Reiseräder - Merkmale, Nutzen und Tipps zur Auswahl

Reiseräder sind kleine und praktische Fahrräder, die sich leicht zerlegen und besonders Platz sparend verstauen lassen. Mit diesen Eigenschaften eignen sie sich ganz hervorragend für den Transport im Auto und stellen die optimalen Reisebegleiter dar. Doch auch als Reisemittel, mit dem man schweres Gepäck mit sich führen kann. Lesen Sie über die Merkmale und den Nutzen von Reiserädern.

Von Kathrin Schramm

Reiseräder - Generelle Merkmale

Wer mit Auto oder Bahn verreist und sich am Zielort fortbewegen möchte, greift häufig auf ein kleines Fahrrad zurück, welches sich einfach transportieren lässt und nur wenig Platz in Anspruch nimmt. Das Reisefahrrad ist genau zu diesem Zweck konzipiert. Wer mit dem Auto verreist und einen längeren Aufenthalt am Urlaubsort plant, der kann das Reiserad für die täglichen Besorgungen vor Ort, aber auch für viele schöne Ausflüge in die nähere Umgebung nutzen.

Gleichzeitig ist aber auch von einem Reiserad die Rede, wenn es sich um ein Fahrrad handelt, mit dem man auch mit einem schweren Gepäck sicher fahren und lange Touren unternehmen kann. Diese Räder sind in der Regel zwischen 16 und 19 Kilogramm schwer und sind für eine Gesamtmasse von 150, teils auch mehr Kilogramm zugelassen.

Möglich wird diese größere Tragkraft durch besonders stabiles Material. Der Radstand ist länger, der Nachlauf größer. Ziel ist, auch auf langen Strecken mit viel Gepäck komfortabel zu fahren.

Die Unterschiede eines Reiserads zu normalen Fahrrädern

Auch im Folgenden unterscheiden wir die kleinen praktischen Reiseräder sowie die Fahrräder zum Transport von schwerer Last.

Kleine Reiseräder

Viele von uns kennen sie noch aus den 60er und 70er Jahren: Die praktischen aber meist wenig formschönen Reisefahrräder, die sich mit wenigen Griffen in zwei oder mehr Teile zerlegen ließen. Gehörten sie früher zu jeder vollständigen Campingausrüstung, so sind sie dennoch irgendwann in den 80er und 90er Jahren komplett vom Markt verschwunden.

Ihr Revival erlebten die Reiseräder - früher auch als Klappräder bekannt - etwa um die Jahrtausendwende. Optisch generalüberholte Modelle in schicken Designs und Farben tauchten zögerlich im Straßenbild wieder auf, um allseits bestaunt und kommentiert zu werden. Denn die optischen Unterschiede zum normalen Fahrrad fallen selbst dem wenig aufmerksamen Beobachter sofort ins Auge.

Reiseräder besitzen sehr viel kleinere Räder als herkömmliche Fahrräder. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, ein Erwachsener nutzt ein Kinderfahrrad.

Denn auch die Rahmenlänge ist häufig zugunsten des niedrigen Platzbedarfs reduziert. Lenker, Gabel und Sattel verfügen über Aufbauten, die weit oberhalb des gewohnten Bilds zu finden sind. Die Sitzhaltung auf dem Reiserad ist daher eher als komfortabel denn als sportlich zu bezeichnen.

Die veränderte Sitzhaltung

Durch die erhöhte Sitzhaltung verändert sich auch der Schwerpunkt des Rads und seines Fahrers. Auch das Lenkverhalten muss geübt werden.

Nicht selten stürzen Radfahrer bei den ersten Versuchen mit dem Reiserad, da sie es lenken wie ein herkömmliches Rad. Fahrfehler lassen sich nur schwer ausgleichen, und ein Übersteuern kann schnell zum Sturz führen.

Praktisch für den Urlaub

Reiseräder sind praktische Urlaubsbegleiter, aber keine auf den Leistungssport ausgerichteten Fahrräder. Die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit liegt deutlich niedriger als beim Straßenrad.

Dennoch lassen sich mit ihnen kleine bis mittlere Radtouren sehr gut fahren. Die Gangschaltung ist meist sehr simpel gehalten und besteht bei höherwertigen Rädern aus einer 3-Gang-Schaltung.

