Fallstudie - Merkmale und Anwendung

Fallstudien kommen zumeist in der medizinischen oder sozialen Forschung zur Anwendung. Aber auch bei der Personalauswahl spielen sie eine Rolle. Sie dienen dazu, Einzelpersonen oder Gruppen zu erforschen. Dabei gibt es verschiedene Typen von Fallstudien. Oftmals müssen die Teilnehmer selbst ein logisches Ergebnis ausarbeiten. Informieren Sie sich über die Merkmale und Anwendung einer Fallstudie.

Von Jens Hirseland

Generelles zu Fallstudien

Als Fallstudien bezeichnet man Studien, die zur Erforschung von Gruppen oder einzelnen Personen dienen. Im Rahmen einer Fallstudie wird der Versuch unternommen, beschreibend und explorativ Aussagen über das Forschungsobjekt zu machen.

Dabei kommt meist das Konzept der dichten Beschreibung zur Anwendung, mit dem ein ganzheitliches Verständnis für den Untersuchungsgegenstand erreicht werden soll. Zu diesem bezieht die Fallstudie so viele relevante Variablen wie möglich ein. Fallstudien stehen auch mit den Methoden

  • der Feldstudie
  • der teilnehmenden Beobachtung sowie
  • der Ethnographie

in Verbindung. Ob sich die Erkenntnisse, die der Studienersteller bei seiner Untersuchung gewinnt, für repräsentative Daten eignen, ist davon abhängig, welches Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem er zugrunde legt.

Meist überwiegt das Allgemeine. Es gibt aber auch Fallstudien, bei denen man auf allgemeine Aussagen verzichtet und den Einzelfall für ausreichend hält.

Fallstudien legen meist das Augenmerk auf das Allgemeine
Fallstudien legen meist das Augenmerk auf das Allgemeine

Anwendung von Fallstudien

Zur Anwendung kommen Fallstudien häufig im Unterricht für Jugendliche und Erwachsene. Die Lösung lassen die Lehrer in der Regel jedoch offen, damit die Schüler ein logisches Ergebnis selbst ausarbeiten. Manche Fallstudien liefern die Lösung allerdings gleich mit, damit die Schüler darüber diskutieren und Alternativen aufzeigen können.

In einer Fallstudie werden also zu Unterrichtszwecken bestimmte Situationen und Einflussfaktoren geschildert, mit denen sich die Schüler aktiv auseinandersetzen sollen. Es gibt verschiedenen Fallarten, wie

  • den Beurteilungsfall
  • den Untersuchungsfall
  • den Informationsfall
  • den Entscheidungsfall sowie
  • den Problemfindungsfall,

die sich in ihren Lerneffekten voneinander unterscheiden. Zu diesen Lerneffekten zählen:

  • Information: die Daten, die für die Falllösung relevant sind, können gar nicht gegeben, lückenhaft oder vollständig sein
  • Problem: das bestehende Problem kann genannt sein; es ist aber auch möglich, dass es eigenständig erkannt und beurteilt werden muss
  • Lösung: es kann eine Lösung angegeben sein, die man diskutieren soll; möglich ist auch, dass der Lernende selbst nach einer Lösung sucht oder sich für eine entscheiden muss

Zu den unterschiedlichen Typen von Fallstudien zählen

  • explorative Fallbeispiele
  • Fallbeispiele von kritischen Ereignissen
  • illustrative Fallbeispiele
  • kumulative Fallbeispiele
  • soziale Theorien
  • individuelle Theorien und
  • organisationale Theorien.

Mitunter kommen Fallstudien auch zur Auswahl von Arbeitspersonal zur Anwendung, wie beispielsweise in einem Assessment-Center. Im Rahmen der Fallstudie legt man den Bewerbern einen berufs- oder fachbezogenen Fall vor, den diese dann in einem bestimmten Zeitraum lösen müssen.

Dabei kann es sich sowohl um Kurzfälle als auch um längere Fallstudien handeln. Auf diese Weise überprüft man die

  • fachliche Eignung
  • Problemlösungskompetenz und
  • Stressresistenz

des Bewerbers in der Praxis.

Zu den weiteren Formen zählen betriebswirtschaftliche Fallstudien. Anhand dieser soll der Leser unterschiedliche betriebswirtschaftliche Funktionen, wie etwa Einkauf, Verkauf, Produktion, Finanzierung etc. möglichst genau erfassen können. Der Einsatz dieser Studien erfolgt oftmals ergänzend zu Vorlesungen bzw. ergänzend zum Unterricht.

Fallstudien im Referenzmarketing beschreiben die Darstellung eines Referenzprojekts mit Ausgangslage, Lösungsansatz und umgesetzter Lösung. In der Regel hat der Referenzkunde das Wort; im Fokus steht die Bewerbung eines Produkts oder einer Dienstleistung.