Zahnfleischbluten - Ursachen und Behandlung

Zahnfleischbluten ist ein häufiges Symptom aus der Zahnheilkunde. Facharzt für die Behandlung ist der Zahnarzt.

Von Claudia Haut

Ursachen

Zu harte Borsten der verwendeten Zahnbürste können für das Bluten des Zahnfleisches verantwortlich sein. Auch Zahnersatz wie zum Beispiel Kronen oder Prothesen können schlecht im Kiefer sitzen und dann an diesen Stellen scheuern. Durch den dauernden Druck kann Zahnfleischbluten entstehen.

Frauen, die schwanger sind, leiden sehr häufig unter Zahnfleischbluten. Grund hierfür ist die veränderte hormonelle Situation, bei der der Körper der Frau besser durchblutet wird.

Auch Jugendliche können während der Pubertät unter Zahnfleischbluten leiden. Gleiches gilt auch für Frauen in den Wechseljahren, da sich auch hier die hormonelle Situation verändert.

Erkrankungen

In vielen Fällen hat ein Patient mit Zahnfleischbluten eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder bereits eine Parodontose. Bilden sich neben den Blutungen so genannte Zahnfleischtaschen aus, so ist dies eine Vorstufe zur Parodontose.

Diese Erkrankung entsteht bei einer Vernachlässigung der Zahnhygiene durch bakterielle Zahnplaque. Die von den Bakterien ausgeschiedenen Gifte siedeln sich im Zahnfleisch an und führen so zu einer Entzündung, die sich zunächst durch einen Rückgang des Zahnfleisches äußert. Im weiteren Verlauf kann eine Zahnlockerung zu einem dauerhaften Verlust des Zahns führen.

Auch verschiedene organische Erkrankungen können zu Zahnfleischbluten führen. Dazu gehören zum Beispiel Krebserkrankungen wie die Leukämie.

Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) kann ebenfalls zu Zahnfleischbluten führen. Auch die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus kann die Ursache des Zahnfleischblutens sein.

Ein weiterer Grund ist eine Senkung des Gerinnungsfaktors< im Blut durch Leberschäden oder etwa die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten. Hier können schon kleinste Verletzungen im Mundraum zu Blutungen führen.

Ein weiterer Faktor kann schwerer Vitamin C-Mangel sein, der entweder durch Fehlernährung oder durch eine Magen-Darm-Erkrankung, welche die Vitaminabsorption verhindert, entstehen kann.

Komplikationen

Zahnfleischbluten geht in der Regel mit einer Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis) oder des Zahnhalteapparates (Parodontitis) einher. Typischerweise blutet das Zahnfleisch dann nach dem Berühren mit der Zahnbürste.

In manchen Fällen kann Zahnfleischbluten aber auch die Folge von hormonellen Veränderungen oder bestimmten Erkrankungen sein. Wird das Zahnfleischbluten nicht behandelt, droht es weiter voranzuschreiten. Im weiteren Verlauf kann es zu schmerzhaften Entzündungen und im schlimmsten Fall sogar zum Verlust des betroffenen Zahnes kommen.

Wann zum Zahnarzt?

Hält das Zahnfleischbluten längere Zeit an, lässt sich der Gang zum Zahnarzt nicht vermeiden. Ein Zahnarzttermin ist geboten, wenn die betroffene Person unter heftigen Schmerzen am Zahnfleisch leidet sowie starke Schwellungen, Rötungen oder ein gelblicher Belag am Zahnfleisch auftreten.

Diagnose

Im Falle von hartnäckigem Zahnfleischbluten ist es besser, einen Zahnarzt aufzusuchen. Dieser stellt dem Patienten zunächst einige wichtige Fragen.

Anamnese

Begonnen wird eine Untersuchung von blutendem Zahnfleisch mit der Befragung des Patienten. So möchte der Zahnarzt wissen,

Von Interesse sind zudem die Lebensgewohnheiten des Patienten und ob er raucht.

Untersuchung von Mundraum und Zähnen

Im Anschluss an die Befragung inspiziert der Zahnarzt die Zähne und den Mundraum des Betroffenen. Dabei achtet er vor allem auf entzündete und kariöse Stellen sowie auf behandlungsbedürftige Zahnfüllungen und Kronen.

Gleichzeitig erfolgt die Kontrolle von Schwellungen, Blutungsneigung sowie von einem eventuellen Rückgang des Zahnfleisches. Für eine allgemeine Beurteilung kann auch das Durchführen einer Röntgenuntersuchung sinnvoll sein.

Weitere Untersuchungen

Ist eine allgemeine körperliche Erkrankung für das blutende Zahnfleisch verantwortlich, sind oftmals noch weitere Untersuchungen bei anderen Fachärzten nötig. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Oralchirurgen oder einen Internisten handeln. Dabei finden zusätzliche Untersuchungen wie

statt.

Behandlung

Um das Zahnfleischbluten zu behandeln, muss der Zahnarzt die Ursache herausfinden. Nur dann ist eine langfristige Heilung möglich.

Mundspülungen

Gegen akutes Zahnfleischbluten gibt es diverse Mundspülungen, die mehrmals täglich verwendet werden können. Ist die Patientin, die unter Zahnfleischbluten leidet, schwanger, so genügt dies meist als Therapie. Jedoch verordnet der Zahnarzt in diesem Fall spezielle Mundspülungen, die dem ungeborenen Baby nicht schaden.

