Kohortenstudie und Randomisierte kontrollierte Studie (RCT)

Im Rahmen einer Kohortenstudie werden Zusammenhänge zwischen Expositionen und dem Auftreten von Krankheiten untersucht. Es handelt sich um eine Variante einer Panelunteruschung. Die randomisierte kontrollierte Studie gilt als bestes Studiendesign, um klare Aussagen zu erhalten. Sie wird vor allen Dingen in der medizinischen Forschung hoch geschätzt. Informieren Sie sich über die Merkmale und Anwendung der Kohorten- sowie der randomisierten kontrollierten Studie.

Von Jens Hirseland

Kohortenstudie

Als Kohortenstudie wird ein Studiendesign der Epidemiologie bezeichnet. Sie dient dazu, Zusammenhänge zwischen Expositionen und Krankheiten zu ermitteln.

Merkmale der Kohortenstudie

Im Rahmen einer Kohortenstudie beobachtet man eine Gruppe von exponierten und nicht exponierten Testpersonen, um deren Risiko auf bestimmte Krankheiten zu untersuchen. Die Kohortenstudie stellt eine Form von Paneluntersuchung dar, denn sämtliche Personen einer Stichprobe zählen zur gleichen Kohorte.

Bei einer Kohorte handelt es sich wiederum um eine Gruppe von Personen, bei denen ein bestimmtes biographisches Ereignis etwa zur selben Zeit stattgefunden hat. So wird unter anderem zwischen

  • Geburtskohorten
  • Scheidungskohorten oder
  • Einschulungskohorten

unterschieden. Damit sich ein Zusammenhang ergibt, misst man am Ende der Untersuchung die Anzahl von Neuerkrankungen während einer bestimmten Zeitspanne innerhalb der Gruppe der exponierten Personen und vergleicht sie mit der Anzahl innerhalb der Gruppe der nicht-exponierten Personen. So kann die Exposition einen möglichen Risikofaktor bilden. Damit sich eine Aussage über die Stärke der Assoziation treffen lässt, setzt man die beiden Inzidenzraten miteinander ins Verhältnis und berechnet das relative Risiko.

Anwendung

Zur Anwendung kommen Kohortenstudien meist bei generationssoziologischen und entwicklungspsychologischen Fragestellungen. Unterschieden wird zwischen Intra- und Inter-Kohortenvergleichen.

  • Beim Intra-Kohortenvergleich untersucht man die zeitliche Entwicklung von speziellen Merkmalen einer Kohorte.
  • Im Rahmen von Inter-Kohortenvergleichen werden die Mitglieder von unterschiedlichen Kohorten miteinander verglichen.

Vor- und Nachteile von Kohortenstudien

Zu den Vorteilen der Kohortenstudie gehört, dass sie eine direkte Bestimmung der Inzidenz (Neuerkrankungsrate) möglich macht. Auf diese Weise lässt sich das absolute Risiko einer Exposition gegenüber gewissen Erkrankungen ermitteln.

Allerdings sind für die Studienresultate meist viele Teilnehmer erforderlich. Dadurch ist das Studiendesign sehr aufwendig und kostspielig. Ein weiterer Nachteil der Kohortenstudie ist, dass die Forschungsresultate erst nach einem längeren Zeitraum erhältlich sind.

Mögliche Veränderungen und Probleme

Bei Kohortenstudien können einige Veränderungen beobachtet werden. Diese sind durch bestimmte Faktoren bedingt. Zum einen wäre der Alterseffekt bzw. der Lebenszykluseffekt zu nennen, bei dem es sich um Wirkungen des Älterwerdens handelt.

Des Weiteren zählt der Kohorteneffekt oder Jahrgangs dazu. Dieser beschreibt den Einfluss der jeweiligen Kohortenzugehörigkeit. Und auch der Periodeneffekt oder Jahreseffekt kann in diesem Zusammenhang genannt werden.

Randomisierte kontrollierte Studie

Bei der randomisierten kontrollierten Studie (RCI) handelt es sich um ein Studiendesign für experimentelle Studien. In der medizinischen Forschung stuft man die RCI als Goldstandard ein, weil sie nachweislich das beste Studiendesign für eindeutige Aussagen ist. Randomisierte kontrollierte Studien kommen auch in der ökonomischen und psychologischen Forschung zur Anwendung.

Die Testpersonen werden nach dem Zufallsprinzip zugeteilt
Die Testpersonen werden nach dem Zufallsprinzip zugeteilt

Randomisierung

Unter Randomisierung versteht man das Zuordnen der Testpersonen zu einer Behandlungsgruppe nach dem Zufallsprinzip. Durch die Randomisierung soll einer Einflussnahme des Studienerstellers auf die Behandlungszuordnung und die Studienresultate entgegengewirkt werden.

Außerdem ist es wichtig, bekannte und unbekannte Einflussfaktoren gleichmäßig auf die Behandlungsgruppen zu verteilen. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch eine ausreichende Anzahl von Testpersonen.

Kontrolle

Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie gibt es nicht nur eine Experimentalgruppe, sondern auch eine Kontrollgruppe. Während man an den Teilnehmern der Experimentalgruppe eine Intervention durchführt, erfolgt bei den Mitgliedern der Kontrollgruppe lediglich eine Scheinintervention mit einem Placebo. Mit diesen Maßnahmen lassen sich Unterschiede bei den beiden Gruppen unmittelbar auf die Intervention zurückführen.

Randomisierte kontrollierte Studien haben die Eigenschaft, doppelt verblindet zu sein. Das bedeutet, dass weder der Studienleiter noch die Testperson wissen, zur welcher der beiden Gruppen der Proband gehört. Auf diese Weise sollen Verzerrungseffekte verhindert werden.

Nachteile

Die randomisierte kontrollierte Studie bringt einige Nachteile mit sich. Diese können jedoch mit anderen Studiendesigns ausgeglichen werden. Als nachteilhaft erweist sich:

  • die Studie dauert lange und ist kostenspielig
  • es gibt kein Notfallinstrument
  • individuelle Effekte sind nicht messbar
  • geht es um seltene Erkrankungen, fehlen häufig die notwendigen Patienten
  • eine Übertragung von selektionierten Patienten auf andere Personengruppen ist oft nicht möglich
  • eine bevölkerungsweite Analyse ist häufig nicht kontrollierbar