Körperliche Veränderungen und Tipps zur richtigen Körperpflege kurz nach der Geburt

Als Wochenbett bezeichnet man die Zeit von der Geburt des Babys bis zu acht Wochen danach. In dieser Zeit verändert sich der Körper der Mutter massiv. Die Schwangerschaft verlangt einer Frau über viele Wochen hinweg hohe körperliche Anstrengungen ab. Da erscheint die Ruhephase nach erfolgreicher Geburt des Babys willkommen. Gerade in den ersten Wochen nach der Entbindung steht jedoch die richtige Körperpflege im Vordergrund. Keime und Bakterien breiten sich im noch schwachen Organismus nämlich besonders gerne aus.

Von Claudia Haut

Alles, was sich neun Monate lang im Körper der Mutter aufgebaut hat, wird sich nach der Geburt mehr oder weniger schnell wieder zurückbilden. Große körperliche Veränderungen finden in der Zeit des Wochenbettes statt, das in der Regel bis zu acht Wochen nach der Geburt andauert.

Veränderung der Brüste

Besonders verändert sich natürlich die Brust der frischgebackenen Mutter. Diese ist schon in der Schwangerschaft gewachsen und hat sich dadurch auf das Stillen vorbereitet.

Direkt nach der Geburt wird das Baby zum ersten Mal an die Brust gelegt. Zu diesem Zeitpunkt und auch noch wenige Tage nach der Geburt wird das Baby beim Stillen die sogenannte Vormilch bekommen. Es sind jeweils nur ein paar Tröpfchen, doch diese versorgen das Baby mit allen Nährstoffen, die es in den ersten Lebenstagen benötigt.

Berührungsempfindliche und heiße Brüste

Wenige Tage nach der Geburt wird die Mutter bemerken, dass sich ihre Brüste heiß und gespannt anfühlen. Sie sind äußerst berührungsempfindlich. Dies ist das Zeichen, dass die Muttermilch "eingeschossen" ist und der Körper nun genügend Milch für das Baby produziert.

Das Baby sollte dann regelmäßig angelegt werden, damit Angebot und Nachfrage an Muttermilch reguliert werden können.

Dieses regelmäßige Anlegen muss natürlich erst gelernt werden. Legt die Mutter ihr Baby falsch an, so kann es gerade in den ersten Tagen nach der Geburt zu wunden Brustwarzen kommen.

Wunde Brustwarzen

Auch wenn das Baby zu häufig oder zu lange angelegt wird, können die Brustwarzen wund werden und sogar bluten. Dies ist natürlich sehr schmerzhaft für die Mutter, sollte jedoch kein Grund sein, mit dem Stillen aufzuhören. Hebammen und Stillberaterinnen stehen der jungen Mutter mit Rat und Tat zur Seite.

Wochenfluss

Doch nicht nur die Brust verändert sich im Wochenbett. Der gesamte Körper muss sich wieder zurückbilden. Dazu hat jede frischgebackene Mutter den "Wochenfluss". Damit werden Blut- und Gewebereste aus dem Körper nach außen befördert.

In den ersten Tagen nach der Geburt ist der Wochenfluss noch sehr stark, doch er wird von Tag zu Tag weniger. Spätestens am Ende des Wochenbettes ist der Wochenfluss vollkommen verschwunden.

Veränderung des Bauchs

In der Schwangerschaft sollte sich keine Frau die Illusion machen, dass direkt nach der Geburt der Körper wieder so aussieht wie vorher. Es dauert viele Monate, bis dies wieder so ist. Vor allem der Bauch sieht nach der Geburt noch sehr faltig aus, und auch bei der Entlassung aus der Geburtsklinik wird noch ein Bäuchlein vorhanden sein.

Der Grund dafür sind die vergrößerte Gebärmutter und auch die Fettreserven, die der Körper für die Stillzeit eingelagert hat. Die Gebärmutter bildet sich in der Regel rasch zurück, die Fettreserven verschwinden jedoch erst nach und nach.

Wenn eine Mutter stillt, so nimmt sie meist schneller wieder ab als dies bei Müttern der Fall ist, die ihr Baby mit der Flasche ernähren.

Zurückbilden der Gebärmutter und Verheilen von Narben

Eine Geburt ist anstrengend für Mutter und Kind und kann auch in den Tagen danach mit Schmerzen verbunden sein. Das Zurückbilden der Gebärmutter verursacht beispielsweise leichte wehenartige Schmerzen, die besonders beim Stillen auftreten.

