Muskelfaserriss - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Als Muskelfaserriss bezeichnet man eine Verletzung, bei der ein Riss des Muskelgewebes entsteht. Diese Verletzung zählt zu den häufigsten Sportverletzungen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: T14.6
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Muskelfaserrisse gehören zu am häufigsten auftretenden Sportverletzungen. Besonders davon betroffen sind die Muskulatur der Waden und der Oberschenkel.

Ein Muskelfaserriss beruht auf demselben Mechanismus wie die Muskelzerrung und der Muskelriss. Der Unterschied zu einer Muskelzerrung besteht bei einem Muskelfaserriss darin, dass es zu einer Einblutung sowie einer Zerstörung von Muskeln kommt. Zudem kann auch eine lokale Entzündung auftreten.

Bei einer plötzlichen Anspannung, verbunden mit einer starken Belastung oder dem Einwirken von starker Gewalt, kann es zu einem Muskelfaserriss kommen. Dabei reißen dann die retikulären Fasern, die eine Verbindung zur Muskulatur herstellen, was auch zu lokalen Entzündungen führt. In der verletzten Region kommt es darüber hinaus auch zu einer Tonusminderung.

Entsteht ein totaler Riss des Muskels, hat dies Blutungen im betroffenen Gewebe und einen partiellen Ausfall der Muskelkontraktion zur Folge. Dabei kommt es zu einem Rückzug der Muskelenden in Richtung einer Sehne.

Häufig sind die Übergänge zwischen einem totalen Muskelriss und einem Muskelfaserriss fließend.

Ursachen

Hauptursache für das Entstehen von Muskelfaserrissen sind sportliche Aktionen, bei denen es zu einer großen Anspannung der Muskulatur mit anschließender starker Belastung kommt, wie zum Beispiel der Kurzstreckensprint in der Leichtathletik.

Auch Sportarten wie Fußball, Squash oder Tennis sind häufig Ursache für einen Muskelfaserriss, da dort immer wieder stark beschleunigt und abgebremst wird, was die Muskulatur der Oberschenkel und der Waden stark beansprucht.

Verlauf

Im Verlauf des Heilungsprozesses bei einem Muskelfaserriss kommt es stets zu Narbenbildung und Elastizitätsverlust. Bei einem zu frühen Wiederbeginn von sportlichen Aktionen vernarben die Muskelfasern noch mehr, da sie nicht ausheilen können.

Außerdem erhöht sich die Gefahr einer erneuten Muskelverletzung. In vielen Fällen kann die entstandene Muskeldelle ein Leben lang ertastet werden.

Symptome

Zu den Symptomen eines Muskelfaserrisses gehören, neben den plötzlich einsetzenden Schmerzen, die Bildung einer Delle an der verletzten Stelle oder eine Beule, die sich entweder über oder unter dem Riss bildet.

In manchen Fällen kann auch ein knallendes Geräusch beim Riss der Fasern oder des Muskels auftreten. Der betroffene Muskel kann nur noch unter Schmerzen angespannt werden. Die auftretenden Schmerzen sind dehn- oder druckartig.

Diagnose

Ein Muskelfaserriss lässt sich zumeist schon durch die Beschreibung der Vorgeschichte und der Symptome diagnostizieren. Weiteren Aufschluss ergibt eine Abtastung der betroffenen Stelle, die auf Druck mit Schmerzen reagiert.

Bei einem oberflächlichen Muskelfaserriss kann dieser auch durch einen umschriebenen oder abgesackten Bluterguss erkannt werden. Kommt es zu einem Riss von größeren Muskeln, können sich auch zusammengezogene Teile des Muskels oder größere Einbuchtungen zeigen. Für eine genauere Eingrenzung des Muskelfaserrisses kommt es mitunter auch zu einer Ultraschalluntersuchung oder einer Kernspintomographie (MRT).

Gängige Untersuchungsmethoden

Ultraschall oder kernspintomographie (MRT) werden als gängige Untersuchungsmethoden eingesetzt.

  • Arztpraxis: Ultraschall der Schulter, Sonographie

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  • Ärztin schiebt Patient in Kernspintomographie Gerät

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Therapie

Nach einem Muskel- oder Muskelfaserriss sollte stets ein Arzt aufgesucht werden, um das genaue Ausmaß der Verletzung festzustellen. Vor allem bedarf der verletzte Muskel der Schonung und sollte gekühlt werden.

PECH-Regel als Erste Hilfe

Als erste Therapiemaßnahme wird dabei die Anwendung der so genannten PECH-Regel empfohlen. Die Abkürzung PECH steht für Pause (P), Eis (E), Kompressionsverband (C) sowie Hochlagern (H).

Hilfreich sind vor allem ca. 15 Minuten lange Eispackungen zur Kühlung, die alle halbe bis volle Stunde angewendet werden sollten.

Um die auftretenden Schmerzen zu behandeln, erfolgt zumeist die Verabreichung von kortisonfreien Schmerzmitteln oder Analgetika. Gegen Blutergüsse können Heparinverbände angelegt werden. Auch ein Entlastungsverband ist hilfreich gegen die Schmerzen.

Muskelfasern in der 3-D-Grafik
Muskelfasern in der 3-D-Grafik

Bewegungstherapie

Nach etwa einer Woche Ruhepause kann der betroffene Muskel mit einer Bewegungstherapie behandelt werden. Weitere Therapiemaßnahmen sind Lymphdrainagen und eine Elektrotherapie.

Operation

Für den Fall, dass mehr als ein Drittel des Muskelquerschnittes eingerissen ist, kommt auch eine operative Therapie in Frage. Dabei werden die gerissenen Muskeln- oder Muskelfasern mit einem resorbierbaren Faden genäht.

In der Regel kann es bis zu sechs Wochen dauern, bis ein Muskel- oder Muskelfaserriss völlig ausgeheilt ist.

Wiedereinstieg in den Sport

Erst nach der Wiederherstellung der Elastizität der Muskelfasern und der Funktion des Muskels kann wieder mit sportlichen Aktionen begonnen werden. Dabei sollte zunächst ein schützender Tapeverband verwendet werden.

Vorbeugung

Um einem Muskelfaserriss vorzubeugen, werden ausgedehnte Aufwärm- und Dehnübungen empfohlen. Zudem sollte eine sportliche Belastung stets langsam gesteigert werden.