Die PTCA-Technik zur Erweiterung der Herzkranzgefäße

Unter der PTCA-Technik versteht man die Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie. Sie dient zur Erweiterung von verengten Herzkranzgefäßen.

Von Jens Hirseland

Anwendung

In der Medizin bezeichnet man die Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie (PTCA) auch als Ballondilatation oder koronare Ballonangioplastie. Dabei handelt es sich um ein Behandlungsverfahren zur Erweiterung der Koronararterien (Herzkranzgefäße).

Die Herzkranzgefäße haben die Aufgabe, das Herz mit Blut zu versorgen. Eine ausreichende Blutversorgung ist überaus wichtig, damit der Herzmuskel seine Pumparbeit ausführen kann.

Kommt es jedoch zu einer Verengung oder sogar zu einem Verschluss der Koronararterien, hat dies Folgen für die Blutzufuhr, was sich wiederum negativ auf die Herztätigkeit auswirkt. So besteht die Gefahr von

Lässt sich das Problem nicht mehr mit Medikamenten ausreichend behandeln, muss meist eine Bypass-Operation durchgeführt werden. Dieser schwerwiegende Eingriff birgt jedoch einige Risiken.

Als schonende Alternative, die sich in den letzten Jahren gut bewährt hat, kommt auch die Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie infrage. Die Methode wurde im Jahr 1977 eingeführt. Während sie zunächst vor allem bei stabiler Angina pectoris zum Einsatz kam, wird sie mittlerweile auch bei instabiler Angina pectoris sowie einem akuten Mykardinfarkt angewendet.

Wirkungsprinzip

Grundlage der PTCA ist das Einsetzen eines so genannten Ballonkatheters. Diesen schiebt man mithilfe eines Führungsdrahtes über die Oberschenkelarterie zur Engstelle vor.

Der Draht wird über die Oberschenkelvene eingeschoben
Der Draht wird über die Oberschenkelvene eingeschoben

Das Einführen des Führungskatheters erfolgt unter Röntgenkontrolle. Bei dem Ballonkatheter handelt es sich um einen dünnen und elastischen Schlauch aus Kunststoff, der an seinem Ende mit einem aufblasbaren Ballon, der einem langen Luftballon ähnelt, ausgestattet ist.

So ein Ballon weist eine Größe von 1,5 bis 5 mm auf und ist zwischen einem und vier cm lang. Aufgeblasen wird er mit einem Gemisch aus Röntgenkontrastmittel und Kochsalzlösung.

Durch das Aufblasen des Ballons an der verengten Stelle, lässt sich das betreffende Herzkranzgefäß von innen aufdehnen. Man stellt auf diese Weise den freien Blutfluss wieder her.

Aus diesem Grund nennt man die PTCA-Technik auch Ballondilatation. Die schädlichen Ablagerungen wie Kalk und Fett werden während des Aufblasvorgangs zusammengedrückt und in die elastische Gefäßwand befördert, wo sie verbleiben.

Als Alternative lassen sich auch andere Instrumente über den Draht einbringen, wie zum Beispiel ein Rotablator, der Cutting-Balloon, die Artherektormie oder ein Laser, um Blutgerinnsel zu zerstören. In den meisten Fällen genügt jedoch die Ballondilatation, die mitunter auch mit einem Stent kombiniert wird.

Momentan noch selten zur Anwendung kommt eine Bestrahlung der Engstellen auf direktem Wege. Zu diesem Zweck kommen spezielle Stents oder Drähte zur Anwendung, welche das Risiko erneuter Engstellen minimieren sollen. Die Erprobungsphase für dieses Verfahren steht noch aus.

Indikation

Vorgenommen wird eine Ballondilatation jedoch erst dann, wenn die Verengung des Herzkranzgefäßes ein bestimmtes Ausmaß erreicht hat. Dazu muss der Gefäßquerschnitt um mehr als 75 Prozent eingeengt sein. In den meisten Fällen treten Beschwerden erst ab einer Verengung von 80 Prozent auf.

Auch wenn mehrere Verengungen bestehen, lässt sich die PTCA-Technik anwenden. Liegt jedoch eine Verengung von sämtlichen drei Hauptästen oder des Hauptstammes des Herzkranzgefäßes vor, stößt die Ballondilatation an ihre Grenzen. In diesem Fall ist eine Bypass-Operation erforderlich.

Voruntersuchungen

Bevor eine Ballondilatation durchgeführt werden kann, erfolgen zunächst diverse Voruntersuchungen wie

  • Drei Elektroden liegen auf einem Elektrokardiogramm (EKG)

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  • Schild in einer Arztpraxis: Kein Zutritt Röntgen

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  • Mehrere Blutproben in Röhrchen zur Blutuntersuchung im Labor

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  • Junger Mann beim Arzt, EKG

    © nyul - www.fotolia.de

Außerdem ist es wichtig, festzustellen, ob bei dem Patienten möglicherweise eine Allergie auf Betäubungs- und Kontrastmittel oder eine Überfunktion der Schilddrüse besteht.

Darüber hinaus muss eine ausreichende Funktionstüchtigkeit der Nieren gewährleistet sein, da diese die Kontrastmittel ausscheiden sollen. Ein paar Stunden vor dem Eingriff darf der Patient kein Essen und keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen.

Außerdem entfernt man die Behaarung im Leistenbereich, um eine Infektion zu verhindern. Die Einnahme von üblichen Medikamenten sollte mit dem Arzt besprochen werden.

Ablauf

Zu Beginn der PTCA erhält der Patient eine lokale Betäubung. Manchmal wird auch ein Beruhigungsmittel verabreicht. Des Weiteren desinfiziert man die rechte Leistenregion. In diesem Bereich wird der Kunststoffschlauch in die Leistenarterie eingebracht.

