Betreutes Wohnen - Merkmale und Formen
Betreutes Wohnen ist nicht nur ein Begriff, der sich auf die Wohnform der Pflegeheime für ältere Mitbürger bezieht, sondern er umfasst auch die besondere Form der Betreuung von Jugendlichen, psychisch kranken oder körperlich behinderten Menschen. Das Ziel dieser Wohnart ist, dass den betreuten Personen durch die Unterstützung von ausgebildetem Personal wie Pflegern, Psychologen, Erziehern oder Sozialarbeitern ein möglichst eigenständiges Leben geboten werden kann. Informieren Sie sich über die Formen und Merkmale des Betreuten Wohnens.
Betreutes Wohnen - eine Definition
Die Angebote des Betreuten Wohnens richten sich an Menschen, die sich in einer Situation befinden, welche verschiedene Arten der Hilfe notwendig macht. Ziel ist, den hilfebedürftigen Menschen so viel Unterstützung zu bieten wie notwendig, damit diese ein möglichst selbstständiges Leben führen können.
Zu den unterschiedlichen Zielgruppen zählen beispielweise ältere Menschen. Nicht immer sind diese besonders hilfe- oder pflegebedürftig; sie möchten häufig auch einfach die Vorzüge des barrierefreien Wohnens genießen und ein sicheres Wohngefühl erlangen. Lesen Sie hier, wie diese Wohnform bei Senioren aussehen kann. Des Weiteren gibt es aber auch
- Betreutes Wohnen für Jugendliche
- Betreutes Wohnen für Obdachlose
- Betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen sowie
- Betreutes Wohnen für geistig und/oder körperlich behinderte Menschen
gehören. Demnach kommen auch unterschiedliche Pflege- und Betreuungspersonen zum Zug, wie zum Beispiel
- Pflegekräfte
- Therapeuten
- Erzieher
- Heilpädagogen
- Psychologen oder
- Sozialarbeiter.
Unterschiedliche Formen
Es gibt unterschiedliche Abstufungen der Wohnformen, die von einer eigenen Wohnung mit gelegentlichen Besuchen der Betreuer bis hin zu einer beaufsichtigten Wohngemeinschaft reichen können. Wer sich also in dieser Hinsicht für betreutes Wohnen interessiert, sollte sich im Vorfeld darüber informieren, welche Leistungen im Paket enthalten sind und wie der Service sich darstellt.
Man unterscheidet:
- ambulantes betreutes Wohnen (Wohnassistenz/ambulante Wohnbetreuung)
- Wohnen in betreuten Wohngemeinschaften
- Betreutes Wohnen für Senioren
Die zu betreuende Person kann in ihrer eigenen Wohnung leben oder sich in einer speziellen Wohneinrichtung befinden. Art, Dauer und Häufigkeit der Unterstützung kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Handelt es sich um das Betreute Wohnen für Senioren, gehört diese Form nicht zu den Altersheimen. Hier führt die Person einen eigenständigen Haushalt und kann ein Betreuungsangebot wahrnehmen, welches einer vertraglichen Regelung unterliegt.
Bei therapeutischen Wohngemeinschaften kann die Betreuung rund um die Uhr oder auch nur an bestimmten Zeitpunkten erfolgen. Mögliche Aufgaben der Betreuer sind hierbei
- Einkäufe
- der Umgang mit Geld
- Hausarbeit
- Körperhygiene
- Unterstützung bei privaten Konflikten
Beim Begleiteten Einzelwohnen leben Personen in ihrer eigenen Wohnung und werden regelmäßig von Fachkräften besucht, die sie in den unterschiedlichen Bereichen unterstützen; dabei sollen sie möglichst selbstständig bleiben. Werden bei dieser Form auch die Partner oder Kinder unterstützt und begleitet (sie selbst müssen dabei aber nicht unbedint hilfebedürftig sein), spricht man vom Begleiteten Familienwohnen.
Ist die Betreuung nur zeitweise notwendig, da manche Dinge im Alter nicht mehr verrichtet werden können, so existieren Pflegedienste, die wenige Stunden pro Woche oder auch mehrmals täglich in das eigene Heim kommen und die jeweilige Person medizinisch versorgen oder bei den Arbeiten unterstützen, die Probleme bereiten. Eine bekannte Teilhilfe ist die Einrichtung "Essen auf Rädern", die sich um die Lieferung der Mahlzeiten kümmert.
Wichtig ist, jeder Person trotz Betreuung ihre Privatsphäre zu gewähren und den Bezug zur Gesellschaft durch ein passendes Maß an Selbstständigkeit zu erhalten. Wer sich informieren möchte, findet erste Auskünfte im Internet oder in einem Gespräch mit einem Arzt.
Ziele
Je nach Form des Angebots werden durch das Betreute Wohnen folgende Ziele angestrebt:
- die selbstbestimmte und selbstständige Möglichkeit der Wohnungswahl
- den Erhalt von möglichst viel Eigenverantwortung
- die Förderung, das Leben selbstständig zu gestalten
- die Vermeidung oder das Herauszögern einer Unterbringung im Altenheim
- die Wiedereingliederung in die Gesellschaft samt Berufsausübung
Steht die Entscheidung für eine betreute Wohneinrichtung, so stellt eben deren Auswahl den wichtigsten Punkt dar, da sich das zukünftige Leben der zu betreuenden Person genau hier abspielen wird...
