Gebärmuttersenkung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Von einer Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) ist die Rede, wenn sich die Gebärmutter absenkt, etwa durch eine Lockerung des Halte- und Stützapparats der inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Man teilt sie in vier Grade ein. Eine Gebärmuttersenkung wird meistens durch eine Beckenbodenschwäche verursacht. Trotz Therapie kann sie immer wieder auftreten. Es stehen sowohl konservative als auch operative Behandlungsoptionen zur Auswahl. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Gebärmuttersenkung.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Kommt es zur Lockerung des Halte- und Stützapparats der inneren weiblichen Geschlechtsorgane, kann sich die Gebärmutter absenken. Eine Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein; mitunter kann es auch zu einer Ausstülpung nach außen kommen. In diesem Fall ist von einem Gebärmuttervorfall oder Prolaps die Rede.

Die Gebärmuttersenkung wird in vier Grade eingeteilt:

  • Beim Grad I reicht die Senkung nicht bis zum Scheideneingang
  • Beim Grad II reicht die Senkung bis zum Scheideneingang
  • Beim Grad III ragt die Gebärmutter über den Scheideneingang hinaus (Teilprolaps)
  • Beim Grad IV stülpt sich die Gebärmutter durch die Scheide nach außen; die Scheide wird nachgezogen (Totalprolaps)

Ursachen

Liegt eine Beckenbodenschwäche vor, senken sich die darin befindlichen Organe nach unten ab. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Beckenbodenschwäche führen können.

Zum einen ist dies ein schlechtes Bindegewebe, das jedoch erblich bedingt ist. Patientinnen mit einer Bindegewebsschwäche haben zum Beispiel Krampfadern oder Hämorrhoiden. Meist bildet sich die Gebärmuttersenkung bei diesen Patientinnen kurz nach den Wechseljahren.

Auch

kann es zur Gebärmuttersenkung kommen.

Risikofaktoren

Auch Geburten belasten den Beckenboden sehr. Besonders die Schwangerschaft und die Geburt von schweren Kindern oder Mehrlingsschwangerschaften bergen ein erhöhtes Risiko.

Patientinnen mit Übergewicht haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, an einer Gebärmuttersenkung zu erkranken. Frauen, die beruflich regelmäßig schwer heben, haben meist ebenfalls ein höheres Risiko.

Verlauf

Die Gebärmuttersenkung an sich kann nicht behandelt werden. Lediglich das schwache Bindegewebe kann gefestigt werden. Frauen, die zu einem schwachen Bindegewebe neigen, können jedoch jederzeit wieder eine Gebärmuttersenkung entwickeln.

Symptome

Patientinnen mit einer Gebärmuttersenkung leiden meist an einer Harninkontinenz, das heißt sie können den Urin nicht mehr oder nur noch unzureichend halten. Oft verlieren die Patientinnen den Harn auch während körperlicher Belastung (Stressinkontinenz) und können ihn sonst gut halten.

Eine Gebärmuttersenkung macht sich auch durch häufiges Wasserlassen bemerkbar. Die Patientinnen haben Schmerzen im Bereich des Rückens und Unterleibs, leiden häufig unter Harnwegsinfekten und haben oft Verstopfung.

Viele Frauen haben auch das Gefühl, es "fällt etwas durch die Scheide heraus" und überkreuzen daher unbewusst oftmals die Beine. Auch Ausfluss kann ein Symptom einer Gebärmuttersenkung sein. Werden die Nieren in Mitleidenschaft gezogen, können viele Frauen nicht mehr Wasserlassen.

Diagnose

Die Diagnostik einer Gebärmuttersenkung erfolgt beim Gynäkologen. Wenn die Patientinnen diese Symptome schildern, hat der Arzt bereits die Vermutung, dass es sich um eine Gebärmuttersenkung handelt.

Um seinen Diagnosenverdacht zu sichern, führt er eine gynäkologische Tastuntersuchung durch. Die Patientin soll dabei über die Bauchmuskeln pressen und der Arzt kann so erkennen, ob die Scheide schon hervorgestülpt ist oder beim Pressen hervortritt.