Im Anschluss daran schiebt man unter Röntgenkontrolle den Herzkatheter über die Leistenarterie bis zu dem verengten Gefäß vor. Durch die Anwendung eines Kontrastmittels lässt sich die Engstelle auf einem Röntgenmonitor sichtbar machen.

Als nächstes erfolgt der Austausch des Herzkatheters in den Ballonkatheter. Ist dieser an der Engstelle angelangt, dehnt man das Gefäß unter Röntgenkontrolle mithilfe des rund zwei Zentimeter langen Ballons auf.

Dabei hält man den Druck für ca. zehn bis dreißig Sekunden aufrecht. In den meisten Fällen ist es erforderlich, mehrere Aufdehnungen durchzuführen. Zum Schluss erfolgt die Entfernung des Ballonkatheters aus dem Körper.

Häufig setzt man gleich nach der Aufdehnung des Gefäßes einen so genannten Stent, eine Gefäßstütze, ein. Dabei handelt es sich um ein Geflecht aus Draht oder ein kleines Röhrchen. Dieser Stent hat die Aufgabe, das Herzkranzgefäß offen zu halten und von innen zu stützen. Auf diese Weise soll eine erneute Verengung verhindert werden.

Die Anbringung eines Herzkatheters grafisch dargestellt
Die Anbringung eines Herzkatheters grafisch dargestellt

Mögliche Risiken

Da es während der Ballondilatation kurzzeitig zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr kommt, können dabei Herzschmerzen auftreten. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich kleine Einrisse an der innersten Gefäßschicht bilden, wodurch die Gefahr besteht, dass sich das Gefäß aufgrund von sich anlagernden Blutplättchen erneut verschließt. Damit es gar nicht erst dazu kommt, injiziert man dem Patienten vor und während der Ballondilatation blutgerinnungshemmende Medikamente.

Nachsorge

Ist der Eingriff beendet, bringt man den Patienten auf eine Überwachungs- oder Intensivstation und schließt ihn an ein EKG-Gerät an. Für den Fall, dass eine erneute Aufdehnung erfolgen muss, lässt man den Zugang zur Leistenarterie, den man auch als Schleuse bezeichnet, noch 24 Stunden bestehen. Etwa zehn Stunden muss der Patient im Bett bleiben.

Auf der Intensivstation wird der Patient dem EKG-Schreiber angeschlossen
Auf der Intensivstation wird der Patient dem EKG-Schreiber angeschlossen

Damit es während dieser Zeit nicht zu einem Blutgerinnsel (Thrombose) kommt, verabreicht man ihm über eine Infusion blutgerinnungshemmende Medikamente. Wurde die Schleuse wieder entfernt, legt man an der Zugangsstelle einen Druckverband an. Dieser wird nach 12-24 Stunden wieder abgenommen.

Nach zwei Tagen darf der Patient in der Regel das Krankenhaus wieder verlassen, muss aber einige Tage lang größere körperliche Anstrengungen vermeiden. Etwa 4-8 Wochen später erfolgt eine erste Nachuntersuchung, bei der unter anderem ein Belastungs-EKG durchgeführt wird.

Diese Untersuchungen nimmt man alle 8-12 Wochen vor. Die Abschlusskontrolle findet nach 3-6 Monaten statt. Erst dann weiß man genau, ob die PTCA ein Erfolg war oder nicht.

Vor- und Nachteile der PTCA

Die PTCA-Technik gilt als sehr erfolgreich und schonend für den Patienten. Allerdings gibt es auch Nachteile.

Hohe Erfolgsqoten mit hoher Rückfallgefahr

Die primäre Erfolgsquote der Perkutanen Transluminalen Coronaren Angioplastie liegt bei mehr als 90 Prozent. Darüber hinaus hat der Patient den Vorteil, dass er, abgesehen von der Einstichstelle, keine Wunden aufweist. Dadurch ist er nach kurzer Zeit frei von Beschwerden und kann wieder mobil sein.

Ein großer Nachteil der PTCA-Technik ist jedoch die hohe Rückfallgefahr. So kommt es bei ca. einem Drittel aller Patienten nach einigen Monaten wieder zu einer Verengung der Herzkranzgefäße, sodass ein erneuter Eingriff mit einem Ballonkatheter erforderlich ist. Außerdem müssen regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.

Komplikationen

Darüber hinaus besteht auch die Gefahr von Komplikationen nach dem Eingriff. So kann die Gefäßinnenwand durch die Aufdehnung einreißen. Während kleinere Einrisse nicht bedenklich sind, beeinträchtigen größere Risse den Blutstrom.

In diesem Fall wird der Versuch unternommen, durch eine erneute Aufdehnung oder das Setzen eines Stents die Einrisse zu verkleben. Gelingt dies jedoch nicht, muss meist eine Bypass-Operation erfolgen.

Eine weitere Gefahr ist die Bildung eines Blutgerinnsels, welches das Gefäß an einer anderen Stelle vollkommen verschließen kann. Im schlimmsten Fall droht deswegen sogar ein lebensgefährlicher Herzinfarkt.

Außerdem besteht das Risiko eines Schlaganfalls oder einer Lungenembolie. Weitere denkbare Komplikationen nach einer PTCA sind

Schonende Alternative

Nach eingehenden Studien in den USA und Europa lässt sich jedoch feststellen, dass ein PTCA-Eingriff mit Stent-Versorgung deutlich schonender ist als eine Bypass-Operation. Außerdem sind die Patienten danach weniger anfällig für einen Schlaganfall.

Dafür ist die Gefahr eines erneuten Gefäßverschlusses nach einer Bypass-Operation niedriger. Keine größeren Unterschiede zwischen beiden Methoden gibt es hinsichtlich der Herzinfarktrate und der Sterblichkeit.