Pflegeheime - Aufgaben, Hinweise zur Auswahl und Tipps für den Umzug

Aufgrund von zunehmender Pflegebedürftigkeit kann es notwendig sein, in ein Pflegeheim umzuziehen. Zunächst jedoch gilt es, in diesem Zusammenhang die richtige Wahl zu treffen. Möglicherweise können auch Alternativen zum Pflegeheim in Betracht gezogen werden. Informieren Sie sich über Pflegeheime und holen Sie sich Tipps zur Auswahl und zum Umzug.

Von Jens Hirseland

Pflegeheime - Merkmale und Aufgaben

Bei einem Pflegeheim handelt es sich um eine Einrichtung zur Betreuung von pflegebedürftigen Menschen. Diese Pflege kann ganztags, also vollstationär, sowie auch lediglich tagsüber oder nachts - somit teilstationär - erfolgen.

Die pflegebedürftigen Bewohner stehen unter der Verantwortung von professionellen Pflegekräften, von denen sie versorgt werden. Sie können pflegebedürftig sein, weil sie

  • alt sind
  • unter einer chronischen Erkrankung leiden oder
  • von einer Schwerstbehinderung betroffen sind.

So unterscheidet man Seniorenheime und Behindertenheime. Man differenziert Pflegeheime von Wohnheimen. Letztere legen die soziale Integration der Bewohner in den Vordergrund, sodass diese mitunter auch arbeiten und selbstständig wohnen können. Die Pflege steht dabei hinten an, wohingegen die Abhängigheit von Pflegepersonal in einem Pflegeheim sehr hoch sein kann.

In der Regel sind die Bewohner in Einzel- oder Doppelzimmern untergebracht. Zu den Aufgaben der dort arbeitenden Pflegekräfte zählen

  • hauswirtschaftliche Versorgung
  • soziale Betreuung
  • medizinische Behandlungspflege und
  • pflegerische Versorgung.

Die Bewohner können somit umfassend betreut und versorgt werden. Um in ein Pflegeheim aufgenommen zu werden, besteht die Forderung einer Heimbedürftigkeitsbescheinigung. Dabei handelt es sich um eine ärztliche Bescheinigung, die die Notwendigkeit einer vollstationären Unterbringung bestätigt.

Eine solche Bescheingung ist besonders dann entscheidend, wenn die Kosten vom Sozialamt übernommen werden sollen. Sie steht nicht in Abhängigkeit zu einem Pflegegrad.

Tipps zur Auswahl und zum Umzug

In Pflegeheimen erhalten pflegebedürftige Menschen professionelle Pflege und medizinische Betreuung rund um die Uhr. Der Umzug in eine Pflegeeinrichtung fällt den meisten Betroffenen allerdings sehr schwer.

Grundsätzlich möchten pflegebedürftige Menschen in den eigenen vier Wänden von ihren Angehörigen betreut werden. Leider ist dies jedoch nicht immer möglich. Vor allem bei schweren voranschreitenden Erkrankungen wie Demenz kann der Umzug in ein Pflegeheim erforderlich sein.

Rechtzeitige Vorbereitung und Anlaufstellen

In einem Pflegeheim erhalten Pflegebedürftige eine umfassende stationäre Pflege und Betreuung. Um einen geeigneten Pflegeplatz zu finden, ist es allerdings wichtig, sich schon frühzeitig zu informieren.

Kommt es beispielsweise unerwartet zu einem Unfall oder einer Krankheit, die Pflegebedürftigkeit zur Folge hat, ist meist nicht mehr ausreichend Zeit für eine Entscheidung vorhanden. Für viele Menschen ist die Entfernung des Pflegeheims zu den Angehörigen ein wichtiges Kriterium, damit es problemlos möglich ist, den Pflegebedürftigen zu besuchen.

Hilfreich bei der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim kann auch der Hausarzt sein, der bei einem Gesundheitscheck wichtige Tipps für die Auswahl gibt. Natürlich sind auch die Kosten von entscheidender Bedeutung.

