Gesichtslähmung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Gesichtslähmung, auch Fazialislähmung oder Fazialisparese genannt, stellt eine Funktionsstörung des siebten Hirnnervs dar. Häufig kann die Ursache einer Gesichtslähmung nicht herausgefunden werden. In den meisten Fällen tritt sie einseitig auf; die Diagnose kann oft durch Blickdiagnose gestellt werden, so etwa aufgrund eines herabhängenden Mundwinkels. Erfahren Sie hier, wodurch eine Gesichtslähmung verursacht werden kann, wie sie sich äußert und welche Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Maria Perez
Von Maria Perez
Klassifikation nach ICD-10: G51.0
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Bei einer Gesichtslähmung, oder auch Fazialislähmung, Fazialisparese, handelt es sich um eine Funktionsstörung des so genannten Nervus facialis, den siebten Hirnnerv. Besonders die mimischen Gesichtsmuskeln sind von dieser Lähmung betroffen.

In den meisten Fällen liegt eine einseitige Lähmung vor. Die Kaumuskeln werden von einem anderen Nerv versorgt, sodass deren Funktionalität nicht eingeschränkt ist.

Liegt eine zentrale Lähmung vor, so besteht eine Störung des Bereichs im Hirn, welcher für die Impulssendung an den Gesichtsnerv verantwortlich ist. Bei der peripheren Lähmung ist der Nerv selbst betroffen; dies kann in den Bereichen zwischen Hirnstamm und feinsten Verästelungen der Fall sein.

Ursachen

Bei drei von vier Patienten mit einer Gesichtslähmung kann die Ursache nicht herausgefunden werden (idiopathische Fazialisparese). In einigen Fällen liegt eine Virusinfektion vor, die den Gesichtsnerv befällt (periphere Fazialisparese).

Auch

können eine Gesichtslähmung auslösen. Diabetiker haben ebenfalls ein höheres Risiko, an einer Gesichtslähmung zu erkranken, da aufgrund ihrer Zuckerkrankheit die Durchblutung der Nerven nicht mehr gesichert sein kann. Zwei von drei Patienten mit Diabetes mellitus sind mindestens einmal während ihrer Zuckerkrankheit von einer Gesichtslähmung betroffen.

Schwere Erkrankungen wie ein Schlaganfall oder ein Tumor im Gehirn können ebenfalls zu einer Gesichtslähmung führen. Ist die Lähmung innerhalb des Gehirns entstanden, spricht man von einer zentralen Fazialisparese.

Viele Patienten bemerken einige Tage vor Ausbruch der Erkrankung Schmerzen hinter einem Ohr. Die Erkrankung kündigt sich oftmals auf diese Weise an.

Verlauf

Acht von zehn Patienten können jedoch geheilt werden. Bis die Beschwerden abgeklungen sind, vergehen jedoch einige Wochen bis zu zwei Monate.

Einige Patienten behalten jedoch Symptome trotz Behandlung zurück. Die Patienten bemerken dann zum Beispiel ein dauerndes tränendes Auge. Die Patienten können daher oftmals nicht mehr am Computer arbeiten, da sie nicht mehr richtig sehen können.

Da einige Patienten nachts das Auge nicht schließen können, kleben sie es mit Hilfsmitteln zu, um schlafen zu können. Wieder andere Patienten entwickeln nach einiger Zeit eine Gesichtslähmung auf der anderen Gesichtsseite.

Symptome

Eine Gesichtslähmung kann ein- oder - in seltenen Fällen - auch beidseitig auftreten. Auf der betroffenen Seite hängt dann der Mundwinkel herunter und teilweise fließt auch Speichel heraus.

Dies hängt jedoch von der Ausprägung der Erkrankung ab. Teilweise bemerkt man den herabhängenden Mundwinkel auch erst, wenn der Betroffene lacht.

Durch die Lähmung wird auch das Essen für den Betroffenen erschwert. Einige Patienten können aufgrund einer Gesichtslähmung nicht mehr richtig essen.

Die Patienten klagen über einen trockenen Mund und auch ein trockenes Auge auf der Seite der Gesichtslähmung. Zusätzlich ist oftmals auch der Geschmackssinn beeinträchtigt.

