormongaben haben unangenehme Nebenwirkungen.

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine einzelne Samenzelle in die Eizelle injiziert. Dieses Verfahren wird bei schweren Fruchtbarkeitsstörungen des Mannes angewandt. Oft in Kombination mit IVF, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen.

Perkutane epididymale Spermienaspiration (PESA)

Wenn ein Mann Samen bildet, sie organisch bedingt aber nicht nach außen bringen kann, werden durch MESA oder TESE die Samen aus den Nebenhoden oder Hoden operativ gewonnen. Bei der Perkutanen epididymalen Spermienaspiration (PESA) werden die Samenzellen durch Punktion aus den Nebenhoden gewonnen.

Mit der Therapie der Sterilität kommt auf die Paare eine sehr belastende und oftmals langwierige Zeit zu. Die Behandlung führt nicht sicher zu einer Schwangerschaft. Etwa der Hälfte der Paare kann mit einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung geholfen werden.

Bleibt der Kinderwunsch trotz Behandlung aussichtslos, können enttäuschte Paare in einer Einzel- oder Paartherapie Unterstützung bei der Bewältigung der Kinderlosigkeit finden.

Wünschen Sie nähere Informationen zu den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Kinderlosigkeit, so können Sie sich an eine Beratungsstelle der pro famila in Ihrer Nähe wenden. Eine Übersicht der Beratungsstellen finden sie auf der Seite www.profamilie.de.

Mögliche Kosten der Reproduktionsmedizin

Die Reproduktionsmedizin ist für zahlreiche Paare mit unerfülltem Kinderwunsch oftmals die letzte Hoffnung. Allerdings ist sie mit hohen Kosten verbunden.

  • So müssen nach Angaben des BRZ (Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren) für einen IVF-Behandlungszyklus im Durchschnitt 3.000 Euro aufgebracht werden.

  • Die Durchschnittskosten für eine ICSI liegen sogar bei 3.600 Euro.

  • Bei einer intrauterinen Insemination ist mit etwa 200 Euro zu rechnen, allerdings kommen noch die Kosten für die Einnahme von Hormonen hinzu, sodass insgesamt bis zu 1.000 Euro anfallen können.

Kostenbeteiligung von gesetzlichen Krankenversicherungen?

Während die gesetzlichen Krankenversicherungen für Untersuchungen, die dazu dienen, den Grund für eine Unfruchtbarkeit festzustellen, problemlos aufkommen, sieht es bei der Behandlung anders aus. So gibt es erhebliche Unterschiede zu den privaten Krankenversicherungen.

Seit dem Jahr 2004 wird von den gesetzlichen Krankenkassen nur noch die Hälfte der Arzt- und Arzneikosten für drei ICSI- oder IVF-Verfahren übernommen.

  • Im Rahmen einer Insemination tragen die Kassen immerhin bei acht Versuchen einen Teil der Kosten, sofern diese in einem natürlichen Zyklus erfolgen.
  • Findet gleichzeitig eine Hormontherapie statt, beteiligt sich die Krankenversicherung an drei Versuchen.
  • Kommt es zu einer Fehlgeburt, übernimmt die Kasse wiederum die Hälfte der Kosten für einen erneuten Versuch.
  • Für den Fall, dass ein Paar bereits ein Kind hat und sich weiteren Nachwuchs wünscht, können drei Versuche unternommen werden. Für alle weiteren Versuche muss das Paar die Behandlungskosten dann selbst übernehmen.
  • Gar nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten ist die Kryokonservierung von Spermien und Eizellen.

Voraussetzungen für eine Kostenbeteiligung

Damit die gesetzlichen Krankenkassen sich überhaupt an einer künstlichen Befruchtung beteiligen, ist es erforderlich, dass das Paar bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Dazu gehört, dass:

  • das Paar verheiratet ist
  • der Mann ein Alter von 50 Jahren nicht überschreitet
  • die Frau zwischen 25 und 40 Jahre alt ist
  • sich die Kinderlosigkeit nicht auf andere Weise beheben lässt
  • ein ausreichender Schutz gegen Röteln besteht

Außerdem dürfen bei der Behandlung ausschließlich Samenzellen und Eizellen des Ehepaars eingesetzt werden.

Kostenbeteiligung von privaten Krankenversicherungen

Die meisten privaten Krankenkassen tragen die Kosten für die ersten drei Versuche einer künstlichen Befruchtung vollständig. Bedingung dafür ist allerdings, dass auch wirklich Aussicht auf Erfolg besteht. Oftmals übernehmen die privaten Krankenversicherungen auch die Kosten für eine Kryokonservierung.

Ebenso wie bei den gesetzlichen Krankenkassen, gehört auch bei zahlreichen privaten Krankenkassen eine Ehe zu den Bedingungen für die Kostenübernahme. Eine bestimmte Altersgrenze für die Behandlung gibt es dagegen nicht.