Verrenkung

Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Verrenkung (Luxation) bezeichnet man in der Medizin das Ausrenken oder Auskugeln eines Gelenks. Dabei kommt es zu einer Trennung der Flächen des betroffenen Gelenks.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: M22 M24 S43 S53 S73 S83
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Bei einer Verrenkung, die von den Medizinern auch Luxation genannt wird, kommt es zu einer teilweisen oder völligen Trennung der betroffenen Gelenkflächen, was man auch als Auskugelung bezeichnet. Eine teilweise Trennung der Flächen nennt man Subluxation oder unvollständige Verrenkung.

Ausgelöst wird eine Verrenkung durch Einwirkung von Gewalt. Dabei kommt es zu einer Verschiebung der Flächen des in Mitleidenschaft gezogenen Gelenks gegeneinander, wodurch eine abnorme Stellung entsteht. Der Gelenkkopf wird aus der Gelenkpfanne regelrecht ausgekugelt.

Sämtliche Gelenke können von einer Verrenkung betroffen sein. Am häufigsten kommt es zu einer Luxation an:

Grundsätzlich ist eine Verrenkung eine schwere Schädigung eines Gelenks. Außerdem entstehen durch eine Luxation meist noch weitere Verletzungen wie Bänder- oder Gelenkkapselrisse.

Luxation ist jedoch nicht gleich Luxation, denn medizinisch gesehen gibt es ganz unterschiedliche Arten von Verrenkungen. Die häufigste Art von Luxation ist dabei die traumatische Luxation, die häufig durch Unfälle ausgelöst wird.

Ursachen

Verursacht wird die Luxation eines Gelenks durch große Gewalteinwirkung. Besonders häufig passieren Verrenkungen bei Sportlern. Dabei sind vor allem das Schultergelenk und das Ellenbogengelenk betroffen.

Ursache sind in den meisten Fällen Stürze auf das betroffene Gelenk. So kann ein Sturz beim Skifahren dazu führen, dass der Betroffene versucht, den Sturz mit seinen Armen abzufangen, was zu einer Luxation führen kann. Auch bei Sportarten wie Handball oder Judo kommt es oftmals zu Verrenkungen der Schulter.

Bei Volleyballspielern sind hingegen besonders die Fingergelenke von einer Luxation betroffen, die beim Annehmen des Balles eintreten kann. Ursache für eine Verrenkung der Kniescheibe sind meist Sprungübungen.

Erkrankungen

Auch Erkrankungen, vorwiegend Entzündungen, wie zum Beispiel

können zur Luxation führen. In diesen Fällen spricht man von so genannter chronischer Luxation, die nur schwer zu behandeln ist. In aller Regel gilt es, die eigentliche Entzündung zu behandeln bevor die Luxation operativ behandelt werden kann.

Angeborene Luxation

Eine weitere Luxationsart ist die angeborene Luxation. Bei bis zu zwei Prozent aller Säuglinge werden vorwiegend Hüft- oder Knieluxationen diagnostiziert. Behandlungen erfolgen hier eher selten mit aufwendigen Operationen als viel mehr durch Einrenken und vor allem Ruhigstellung (Gips).

Verlauf

Der Verlauf einer Verrenkung hängt auch davon ab, ob weitere Gelenkverletzungen wie Bänder- oder Kapselrisse auftreten. In jedem Fall muss das ausgekugelte Gelenk wieder eingerenkt werden, da es sonst zu Funktionsstörungen und Fehlstellungen kommt.

Nach dem Einrenken ist eine Pause von mehreren Tagen oder gar Wochen nötig. Falls eine Operation erforderlich ist, dauert der Heilungsprozess dementsprechend länger.

Erfolgt die Behandlung einer Luxation, insbesondere einer traumatischen Luxation die in aller Regel durch äußere Einwirkung hervorgerufen wurde, nicht unmittelbar, so kann das weitreichende Folgen haben. Unbehandelte Sportunfälle können dabei zu irreparablen Schäden führen.

