Hyperchrome, makrozytäre Anämie - Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure

Bei einer Anämie unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen. Eine davon ist die hyperchrome, makrozytäre Anämie, die durch Vitamin B12- oder Folsäure-Mangel verursacht wird. Eine bestimmte Ernährungsweise oder unterschiedliche Erkrankungen können diese Anämieform auslösen. Behandelt wird mit Tabletten, manchmal auch mit Spritzen. Informieren Sie sich hier ausführlich über die hyperchrome, makrozytäre Anämie.

Von Jens Hirseland

Spricht man von einer Anämie, ist damit Blutarmut oder Blutmangel gemeint. Genauer gesagt handelt es sich dabei um einen Mangel an Hämoglobin (rotem Blutfarbstoff) oder Erythrozyten (roten Blutkörperchen).

Die roten Blutkörperchen sorgen für den Sauerstofftransport von der Lunge zu den unterschiedlichen Körpergeweben. Aus verschiedenen Gründen kann es zu einer Blutarmut kommen. Man unterscheidet bei einer Anämie zwischen verschiedenen Formen, zu denen auch die hyperchrome, makrozytäre Anämie gehört.

Die hyperchrome, makrozytäre Blutarmut bezeichnen Mediziner auch als megaloblastäre Anämie. Sie entsteht durch einen Mangel an

Vor allem Vitamin B12 (Cobalamin) und Folsäure sind überaus wichtig für Reifung des Zellkerns. Die Produktion von roten Blutkörperchen erfolgt über unterschiedliche Vorläuferzellen.

Diese Zellen verfügen noch über einen Zellkern, in dem sich wichtige Informationen über die Zelle befinden. Dazu gehört auch ein Bauplan für den roten Blutfarbstoff. Kommt es nun zu einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12, hat dies zur Folge, dass die Informationen nicht mehr richtig gelesen werden können, wodurch schließlich weniger rote Blutkörperchen entstehen.

Ursachen

Zu einem Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Dazu gehören zum Beispiel eine unzureichende Aufnahme der Stoffe über die Nahrung, zum Beispiel bei Resorptionsstörungen, vegetarischer und/oder veganer Ernährung, oder auch bestimmte Erkrankungen wie

Manchmal führt auch ein Bandwurmbefall zu einem Mangel an Vitamin B12, denn die Bandwürmer entziehen dem Organismus größere Mengen an dem Vitamin. Aber auch

  • ein Mangel an dem Transportprotein Transcobalamin II
  • bösartige Tumorerkrankungen oder
  • eine Schwangerschaft

können einen Mangel an Vitamin B12 zur Folge haben. Eine hyperchrome, makrozytäre Anämie kommt häufig bei alkoholabhängigen Menschen vor, denn durch die ständige Zufuhr von Alkohol wird die Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure beeinträchtigt. Zu den weiteren Ursachen zählt die Einnahme bestimmter Medikamente oder Toxine, wie

  • Folsäureantagonisten
  • Pyrimidinantagonisten
  • Purinsyntheseantagonisten

Zu den auslösenden Medikamenten, die Folsäure hemmen, zählen

Perniziöse Anämie

Eine besondere Form der Vitamin B12-Mangelanämie ist die perniziöse Anämie. Diese wird durch den Mangel an einem bestimmten Protein ausgelöst. Manchmal fehlt dieses Protein, das man Intrinsic-Faktor (IF) nennt, sogar ganz. Das Protein ist jedoch für die Aufnahme von Vitamin B12 unverzichtbar.

Eine mögliche Ursache für das Fehlen des Intrinsic-Faktors kann unter anderem eine chronische Magenschleimhautentzündung sein. Wird eine perniziöse Anämie nicht behandelt, besteht sogar Lebensgefahr.

Symptome

Bei einer hyperchromen, makrozytären Anämie kommt es zu Beschwerden im Nervensystem. Dazu gehören Neuritiden (Nervenentzündungen) und Demenz. Auch ein kribbelndes Gefühl, Muskelschwäche sowie Reflexstörungen können auftreten.

Bei einem Mangel an Folsäure können außerdem

  • Verdauungsprobleme
  • Magendruck
  • eine blasse Hauttönung
  • Schleimhautveränderungen
  • eine trockene, rissige Haut
  • brüchige Nägel
  • Durchfall
  • Gewichtsverlust
  • eine gerötete, brennende Zunge bei einer Entzündung (Glossitis)

auftreten.

Behandlung

Um eine Mangelanämie zu beheben, führt man dem Patienten die wichtigen Stoffe zu. Während der Patient bei einem Folsäuremangel Tabletten erhält, werden ihm bei einem Mangel an Vitamin B12 Spritzen in den Muskel injiziert, denn oftmals ist die Aufnahme über den Darm gestört.

Bei einer perniziösen Anämie muss das Vitamin dem Körper sogar lebenslang durch Spritzen zugeführt werden. Dazu erfolgt alle drei Monate eine neue Injektion, was einem Impfverfahren ähnelt. Dennoch kann der Patient ein ganz normales Leben führen.

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