Viele Frauen erhalten bei der Geburt einen Dammschnitt oder erleiden einen Dammriss. Dieser muss natürlich wieder heilen. Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt kann dies sehr schmerzhaft sein. Bei jeder Bewegung, vor allem beim Sitzen und Gehen, schmerzt der Damm.

Auch eine Kaiserschnittnarbe spürt man noch einige Zeit. Schließlich wurde ein Bauchschnitt vorgenommen, der erst verheilen muss.

Doch für all diese Beschwerden und Schmerzen wird man belohnt: Man hält das süßeste Baby der Welt im Arm!

Richtige Körperpflege nach der Geburt

Auf die besondere Sorgfalt achten

In jener Zeit, die sich an die Geburt anschließt, ist der Körper der jungen Mutter anfällig für vielfältige Einflüsse. Insbesondere nach einem Damm- oder Kaiserschnitt liegen relativ frische Wunden vor, die einer hinreichenden Pflege bedürfen - die aber ebenso diversen Krankheitserregern einen Zugang zum Organismus bieten.

Gleiches lässt sich für die Brustwarzen sagen, die im Zuge des Stillens meist binnen weniger Tage zu Entzündungen neigen können.

Nach jeder Berührung der genannten Körperstellen, gerade im Rahmen der Intimhygiene, sollten daher in erhöhtem Maße die Hände mit Seife gewaschen werden. Erscheint das nicht ausreichend, ist der Griff zu einem Desinfektionsmittel anzuraten. Anderenfalls können sich die Bakterien zwischen der Mutter und dem Kind unbegrenzt vermehren.

Mit aller Vorsicht

Speziell nach dem Besuch der Toilette sollte der Intimbereich penibel gereinigt und gepflegt werden. Das gelingt am besten mit leicht erwärmtem Wasser, wie es sich beispielsweise im Bidet oder der Dusche verwenden lässt.

Wichtig ist es, hier möglichst auf die Zuhilfenahme eines Lappens oder Schwamms zu verzichten. Der Wasserstrahl alleine genügt, um die betroffenen Stellen zu säubern.

Der Einsatz von Seife ist dagegen in jedem Falle zu vermeiden. Die noch nicht verheilten Wunden könnten darauf mit Entzündungen reagieren.

Das Abtrocknen erfolgt daher auch in sanften Tupfbewegungen. Reibungen werden die beanspruchte Haut in jener Region dagegen zunächst reizen, was der Heilung ebenfalls nicht dienlich ist.

Luft ist hilfreich

Ein weiterer Aspekt der Regeneration des Körpers liegt in den natürlichen Heilkräften. Es ist somit ratsam, den Intimbereich nicht zu fest vor der Luft zu verschließen.

Gemeint sind insbesondere Binden, Einlagen oder sogar Damenwindeln, die auf undurchlässigen Stoffen und Folien basieren. Diese ermöglichen keinen Austausch der Luft, stauen dafür aber ein hohes Maß an Wärme und Feuchtigkeit in dem ohnehin sensiblen Bereich an.

Ein Klima also, das den Bakterien sehr hilfreich ist, um sich zu vermehren - gerade das soll indes vermieden werden.

Leichte Bekleidungsstücke oder atmungsaktive Textilien sind hingegen zu bevorzugen, da sie die Wundheilung fördern und somit zur Pflege beitragen.

Die Reinigung der Brust

Nicht alleine der Intimbereich einer Frau muss sorgfältig von Bakterien befreit werden. Auch die Brust und dort die Warzen sowie deren Vorhöfe sind anfällig für Krankheitserreger. Das ist vor allem deshalb mitunter tragisch, weil das Baby, dem ein noch schwaches Immunsystem ohne Abwehrkräfte zueigen ist, daran saugt und sich die Viren über die Schleimhäute im Mund verbreiten können.

Das regelmäßige Waschen der Brust gehört daher zum festen Tagesablauf der jungen Mutter. Verzichtet wird dabei aber auf Seife und - sofern möglich - auch auf Lotionen oder Cremes.

Sollten die Warzen zu Entzündungen neigen, helfen natürliche Öle meist besser und sind auch gegenüber dem Kind bedenkenlos verwendbar.

Selbstverordnete Ruhe

Jedoch bedarf der Körper nicht nur viel Zuwendung, sondern zumindest in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Entbindung auch Ruhe und Entspannung.

Viele werdende Mütter beginnen während der Schwangerschaft mit leichten sportlichen Bewegungen wie etwa dem Schwimmen. Dieses ist zwar auch nach der Geburt empfehlenswert, sollte aber erst mit hinreichendem Abstand nach der Niederkunft begonnen werden.

