Wenn das Bett nass ist - praktische Alltagstipps für Eltern

Oft fragen sich Eltern, ob sie etwas falsch gemacht haben, wenn der Nachwuchs nachts ins Bett macht. Bettnässen ist bis zu einem gewissen Alter jedoch nicht ungewöhnlich und hört in der Regel von selbst wieder auf. Doch was tun, wenn das Bett nass ist? Holen Sie sich praktische Alltagstipps zum richtigen Umgang mit Bettnässen beim Nachwuchs.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Krankheitsbild: Formen des Bettnässens

Spricht man von Enuresis, ist damit die unkontrollierte Entleerung von Urin bei Kindern ab einem Alter von vier oder fünf Jahren gemeint. Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Enuresis.

Bei einer Enuresis differenziert man zwischen verschiedenen Formen. Dazu gehören die Enuresis nocturna, bei der das Bettnässen in der Nacht erfolgt, sowie die Enuresis diurna, dem Einnässen bei Tage. Weiterhin wird zwischen einer primären und sekundären Enuresis unterschieden.

Im Falle einer primären Enuresis hatte das betroffene Kind noch nie in seinem Leben eine trockene Phase. Bei einer sekundären Enuresis war das Kind dagegen bereits in der Lage, seine Blase für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten zu kontrollieren, bevor es zum Bettnässen kam.

Ursachen

Primäre Enuresis

In den meisten Fällen sind die Kinder, die von einer primären Enuresis betroffen sind, am Tage in der Lage, ihren Harndrang zu kontrollieren, das heißt, dass es nur in der Nacht zum Einnässen kommt.

Entwicklungsverzögerung

Hauptgrund für eine primäre Enuresis ist in der Regel eine Entwicklungsverzögerung. Normalerweise lernt ein Kind im Alter von zwei bis drei Jahren die Kontrolle der Harnblase. Bei manchen Kindern kann es jedoch länger dauern.

In vielen Fällen sind die Nerven, durch die die Funktion der Blase gesteuert wird, noch nicht reif. Aus diesem Grund können die Kinder eine volle Blase nicht spüren. Dabei kann auch Vererbung eine Rolle spielen, das heißt, dass eine Enuresis auch bei anderen Mitgliedern der Familie in der Kindheit aufgetreten ist.

Hormonstörung

Ein weiterer Grund für eine primäre Enuresis ist eine Hormonstörung. In diesem Fall kommt es zu einer Störung des Hormons ADH (Antidiuretisches Hormon). Durch dieses Hormon wird der Wasserhaushalt im Organismus gesteuert, wodurch es auch eine Wirkung auf die Harnblase hat.

Normalerweise kommt es zur regelmäßigen Ausschüttung des Hormons durch die Hypophyse (Hirnanhangdrüse), wodurch sichergestellt wird, dass die Blase in der Nacht weniger gefüllt ist. Bei einer primären Enuresis nocturna kann diese Regulation jedoch beeinträchtigt sein. Darüber hinaus ist das Zusammenspiel zwischen Blasenkontrolle und Schlaftiefe noch unterentwickelt.

Weitere Auslöser

Manchmal kann das nächtliche Bettnässen auch durch die Einnahme von großen Trinkmengen vor dem Schlafengehen verursacht oder verschlimmert werden. Gelegentlich sind auch körperliche Störungen, die bereits seit der Geburt bestehen, der Grund für eine primäre Enuresis. Dazu gehören

  • funktionelle Blasenentleerungsstörungen, durch die die betroffenen Kinder das Wasserlassen nicht koordinieren können, oder
  • Fehlbildungen der unteren Harnwege

wie zum Beispiel der Urethralklappe, die sich im Übergangsbereich von Blase und Harnröhre befindet.

Sekundäre Enuresis

Zu einer sekundären Enuresis kommt es zumeist durch psychische Probleme. So kann es sich beim Bettnässen um ein unbewusstes Signal handeln, das etwas nicht in Ordnung ist.