Einige Patienten hören auf der durch die Gesichtslähmung beeinträchtigen Seite lauter als auf dem anderen Ohr. Die Symptome bilden sich meist innerhalb kürzester Zeit, häufig über Nacht.

Die Patienten wachen morgens auf und verspüren die genannten Symptome. Je nachdem, welche Form der Gesichtslähmung vorliegt, kann der Patient das Auge auf der betroffenen Seite nicht mehr völlig schließen oder die Stirn runzeln.

Diagnose

Ein Arzt stellt die Diagnose meist, wenn er sieht, dass der Patient einen herabhängenden Mundwinkel hat und ein Auge nicht mehr schließen kann. Lediglich wenn die Symptome nur leicht ausgeprägt sind, wird die Diagnose erst nach einigen Untersuchungen gestellt.

Um den genauen Umfang der Gesichtslähmung feststellen zu können, bittet der Arzt seinen Patienten,

  • die Backen aufzublasen
  • die Stirn zu runzeln
  • zu blinzeln oder
  • den Mund zu öffnen und zu schließen.

Kann ein Patient diese Dinge nicht oder nur unzureichend ausführen, liegt eine Fazialisparese, eine Gesichtslähmung, vor. Im Laufe der Diagnostik wird zusätzlich auch eine Prüfung der Geschmacksnerven durchgeführt. Die einzelnen Geschmackslösungen werden mit Hilfe eines Wattestäbchens auf die entsprechenden Stellen der Zunge gebracht, auf denen sie normalerweise erschmeckt werden können.

Auch eine Elektroneurografie wird durchgeführt. Im Rahmen dieser Untersuchung kann der beeinträchtigte Gesichtsnerv genau untersucht werden. Mit einer Blutabnahme kann der Arzt auch feststellen, ob weitere Erkrankungen hinter der Gesichtslähmung stecken.

Durch ein EEG kann der Arzt auch Erkrankungen wie einen Schlaganfall ausschließen. In einigen Fällen muss dazu schließlich noch eine Computertomografieaufnahme angefertigt werden.

Behandlung

Physiotherapie

Im Rahmen der Physiotherapie gibt es einige Maßnahmen, die bei der Behandlung einer Gesichtslähmung große Wirkung gezeigt haben. Dazu zählt zum Beispiel die manuelle Therapie oder auch eine Lymphdrainage.

Bei der manuellen Therapie gelingt es meist wieder, die Spannung im Gesichtsmuskel zu stärken. Patienten, die unter einer Geschmacksbeeinträchtigung leiden, erhalten oft auch eine Behandlung mit Eiswürfeln. Diese werden schnell über die Zunge gerieben und sollen so die Geschmackszentren auf der Zunge wieder anregen.

Kortisonmedikamente, Antibiotika und Augentropfen

Zusätzlich verordnet der Arzt oft ein Kortisonmedikament, das abschwellend und entzündungshemmend wirkt. Je nach Ursache der Gesichtslähmung kann auch eine Behandlung mit Antibiotika (wenn die Erreger Bakterien sind) oder mit Virostatika (wenn die Erreger Viren sind) erfolgen.

Die Patienten, die ihr Auge nicht mehr schließen können, erhalten vom Augenarzt eine spezielle Augensalbe oder Augentropfen, um das Auge trotz fehlenden Lidschlusses feucht zu halten und so Entzündungen zu verhindern.

Akupunktur und Akupressur

Auch Akupunktur oder Akupressur können die Beschwerden lindern. Nur wenn alle diese konservativen Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, erfolgt ein operativer Eingriff. Hier wird ein Teil des gesunden Gesichtsnervens auf die Seite mit der Gesichtslähmung verlagert.

Liegt die Ursache der Gesichtslähmung in einem Tumor oder einem Schlaganfall, wird diese ursächliche Krankheit behandelt. Meist bildet sich die Lähmung wieder zurück, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt werden konnte.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man einer Gesichtslähmung nicht. Diabetiker sollten jedoch immer darauf achten, dass sie einen konstanten Blutzuckerspiegel aufweisen, um derartige Folgeerkrankungen zu vermeiden.

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