Bei den günstigeren Reiserädern wird auf die Anbringung einer Gangschaltung komplett verzichtet. Um die Bequemlichkeit zu erhöhen sind die meisten Reiseräder jedoch mit Schutzblechen und einem kleinen Gepäckträger ausgestattet.

Auch Gabelkörbe lassen sich meist problemlos montieren. Viele Reiseräder sind serienmäßig nicht mit Licht ausgestattet, damit das Gewicht möglichst niedrig gehalten wird.

Auf- und Abbau

Das Reiserad lässt sich meist durch gut gesicherte Hebelvorrichtungen zerlegen. Für die Demontage und Montage wird kein zusätzliches Werkzeug benötigt, und die notwendigen Handgriffe erfordern kein größeres technisches Geschick oder Wissen.

Reiseräder zum Transport von schwerem Gepäck

Wie bereits erwähnt, sind Reiseräder schwerer, da sie aus besonders robustem Material gefertigt sind. Unterschiede zum klassischen Fahrrad ergeben sich vor allem auch aus den Maßen am Rad.

Der Sattel wird waagerecht eingestellt. Er befindet sich etwa auf Höhe des Lenkerbügels. Die Sattelspitze sollte fünf Zentimeter lotrecht hinter der Achse des Tretlagers liegen.

Sitzt man in angenehmer Haltung auf dem Sattel, sollte dieser so eingestellt sein, dass man mit ausgestrecktem Bein das Pedal in seiner tiefsten Position so gerade erreichen kann. Reiseräder werden in der Regel mit mehreren Gepäckträgern ausgestattet, damit man entsprechend Taschen mitführen kann.

Folgende Belastungsgrenzen dieser Gepäckträger sind typisch:

  • hinterer Gepäckträger ca. 25 kg, manchmal bis zu 40 kg
  • zusätzlicher vorderer Gepäckträger bis zu 10 kg
  • Lenkertasche 2,5 kg
  • Lowrider je 12 kg

Überschreitet man diese Grenzen, werden Handhabung und Lenkbarkeit deutlich erschwert. Was die Gepäckverteilung angeht, sollten schwere Gegenstände möglichst tief verstaut werden.

Häufig werden zusätzlich noch Fahrradanhänger mitgeführt. In diese kann man besonders schwere Gepäckstücke füllen. Einspurige Modelle sind bei Fahrten in Gruppen, bei Geländefahrten sowie im hügeligen Land zu empfehlen.

Für wen geeignet?

Tragen Sie sich gerade mit der Überlegung, ob Sie sich ein Reiserad anschaffen sollen? Lohnt sich diese Investition überhaupt? Eine Liste mit Pro- und Kontra-Argumenten kann die Entscheidungsfindung unterstützen. Denn die Frage nach der Rentabilität kann nur individuell, aber nicht generell beantwortet werden.

Wie häufig werden Sie Ihr Reiserad nutzen? Verreisen Sie oft, und können Sie es überall hin mitnehmen? Wenn Ihnen spontan mehr als fünf Gelegenheiten einfallen, bei denen Sie Ihr Reiserad nutzen könnten, dann hilft Ihnen diese Überlegung vielleicht weiter.

Andererseits hängt es auch von Ihrem Geldbeutel ab, ob sich die Investition für Sie lohnt. Wenn der Anschaffungspreis für Sie nur eine kleinere Ausgabe bedeutet, dann werden Sie den Kauf eines Reiserads vielleicht schneller in Erwägung ziehen. Bedeutet es jedoch eine größere Ausgabe, so sollten Sie gründlicher darüber nachdenken.

Ideal sind Reiseräder für kleiner Ausflüge, Touren oder Besorgungen am Urlaubsort. Idealerweise werden sie im Auto transportiert. Bei einer Flugreise fallen für die Beförderung von Reiserädern höhere zusätzliche Kosten an, so dass es meist günstiger ist, vor Ort ein Rad zu mieten. Die andere Form des Reiserads ist entsprechend denjenigen zu empfehlen, die mit dem Rad lange Touren und dabei eine Menge Gepäck mit sich führen möchten.

Kleines Reiserad: Auch auf die Art der Touren kommt es an

Auch die Art der geplanten Radtouren entscheidet mit über die Anschaffung eines Reiserads. Richtig große Tagestouren sind mit dem Reiserad nicht optimal zu bewältigen, da der Komfort doch noch einige Wünsche offen lässt.

