Schadenfreude - Gründe, Merkmale und Formen

Um Schadenfreude handelt es sich, wenn man sich des Unglücks oder des Missgeschicks anderer Menschen erfreut. Dabei kann diese sowohl heimlich als auch offen, durch Spott oder Hohn, geäußert werden. Statistiken zufolge sind es vor allem jüngere Menschen, die Schadenfreude empfinden. Informieren Sie sich über mögliche Gründe, Merkmale und Formen der Schadenfreude.

Von Maria Hochbaum

Schadenfreude - eine Definition

Schadenfreude beschreibt die Freude über das Unglück oder Missgeschick anderer Menschen. Man unterscheidet die versteckte und offene Form.

Schadenfreude kann das Gefühl bringen, dass sich Gerechtigkeit einstellt. So kann es sich beispielsweise um eine Person handeln, die nach außen hin stets perfekt zu sein scheint - geschiet ihr doch einmal ein Missgeschick, empfindet man möglicherweise insgeheim ein Gefül der Freude, besonders dann, wenn es sich um jemanden mit hohem gesellschaftlichen Rang handelt.

Auch etwa, wenn jemand stets gemein zu anderen ist, denkt man sich, dass es ihm recht geschieht, wenn ihm einmal etwas passiert. Dies mag auch dann der Fall sein, wenn man neidisch auf eine Person ist. Ein Missgeschick wird man in diesem Fall als Befriedigung ansehen.

Merkmale

Schadenfreude ist ein Gefühl der Freude am Leid oder Unglück Anderer und kann sich entweder versteckt als heimliche Freude äußern oder als offene Schadenfreude mittels

  • Hohn
  • Spott
  • Ironie oder
  • Sarkasmus.

In diesem Fall wird die Emotion dem Verursacher direkt mitgeteilt.

In einer psychoanalytischen Theorie ist die Schadenfreude neben der Vorfreude das einzige Gefühl, dass unmittelbare Entspannung gibt. Sie funktioniert ohne jeden weiteren Energieaufwand. Schadenfreude ist ein gesellschaftlicher Gleichmacher, denn in diesen Momenten kann auch ein sozial schwächerer Mensch für einen Augenblick auf dem Niveau des vermeintlich Besseren, Schöneren oder Stärkeren sein.

Schadenfreude früher und heute

Vor allem im Mittelalter war das kollektive Lachen über Fehlleistungen oder das Fehlverhalten anderer Mitmenschen ausgeprägt. Öffentliche Treffen, bei denen über den, auf der Bühne positionierten, Menschen gelacht wurde, sind verboten worden.

Auch in der Bibel findet man Passagen, welche die Schadenfreude verpönen. Heutzutage verbietet das sittliche Ideal es, sich über Andere lustig zu machen.

Allerdings braucht der Mensch dieses Ventil und daher entwickeln sich immer mehr Fernsehshows, in denen öffentlich über Missgeschicke und Pannen gelacht wird. Die Gesellschaft sucht sich entsprechende Stellvertreter.

Auch Sendungen, in denen unendlich viele Videos von Missgeschicken gezeigt werden, gewinnen an Beliebtheit und der Zuschauer muss sich nicht einmal schlecht dabei fühlen, denn es wird ja quasi von ihm abverlangt, wenn er das Fernsehgerät einschaltet.

Situation in Deutschland

Untersuchungen ergaben, dass rund 79% der Deutschen schadenfroh sind. Dabei sind es vor allem die jüngeren Menschen. Dies leuchtet ein, denn ein junger Mensch steht unter höherem Druck und versucht, sich bestimmten Normen unterzuordnen, ohne bereits seinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben. Das macht ihn anfälliger für Spott als es ein älterer Mensch ist, der seinen Platz gefunden und zusätzlich schon ein gesünderes Selbstwertgefühl hat.

Inwieweit die Freude am Schaden Anderer nun wirklich lustig ist und ob die Schicksale und Verhaltensweisen wirklich vermarktet werden müssen, muss jeder selbst für sich entscheiden. Jemandem mit einem Lächeln zu beschenken, bringt dem Freude, der das Lächeln empfängt und dem, der lächelt, denn Lachen erzeugt Glückshormone.

2 Frauen lästern über die Kollegin
2 Frauen lästern über die Kollegin

Unterschiedliche Formen von Schadenfreude

Schadenfreude ist eine Grundemotion des Menschen, welche selbst schon bei Affen beobachtet werden konnte. Dabei ist es interessant zu wissen, dass sich Schadenfreude in vielerlei Hinsicht äußern kann. Doch was sind die unterschiedlichen Formen von Schadenfreude, welche wir im Alltag empfinden und teils auch äußern?

Versteckte und offene Schadenfreude

Zunächst einmal kann diese Emotion in die versteckte und die offene Schadenfreude differenziert werden. Im Falle der versteckten Schadenfreude kommt es zu keiner direkten Äußerung der Schadenfreude, weshalb diese Form auch als heimliche Schadenfreude bezeichnet wird.

