Impfungen - Anwendung, Ablauf und Behandlung

Als Impfungen oder Schutzimpfungen bezeichnet man in der Medizin wichtige Vorbeugemaßnahmen gegen bestimmte Infektionskrankheiten. Impfungen können durch eine Injektion, nasal oder oral erfolgen. Man unterscheidet die aktive, die passive sowie die Simultanimpfung. Verwendet werden Mehrfach- oder Einfachimpfstoffe. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um die Schutzimpfung.

Von Jens Hirseland

Impfungen: Ziel und Zweck

Bei einer Impfung, auch Schutzimpfung, Vakzination oder Vakzinierung genannt, handelt es sich um die Gabe eines bestimmten Impfstoffes, um den Patienten vor einer Krankheit zu bewahren. Es gibt unterschiedliche Arten von Impfstoffen, sowohl Lebend- als auch Totimpfstoffe. Hier informieren wir detaillierter über dieses Thema.

Ziel und Zweck von Impfungen ist der Schutz vor schweren Infektionskrankheiten wie zum Beispiel:

Impfungen gehören zu den wichtigsten Vorbeugemaßnahmen in der Medizin.

Sie werden in drei Arten unterteilt. Dazu gehören:

  1. die aktive Impfung
  2. die passive Immunisierung
  3. die Simultanimpfung

Wie wirksam eine Impfung sein kann, zeigt das Beispiel der Impfung gegen Pocken...

Ausgerottet: Impfung gegen Pocken (Variola-Virus)

Bei den Pocken handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit. Urheber der Erkrankung sind Variolaviren aus der Gattung Orthopoxvirus. Die Übertragung der Krankheit kommt durch Tröpfcheninfektion oder Einatmen von kontaminiertem Staub zustande.

Typische Symptome von Pocken sind:

Im weiteren Verlauf bilden sich dann blassrote und juckende Flecken, aus denen wiederum Knoten entstehen. Diese Knoten verwandeln sich in Bläschen, die mit Eiter gefüllt sind.

Bei etwa einem Drittel der Erkrankten verlaufen die Pocken tödlich. Ein Heilmittel gegen die gefährliche Krankheit gibt es nicht. Daher kann nur eine Impfung wirksamen Schutz bieten.

Ausrottung der Pocken durch Impfung

Als Begründer der modernen Schutzimpfung gegen Pocken gilt der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823), der den Impfstoff 1796 entwickelte. Im Jahre 1807 wurde in Bayern erstmals eine Impfpflicht gegen Pocken eingeführt.

Später schlossen sich weitere europäische Länder wie Preußen, Schweden und England an. 1967 kam es schließlich durch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) zu einer weltweiten Impfpflicht.

Durch diese Maßnahme gelang es, die Pocken auf der ganzen Welt erfolgreich zu bekämpfen. Zu dem letzten bekannten Pockenausbruch kam es im Jahr 1977 in Somalia. Drei Jahre später wurde die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt. Lediglich in zwei Laboren in den USA und Russland werden noch Pockenviren aufbewahrt.

In Deutschland wurde die Impfpflicht gegen Pocken 1976 wieder abgeschafft.

Impfung

Für eine Pockenimpfung kommt das Vaccina-Virus zur Anwendung. Ein Nachteil der Pockenimpfung besteht allerdings darin, dass es bei einigen Geimpften zu erheblichen Impfkomplikationen kommen kann. Dazu gehört zum Beispiel eine Gehirnentzündung. In der Vergangenheit verstarben sogar einige Menschen nach der Impfung.

Die WHO rät dazu, sich erst dann gegen Pocken impfen zu lassen, wenn die Krankheit wieder ausbricht. So ist es möglich, auch dann einen Impfschutz aufzubauen, wenn die Impfung erst vier Tage nach Ausbruch der Pocken erfolgt.

Da die Pocken keine unmittelbare Bedrohung mehr darstellen, führt man heutzutage keine entsprechenden Impfungen mehr durch. Ein Pockenausbruch aufgrund von Biowaffen oder Laborunfällen lässt sich allerdings nicht ganz ausschließen.