Auch die Fahrstabilität des Reiserads ist der eines herkömmlichen Rads unterlegen, da der Schwerpunkt sehr viel höher liegt. Steuern, Lenken und Manöver sind sehr viel schwieriger zu bewältigen.

Insgesamt überwiegt im Punkto Fahrsicherheit das herkömmliche Fahrrad. Auch die erzielbare Durchschnittsgeschwindigkeit liegt beim Reiserad niedriger, so dass sehr große Touren schon zeitlich gar nicht bewältigt werden können.

Ein optimaler Reisebegleiter ist das Reiserad für Menschen, die mit Auto und Wohnwagen verreisen und im Verlauf ihres Urlaubs mehrfach den Standort wechseln. Hier lassen sich einzelne Gebiete sehr gut mit dem Reiserad erkundigen.

Ebenso eignet es sich ganz hervorragend für Besorgungen und den Transport von Einkäufen. Auf großen Campingarealen kann es zudem zur schnellen Überbrückung größerer Distanzen genutzt werden.

Leichtere Entscheidung durch Kosten-Nutzen-Analyse

Stellen Sie eine Kosten-Nutzen-Analyse auf, die Ihnen die Entscheidungsfindung erleichtern kann. Berücksichtigen Sie dabei Ihre individuellen Gewohnheiten, Anforderungen und Vorlieben.

Und vergessen Sie dabei nicht Ihren Reisepartner. Auch er benötigt möglicherweise noch ein Reiserad.

Tipps zur Auswahl

Sowohl kleine Reiseräder als auch die Modelle zum Mitführen von schwerem Gepäck sollten einige Anforderungen erfüllen.

Anforderungen an das kleine Reiserad

Wer sehr sportlich Rad fahren möchte, für den bieten Reiseräder jedoch nicht unbedingt die beste Alternative. Zwar können sie durchaus auch für längere Radtouren eingesetzt werden, in ihrem technischen Aufbau können sie aber mit herkömmlichen Rennrädern nicht konkurrieren. An ein Reiserad werden aber grundsätzlich auch ganz andere Anforderungen gestellt als an ein Rennrad.

Einfach auf- und abzubauen

Reiseräder müssen leicht demontiert werden können, ebenso wichtig ist es aber auch, dass sie schnell und sicher auch wieder zusammen gebaut werden können. Deshalb wird in ihrer Konstruktion sehr viel Wert auf Bequemlichkeit und Sicherheit im Auf- und Abbau gelegt.

Die beweglichen Teile sind so konzipiert, dass sie am Rad verbleiben. Auf diese Weise können während des Transports keine Kleinteile verloren gehen.

Als Werkzeuge dienen meist Hebelkonstruktionen, die am Rad selbst angebracht sind. Dadurch benötigt der Nutzer kein zusätzliches Werkzeug, das er mit sich führen müsste.

Platzsparend und leicht zu reinigen

Eine weitere Anforderung an das Reiserad ist es, dass es sich auf möglichst kleinem Platz verstauen und transportieren lässt. Wichtig ist es hierbei, dass keine Teile vorstehen, die das Verstauen zum Problem machen könnten. Bei höherwertigen Modellen lassen sich deshalb die Pedale so einklappen, dass sie nicht mehr im Weg sind und auch beim Transport nicht abbrechen können.

Das Reiserad muss leicht zu reinigen sein. Selbst wenn es bei einer Radtour einmal etwas erdverbundener zugeht, so darf es hinterher kein großer Aufwand sein, das Rad soweit zu säubern, dass es sich wieder innerhalb des Autos transportieren lässt. Zwischenräume müssen deshalb möglichst groß und möglichst gut zu erreichen sein.

Wenn das Reiserad im Urlaub von verschiedenen Personen genutzt wird, so ist es zudem wichtig, dass Sattel und Lenker schnell und einfach verstellt und in der Höhe angepasst werden können. Hierzu werden meist ebenfalls Spangen- und Klemmverschlüsse genutzt.