Andere Menschen legen wiederum großen Wert darauf, dass das Pflegeheim einen guten Ruf genießt. Zusammen mit den Angehörigen sollte der Pflegebedürftige klären, welche Vorstellungen er von einer passenden Pflegeeinrichtung hat.

Nahaufnahme Hände alter Frau auf Gehstock gestützt
Nahaufnahme Hände alter Frau auf Gehstock gestützt

Eine neue Umgebung mit alten Gewohnheiten

Fast alle Menschen möchten auch dann in ihren eigenen vier Wänden wohnen, wenn sie auf Pflege und Hilfe angewiesen sind. Es können jedoch Umstände eintreten, die einen Umzug in ein Pflegeheim erforderlich machen.

Obwohl der Gang in eine Pflegeeinrichtung bedeutet, dass man seinen Lebensmittelpunkt verlagert, muss man deshalb nicht all seine Lebensgewohnheiten aufgeben. Um festzustellen, welches Heim am besten zu einem passt, ist es ratsam, sich genauestens über die Pflegeeinrichtung, die für einen Einzug infrage kommt, zu informieren.

Die Nähe der Familie

Für die meisten Pflegebedürftigen ist es sehr wichtig, dass sie auch weiterhin von ihren Verwandten und Freunden besucht werden können. Daher sollte man sich für ein Pflegeheim entscheiden, das sich in der Nähe befindet. Je eher man mit der Suche beginnt, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg.

Bei der Suche nach Adressen findet man meist Hilfe beim örtlichen Caritasverband. Aber auch Landkreise und Kommunen besitzen in der Regel Verzeichnisse über sämtliche Pflegeeinrichtungen in ihrer Region.

Mögliche Auswahlkriterien

Der Umzug in ein Pflegeheim will gut vorbereitet sein. Um das passende Pflegeheim zu finden, ist es empfehlenswert, gemeinsam mit seinen Angehörigen den infrage kommenden Einrichtungen einen Besuch abzustatten und diese genau unter die Lupe zu nehmen.

Wichtig ist, Augen und Ohren offen zu halten, sich gründlich zu informieren und Notizen zu machen. So ist es empfehlenswert, sich vorher aufzuschreiben, welche Kriterien einem wichtig sind und dann abklären, ob das Pflegeheim, das man besichtigt, diese Punkte erfüllt. So kann man zum Beispiel die Heimverwaltung oder das Pflegepersonal über

  • den Tagesablauf
  • den Speiseplan oder
  • Aktivitäten

befragen. Als wichtige Punkte gelten des Weiteren, ob

  • das Heim familiär und wohnlich wirkt oder eher an ein Krankenhaus erinnert
  • es Wegweiser und Farbgestaltungen gibt, die die Orientierung erleichtern
  • gemütliche Ecken vorhanden sind, in denen man sich aufhalten kann und
  • die Heimbewohner fürsorglich und menschenwürdig behandelt werden.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Heim sauber ist, über qualifiziertes, freundliches Personal verfügt und dass die Angehörigen jederzeit zu Besuch kommen können.

Weitere wichtige Kriterien

Zu den wichtigen Grundanforderungen, die zu überprüfen sind, zählen

  • ausgehängte Namen, Telefonnummern und Dienstzeiten der verantwortlichen Personen
  • das Vorliegen einer Pflegekonzeption
  • die Erfassung des Lebenslaufes des Bewohners bei der Aufnahme
  • eine Zertifizierung durch eine unabhängige Organisation
  • die Zusammenarbeit mit Selbsthilfe- oder Behindertenorganisationen
  • die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Bewohner, wie z.B. die Zubettgehzeiten, Essensvorlieben usw.

Ebenfalls von Bedeutung sind Barrierefreiheit und Gemeinschaftsräume. Entscheidend ist aber auch ein Blick auf die Bewohner. Diese sollten

  • einen lebhaften und zufriedenen Eindruck machen
  • miteinander reden
  • die Besucher ansprechen
  • gesellig sein

Inhalte des Heimvertrags

Auch den Heimvertrag sollte man genauestens durchlesen und überprüfen. Mögliche Unklarheiten müssen im Vorfeld beseitigt werden.