Das Zahnfleischbluten verschwindet von selbst wieder, wenn sich die hormonelle Situation der Frau geändert hat (meist nach der Entbindung).

Zahnsteinentfernung

Im Rahmen seiner Behandlung entfernt der Zahnarzt auch Zahnstein an den Zähnen und lässt von seiner Assistentin eine professionelle Zahnreinigung durchführen, bei der ältere Beläge von den Zähnen entfernt werden.

Zahnersatz korrigieren

Hat die Untersuchung des Zahnarztes ergeben, dass ein Zahnersatz wie zum Beispiel eine Krone schlecht im Kiefer sitzt, so muss dies korrigiert werden, um das Zahnfleischbluten zu stoppen.

Chemotherapie

Haben die Untersuchungen beim Hausarzt eine Krebserkrankung ergeben, so kann eine Chemo- oder Strahlentherapie bzw. eine Operation notwendig werden, um den Tumor zu entfernen. Ist der Patient von seiner Krebserkrankung geheilt, so verschwindet in der Regel auch das Zahnfleischbluten wieder.

Diät

Konnte der Arzt erhöhte Blutzuckerwerte feststellen, so muss der Patient eine Diät einhalten und regelmäßig seine Blutzuckerwerte selbst kontrollieren. Je nachdem, wie hoch die Ausgangswerte waren, muss der Patient Tabletten einnehmen oder Insulin spritzen, um die Glucosewerte im Blut zu senken.

Selbsttherapie

Um Zahnfleischbluten wieder in den Griff zu bekommen, ist eine konsequente Zahnhygiene überaus wichtig. So gilt es, die Zähne regelmäßig und gut zu putzen.

Falls nötig, kann man sich vom Zahnarzt die richtige Zahnputztechnik erläutern lassen. Als empfehlenswert gilt die Vibrationsmethode, auch Bass-Technik genannt.

Zum Putzen sollte unbedingt eine weiche Zahnbürste verwendet werden. Auf diese Weise vermeidet man unnötige Reizungen des Zahnfleisches.

Um die Zwischenräume der Zähne erreichen zu können, wird die Benutzung von Zahnseide empfohlen. Mithilfe der Zahnseide lassen sich auch Beläge von den Zähnen entfernen, die die Zahnbürste nicht erreicht. Auch in diesem Fall kann man sich die passende Technik vom Zahnarzt erklären lassen.

Übrigens sollte das Zähneputzen selbst dann fortgesetzt werden, wenn es dabei erneut zu Zahnfleischbluten kommt. So trauen sich viele Betroffene nach dem Bluten nicht mehr, die jeweiligen Stellen richtig zu putzen, was jedoch kontraproduktiv ist.

Einen wichtigen Teil der Selbstbehandlung stellt auch das Verwenden von Mundspülungen dar. Als bewährtes Mittel gilt vor allem Chlorhexidin.

Hausmittel

Gegen Zahnfleischbluten lassen sich auch einige Hausmittel einsetzen. Dazu gehört zum Beispiel, am Abend den Mund mit Kamillentee oder Salbeitee zu spülen.

Wichtig ist zudem, den Druck beim Zähneputzen nicht zu groß werden zu lassen, weil man dadurch das Zahnfleisch noch mehr in Mitleidenschaft zieht. Sinnvoll kann außerdem die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste sein. So wird von diesem Gerät die Putzbewegung bei einem zu starken Druck gestoppt.

Wer unter Zahnfleischbluten leidet, ist gut beraten, keine scharfen Speisen zu verzehren. Diese reizen das Zahnfleisch nämlich noch mehr. In manchen Fällen wird Zahnfleischbluten auch durch einen Mangel an Vitamin C hervorgerufen. Daher sollten die Betroffenen auf vitaminreiche Kost zurückgreifen.

Reich an Vitamin C sind unter anderem Obst, Zitrusfrüchte, rote Paprika und Sauerkraut. Über eine antibakterielle Wirkung verfügt dagegen Knoblauch, weswegen auch dessen Verzehr zu empfehlen ist.

Als weitere Hausmittel kommen das Spülen mit Walnussblättern, verdünntem Teebaumöl oder verdünntem Johannisbeersaft infrage. Eine andere effektive Mundspülung gegen blutendes Zahnfleisch ist warme Milch mit Honig, die möglichst lange im Mund behalten werden sollte.

Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu lästigem Zahnfleischbluten kommt, muss man auf eine regelmäßige und konsequente Mundhygiene achten. So sollten die Zähne intensiv und unter Verwendung von Zahnseide gereinigt werden. Dabei ist es jedoch wichtig, dass die Zahnreinigung schonend vonstatten geht.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, zweimal im Jahr beim Zahnarzt eine professionelle Zahnreinigung vornehmen zu lassen. Dabei entfernt der Zahnarzt auch hartnäckige Beläge, die die Zahnbürste nicht beseitigen kann.

Weil das Wachstum von schädlichen Bakterien im Mundraum durch den Genuss von Zucker gefördert wird, ist es besser, diesen zu minimieren und keine zuckerhaltigen Zwischenmahlzeiten wie Süßigkeiten zu verzehren. Hilfreich kann zudem das Kauen von zuckerfreien Zahnpflegekaugummis sein.

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