Beinfehlstellungen (O-Bein, X-Bein, Beinlängenunterschied) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Das menschliche Bein kann von bestimmten Fehlstellungen betroffen sein. Zu den verbreiteten Beinfehlstellungen gehören vor allem das O-Bein, das X-Bein sowie der Beinlängenunterschied. In den meisten Fällen bestehen diese schon seit Geburt an; doch mitunter ist die Entstehung auch aufgrund von bestimmten Erkrankungen oder Verletzungen möglich. Zu den möglichen Behandlungsmaßnahmen gehören auch chirurgische Eingriffe. Lesen Sie alles Wissenswerte über mögliche Beinfehlstellungen.

Von Jens Hirseland

Beim menschlichen Bein treten verschiedene Fehlstellungen der Beinachsen auf wie das O-Bein, das X-Bein oder der Beinlängenunterschied. Diese Fehlstellungen bestehen zumeist schon seit der Geburt und zeigen sich häufig bei Kindern und Jugendlichen. Es ist möglich, dass nur ein Bein oder aber auch beide Beine davon betroffen sind.

O- und X-Beine

Das O-Bein

Häufigste Fehlstellung an den Beinen ist das O-Bein. So zeigt sich das O-Bein zehnmal häufiger als das X-Bein.

Beim O-Bein kommt es zu einer seitlichen Achsabweichung der Beine in die äußere Richtung. So wird bei der Betrachtung von der Vorderseite ein O gesehen.

Bei Babys und Kleinkindern ist das Auftreten von O-Beinen nicht weiter ungewöhnlich. Beginnen die Kinder mit dem Gehen, verschwindet die Achsfehlstellung meist von selbst wieder.

Das X-Bein

Tritt ein X-Bein auf, richtet sich die Abweichung der Beinachse nach innen, sodass sich von vorne betrachtet ein X ergibt. Ein X-Bein entsteht im Kindesalter zwischen zwei und fünf Jahren.

Dabei handelt es sich um eine normale Entwicklungsphase, bei der es im Laufe der Zeit wieder zu einer Normalisierung kommt. Mitunter sind die X-Beine aber auch bereits angeboren.

Risikofaktoren

Darüber hinaus können bestimmte Faktoren wie Erkrankungen oder Hormonstörungen die Entstehung von X-Beinen fördern. Außerdem treten sie häufig bei Kindern auf, die unter Übergewicht leiden.

Beinlängenunterschied

Unterschiede in der Beinlänge sind weit verbreitet. Es wird vermutet, dass sie aufgrund eines zu starken oder zu schwachen Beinwachstums entstehen. Beträgt die Differenz bis zu zwei Zentimeter, ist von einem physiologischen Unterschied die Rede, von dem die betroffenen Personen meist nichts bemerken.

Eine medizinische Behandlung ist daher nicht nötig. Allerdings sollte der Unterschied der Beinlänge kontrolliert werden.

Anders ist es, wenn der Beinlängenunterschied zwei Zentimeter übersteigt. Dadurch sind negative Auswirkungen auf den Rücken möglich, sodass eine Behandlung erforderlich ist. Dabei gleicht man den Unterschied aus, indem man mithilfe einer eingelegten Sohle im Schuh für die Verlängerung des kürzeren Beins sorgt.

Ursachen von Beinfehlstellungen

O-Beine

O-Beine sind entweder angeboren oder werden im Laufe des Lebens erworben. So können sie durch bestimmte Grunderkrankungen entstehen. Dazu zählen vor allem

im Alter. Auch X-Beine sind mitunter angeboren, was durch Knochenfehlformen oder Bindegewebsschwächen ausgelöst wird. Erworbene X-Beine werden durch

  • Mangel an Vitamin D
  • Entzündungen
  • Hormonstörungen
  • Tumore
  • Knochenbrüche, die nach den Wechseljahren auftreten, oder
  • Übergewicht

verursacht. Gelegentlich entstehen X-Beine auch durch Lähmungen bei einer veränderten Wachstumsrichtung. In manchen Fällen werden die Beinfehlstellungen auch durch medizinische Eingriffe hervorgerufen. So kommt es nach einer Entfernung des Außenmeniskus am Knie mitunter zu X-Beinen, während nach einer Entfernung des Innenmeniskus O-Beine zutage treten.

Symptome

Die Fehlstellungen an den Beinen rufen oftmals Schmerzen im Kniegelenk hervor, da durch sie die Knie übermäßig belastet werden, wodurch wiederum die Gefahr einer Kniearthrose besteht. Auch Knorpel und Meniskus leiden unter den O- und X-Beinen.

Bei O-Beinen ist zudem die Ausbildung von Knick-Senk-Füßen möglich. Des Weiteren spielen auch kosmetische Nachteile eine bedeutende Rolle.

Diagnose

Ist die Beinfehlstellung stark ausgeprägt, genügt bereits eine klinische Untersuchung, um sie zu diagnostizieren. Bei leichteren Formen erfolgt die Aufnahme von Röntgenbildern.

Dabei röntgt man in einer so genannten Achsenaufnahme den Oberschenkelknochen, das Knie sowie das Sprunggelenk. Außerdem kann eine Laufanalyse vorgenommen werden.

Behandlung

Wichtigstes Behandlungsziel bei Beinfehlstellungen wie O- und X-Beinen ist es, eine Arthrose im Kniegelenk zu verhindern. Besteht bereits eine Arthrose, gilt es zu verhindern, dass sie sich weiter verschlimmert.

Bei Kindern kann es vorkommen, dass sich die O- oder X-Beine spontan bessern. Erfolgt bis zum Wachstumsende jedoch keine Besserung, ist ein operativer Eingriff nötig, bei dem die Kniehöhe verbessert wird.

Durch das Korrigieren der Beinachsen lässt sich einer zu starken einseitigen Belastung des Kniegelenks entgegenwirken. So erfolgt dabei die gleichmäßige Verteilung des Drucks auf beide Gelenkflächen.

Operation

Beinfehlstellungen wie O-Beine oder X-Beine lassen sich auch operativ behandeln. Liegt bei einem O-Bein eine Arthrose vor, führt der Chirurg eine Korrektur am Schienbeinkopf durch. Im Falle eines X-Beins wird die Korrektur dagegen meist am Oberschenkel vorgenommen.

Erfolgt eine Achskorrektur, trennt man den Knochen mithilfe einer speziellen oszillierenden Säge sowie von Knochenmeißeln auf. Anschließend erfolgt entweder das Einsetzen eines Keils oder das Entnehmen des Knochenkeils. Danach verwendet der Chirurg Klammern, Schrauben oder Platten, um den Knochenschnitt zu sichern.

Bis sich der Patient von dem Eingriff erholt hat, dauert es in der Regel etwa 6-8 Wochen. Eine operative Korrektur der Beinachse ist allerdings nur möglich, wenn der Patient nicht unter einer fortgeschrittenen Arthrose leidet.

Risiken

Die operative Behandlung einer Beinfehlstellung gilt allgemein als sehr sicher. Dennoch kann es zu einigen Komplikationen kommen.

So bestehen die allgemeinen OP-Risiken wie

Des Weiteren kann es zu einer ungenügenden Knochenverheilung kommen, bei der die Verknöcherung des Osteotomiespaltes ausbleibt (Pseudoarthrose). Daher raten Experten übergewichtigen Patienten sowie Rauchern von der Operation ab.

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