Essstörungen bei Jugendlichen in der Pubertät

Essstörungen bei Jugendlichen in der Pubertät sind kein seltenes Phänomen. Es gibt verschiedene Formen der Essstörung. Die Ursachen liegen oft in einem mangelnden Selbstwertgefühl begründet. Eltern sollten besonders einfühlsam vorgehen; zunächst ist es jedoch entscheidend zu wissen, woran diese festzumachen sind und welche Schritte eingeleitet werden sollten, um ihrem Kind zu helfen. Lesen Sie alles Wissenswerte über Essstörungen bei Jugendlichen in der Pubertät.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Formen von Essstörungen, die in der Pubertät auftreten

Essstörungen zeigen sich oftmals in der Pubertät. Besonders häufig treten sie bei Mädchen auf, doch auch Jungen in der Pubertät sind in zunehmendem Maße betroffen. Zu den bekanntesten Essstörungen bei Jugendlichen zählen:

  1. die Magersucht
  2. die Bulimie (Ess-Brechsucht)
  3. die Binge-Eating-Störung

Magersucht

Bei der Magersucht fühlen sich die Betroffenen übergewichtig, obwohl sie es meist gar nicht sind. Daher versuchen sie ständig, ihr Körpergewicht mithilfe von

zu verringern.

Bulimie

Von einer Bulimie ist die Rede, wenn es zu unkontrollierten Essattacken kommt. Da diese von den betroffenen Personen jedoch rasch bereut werden, benutzen diese Abführmittel oder erbrechen sich, um das unerwünschte Gewicht wieder loszuwerden. Weil die Erkrankten jedoch äußerlich ganz normal wirken, ist die Ess-Brechsucht nur schwer zu entdecken.

Binge-Eating-Störung

Bei einer Binge-Eating-Störung werden größere Nahrungsmengen unkontrolliert in den Körper hineingeschlungen. Zu einem Sättigungsgefühl führen die Essattacken allerdings nicht. Im Unterschied zur Ess-Brechsucht kommt es dabei jedoch weder zu Hungerattacken noch zu Erbrechen. Mitunter können eine Magersucht und eine Bulimie auch kombiniert auftreten.

Ursachen von Essstörungen in der Pubertät

Die Ursachen von Essstörungen sind mannigfaltig. Häufig leiden die betroffenen Personen unter einem Mangel an Selbstwertgefühl und legen großen Wert auf die Meinung von anderen Menschen. Ihre eigenen Gefühle rücken dagegen in den Hintergrund.

Aber auch ein übermäßiger Perfektionismus sowie hohe Leistungserwartungen spielen eine bedeutende Rolle. Durch die hohe Erwartungshaltung kommt es zu einem erheblichen Leistungsdruck und permanenter Unzufriedenheit.

Zahlreiche Betroffene stammen aus Familien, in denen ein hohes Harmoniebedürfnis besteht. So kommt es während der Pubertät deshalb häufig zum Unterdrücken von typischen Konflikten, um die gewohnte Welt zu bewahren.

Wie können Eltern Essstörungen bei ihren Kindern bemerken?

Für Eltern ist es oft sehr schwierig, die Essstörungen ihrer Kinder zu erkennen. So handelt es sich bei den Themen gutes Aussehen und körperliche Fitness um allgemein wichtige Kriterien bei Jugendlichen, die nicht unbedingt etwas mit einer psychischen Störung zu tun haben müssen. Experten empfehlen, genau auf das Leben seines Kindes zu achten.

Mögliche Verdachtspunkte können sein, wenn...

  • das Kind sich unberechtigterweise als zu dick empfindet.

  • sich das Kind sich keinen Genuss erlaubt.

  • das Kind sich ständig mit den Nährwerten der Nahrungsmittel beschäftigt.

  • das Kind soziale Kontakte vermeidet.

Aber auch auf Gewichtsschwankungen sollte geachtet werden.

Eine Essstörung zu erkennen, ist nicht unbedingt einfach. Oft ist es so, dass Jugendliche sich vermehrt mit dem Thema Ernährung befassen und beispielsweise eine Diät machen. Bestätigungen, dass man schön schlank geworden sei, nehmen sie als Ermutigung, um weiter diese Richtung einzuschlagen.

Auch wenn es irgendwann auffällt, dass der oder die Jugendliche zu dünn ist, sind diese weiterhin nicht mit sich und ihrem Körper zufrieden. Kommentare von außen werden ignoriert und häufig erfolgt der Rückzug.