Zusätzlich erfolgt auch eine rektale Tastuntersuchung, bei der der Frauenarzt eine krankhafte Ausstülpung des Mastdarmes ertasten kann. Auch eine Ultraschalluntersuchung wird im Rahmen der Diagnostik durchgeführt.

Da viele Frauen aufgrund der Gebärmuttersenkung die Blase nicht mehr vollständig entleeren können, erfolgt auch eine Urinuntersuchung, die so genannte Restharnbestimmung. Bei dieser Untersuchung muss die Patientin ihre Blase entleeren. Anschließend wird per Ultraschall kontrolliert, wie viel Urin sich noch in der Blase befindet.

Behandlung

Ob eine Gebärmuttersenkung konservativ oder operativ behandelt wird, hängt davon ab, wie stark sie zu Beginn der Behandlung bereits ausgeprägt ist. Auch das Alter der Patientin spielt bei der Therapiewahl eine Rolle. Grundsätzlich werden zuerst alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft, bevor operiert wird.

Beckenbodengymnastik, Pessare und Scheidenzäpfchen

Liegt nur eine leichte Gebärmuttersenkung vor, kann diese oftmals mit konsequenter Beckenbodengymnastik therapiert werden. Zusätzlich gibt es auch Präparate wie Würfelpessare, die im Rahmen der Behandlung vom Arzt eingesetzt werden. Das Pessar wird dabei in die Scheide eingeführt und soll eine weitere Senkung verhindern.

Ein Pessar kann verschiedenförmig und aus verschiedenen Materialien sein. In regelmäßigen Abständen von einigen Wochen müssen die Pessare jedoch gründlich gereinigt werden, da sich sonst eine Scheidenentzündung entwickeln kann.

Diese Behandlungsmethode wird meist bei Frauen angewendet, bei denen eine Operation ausscheidet. Eine Heilung ist durch diese Methode nicht möglich. Ältere Frauen, die die Wechseljahre bereits hinter sich haben, erhalten im Rahmen der konservativen Therapie meist östrogenhaltige Präparate wie Scheidenzäpfchen oder Salben zum Einreiben der Scheide.

Operation

Helfen die konservativen Maßnahmen nicht bzw. liegt bereits eine starke Gebärmuttersenkung vor, wird meist operiert. Durch die Operation wird der Halteapparat der Gebärmutter gestärkt, so dass die Gebärmutter wieder angehoben werden kann.

Oftmals kann der Eingriff von unten durch die Scheide durchgeführt werden. Die Genitalorgane werden wieder an ihre ursprüngliche Position gebracht und der Beckenboden gestrafft. Haben die Patientinnen zusätzlich zu den übrigen Beschwerden auch eine Harninkontinenz, wird die Operation durch einen Schnitt im Unterbauch vorgenommen und zusätzlich auch die Harnblase wieder angehoben.

In einigen Fällen wird im Rahmen der Operation die gesamte Gebärmutter entfernt. Dies ist jedoch nur bei Frauen der Fall, die keine Kinder mehr möchten oder aufgrund ihres Alters keine Kinder mehr bekommen können.

Vorbeugung

Schwangere Frauen sollten zur Vorbeugung einer späteren Gebärmuttersenkung unbedingt einen Geburtsvorbereitungskurs sowie nach der Entbindung einen Rückbildungskurs bei einer Hebamme besuchen.

Die Hebamme vermittelt verschiedene Übungen im Rahmen der Beckenbodengymnastik. Werden diese Übungen täglich und regelmäßig - auch noch lange nach einer Entbindung - durchgeführt, kann man einer Gebärmuttersenkung oftmals entgegenwirken.

Zusätzlich gibt es auch Hilfsmittel, um den Beckenboden zu trainieren, wie zum Beispiel Vaginalkegel, die in unterschiedlichen Gewichtsklassen erhältlich sind. Die Kegel werden in die Scheide eingelegt und müssen dort gehalten werden. Dadurch werden die Muskeln im Beckenbereich gefestigt.

Übergewichtige Patientinnen sollten unbedingt versuchen, abzunehmen. Regelmäßige starke körperliche Belastung sollte vermieden werden. Stattdessen eignen sich Ausdauersportarten wie Wandern oder Schwimmen, um einer Gebärmuttersenkung vorzubeugen.

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