Verfahren: aktive und passive Impfung

Aktive Impfungen erfolgen bei einem Menschen, dessen Organismus noch keinen Schutz gegen bestimmte Krankheitserreger besitzt. Dabei werden abgetötete oder fragmentierte Krankheitserreger oder deren Giftstoffe abgeschwächt in den Organismus eingebracht.

Damit soll das Immunsystem des Körpers zur Herstellung von Antikörpern angeregt werden, um den Körper dadurch gegen die Krankheit zu immunisieren.

Im Rahmen einer passiven Impfung erfolgt dagegen die Verabreichung eines Impfserums, das bereits in großer Konzentration Immunglobuline (spezielle Antikörper) gegen einen bestimmten Krankheitserreger enthält.

Als Simultanimpfungen bezeichnet man Impfungen, die gleichzeitig aktiv und passiv sind. Dies geschieht vor allem bei Tetanus-Impfungen, um sowohl einen kurzfristigen als auch langfristigen Schutz gegen diese Krankheit zu gewährleisten.

Spritze in den Oberarm
Je nach Anwendungsgebiet wird eine der unterschiedlichen 3 Impfformen eingesetzt

Anwendungsgebiete

Impfungen können bei einer Vielzahl von bakteriellen oder viralen Krankheiten vorgenommen werden. Bei Impfstoffen unterscheidet man zwischen:

  1. Mehrfachimpfstoffen
  2. Einfachimpfstoffen, die nur speziell für eine Erkrankung vorgesehen sind

Einige Impfungen müssen in gewissen Zeitabständen neu aufgefrischt werden.

Durch die Anwendung von Impfprogrammen konnte eine Vielzahl von Infektionskrankheiten zurückgedrängt werden. Die gefährlichen Pocken gelten dadurch sogar als ausgerottet. Aufgrund der zunehmenden Impfmüdigkeit in der Bevölkerung besteht jedoch die Gefahr, dass manche Krankheiten wieder vermehrt auftreten.

In der Bundesrepublik Deutschland werden verschiedene Impfungen gegen Krankheiten empfohlen, wie:

  • Influenza
  • Tetanus
  • Tollwut
  • Röteln
  • Windpocken
  • Masern
  • Mumps
  • Kinderlähmung
  • Typhus
  • Hepatitis A
  • Hepatitis B
  • FSME
  • HPV
  • Gelbfieber
  • Diphtherie
  • Cholera
  • Meningokokken
  • Pneumokokken

Impfungen für Babys, Kinder und Jugendliche

Besonders im Kindesalter spielen Impfungen eine wichtige Rolle. Einige davon bieten einen lebenslangen Schutz, während andere im Jugend- oder Erwachsenenalter aufgefrischt werden müssen. Informieren Sie sich hier über empfohlene Impfungen für Babys, Kinder und Jugendliche.

Impfung auffrischen: Impfungen für Erwachsene

Im Erwachsenenalter werden einige Auffrischimpfungen empfohlen. Besonders Eltern von Säuglingen sollten sich informieren, gegen welche Erkrankungen eine Schutzimpfung sinnvoll ist.

Hinzu kommen Impfungen, die besonders im Seniorenalter wieder an Bedeutung gewinnen. Lesen Sie hier über empfohlene Impfungen für Erwachsene und Senioren.

Reiseimpfung: Impfungen für Reiseländer wie Thailand, Bali, Ägypten und Co.

Manche Impfungen sind nur bei Reisen in bestimmte Länder erforderlich. Wer gesund aus seinem Urlaub zurückkehren möchte, der sollte sich in Sachen Schutzimpfung vor Reiseantritt genauestens informieren.

Für einen rechtzeitigen Impfschutz sorgen

Während für diejenigen, die beruflich ins Ausland fahren müssen, bestimmte Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen von ihrem Unternehmen geregelt werden, müssen sich Privaturlauber selbst um einen eventuellen Impfschutz kümmern.

Immer mehr Urlauber wählen als Reiseziel ein exotisches Land - gerade hier gilt besondere Vorsicht. Welche Impfungen für welches Land empfohlen werden, kann man bei seinem Arzt in Erfahrung bringen.