Tipps zur Wohnungssuche
Stehen Sie selbst vor der Entscheidung, in eine Lebensform des Betreuten Wohnens zu wechseln? Oder möchten Sie einen nahen Verwandten oder Bekannten in einer guten Einrichtung unterbringen? Dann fällt die Auswahl bestimmt nicht leicht. Lassen Sie sich bei der Entscheidung auch von Ihrem Gefühl leiten, aber beachten Sie dabei auch einige wichtige Punkte ganz nüchtern.
Gerade bei Pflegeheimen für ältere Leute sollte die Einrichtung zuvor inspiziert werden, da sie das neue Zuhause der Pflegeperson darstellen wird und diese sich nicht nur wohl fühlen soll, sondern auch fachgerecht betreut werden muss. Eine konkrete Auseinandersetzung mit den Angeboten ist also gerade hier besonders wichtig.
Prüfen Sie genau, ob die Art des Betreuten Wohnens zu den Anforderungen und den Bedürfnissen der unterzubringenden Person passt. Wählen Sie eine bereits bestehende Einrichtung, und nehmen Sie sich Zeit, die späteren Mitbewohner kennen zu lernen.
Diese sollten in einer ähnlichen Ausgangssituation sein, damit das Zusammenleben auch gut funktionieren kann. So macht es zum Beispiel wenig Sinn, einen älteren Menschen in eine Behinderten-WG einzuquartieren.
Vergleichen Sie die Angebote.
- Welche Dienstleistungen werden Ihnen beim Betreuten Wohnen angeboten?
- Welche Tätigkeiten gehören zum Service des Betreuungspersonals, und welche müssen extra gegen Aufpreis dazu gebucht werden?
- Benötigen Sie die angebotenen Dienstleistungen überhaupt und anders herum, ist alles verfügbar, was Sie brauchen werden?
Ist die unterzubringende Person körperlich behindert oder eingeschränkt, so sollten Sie darauf achten, ob die Immobilie behindertengerecht ausgestattet ist, zum Beispiel mit einem Lift oder mit Rollrampen. Auch bei älteren Personen, die vielleicht im Moment noch mobil sind, sollten Sie auf diese Möglichkeiten achten.
Führen Sie Gespräche mit dem betreuenden Personal und mit der Geschäftsleitung oder der Leitung der Einrichtung. Lassen Sie sich die Qualifikationen des Personals zeigen.
Seriöse Einrichtungen arbeiten mit ausgebildetem Personal, ziehen aber für bestimmte soziale Angebote und Aufgaben auch Zivildienstleistende ehrenamtliche Helfer heran. Prüfen Sie die Rechtsform des Anbieters. Hierzu können Sie auch beim Sozialdienst der jeweiligen Stadt nachfragen, ob der Anbieter bekannt ist und welchen Ruf er genießt.
Achten Sie darauf, dass die Wohnung oder Einrichtung sich in einer möglichst zentralen Lage befindet. Die Wege zu den Besorgungen des täglichen Bedarfs, zu Ärzten, zum Friseur, zu Ämtern und Behörden sollten möglichst kurz sein.
Prüfen Sie auch die Verkehrssituation und die Anbindung an den Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Idealerweise liegt die Einrichtung so zentral, dass der Bewohner die meisten Gänge selbst erledigen kann. Wenn die zu betreuende Person noch einer geregelten Arbeit nachgehen kann, dann sollte der Arbeitsplatz von der neuen Wohnung aus selbständig und in einem angemessenen Zeitfenster erreicht werden können.
- Betreutes Wohnen. Hilfen zur Alltagsbewältigung, Psychiatrie-Verlag, 2005, ISBN 3884143913
- Betreutes Wohnen: Was Sie über Leistungen, Kosten und Verträge wissen müssen, Stiftung Warentest, 2008, ISBN 3938174846
- Inklusion leben: Betreutes Wohnen in Familien für Menschen mit Behinderung, Lambertus, 2012, ISBN 9783784120966
- Betreutes Wohnen: Mobile Unterstützung zur Teilhabe, Psychiatrie Verlag, 2016, ISBN 3884146475
- Handbuch Betreutes Wohnen: Wohnen und Dienstleistungen für ältere Menschen, C.H.Beck, 2012, ISBN 3406627897
- Betreutes Seniorenwohnen, medhochzwei, 2019, ISBN 3862165485
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Handbuch Betreutes Wohnen: Von der Heimversorgung zur ambulanten Unterstützung, Psychiatrie-Verlag, 2011, ISBN 3884145959
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Betreutes Wohnen - Der Miet- und Betreuungsvertrag, Medizinrecht.de, 2004, ISBN 393684416X
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Betreutes Wohnen in Gastfamilien / Psychiatrische Familienpflege: Hinterfragung notwendiger Strukturen und Leistungsmerkmale bei der Umsetzung in die Praxis, VDM Verlag Dr. Müller, 2010, ISBN 3639270517
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Betreutes Wohnen im Alter: Anforderungen an Seniorenwohnanlagen im ländlichen Raum, Diplomica Verlag, 2010, ISBN 3836695529
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Betreutes Wohnen zu Hause. Mit CD-ROM, Reinhardt, München, 2006, ISBN 3497018422
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Betreutes Wohnen, Kohlhammer, 1996, ISBN 3170140183
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Betreutes Wohnen für ältere Menschen: Dienstleistungsanforderungen nach DIN 77800, Beuth, 2008, ISBN 3410167935
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Betreutes Wohnen: Grundlagen und Selbstverständnis sozialpädagogischer Arbeit in der Gemeindepsychiatrie, Vdm Verlag Dr. Müller, 2008, ISBN 3639054865