Der Betroffene empfindet deshalb das Gefühl der Schadenfreude und genießt dieses still und leise, ohne dass die Umgebung über dieses Empfinden informiert würde. Dies schließt natürlich auch ein, dass die betroffene Person des Unfalls nichts über diese Art der Reaktion erfährt.

Dem gegenüber steht die offene Schadenfreude. Bei dieser kommt es zu einer direkten Reaktion des Betroffenen, wodurch der Umwelt und eventuell auch dem durch den Unfall Betroffenen mitgeteilt wird, dass man das Ganze als lustig und erheiternd empfindet. Die offene Schadenfreude kann sich dabei in vielerlei Formen äußern, auf welche nun noch eingegangen werden soll.

Spott

Die erste Form der offenen Schadenfreude wäre der Spott. Unter Spott versteht man ein bewusstes Lächerlichmachen des Betroffenen. Diese Lächerlichmachung vollzieht sich zudem häufig im Beisein weiterer Personen, wodurch der Betroffene eine soziale Kränkung erfährt.

Hohn

Eine Steigerung des Spotts stellt wiederum die zweite Kategorie der offenen Schadenfreude dar: der Hohn. Im Prinzip gleicht der Hohn dem Spott.

Allerdings gesellen sich zu den bereits genannten Aspekten noch die Tatsache, dass Hohn durch ein gewisses Maß an Verachtung geprägt ist. Der Betroffene wird deshalb nicht nur öffentlich bloßgestellt, sondern auch in seiner Ehre angegriffen.

Ironie und Sarkasmus

Des Weiteren kann sich Schadenfreude noch in den Ausprägungen der Ironie und des Sarkasmus äußern. Hierbei handelt es sich um Aussagen, welche nicht die tatsächliche Meinung des Sprechers wiedergeben. Die tatsächliche Absicht lässt sich lediglich aus dem Kontext oder der Betonung des Gesagten erschließen.

Oftmals sind Ironie und Sarkasmus unterschwellige Formen der Schadenfreude und werden deshalb auch nicht von jedem verstanden. Darüber hinaus werden diese Mittel gerne eingesetzt, um die persönliche Schadenfreude versteckt zu äußern.

Gründe der Schadenfreude

Wer kennt das nicht: Einem Mitmenschen geschieht ein mehr oder weniger ernsthaftes Missgeschick und in uns macht sich ein Gefühl der Schadenfreude breit. Angesichts dieser Tatsache drängt sich dann schon einmal die Frage auf, warum wir uns denn überhaupt über die Missgeschicke anderer so freuen, statt dem Betroffenen zu helfen oder zumindest Sympathie für diesen zu empfinden?

Zunächst einmal kann betont werden, dass das Unglück eines Mitmenschen keineswegs immer zu einem Gefühl von Schadenfreude führt. Stattdessen müssen einige Faktoren erfüllt sein, damit es zum Gefühl von Schadenfreude kommen kann.

Die betroffene Person hat es nicht anders verdient

Dies wäre einerseits die persönliche Ansicht, dass der Betroffene das Missgeschick verdient habe. Das Verschütten des Kaffees vom ungeliebten und herrschsüchtigen Vorgesetzten führt somit schnell zu Schadenfreude, da sich beim Beobachter das Gefühl einstellt, dass dieser Mensch das Unglück verdient habe.

Es besteht kein ernsthafter Schaden

Darüber hinaus ziehen Missgeschicke, welche Schadenfreude auslösen, in der Regel nur einen vergleichsweise geringen Schaden nach sich. Die Höhe des Schadens ist dabei natürlich relativ. Wird beispielsweise ein Prominenter um einige Tausend Euro bestohlen, von welchem man weiß, dass dieser Multimillionär ist, kommt leicht Schadenfreude auf, da der Gesamtschaden für den Betroffenen als gering einzustufen ist.

Man ist an dem Vorfall nicht selbst beteiligt

Letztendlich darf man am Vorfall nicht direkt selbst beteiligt sein. Sobald man selbst in das Missgeschick oder den Unfall involviert war, stellt sich statt des Gefühls der Schadenfreude eher ein Schuld- oder Schamgefühl ein.

Mögliche Ursachen aus psychologischer Sicht

Diese Voraussetzungen erklären allerdings noch nicht, warum wir uns denn nun eigentlich über die Missgeschicke anderer so freuen. Die heutige psychologische Forschung geht davon aus, dass Neid die Grundlage von Schadenfreude ist. Das Missgeschick wird dann als eine willkommene Bestrafung der jeweiligen Person gesehen.

Diese Annahme wird durch zahlreiche Studien untermauert. So gab es beispielsweise einen Versuch, bei welchem der Faktor Neid gezielt verstärkt wurde.

So wurde einem Probanden eine Person präsentiert, welche diesem im Wesentlichen ähnelte. Der einzige Unterschied war der Erfolg der Person in all jenen Feldern, in welchen der Proband selbst Probleme hatte.