Krankheiten, gegen die man sich impfen lassen sollte

  • Vor allem der Schutz gegen Tetanus sollte bei Reisenden zur Gesundheitsvorsorge dazu gehören - die Auffrischung erfolgt alle zehn Jahre.
  • Kombinieren kann man diese Impfung mit einem Diphterie-Schutz.
  • Rucksacktouristen wird zum Schutz gegen Typhus geraten und auch Krankheiten wie Hepatitis A und Polio sollte man sich vor Reiseantritt informieren.

Weitere Informationen zum Thema Reiseimpfung erhalten Sie hier.

Impfungen bei Haustieren

Doch nicht nur Menschen werden gegen bestimmte Krankheiten geimpft, sondern auch Haustiere. So erfolgen bei Hunden zum Beispiel Impfungen gegen:

Hauskatzen werden vor allem gegen die Katzenseuche (Panleukopenie) und gegen Katzenschnupfen geimpft. Ebenso geimpft werden:

Lesen Sie hier alles Wichtige rund um die Impfung für Haus- und Nutztier.

Durchführung

Impfwirkstoff in Spritze
Die Injektion der Spritze kann je nach Art der Impfung in unterschiedliche Körperteile erfolgen

Aktive und passive Impfungen werden auf unterschiedliche Art vorgenommen. Eine aktive Impfung erfolgt in der Regel durch eine Injektion mit einer Spritze, die unterschiedlich verabreicht wird:

  1. in die Haut (intradermal)
  2. in den Muskel (intramuskulär)
  3. unter die Haut (subkutan)

Für intradermale Impfungen benutzt man auch so genannte Impfpistolen oder Lanzetten. Einige Impfungen können aber auch oral, also durch den Mund als Schluckimpfung oder durch die Nase (nasal) vorgenommen werden.

In den meisten Fällen erfolgt eine aktive Impfung jedoch über den Oberarm, bei Kindern manchmal auch über den Oberschenkel.

Passive Impfungen werden durch eine Injektion in den Gesäßmuskel vorgenommen.

Impfungen: Kostenpunkt und Kostenübernahme

Im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) ist definiert, welche Impfungen zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Hiervon ausgenommen sind Impfungen, die man für private Auslandsreisen durchführen lässt.

Zu den Impfungen für Babys und Kinder, die von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden, zählen:

  • Diphtherie
  • Hib (Haemophilus influenzae B)
  • Hepatitis B
  • Keuchhusten
  • Kinderlähmung
  • Masern
  • Meningokokken
  • Mumps
  • Pneumokokken
  • Röteln
  • Tetanus
  • Windpocken
  • Rotaviren

Zu den Impfungen für Mädchen und Erwachsene, die von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden, zählen:

  • Grippe
  • HPV
  • Pneumokokken

Für bestimmte Risikogruppen erfolgt eine Kostenübernahme bei FSME und Hepatitis A.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen treten bei einer Impfung nur höchst selten auf. In einigen Fällen können

auftreten. Manchmal kann es auch zu

kommen.

Im folgenden Beispiel zeigt sich, dass die Komplikationen aber auch so groß ausfallen können, dass man die Impfung aus dem Impfprogramm rausnimmt...

Beispiel Impfung gegen Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis)

Als Tuberkulose (TBC) oder Schwindsucht bezeichnet man eine bakterielle Infektionskrankheit. Urheber der Erkrankung ist das Mycobakterium tuberculosis. In den meisten Fällen wird die Lunge von den Bakterien in Mitleidenschaft gezogen, doch auch an Organen kann die tückische Erkrankung auftreten, wie:

  • dem Lungenfell
  • den Knochen
  • den Magen-Darm-Trakt
  • den Geschlechtsorganen
  • den Harnwegen
  • den Hirnhäuten

Jedes Jahr kommt es weltweit zu neun Millionen Tuberkulose-Fällen. Etwa eine Million Erkrankungen verlaufen tödlich. Besonders betroffen sind Afrika und Südostasien. In Europa ist die Krankheit dagegen deutlich zurückgegangen.

Impfung

Bis 1998 wurden in Deutschland aktive Schutzimpfungen gegen Tuberkulose durchgeführt. Dabei erhielten die Geimpften einen Lebendimpfstoff mit einem abgeschwächten Mycobakterienstamm (BCG).

