Umschulung - Ziel und Zweck, Formen und Ablauf

Der Arbeitsmarkt unterliegt einem ständigen Wandel - heute viel mehr als noch vor einigen Jahren. Das bedeutet für den Arbeitnehmer, dass er möglichst flexibel bleiben und sich stetig fortbilden muss. Manchmal ist es jedoch mit einer bloßen Fortbildung nicht mehr getan, zum Beispiel dann, wenn der eigene Beruf plötzlich vom Aussterben bedroht ist. In diesem Fall hilft meist nur noch eine Umschulung. Lesen Sie hier, für wen sich eine Umschulung lohnen kann, wie diese abläuft und welche Möglichkeiten in diesem Zusammenhang bestehen.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Umschulung: eine Definition

Bei einer Umschulung handelt es sich im Prinzip um eine Karriereveränderung. Der- oder diejenige, die eine Umschulung macht, strebt eine berufliche Neuorientierung an.

Somit lässt sich die Umschulung auch recht klar von einer Fort- bzw. Weiterbildung unterscheiden. Während es in diesen Formen um den Ausbau der Qualifikationen oder das Erlernen für den aktuellen Beruf notwendigen Fähigkeiten geht, zielt eine Umschulung darauf ab, die Basis für eine neue Tätigkeit zu legen.

Damit lässt sich letztere als eine Art kurze Ausbildung definieren. Sie ermöglicht die Arbeit in einem neuen Beruf, der mit dem bisherigen nicht in Zusammenhang stehen muss. Meistens handelt es sich um einen Zeitraum von zwei Jahren, der den Arbeitnehmer künftig in ein ganz neues Berufsfeld führt.

Vor- und Nachteile

Der gegenwärtige Arbeitsmarkt schreit nach Allroundern mit breitem Basiswissen. Nur wenige Bereiche verlangen nach Fachspezialisten. Die Zeiten eindeutiger Berufsbezeichnungen sind vorbei und Umschulungen hoch im Kurs.

In ein und demselben Berufsfeld ein Leben lang zu arbeiten, scheint unmöglich geworden zu sein. Umschulungen haben zwar Vorteile, sind aber nicht immer effizient.

Vorteile

Nach dem Verlust der Arbeitsstelle gibt es die Möglichkeit, sich von der Arbeitsagentur eine Umschulung bezahlen zu lassen. Das kann sich beispielsweise auf den Erwerb von Computerkenntnissen beziehen oder auf den bisher erworbenen Kenntnissen aufbauen. Jemand, der beispielsweise bisher praktisch an Maschinen tätig war, kann sich zum Anwendungstechniker umschulen lassen, sodass aus der handwerklichen Tätigkeit eher eine Büroarbeit wird.

Eine andere Möglichkeit im selben Berufsfeld (im weitesten Sinne) tätig zu sein, ist die Umschulung in eine betriebswirtschaftliche Richtung. So entstehen Vertriebsmitarbeiter, die hoch qualifiziert sind, weil sie jahrelang an der Entstehung des Produktes aktiv mitgewirkt haben.

Der Erwerb von Computerkenntnissen im Zuge einer Umschulung ist definitiv vorteilhaft. Die Beherrschung des Standardprogramms Microsoft Office (Word, Excel, Powerpoint, usw.) ist fast immer eine Grundvoraussetzung, um heutzutage im Arbeitsmarkt mitmischen zu können.

Hinzu kommen (je nach Bereich) spezielle Grafikprogramme und ähnliches. Dadurch erweitert sich die Palette der Jobmöglichkeiten für die Umgeschulten.

So kann sich beispielsweise eine technische Bauzeichnerin, wenn sich direkt in ihrem erlernten Beruf keine Stelle bietet, als Sekretärin oder ähnliches arbeiten. Außerdem ist es für den Lebenslauf vorteilhafter, in der arbeitssuchenden Zeit eine Umschulung aufführen zu können, als gar nichts.