War der Proband beispielsweise 35 und immer noch Single, war die präsentierte Person ebenso alt und in einer glücklichen Beziehung. Passierte der vorgestellten Person nun ein Missgeschick, wurde zumeist Schadenfreude empfunden. War wiederum eine Person betroffen, welche keinerlei Ähnlichkeit mit dem Probanden hatte, kam es viel seltener zu einem solchen Empfinden.

Weitere mögliche Auslösern für das Empfinden von Schadenfreude: es stärkt das Selbstwertgefühl. Wenn man selbst erkennt, dass auch andere Menschen Fehler machen, wird man sich gleich ein wenig besser fühlen. So tut Schadenfreude auch emotional gut.

Jugendliche Schülerin in grauer Jacke mit gesenktem Kopf vor zwei Mitschülern, die sich über sie lustig machen
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Tipps zum richtigen Umgang

Das Gefühl, Opfer von Schadenfreude zu werden, ist niemals angenehm. Schließlich macht sich dabei ein anderer - oder gleich mehrere Menschen - über einen lustig. Wütend oder eingeschnappt zu reagieren, oder sich gar von der Situation runterziehen zu lassen, wird einen aber nicht unbedingt weit bringen.

Besser ist es, es dem anderen niht sofort übel zu nehmen und sich besser nicht persönlich angegriffen zu fühlen. In der Regel stellt Schadenfreude einen ersten Impuls dar, dem man sich nur schwer widersetzen kann.

Wer kann, sollte mitlachen - über sich selbst und seine Fehler lachen zu können, macht einen Menschen besonders sympathisch. Schwieriger wird es natürlich, wenn es sich um die heimtückische Variante der Schadenfreude handelt, und sich jemand tatsächlich darüber freut, dass man etwas für sich persönlich Wichtiges nicht geschafft hat.

Hier ist es hilfreich, sich klarzumachen, dass der andere nur neidisch ist. Aus diesem Gefühl heraus kann man Kraft schöpfen und ruhig bleiben.

Weiblicher Fuß in High Heels tritt auf Bananschale und rutscht aus
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Unangebrachte Situationen für Schadenfreude

Schadenfreude ist ein ganz gewöhnliches menschliches Empfinden, welches als solches auch nicht verurteilenswert ist. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen Schadenfreude nicht angebracht ist. Doch wann sollte sich dieses Gefühl nicht einstellen oder zumindest unterdrückt werden?

Bei Verletzungen und ernsthaften Schäden

Zunächst einmal ist Schadenfreude auf keinen Fall dann angebracht, wenn es zu einem ernsthaften oder größeren Schaden kam. Eine schwere Verletzung ist ebenso wenig lustig wie ein hoher materieller Verlust.

In einem solchen Fall sollte die Empathie überwiegen und es sollten sich eher Gedanken gemacht werden, wie dieser Person vielleicht geholfen werden kann. Sich am ernsthaften Leid eines Mitmenschen zu erfreuen, wäre schließlich keine Schadenfreude mehr, sondern Sadismus.

Wenn man selbst helfen kann

Darüber hinaus ist Schadenfreude niemals angebracht, wenn es sich um eine akute Situation handelt, in welcher man dem Betroffenen direkt aus seiner unglücklichen Lage helfen könnte. Ist es einem jungen Mann beispielsweise nicht möglich, sein schweres umgefallenes Motorrad wieder aufzustellen, mag das bei manch einem vielleicht Schadenfreude auslösen. Diese sollte dann jedoch unterdrückt und dem jungen Mann geholfen werden.

Schadenfreude ist demnach in all jenen Fällen unangebracht, in welchen man persönlich eingreifen und das Problem beseitigen könnte. Ansonsten würde man sich schlicht rücksichtslos und gemein verhalten.

Bei unbekannter Sachlage

Des Weiteren ist Schadenfreude unangebracht, sobald man nicht über die genauen Umstände eines Unfalls Bescheid weiß. Man denke nur an einen Mann beim Einkaufen, der über ein Regal in eine Flaschensammlung fällt. Sollte der Mann einen Anzug und Designersonnenbrille tragen, neigt man schnell zum Vorurteil, dass er sich den Schaden doch leisten könne und ohnehin nur ein arroganter Geschäftsmann sei.

Der Grund für den Sturz war aber vielleicht eine angeborene Behinderung, welche den Mann schon ein Leben lang vor ernsthafte Probleme im Alltag stellt. Der optische Auftritt ist wiederum nur ein Versuch, dieses vermeintlichen Makel zu kaschieren. Bevor man also das Gefühl der Schadenfreude auslebt, sollte man zunächst einmal sicherstellen, dass man über das jeweilige Missgeschick und dessen Hintergründe ausreichend Bescheid weiß.

Insgesamt gibt es zahlreiche Fälle, wann Schadenfreude nicht angebracht ist. Bevor man sich demnach das nächste Mal über eine Person lustig macht und das Gefühl der Schadenfreude genießt, sollte man zunächst einmal kurz innehalten und sich fragen, ob diese denn überhaupt gerechtfertigt ist.