Einerseits, weil die körperlichen Bewegungen die frischen Wunden beanspruchen und etwaige Nähte reißen könnten. Andererseits, weil sich meist in dem Wasser Keime befinden oder die darin vorhandenen Reinigungsmittel ebenfalls negative Auswirkungen zeitigen dürften.

Für 14 bis 21 Tage sollte die Betroffene daher weitgehend das Bett hüten, vielleicht kleinere Spaziergänge unternehmen, sich aber in keinem Falle über die Maße anstrengen. In jener Zeit steht einzig ihr eigenes und das Wohlbefinden des Babys im Vordergrund.

Der richtige Zeitpunkt und mögliche Schwierigkeiten für Sex nach der Geburt

In den letzten Wochen der Schwangerschaft steht meist der Babybauch im Vordergrund und der Sex rückt in den Hintergrund. Daher sehnen die meisten jungen Eltern den ersten Sex nach der Geburt schon lange herbei.

Wann der richtige Zeitpunkt für den ersten Sex nach der Geburt ist, muss grundsätzlich jedes Paar selbst entscheiden. Es gibt hierfür keine klare Regelung.

Mentale Gründe, die gegen Sex sprechen könnten

Zuerst einmal müssen beide, sowohl Mann als auch Frau, wieder körperliche Intimitäten wollen. Eine Geburt ist nämlich nicht nur bei der Frau ein einschneidendes Erlebnis, sondern auch beim Mann. Die wenigsten Männer haben wenige Tage nach der Geburt die Bilder vergessen, wie ihre Partnerin gelitten hat, welche Schmerzen sie hatte und welch blutige Angelegenheit eine Geburt ist.

Umgekehrt denken auch viele Frauen noch lange Zeit nach der Geburt daran, wie sie ihr Baby geboren haben und wie schmerzhaft es war. Die wenigsten jungen Eltern haben schon kurz nach der Geburt wieder das Bedürfnis nach Sex. Kuscheln hingegen ist in dieser Zeit wesentlich wichtiger.

Körperliche Gründe, die gegen Sex sprechen

Je nachdem, wie schwer die Geburt war, gibt es in den ersten Wochen danach auch noch körperliche Gründe, die gegen Sex sprechen. Die Wunde, die bei der Frau entstanden ist, muss erst verheilen, evtl. Fäden gezogen werden.

Und auch wenn die Wunde äußerlich verheilt ist, kann Sex dennoch Schmerzen bereiten, wenn innerlich doch noch Wunden sind. Selbst wenn Frauen keine Schmerzen mehr haben, haben viele dennoch Angst vor dem ersten Sex und den möglichen Schmerzen. So lange diese Angst noch im Kopf ist, sollten die jungen Eltern es beim Kuscheln belassen.

Zudem hat eine junge Mutter in den Wochen nach der Geburt noch Wochenfluss. Paare, die dennoch Sex möchten, sollten unbedingt ein Kondom benutzen.

Das Baby geht vor

Der richtige Zeitpunkt für den ersten Sex nach der Geburt richtet sich aber natürlich auch nach dem Baby. Die Eltern können nun nicht mehr einfach ihren Gefühlen freien Lauf lassen, sondern müssen sich nach dem Baby richten.

Schläft es gerade oder muss es gefüttert werden? Ein Ohr wird ab jetzt immer bei dem Baby sein, so unbeschwert wie vor der Geburt wird es nicht mehr werden.

Der erste Sex nach der Geburt und mögliche Komplikationen

Beim ersten Sex nach der Geburt kann die Frau aber auch bemerken, dass ihre Scheide nicht feucht wird. Dies ist ganz normal, vor allem, wenn die Frau stillt. Durch die veränderte hormonelle Situation wird zu wenig Sekret gebildet. Mit etwas Geduld lässt sich dieses Problem jedoch ebenfalls lösen. Zur Not kann auch eine Gleitcreme helfen.

Verhütung

Früher hieß es immer, dass das Stillen das beste Verhütungsmittel sei. Dies ist inzwischen überholt. Auch stillende Mütter können schon wieder schwanger werden. Daher sollte man beim ersten Sex nach der Geburt, unabhängig vom Wochenfluss, unbedingt an die Verhütung denken.

Auch für stillende Frauen gibt es spezielle Pillen zur Verhütung, die dem Baby nicht schaden.

Doch mit dem ersten Sex nach der Geburt sollte man unbedingt so lange warten, bis beide Partner wieder bereit dazu sind. Dabei soll es egal sein, ob dies schon nach wenigen Tagen, nach mehreren Wochen oder auch erst Monate nach der Geburt der Fall ist.