Man sollte sich gut überlegen, in welche Richtung man sich sinnvollerweise umschulen lassen will
Man sollte sich gut überlegen, in welche Richtung man sich sinnvollerweise umschulen lassen will

Nachteile

Umschulungen führen natürlich nicht ausschließlich zu positiven Effekten. Auch Jobanwärter, die sich bereits mehreren solcher Maßnahmen unterzogen haben, finden leider nicht zwangsläufig auch eine Stelle. Umso wichtiger ist es daher, sich im Vorfeld gut zu informieren, was mit der Umschulung erreicht werden soll.

  • Wer könnte potentieller Arbeitgeber sein?
  • Wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt aktuell für mein neues berufliches Feld aus?
  • Welche Umschulung ist am effizientesten / lässt sich evtl. mit meinen bisherigen Kenntnissen stützen?

Ursachen: Wann ist eine Umschulung sinnvoll?

Eine Umschulung ist für den Betroffenen eine große Umstellung, häufig gibt es jedoch einfach keine Alternative. Nicht nur wirtschaftliche Gründe können eine Umschulung nötig machen, auch die Gesundheit des Arbeitnehmers ist oft der Auslöser.

Mit bestimmten körperlichen Beschwerden können besonders handwerkliche Berufe eben nicht mehr ausgeübt werden. Der einzige Weg aus der Arbeitslosigkeit führt in solch einem Fall fast immer über eine Umschulung.

Doch ist eine Umschulung wirklich eine Form der Weiterentwicklung oder handelt es sich hierbei nicht doch nur um eine reine Zeit- und Geldverschwendung, die keine Perspektive bietet? Zunächst einmal kann diese Frage nicht pauschal beantwortet werden. So hängen die Zukunftsaussichten einer Umschulung von zahlreichen Faktoren ab.

Das Alter

Dies wäre einerseits das Alter. Allgemein kann dabei gesagt werden, dass je älter eine Person ist, desto weniger eine Umschulung Sinn macht. Dies ist schlicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass die neue erlernte Tätigkeit in einem solchen Falle nicht mehr solange ausgeübt werden kann und keine großen Erfahrungswerte mehr gesammelt werden können. Arbeitgeber stellen deshalb vergleichsweise selten umgelernte Arbeitskräfte hohen Alters ein, die noch keine Erfahrung in der jeweiligen Branche haben.

Umschulungsrichtung

Darüber hinaus kommt es bei der Umschulung auch noch darauf an, von welchem Zweig aus in welche Branche gewechselt wird. Bietet letztere weitaus bessere Zukunftschancen oder lässt sich auf die neue Berufsrichtung bereits erworbenes Wissen anwenden, dann ist eine Umschulung in den meisten Fällen sinnvoll.

Arbeitsunfähigkeit

Des Weiteren macht eine Umschulung natürlich auch dann wirklich Sinn, wenn der alte Beruf aufgrund einer Erkrankung nicht mehr ausgeübt werden kann. Dies ist auch noch der Fall, wenn die neue Branche wenig Perspektiven bietet und der Einstieg schwer fallen dürfte.

Gesundheitliche Gründe

Gründe für eine Umschulung können sich jedoch auch in der eigenen Person finden. So ist es zum Beispiel unumgänglich, in eine andere Branche zu wechseln, wenn man den bisherigen Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausführen kann.

Ein Arbeiter in einem Sägewerk kann beispielsweise keine Leistung mehr erbringen, wenn er plötzlich an schwerem Asthma erkrankt. Genauso wenig zu gebrauchen ist ein Dachdecker mit einer irreversiblen Beinverletzung.

Arbeitslosigkeit

In jedem Fall ist eine Umschulung aber auch dann immer hilfreich, wenn man selbst arbeitslos ist, keine neue Stelle in der jeweiligen Branche findet und durch das Arbeitsamt die Möglichkeit einer kostenlosen Umschulung erhält. Dann nutzt man hierdurch die ohnehin verlorene Zeit der Arbeitslosigkeit, um Qualifikationen zu erwerben, die einem in der Zukunft sehr hilfreich sein dürften.

