Anwendung und Ablauf der Nabelschnurpunktion

Als Nabelschnurpunktion (Chordozentese) bezeichnet man in der Medizin die Untersuchung eines ungeborenen Kindes. Dabei wird dem Ungeborenen Blut entnommen.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Eine Nabelschnurpunktion, die auch als Chordozentese bezeichnet wird, ist Bestandteil der Pränataldiagnostik, also der Untersuchung des ungeborenen Kindes. Dabei wird Blut aus der Nabelschnur des Kindes entnommen, um Blutarmut (Anämie) oder bestimmte Infektionen diagnostizieren zu können.

Nabelschnurpunktionen können ergänzend zu Ultraschalluntersuchungen und Amniozentesen (Fruchtwasseruntersuchungen) durchgeführt werden.

Zielgruppe

Empfehlenswert ist eine Chordozentese bei Schwangeren über 35 Jahren oder im Falle eines verdächtigen Ultraschallbefundes. Möglich ist eine solche Untersuchung ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche.

Eine Chordozentese gehört jedoch nicht zu den Routineuntersuchungen der Pränataldiagnostik und wird lediglich auf besonderen Wunsch der Mutter bzw. der Eltern vorgenommen. Zudem ist eine ausführliche Beratung der Schwangeren durch den untersuchenden Arzt über die Risiken sowie die Vor- und Nachteile einer Nabelschnurpunktion erforderlich.

Anwendungsgebiete

Nabelschnurpunktionen werden in der Regel dann vorgenommen, um etwas über die Blutzusammensetzung des ungeborenen Kindes zu erfahren. Dadurch kann das Blutbild des Kindes bestimmt werden, um die Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen) zu ermitteln oder um eine Anämie (Blutarmut) nachzuweisen.

Des Weiteren können Infektionskrankheiten wie Röteln oder Toxoplaxmose festgestellt werden. Auch Blutkrankheiten und Stoffwechselstörungen lassen sich mit Hilfe einer Nabelschnurpunktion diagnostizieren.

Zudem können auch Medikamente oder eine Bluttransfusion auf diese Weise verabreicht werden.

Ablauf einer Nabelschnurpunktion

Kommt es zu auffälligen Ultraschallbefunden oder Blutwerten einer Schwangeren, kann eine Nabelschnurpunktion durchgeführt werden. Dadurch lassen sich weitere Erkenntnisse gewinnen.

Durchführung

Ist eine Nabelschnurpunktion erforderlich, wird zunächst vom untersuchenden Arzt eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt, um die Lage des Kindes zu bestimmen und eine Stelle in der Fruchthöhle zu finden, an der die Punktion durchgeführt wird. Diese Stelle sollte sich in der Nähe des Ansatzes zum Mutterkuchen befinden.

Ist eine geeignete Stelle gefunden worden, wird unter Ultraschallkontrolle eine feine Nadel durch die Bauchdecke der Schwangeren in die Nabelvene eingebracht. Mit dieser Nadel wird dann eine Blutprobe entnommen.

Falls es nötig ist, können über die Nabelschnur auch Medikamente für das ungeborene Kind verabreicht werden. Die entnommene Probe wird anschließend im Labor untersucht, was je nach der Art der Untersuchung einige Stunden oder auch einige Tage in Anspruch nehmen kann.

Risiken

Eine Nabelschnurpunktion ist nicht frei von Risiken. Es besteht zu 1,12 Prozent die Gefahr einer Fehlgeburt, was vor allem von der Erfahrung des behandelnden Arztes abhängt. Weitere Komplikationen sind:

  • leichte Blutungen in der Gebärmutter
  • Fruchtwasserabgang
  • Infektionen
  • Kontraktionen der Gebärmutter
  • eine Verletzung des Kindes durch die Einstichnadel

Im Falle einer Bluttransfusion besteht die geringe Möglichkeit einer Fehltransfusion, was einen Kaiserschnitt erforderlich machen würde.

Alternative Untersuchungsmethoden

Als Alternativen zu einer Nabelschnurpunktion kommen eine Plazenta-Untersuchung oder eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) in Frage.