In dem Heimvertrag sollten

  • die Leistungen der medizinischen Pflege
  • die allgemeinen Leistungen der Grundpflege
  • die Leistungen des sozialen Dienstes
  • eine genaue Beschreibung der Unterkunfts- und Verpflegungsleistungen sowie
  • Leistungen bei der Raum- und Wäschereinigung

stehen. Abzuklären ist zudem, ob eigene Möbel mitgebracht werden können. Außerdem ist es möglich, Zusatzleistungen zu vereinbaren.

Der Kostenfaktor

Eine wichtige Rolle spielen natürlich die Kosten. Da die Pflegeversicherung zumeist nur einen Teil der Pflegeheimkosten abdeckt, empfiehlt es sich abzuklären, ob der Aufenthalt im Heim durch Einkommen und Vermögenswerte finanziell gesichert ist.

Alternativen zum Pflegeheim

Bei einem Pflegeheim handelt es sich um eine Einrichtung, in der pflegebedürftige Menschen stationär untergebracht werden. Dort erhalten sie Betreuung und Versorgung rund um die Uhr. Doch nicht immer ist eine Unterbringung in einem Pflegeheim wirklich notwendig.

Wenn ein Heim nicht die richtige Lösung ist

In Deutschland leben rund 700.000 ältere Menschen in einer Pflegeeinrichtung. Bei einem Großteil davon wäre eine Unterbringung jedoch gar nicht erforderlich, da in diesen Fällen auch alternative Betreuungsformen infrage kämen. So werden viele Pflegebedürftige von ihren Angehörigen dazu gedrängt, ihre eigenen vier Wände zu verlassen, um in einer Pflegeeinrichtung zu leben.

Oftmals fühlen sich die Verwandten mit der Pflege überfordert und sehen in einem Pflegeheim die einzige Möglichkeit. Doch nicht immer ist ein Heim auch wirklich das Richtige, denn nicht alle Einrichtungen sind in der Lage, den Insassen ein menschenwürdiges Dasein zu bieten.

So häuften sich in den letzten Jahren Berichte über Missstände in Pflegeheimen. Dabei stellte sich heraus, dass die Pflegebedürftigen schlecht und unwürdig behandelt wurden.

Mitunter kam es auch zu Misshandlungen und sogar Todesfällen, was teilweise am individuellen Fehlverhalten der Pflegekräfte lag. Aber auch Organisationsversagen und fehlende finanzielle Mittel werden beklagt. So muss sich eine Pflegekraft oft um mehrere Pflegebedürftige auf einmal kümmern, wodurch eine optimale Versorgung fraglich ist.

Häusliche Pflege

Je nach Umfang der Pflegebedürftigkeit gibt es jedoch Alternativen zum Pflegeheim. Eine beliebte Variante ist die häusliche Pflege, bei der der Pflegebedürftige in seinen eigenen vier Wänden versorgt wird.

Sind die Angehörigen dazu nicht in der Lage, kann auch ein professioneller Pflegedienst in Anspruch genommen werden. Auf diese Weise erhalten Pflegebedürftige die notwendige Pflege, ohne deswegen ihre vertraute Umgebung verlassen zu müssen.

Ambulante Pflegedienste schicken einmal oder mehrmals am Tag eine Pflegekraft, die die Versorgung des Patienten übernimmt. Benötigt der Pflegebedürftige jedoch Pflege rund um die Uhr, ist auch eine 24-Stunden-Pflege möglich.

Das bedeutet, dass die Pflegekraft bei dem Patienten lebt und sich dabei auch um seinen Haushalt kümmert. Allerdings ist eine 24-Stunde-Pflege deutlich kostspieliger.

Betreutes Wohnen

Eine andere Variante ist das betreute Wohnen. In diesem Fall ist jedoch ein gewisses Maß an Individualität und Selbstständigkeit nötig. Als weitere Alternativen kommen das Wohnen in einem Seniorenstift oder in einer Pflegewohngemeinschaft infrage.