Wenn ein Kind wieder einnässt, obwohl es bereits längere Zeit trocken war, sind oftmals unerwartete Veränderungen in seinem Leben, die zur Verunsicherung führen, der Auslöser für eine sekundäre Enuresis.

Mögliche Gründe können beispielsweise

sein. Aus Angst oder Stress beginnt das betroffene Kind wieder mit dem Einnässen.

Harnwegsinfekte

Eine sekundäre Enuresis kann aber auch von urologischen Erkrankungen hervorgerufen werden. So haben wiederholte Harnwegsinfekte oftmals Funktionsstörungen der Blase zur Folge.

Aufgrund der entzündeten Harnwege verspürt das betroffene Kind ständigen Harndrang. Schließlich verliert es die Kontrolle über die Blase, die es zuvor erlernt hat.

Häufig auftretende Harnwegsinfekte können auch durch Fehlbildungen der Harnwege hervorgerufen werden. In diesem Fall muss die Fehlbildung operativ korrigiert werden, damit sich die Blasenentzündungen und damit auch die Enuresis bessern können.

Verlauf

Nicht jedes Kind, das Bettnässer ist, nässt jede Nacht ein. Man spricht von Bettnässen, wenn das Kind mindestens sechs Jahre alt ist und etwa zweimal wöchentlich ins Bett macht.

In der Regel gibt sich das Bettnässen von selbst wieder. Meistens ist die Entwicklung der Kinder lediglich ein wenig verzögert. Um den Kindern unnötigen Leidensdruck zu ersparen, sollte man jedoch nicht unnötig lange abwarten, bis eine Behandlung erfolgt.

Symptome

Primäre Enuresis

Kinder, die Bettnässer sind, urinieren beim Schlafen unabsichtlich in ihr Bett. Die Kinder haben meist einen sehr tiefen Schlaf und sind auch morgens schwer aufzuwecken, so dass sie einfach nicht bemerken, wenn sie auf die Toilette müssen. Typisch ist, dass es am Tag nicht zum Einnässen kommt und dass beim Einnässen große Urinmengen abgelassen werden.

Sekundäre Enuresis

Oft stecken auch psychische Probleme hinter dem Bettnässen. Einige Kinder haben eine Blasenfunktionsstörung, die zum Bettnässen führt.

Diagnose

Die Eltern bemerken selbst, wenn ihr Kind morgens aus einem nassen Bett aufsteht und können die Diagnose daher selbst stellen. Bei Kindern bis zu einem Alter von fünf Jahren gehört das Bettnässen jedoch noch zur normalen Entwicklung.

Erst wenn ein Kind mehr als ein halbes Jahr trocken war und dann wieder anfängt einzunässen oder wenn das Kind älter als sechs Jahre ist, erfolgt in der Regel eine Behandlung durch den Kinderarzt. Der Kinderarzt befragt die Eltern nach der Häufigkeit des Bettnässens.

Auch wenn das Kind bereits Probleme beim Sauberwerden tagsüber hatte, ist dies für den Kinderarzt wichtig zu wissen. Zusätzlich muss der Mediziner abklären, ob das Kind psychische Probleme hat, die das Bettnässen begründen könnten.

In jedem Fall wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, da auch andere Krankheiten dahinter stecken könnten. Das Kind muss auch eine Urinprobe abgeben, die beim Kinderarzt untersucht wird.

Da auch Fehlbildungen die Ursache für das Bettnässen sein können, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Auf diese Weise werden die Harnwege und die beiden Nieren des Kindes begutachtet.

In seltenen Fällen wird die Diagnostik im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes in einer Kinderklinik abgeschlossen. Das Kind wird hier genau beobachtet und die Urinausscheidung kontrolliert. Hier kann festgestellt werden, wann und wie oft ein Kind Urin abgibt.

Erst wenn körperliche Ursachen als Grund für das Bettnässen ausgeschlossen werden können, ist die Diagnostik abgeschlossen.