Starke Deformationen können später häufig nur mit mäßigem Erfolg behandelt werden. Auch Verwachsungen können Jahre später nur eingeschränkt operativ behandelt werden. Luxationen aller Art sollten grundsätzlich zeitnah von einem Facharzt behandelt werden.

Ausprägungen

Symptome

Zu den typischen Symptomen einer Verrenkung gehören die starken Schmerzen. Außerdem können die betroffenen Körperteile nicht mehr bewegt werden. In manchen Fällen lässt sich zudem eine Fehlstellung erkennen. Auch später auftretende Schwellungen sind möglich.

Kommt es zusätzlich noch zu Verletzungen von Nerven, können Funktions- oder Empfindungsstörungen die Folge sein. So kann es zum Beispiel bei einer Ellenbogenluxation zu Gefühls- und Funktionsstörungen der Hand kommen.

Diagnose

Für die Diagnose einer Verrenkung wird der betroffene Körperteil vom Arzt einer gründlichen körperlichen Untersuchung unterzogen. Um weitere Verletzungen, wie beispielsweise Bänderrisse, festzustellen oder auszuschließen, fertigt der untersuchende Mediziner eine Röntgenaufnahme an.

In manchen Fällen werden auch Ultraschall-Untersuchungen (Sonographien) oder Kernspin-Tomographien (MRT) vorgenommen.

  • Schild in einer Arztpraxis: Kein Zutritt Röntgen

    © R.-Andreas Klein - www.fotolia.de

  • Arztpraxis: Ultraschall der Schulter, Sonographie

    © Sven Bähren - www.fotolia.de

  • Patient wird von Arzt in Kernspin-Tomografen geschoben

    © Konstantin Sutyagin - www.fotolia.de

Behandlung

Verrenkungen eines Gelenks müssen immer von einem Arzt, idealerweise von einem Sportmediziner behandelt werden. Auf keinen Fall darf man selbst den Versuch unternehmen, das ausgekugelte Gelenk wieder einzurenken.

Ruhigstellung

Erste Hilfe-Maßnahmen können vorgenommen werden, um eine auftretende Schwellung so weit wie möglich zurückzudrängen, damit sich das betroffene Gelenk vom Arzt besser einrenken lässt.

Dazu ist es wichtig, das ausgekugelte Gelenk ruhig zu stellen. Dafür kann man zum Beispiel ein Dreieckstuch verwenden.

Kühlung

Der verletzte Körperteil sollte zudem ca. fünfzehn bis zwanzig Minuten lang mit einer Eispackung oder einem Eisspray gekühlt werden, wobei ein direkter Kontakt der Haut mit dem Eis zu vermeiden ist. Auch kalte Umschläge können hilfreich sein.

Hochlagerung und Einrenkung durch den Arzt

Außerdem sollte der betroffene Körperteil möglichst hoch gelagert werden. Dann muss so schnell wie möglich ein Arzt konsultiert werden, denn das Einrenken eines ausgekugelten Gelenks sollte bereits nach wenigen Stunden erfolgen.

Für den Fall, dass keine weiteren Verletzungen durch die Verrenkung entstanden sind, kann das Gelenk vom Arzt wieder eingerenkt werden. Dazu wird eine Narkose verabreicht. Beim Einrenken von kleineren Gelenken, wie den Fingergelenken, genügt auch eine örtliche Betäubung.

Falls Bänder oder Kapseln in Mitleidenschaft gezogen wurden, muss ein operativer Eingriff erfolgen. Danach kommt es zu einer Ruhigstellung des Gelenks für mehrere Tage oder Wochen. Nach dieser Zeit können spezielle Bewegungsübungen oder leichtes Krafttraining durchgeführt werden.

Vorbeugung

Spezielle Vorsorgemaßnahmen, um einer Verrenkung vorzubeugen, sind nicht bekannt. Einzige wirkungsvolle Möglichkeit ist das Vermeiden eines Sturzes.