Insgesamt können Umschulungen in den meisten Fällen nur bejaht werden. Das beste ist allerdings immer noch das Erwählen eines passenden Ausbildungsweg zu Beginn, so dass eine Umschulung überhaupt erst nicht in Frage kommt.

Maschine ersetzt Mensch

Besonders im Handwerk werden immer mehr Berufe überflüssig. Viele Arbeiten werden von Maschinen nicht nur schneller, sondern auch günstiger durchgeführt. Schließlich benötigt ein Roboterarm keine Krankenversicherung und verlangt auch keinen Stundenlohn.

Dadurch werden die Produkte so billig, dass es dem Endverbraucher meist egal ist, ob es sich um gute Qualität handelt. Ist der Artikel kaputt, so wird eben einfach ein neues Exemplar angeschafft.

Dadurch entsteht ein gefährlicher Teufelskreis. Ein Bürger verliert seinen Arbeitsplatz und konsumiert aufgrund der daraus resultierenden Geldnot nur noch extrem billige Produkte. Folge dessen wiederum ist ein umso stärkerer Stellenabbau, da die Unternehmen konkurrenzfähig bleiben wollen und daher die Preise drücken müssen.

Fazit

Durch eine Umschulung erlernt man einen völlig neuen Beruf und bekommt dadurch eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt. Sinnvoll ist eine Umschulung jedoch nur dann, wenn wirklich akuter Handlungsbedarf besteht.

Eine wirtschaftliche Flaute in der Branche oder ein Auftragseinbruch sind noch lange kein Grund für eine Umschulung. Reagiert werden muss erst dann, wenn auch auf lange Sicht keine Chance mehr besteht, im erlernten Beruf einen Job zu bekommen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Berufsgruppe langsam ausstirbt.

Formen und Ablauf

Es gibt ganz verschiedene Wege, um einen neuen Beruf zu erlernen. Die unterschiedlichen Möglichkeiten unterscheiden sich nicht nur in ihrer individuellen Ausgestaltung, sondern auch im jeweils entstehenden Kostenaufwand.

Betriebliche Umschulung

Die günstigste Variante ist hierbei die betriebliche Umschulung. Der Betroffene wird genauso wie ein Azubi in einem Lehrbetrieb ausgebildet und besucht nebenbei die Berufsschule.

Der große Vorteil dabei ist, dass der Betrieb meist eine gewisse Ausbildungsvergütung bezahlt, von der der Umschüler während der Lehrphase leben kann. Sollte der Lohn nicht reichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken, so springt unter bestimmten Voraussetzungen die Agentur für Arbeit für den Betroffenen ein.

Schulische Umschulung

Die Agentur muss auch dann ihr Okay geben, wenn der Umschüler sich für eine schulische Umschulung entscheidet. Hierbei erfolgt die Lehre direkt an einer Berufsfachschule; praktische Kenntnisse werden lediglich in kurzen Praktika außerhalb der Schule gesammelt.

Natürlich bezahlt die Schule ihren Schützlingen keine Ausbildungsvergütung, teilweise fällt sogar ein Schulgeld an, dass die Betroffenen in den wenigstens Fällen zusätzlichen zu ihrem eigenen Unterhalt selbst bezahlen können.

Wer Unterstützung von der Agentur für Arbeit möchte, muss jedoch einige Kriterien erfüllen. Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Thema Finanzierung.

Umschulung bei Bildungsträgern

Ähnlich verhält es sich, wenn die Umschulung bei einem Bildungsträger stattfinden soll. Solche Bildungsträger verfügen über interne Werkstätten und Übungsräume, in denen die Teilnehmer ihren täglichen Unterricht absolvieren.

Praktische Übungen finden entweder in den Räumlichkeiten des Trägers oder bei externen Betrieben statt. Wie die Schulen, so verlangen auch die Bildungsträger eine gewisse Gebühr für ihre Leistungen.