Behandlung

Im ersten Schritt der Therapie klärt der Kinderarzt die Eltern darüber auf, dass das Kind nicht absichtlich einnässt und dass sie es deshalb keinesfalls bestrafen sollen. Hilfreich ist es oftmals auch, dem Kind abends nur noch eine geringe Menge zu trinken zu geben und es nachts aufzuwecken, damit es auf die Toilette gehen kann.

Vielen Kinder hilft es auch, einen Kalender anzulegen, in dem jeden Morgen ein bestimmtes Zeichen für "saubere Nacht" oder "Bettnässen" vergeben wird. Auf diese Weise wird der Ehrgeiz der Kinder angespornt.

Auch eine entspannte familiäre Atmosphäre kann unterstützend wirken. Lob bei Fortschritten tut dem betroffenen Kind gut.

Auf alle Fälle sind Vorwürfe ganz der falsche Weg, denn Einnässen ist üblicherweise kein Verhaltensproblem. Bestrafungen können psychische Probleme hervorrufen.

Helfen diese Maßnahmen nicht, gibt es beispielsweise auch Matten oder Hosen mit integrierten Klingeln. Diese geben ein Signal von sich, wenn Urin darauf trifft. Das Klingeln ist jedoch oft oftmals zu leise für die tief schlafenden Kinder, so dass sie das Klingeln überhören und trotzdem ins Bett machen.

Eine weitere Möglichkeit ist das Blasentraining, bei dem die Kinder lernen, ihre Blase zu kontrollieren. Helfen all diese Maßnahmen nicht, verordnet der Kinderarzt Medikamente, die bewirken, dass die Blase weniger gefüllt wird. In Form von Tabletten oder eines Nasensprays werden die Präparate abends eingenommen.

Nur in äußerst seltenen Fällen erfolgt aufgrund des Bettnässens eine stationäre Behandlung. Diese wird meist dann durchgeführt, wenn alle anderen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen und das Kind psychisch sehr stark unter dem Bettnässen leidet.

Natürlich ist auch die Reinigung des Bettes bzw. die Vorbeugung möglicher Flecken wichtig...

Wasserdichte Auflagen und spezielle Schutzbezüge

Wollen Kleinkinder nachts keine Windel mehr tragen, ist das eine wichtige Phase in der Entwicklung des Selbstbewusstseins. Im Alter von etwa vier Jahren ist die Reifung so weit fortgeschritten, dass Kinder die Kontrolle über ihre Ausscheidungen in der Regel selbst übernehmen können.

Doch auch, wenn die Kleinen trocken sind, kann es hin und wieder zu einem nächtlichen Malheur kommen. Um die Störungen der Nachtruhe zu begrenzen, ist eine gute Vorbereitung besonders wichtig.

Wasserdichte Auflagen und spezielle Schutzbezüge schonen Matratzen oder Bettwäsche vor Urinflecken und schaffen die Basis für eine erholsame Nacht. Besonders geeignet ist feuchtigkeitsundurchlässige PU- oder PVC-Bettwäsche.

Dieser Bettschutz gewährleistet zudem Hygiene und verhindert das Ansiedeln von Bakterien in der Matatze. Im Fachhandel werden Einweg- und Mehrweg- Matratzenhüllen sowie Spannbettlaken für Kinderbetten aus Molton, PVC oder Polyurethan angeboten.

Dieses Spezial-Bettzeug ist nicht nur wasserundurchlässig, sondern auch urinbeständig. Die Bettschutzhüllen können mehrmals verwendet werden, da sie entsprechend der Pflegehinweise waschbar sind.

Hilfreich ist es außerdem, immer einen frischen Schlafanzug, saubere Bettwäsche oder eine zweite, bereits bezogene Bettgarnitur zum Wechseln bereitzulegen. Morgens nach dem Aufstehen sollte genügend Zeit eingeplant werden, um die nasse Bettwäsche zu waschen und das Kind zu duschen.

Auch nach dem Waschen haftet manchmal noch Uringeruch an Nacht- und Bettwäsche. Sehr wirksam sind Reinigungsmittel mit Enzymen und Milchsäurebakterien. Diese Produkte dringen tief in die Stoffe ein und zersetzen organische Substanzen, die den Geruch erzeugen.

