Osteochondrose - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Osteochondrose bezeichnet man eine degenerative Knochenkrankheit. Sie wird durch die Abnutzung der Bandscheiben hervorgerufen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: M91 M92 M93 M94
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Sprechen Ärzte von einer Osteochondrose, ist damit eine degenerative Knochenerkrankung gemeint. Dabei kommt es durch die Abnutzung der Bandscheiben zu knöchernen Veränderungen an der Wirbelsäule.

Von diesen Veränderungen können sowohl

  • die Lendenwirbelsäule (LWS) als auch
  • die Brustwirbelsäule (BWS) und
  • die Halswirbelsäule (HWS)

betroffen sein.

Entstehung

Starke Überlastungen des Rückens führen dazu, dass die Bandscheiben, die sich in der Wirbelsäule befinden, zusammengepresst werden. Ist die Belastung dauerhaft, besteht die Gefahr, dass sich die Bandscheiben nicht mehr regenerieren und weiter zusammengedrückt bleiben, wodurch sich wiederum die Bandscheibenhöhe verringert. Da die benachbarten Wirbelkörper nicht mehr so gut abfedern können, hat dies verstärkten Druck auf die einzelnen Wirbel zur Folge.

Als Reaktion des Wirbels auf den erhöhten Druck kommt es zum Anwachsen von Knorpeln an den Seitenenden. Auf diese Weise versucht der Wirbel, den Druck besser zu verteilen. Schließlich entstehen dadurch Randzacken, die sich an den anderen Knorpelflächen reiben, was sich wiederum durch Schmerzen bemerkbar macht.

Hält das Wachstum dieser Verknöcherungen unvermindert an, droht eine starke Einschränkung der Wirbelsäulenbeweglichkeit. Im schlimmsten Fall kann es zu einer totalen Versteifung des betroffenen Abschnitts kommen.

Ursachen

Als Hauptursache der Osteochondrose gelten Fehlbelastungen des Rückens. So können permanentes Sitzen oder Stehen die Wirbelsäule einseitig belasten. Da sich die Größe der Bandscheiben, deren Funktion das Abfangen der Belastungen ist, mit der Zeit vermindert, fangen sie die Stöße schlechter ab, was wiederum zu Verschleiß führt.

Gefördert wird der Verschleiß durch mangelhafte Bewegung. So schlaffen die Muskeln ab, wodurch sie keine schweren Belastungen mehr aushalten. Nicht selten kommt es deswegen zu einem Bandscheibenvorfall, der wiederum eine Osteochondrose auslösen kann.

Eine weitere mögliche Ursache für eine Osteochondrose ist eine Skoliose. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Veränderung der Wirbelsäule.

Das heißt, dass die Wirbelsäule nicht die normale S-Form aufweist, sondern stattdessen verkrümmt ist. Diese Verkrümmung führt zu einer permanenten Fehlhaltung, durch die die Bandscheiben einseitig belastet werden und sich nur schwer entspannen können. Als weitere mögliche Ursachen für eine Osteochondrose kommen Bandscheibenentzündungen oder operative Eingriffe an der Bandscheibe infrage.

Risikofaktoren

Darüber hinaus gibt es einige Risikofaktoren, die die Entstehung dieses Rückenleidens fördern. Dazu gehören vor allem

Symptome

Bemerkbar macht sich eine Osteochondrose durch hartnäckige Rückenschmerzen, dies sich nur schwer beeinflussen lassen. Die Schmerzen können sowohl beim Gehen als auch beim Stehen oder Liegen auftreten. An welcher Stelle die Schmerzen sich zeigen, hängt davon ab, welcher Wirbelsäulenabschnitt betroffen ist.

Bei einer Osteochondrose an der Halswirbelsäule strahlen die Schmerzen mitunter bis in die Arme und sogar die Fingerspitzen aus. Dagegen können sie an der Lendenwirbelsäule bis in die Beine und die Zehen ausstrahlen.

Darüber hinaus sind weitere Beschwerden wie ein steifer Nacken oder Kopfschmerzen möglich. Nicht selten ist auch ein Bandscheibenvorfall ein Symptom der Osteochondrose.

Durch das Einreißen des Faserrings der Bandscheibe drückt der innere Gallertkern auf den Wirbelkanal. Werden dabei auch die Nerven des Rückenmarks in Mitleidenschaft gezogen, macht sich dies durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen bemerkbar. Auch ungewollter Urin- oder Stuhlabgang ist im Bereich des Möglichen.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich eine Osteochondrose mithilfe von bildgebenden Verfahren wie einer Röntgenuntersuchung. Dabei nimmt man die Wirbelsäule in zwei Ebenen auf.

Eine noch genauere Beurteilung erlauben eine Computertomographie (CT) und eine Kernspintomographie (MRT). Sogar Wassereinlagerungen in der Wirbelsäule lassen sich mit diesen Verfahren sichtbar machen. Außerdem können mit einer Kernspintomographie Verengungen des Nervenkanals erkannt werden.

Besteht Verdacht, dass der Nervenkanal der Wirbelsäule eingeengt ist, wird eine Myelografie durchgeführt, bei der man dem Patienten ein Kontrastmittel injiziert und anschließend eine Röntgenaufnahme anfertigt. Darüber hinaus können neurologische Diagnosemaßnahmen wie eine Elektromyografie (EMG) oder das Messen der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG erforderlich sein.

Behandlung

Die Behandlung einer Osteochondrose hängt von dem Ausmaß der Erkrankung ab. Im Anfangsstadium stehen vor allem krankengymnastische Übungen im Mittelpunkt. Ebenfalls von Wichtigkeit ist die Behandlung von akuten Schmerzen.

Zu diesem Zweck verabreicht man den Patienten schmerzlindernde- und entzündungshemmende Präparate sowie Mittel zur Muskelentspannung. Darüber hinaus werden Muskelverspannungen, die von Fehlhaltungen hervorgerufen werden, mit

therapiert. In manchen Fällen kann auch konsequente Bettruhe nötig sein.

Stärkung der Muskulatur

Eine wichtige Rolle bei der Osteochondrose-Behandlung spielt das Stärken von Rücken- und Bauchmuskulatur. So wirken kräftige Rücken- und Bauchmuskeln stützend und entlastend auf die instabile Wirbelsäule. Gleichzeitig lässt sich die Körperhaltung des Patienten verbessern.

Zur Stärkung der Muskulatur wird eine Physiotherapie durchgeführt, die spezielle Übungen beinhaltet. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Einnehmen einer aufrechten Körperhaltung. In schweren Fällen kann der Einsatz eines Stützkorsetts hilfreich sein.

Operation

Führen die konservativen Behandlungsmaßnahmen nicht zur Besserung der Beschwerden, kommt als letzte Möglichkeit ein chirurgischer Eingriff in Betracht. Eine Operation kann auch dann erforderlich sein, wenn durch die Einengung des Wirbelkanals Lähmungen von Mastdarm oder Harnblase auftreten.

Im Rahmen einer Operation, die minimal-invasiv erfolgt, erweitert der Operateur den Wirbelkanal, sodass die Nerven wieder imstande sind, die erforderlichen Signale ungehindert zu übertragen.

  • Besteht ein Bandscheibenvorfall, ist es möglich, eine Bandscheibenprothese einzusetzen.
  • Leidet der Patient unter starken Rückenschmerzen, kann eine versteifende Operation sinnvoll sein.

So wird durch die Versteifung der Wirbelkörper mithilfe einer Metallplatte das Aufeinanderreiben von Randzapfen und Wirbelkörpern unterbunden, was zu einer erheblichen Schmerzlinderung führt.

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