Durch das Lübecker Impfunglück im Jahre 1930, bei dem über 200 Kinder mit virulenten Tuberkulosebakterien infiziert wurden und es zu 77 Todesfällen kam, verzögerte sich das Impfprogramm in Deutschland bis nach dem 2. Weltkrieg.

In der heutigen Zeit zählt die BCG-Impfung nicht mehr zu den von der STIKO empfohlenen Impfungen, da die Gefahr von Impfkomplikationen zu groß ist. Außerdem ist das Erkrankungsrisiko deutlich zurückgegangen.

Einen wirksamen Impfschutz gegen Tuberkulose gibt es derzeit nicht. Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen zählen daher die frühzeitige Diagnose und eine entsprechende Therapie der Krankheit. Zur Behandlung erfolgt in der Regel eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika.

Quecksilber in Impfstoffen?

Zu den Kontraindikationen wird auch häufig - besonders unter Eltern gefürchtet - die Angst vor enthaltenem Quecksilber gezählt. Tatsächlich sind in manchen Impfstoffen Quecksilber, oder auch Phenol, Aluminium oder Formaldehyd enthalten.

Die Konzentration dieser Stoffe ist jedoch so gering, dass sie sich weit unter der toxikologischen Grenzwerte befindet. Diese Substanzen dienen beispielsweise

  • der Abtötung von Impfviren
  • der Verstärkung der Immunantwort oder
  • der Haltbarmachung des Impfstoffes.

Kontraindikationen

Ein ausreichender Impfschutz ist grundsätzlich für alle Menschen zu empfehlen. Es gibt jedoch einige Situationen/Fälle, in denen auf eine Impfung verzichtet werden sollte.

Bei akuten Erkrankungen, bei denen eine Behandlung notwendig ist, ist es sinnvoll, den Impftermin zu verschieben. Handelt es sich jedoch um eine so genannte postexpositionelle Impfung, die den Ausbruch der Erkrankung verhindern soll, stellt diese eine Ausnahme dar.

Auch Allergien können eine Impfung problematisch machen. Generell sollte man sich vorab genauestens über den verwendeten Impfstoff bzw. Wirkstoff informieren, um allergische Reaktionen zu vermeiden.

Bei Immunstörungen ist möglichst darauf zu achten, keine Lebendimpstoffe zu verwenden. Besonders Patienten mit HIV oder Tumoren oder diejenigen, die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen, ist dies anzuraten.

Verbreitete Irrtümer, was das Verbot von Impfungen angeht, wären etwa die folgenden:

  • ein alltäglicher Infekt: auch bei einer erhöhten Temperatur bis 38,5 °C ist eine Impfung möglich
  • Medikamenteneinnahme: auch bei Antibiotikaeinnahme oder mit niedrig dosierten Kortikosteroiden ist eine Impfung möglich
  • Kontakt mit kranken Menschen: auch nach einem Kontakt zu Menschen, die eine ansteckende Krankheit hatten, ist eine Impfung möglich
  • eine Hautinfektion: auch bei örtlichen Hautinfektionen oder Hautkrankheiten ist eine Impfung möglich (Ausnahme: schwere Neurodermitis-Schub bei Kindern)
  • Familiäre Krampfanfälle: auch bei Krampfanfällen in der Familie ist eine Impfung möglich
  • Frühgeburt: auch Frühgeborene sollten geimpft werden, unabhängig davon, wie viel sie wiegen
  • eine chronische Erkrankung: auch chronisch kranke Menschen sollten die empfohlenen Schutzimpfungen wahrnehmen

Impfungen während der Schwangerschaft

Viele Menschen machen sich in diesem Zusammenhang auch Gedanken darüber, ob eine Impfung während der Schwangerschaft möglich ist. Grundsätzlich gilt der Rat, dass auf eine Impfung während der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden sollte.

Jedoch sind einige Totimpfstoffe bei Bedarf möglich; zudem gibt es diesbezüglich auch einige Empfehlungen. Informieren Sie sich hier genauer über Impfungen während der Schwangerschaft.