Essen in Gesellschaft kommt nicht in Frage und so wird oft auch der Kontakt zu guten Freunden drastisch reduziert. Dies sollten Eltern also als sehr deutliches Alarmsignal wahrnehmen, professionelle Hilfe in Form einer Beratung ist meist hier schon unumgänglich.

Handelt es sich um Bulimie, ist nicht unbedingt ein Gewichtsverlust zu bemerken, vielmehr können dann der geplünderte Kühlschrank oder Essensreste im Jugendzimmer mögliche Anzeichen sein. Hinzu kommt das kurze Verschwinden des oder der Betroffenen nach dem Essen. Auch dieses Verhalten ist unbedingt einem Therapeuten vorzustellen, denn der Weg aus dieser Lage hinaus wird nun immer schwieriger.

Was kann man gegen Essstörungen bei Jugendlichen unternehmen?

Ein Patentrezept zum Verhindern von Essstörungen gibt es nicht. Dennoch lassen sich einige Dinge tun, um ihr Entstehen zu verhindern.

So ist es wichtig, schon früh bei den Kindern den Spaß an körperlicher Bewegung zu fördern, damit sie ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper entwickeln können. Damit das Kind auch ein gesundes Selbstbewusstsein aufbaut, ist es wichtig, ihm bestimmte Aufgaben anzuvertrauen, die es alleine bewältigen kann.

Wichtig ist zudem, die eigene Einstellung zu Themen wie Ernährung, Gewicht oder Diäten zu überprüfen. So achten Kinder meist sehr genau auf die Eltern als Vorbilder.

Stellt sich tatsächlich heraus, dass das eigene Kind während der Pubertät unter einer Essstörung leidet, wird empfohlen, sich auf einer entsprechenden Beratungsstelle in der Nähe Rat zu holen. In der Regel muss eine Essstörung psychotherapeutisch behandelt werden, was das Kind allerdings auch wollen muss.

Bestehen die Essstörungen erst seit wenigen Wochen bis Monaten, so ist es meist noch relativ einfach, mithilfe einer ambulanten Behandlung aus der Situation herauszukommen. Haben die Probleme aber bereits vor einem halben Jahr oder eher angefangen, ist eine Veränderung des bereits festgefahrenen Verhaltens schon schwierig - ohne therapeutische Hilfe gehen die Versuche in der Regel ins Leere.

Unbehandelt kommt es bei Bulimie oder Magersucht in 10 Prozent der Fälle zum Tod. Etwa ein Drittel der Patienten bleibt auch mit Therapie chronisch krank - im Durschnitt dauert die Essstörung im Jugendalter fünf Jahre. Wer mögliche Anzeichen also früh erkennt, kann seinem Kind einiges an Leid ersparen.

Dauer und Ziele der Therapie von Essstörungen bei Jugendlichen

Eine ambulante Behandlung ist in der Regel möglich, wenn die Symptome noch nicht sehr lange andauern und eine Krankheitseinsicht seitens der Patienten vorliegt, denn dann werden diese bei der Therapie auch mitarbeiten. Meist werden in diesem Stadium wöchentliche Termine à 50 Minuten wahrgenommen. Die Therapie dauert dann mehrere Monate; sie läuft langsam aus.

In den meisten Fällen erfolgt die Therapie zusammen mit den Eltern oder zumindest einem Elternteil. Dies ist auch sinnvoll, da sich die Hauptsymptome und die Störung somit hauptsächlich zuhause abspielt und die Eltern wissen sollten, wie sie am besten vorgehen.

Bei der Behandlung der Essstörungen bei Jugendlichen in der Pubertät geht es darum,

  • das Essverhalten samt Häufigkeit, Zusammensetzung, Menge und Dauer zu normalisieren
  • Essanfälle zu reduzieren
  • ein normales Körpergewicht wiederherzustellen
  • ein persönliches Störungsmodell zu entwickeln: Ursachen, Verhaltensweisen und Co.

Wann ist eine stationäre Behandlung notwendig?

In folgenden Fällen ist schon am Anfang eine stationäre Behandlung notwendig: bei

  • sehr starkem Untergewicht
  • körperlichen Schäden wie Schwächeanfällen, Elektrolytmangel im Blut, Herzbeutelerguss
  • mehrmals täglichen Essanfällen mit Erbrechen
  • Unfähigkeit zum Schulbesuch
  • sozialer Isolation

Therapiesitzungen einmal pro Woche können hier meist nicht zum Erfolg führen.