Anforderungen an das große Reiserad

Wer das Rad zum Transportieren von schwerer Last nutzen möchte, sollte auf ganz andere Anforderungen achten:

  • ein Rahmen, der das Anbringen mehrerer Gepäckstücke möglich macht
  • ergonomische Sitzposition
  • ein hochwertiger Sattel
  • ein Lenker mit mehreren Griffpositionen
  • Rennhaken/Klickpedalen
  • hochwertige Bremsen
  • Nabendynamo
  • Rückspiegel
  • zweibeiniger Fahrradständer

Günstige Alternativen zum Reiserad

Zu beiden Formen der Reiseräder gibt es auch Alternativen.

Alternativen zum kleinen Reiserad

Ein Reiserad ist eine vergleichsweise kostspielige Anschaffung. Allein ein Modell mittlerer Preisklasse kostet durchschnittlich schon um die 500 Euro, nach oben sind so gut wie keine Grenzen.

Wer sein Reiserad viel und konsequent nutzt, für den mag sich diese Investitiion lohnen. Wer jedoch nur ab und zu damit fahren möchte, für den sind eventuell andere Alternativen lohnenswerter.

Ein Fahrrad ausleihen

In den meisten Urlaubsorten gibt es Fahrradverleihe oder Fahrradvermietungen. Bereits vor Reiseantritt kann man sich im Internet über die Möglichkeiten und Preise informieren.

Häufig ist es sogar möglich, ein bestimmtes Modell auszuwählen und vorab zu reservieren. Auf diese Weise spart man nicht nur Platz im Auto, sondern kann unter Umständen auch sehr viel günstiger radfahren.

Lohnenswert ist diese Alternative besonders dann, wenn man größere Radtouren plant und bei seinem Rad auf einen bestimmten Komfort nicht verzichten möchte. So kann man sich vor Ort beispielsweise für ein Tourenrad, ein Rennrad oder ein Mountainbike entscheiden.

Ein Fahrrad am Urlaubsort lagern

Verbringt man seinen Urlaub regelmäßig am selben Ort, zum Beispiel in der eigenen Ferienwohnung, so wird es sich meist lohnen, eigens dafür ein Fahrrad anzuschaffen. Dieses lässt sich bei einem Radhändler vor Ort beziehen und verbleibt dann in der Ferienwohnung oder -anlage.

Auf diese Weise entfällt der häufig als lästig empfundene Transport, und das Rad ist jederzeit verfügbar. Unterm Strich liegen die Anschaffungskosten wahrscheinlich sogar niedriger als beim Reiserad.

Auf Inline Skates umsteigen

Wer mobil und mutig genug ist, der kann statt eines Reiserads auch einfach mit Inline Skates fahren. Der Fortbewegungsradius ist ähnlich groß, und Strecken, die zum Radfahren geeignet sind, lassen sich meist auch mit den Inline Skates befahren.

Gerade kleinere Touren bieten so sehr viel Erlebnispotenzial. Zu den Inline Skates gehört eine umfangreiche Schutzausrüstung wie Helm, Ellbogen- und Knieschoner, alles in allem lässt sich das Sportgerät aber auf kleinerem Raum transportieren als ein Reiserad.

Den öffentlichen Verkehr nutzen

Wem es nur um die Mobilität und nicht ums Radfahren selbst geht, der kann am Urlaubsort auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen. In den meisten Regionen ist das Busnetz gut ausgebaut, gelegentlich fahren auch Züge und Bahnen. Über die Fahrpläne und die Verbindungen kann man sich bereits von zuhause aus im Internet informieren und alle Reisen sehr gut planen.

Alternativen zum Reiserad als Transportmittel

Die für schwere Lasten und lange Touren konzipierten Reiseräder sind sehr kostspielig. Hinzu kommt das schwere Gewicht.

Aus diesen Gründen werden häufig auch

als Alternative genutzt, auch wenn diese nicht so schwer beladen lassen. Bei den sportlich konzipierten Mountainbikes muss dann jedoch ein laner Hinterrad-Gepäckträger montiert werden. Auf diese Weise können die Gepäcktaschen möglichst weit hinten befestigt werden - so stößt man beim Treten mit den Füßen nicht gegen die Taschen.

Sinnvoll sind zudem zusätzliche Gepäckträger am Vorderrad. Geht es einmal steil bergauf, kann man dadurch ein Hochgehen des Vorderrads verhindern.

Auch das Liegerad wird gerne als Reiserad genutzt. Dadurch, dass der Schwerpunkt niedrig liegt, lässt sich auch beladen ein sicheres Fahren gewährleisten.