Entfernen von Urin aus der Matratze

Urinflecken auf der Matratze sollten möglichst schnell entfernt werden, damit keine Nässe in das Matratzen-Inlett sickert. Bei frischen Flecken ist die Beseitigung einfacher.

Mit mehreren Lagen saugfähigem Küchenpapier kann der Fleck zunächst kraftvoll abgetupft werden. Anschließend die Stelle mit klarem, warmen Wasser ausspülen und trocknen lassen. Auch eine Schicht Katzenstreu oder Salz hilft, da beide Mittel Feuchtigkeit sehr schnell aufsaugen. Katzenstreu bietet zudem den Vorteil, dass sie auch effektiv gegen Gerüche wirkt.

Sind Harnflecken bereits getrocknet, gestaltet sich die Entfernung schon schwieriger, dennoch gibt es auch in diesem Fall wirksame Hilfsmittel. Essig oder Zitronensaft kann direkt auf den Fleck geträufelt werden. Wichtig ist, dass die Substanzen richtig einwirken, bis der Stoff trocken ist.

Danach können die behandelten Flecken weggebürstet oder weggeschabt werden. Auch der Schaum einer warmen Waschmittellösung wirkt bei Verunreinigungen durch Urin. Der Schaum muss ebenfalls eine Weile einwirken.

Im Anschluss wird der Bereich mit kaltem Wasser ausgespült. Es ist sinnvoll, mit einem Desinfektionsmittel nachzubehandeln. Auch Mikrofasertücher eignen sich optimal zum Aufsaugen von Waschmittelresten.

Saugstarke Mehrfachbettauflagen - besonders empfehlenswert bei Bettnässen

Urinflecken lassen sich zwar beseitigen, dennoch bleiben meistens unschöne Ränder auf der Matratze zurück. Daher sind virendichte, sprühdesinfizierbare Mehrfachbettauflagen bei Bettnässen besonders empfehlenswert.

Durch das überaus hohe Saugvermögen wird in kurzer Zeit sehr viel Flüssigkeit aufgenommen, deshalb ist das Tragen einer Windel nicht erforderlich. Ideal für Kleinkinder, die keine Lust mehr auf das Einpacken haben, aber dennoch nicht gegen kleine nächtliche Missgeschicke gefeit sind.

Auch der Standort des Bettes kann entscheidend sein

Mögliche Ursachen für das Problem können seelische Belastungen des Kindes sein, die für die Eltern zunächst nicht auf der Hand liegen. Es kann sich aber auch um eine Entwicklungsstörung oder schlicht um eine schwierige Phase handeln.

Elektrosmog als möglicher Auslöser

Zeigt sich das Bettnässen als anhaltendes Problem, sollten die Eltern auch andere Faktoren - zum Beispiel den Standort des Kinderbettes - überprüfen. Eine Anzahl von Experten hält Belastungen wie Elektrosmog für einen möglichen Auslöser von Schlafproblemen und auch mangelnde Kontrolle über die Blase in der Nacht.

Schlafplatzsanierung

Mit speziellen Geräten kann die elektrische Belastung gemessen werden. Am besten wird das von einem seriösen Experten durchgeführt. Dann kann auch eine so genannte Schlafplatzsanierung durchgeführt werden - eventuell wird das Bett umgestellt. Quellen für elektrische Strahlungen, wie etwa

werden umplatziert. Mitunter kann es auch notwendig werden, die Stromversorgung des Zimmers vor dem Schlafengehen auszuschalten. Auch die direkten Nebenräume werden überprüft. Mit diesen Maßnahmen konnte schon vielen Kindern und Erwachsenen mit nächtlichen Problemen geholfen werden.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man dem Bettnässen nur insofern, dass man die Kinder beim Sauberwerden nicht unter Druck setzt. Die einen Kinder können ihre Blasenfunktion früher kontrollieren, die anderen später. Je weniger Druck ausgeübt wird, desto einfacher lernen es die Kinder.

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
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  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Theresa Förg BASICS Pädiatrie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437422197

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