Die Binge Eating Disorder (BED) - eine Abart der Bulimie

Als Binge Eating Disorder bzw. Binge Eating Störung (BES) bezeichnet man eine Essstörung. Sie gilt als Abart der Bulimie. Typisch für die Betroffenen ist, dass sie häufig unter Übergewicht leiden, da sie etwa, im Gegensatz zur Bulimie, keine Maßnahmen ergreifen, um die überzähligen Kalorien wieder los zu werden. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Krankheitsbild des Binge Eating Disorders.

Von Jens Hirseland

Merkmale

Bei der Binge Eating Störung (BES), die auch als Binge Eating Disorder (BED) bezeichnet wird, handelt es sich um eine Essstörung. Bei dieser Abart der Bulimie werden von den Betroffenen in kurzer Zeit große Mengen an kalorienreichen Lebensmitteln verzehrt.

Der Begriff "Binge" stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie "Gelage". So kommt es bei der Binge Eating Störung zu regelrechten Fress-Attacken, die einem zügellosen Gelage gleichen. Das heißt, dass Binge Eater bei einer solchen Attacke alles in sich hineinstopfen, was sie in der Küche finden, wie zum Beispiel

Heruntergespült wird das Essen mit kalorienreichen Getränken. Die Menschen, die unter dieser relativ jungen Essstörung leiden, sind nicht imstande, ihr Essverhalten zu kontrollieren. Schätzungsweise kommt BED bei ca. 2 Prozent der Bevölkerung vor. Besonders betroffen sind Übergewichtige.

Unterschiede zur Bulimie

Binge Eating Disorder gilt als Subform der Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Es gibt einige Unterschiede. Während Bulimiekranke systematisch Maßnahmen wie exzessive sportliche Aktivitäten oder Erbrechen ergreifen, ist dies bei Binge Eatern nicht der Fall. Aus diesem Grund kommt es meist zu starkem Übergewicht.

Ein weiterer Unterschied zu Bulimie und Magersucht ist, dass nicht nur Frauen bevorzugt unter BED leiden, sondern auch Männer. So handelt es sich bei rund einem Drittel aller Binge Eater um Männer. Unterschiede bestehen aber auch zu "normalen Übergewichtigen".

Unterschiede zwischen Binge Eatern und "normalen" Übergewichtigen

Die Binge Eating Störung hat durch das unkontrollierte Essen der betroffenen Personen meist eine erhebliche Zunahme an Gewicht zur Folge. Das Essverhalten der Binge Eater unterscheidet sich allerdings deutlich von dem Verhalten von Menschen, die nur leidenschaftlich gerne essen. So treten die Fressattacken ganz plötzlich auf und können sogar mitten in der Nacht vorkommen.

Die Lebensmittel, die es zu verspeisen gilt, werden wahllos und in großen Mengen zusammengestellt und regelrecht in den Mund hineingestopft. Nachdem in kurzer Zeit erhebliche Mengen an Lebensmitteln verschlungen wurden, stellen sich bei den Betroffenen häufig Schuldgefühle und Depressionen ein.

Auch Schlafstörungen, Angstzustände oder erhöhter Leistungsdrang können auftreten. Der Drang nach Essen ist bei den Betroffenen so groß, dass manche von ihnen

  • Schulden machen
  • Mülleimer nach Essen durchwühlen oder sogar
  • stehlen, um sich neue Lebensmittel zu verschaffen.

Wer ist gefährdet?

Als besonders gefährdet an der Binge Eating Störung zu erkranken, gelten Menschen, bei denen ohnehin schon Übergewicht besteht. Da im Gegensatz zur Bulimie das Aufnehmen der Nahrung nicht durch Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln oder starke körperliche Betätigungen kompensiert wird, hat dies eine weitere Gewichtszunahme zur Folge.

Mögliche Ursachen

Wodurch BED verursacht wird, ist bislang nicht genau bekannt. Ähnlich wie bei anderen Essstörungen scheinen verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen. Als Hauptgründe für die Essattacken gelten

  • Frustrationen
  • Depressionen
  • Ärger oder
  • Langeweile.

Mediziner nehmen an, dass die Betroffenen durch das Essen unangenehme Emotionen kompensieren wollen. Da das Erkrankungsrisiko bei übergewichtigen Menschen besonders hoch ist, wird auch Übergewicht als Ursache vermutet.

Oftmals sind die Betroffenen mit ihrer Figur unzufrieden und haben bereits mehrere Diäten hinter sich. Ebenfalls eine Rolle spielen der Überfluss an Lebensmitteln sowie der Schlankheitswahn in der Gesellschaft.

Psychische Merkmale von BED

Ebenso wie bei der Bulimie kommt es auch bei der Binge Eating Störung zu psychischen Veränderungen. Im weiteren Verlauf der Krankheit besteht die Gefahr, dass sich diese Veränderungen noch weiter ausprägen.

Bei Menschen, die unter BED oder Bulimie leiden, handelt es sich häufig um Personen, die erfolgsorientiert sind. Ihre Essanfälle empfinden sie als überaus peinlich, sodass sie vermeiden, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Dadurch leiden sie jedoch häufig unter innerer Vereinsamung und Depressionen.

Mögliche Symptome, die sich vor einem Fressanfall zeigen können, sind Langeweile sowie extreme Gefühle, wie zum Beispiel große Freude. Typisch für die Binge Eating störung sind zudem

  • ein negatives Selbstbild
  • häufiges Grübeln über Essen und Figur bzw. Gewicht
  • Wahrnehmungsstörungen in Bezug auf Hunger- bzw. Sättigungsgefühl und
  • Angststörungen.

Mögliche Folgeerkrankungen

Bei manchen Patienten entwickelt sogar die Neigung zum Selbstmord. Auch weitere Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder Drogenkonsum können sich entwickeln.

In manchen Fällen kommt es zusätzlich zum Borderline-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung mit starken Stimmungsschwankungen.

So werden die Betroffenen mitunter sogar gewalttätig, haben jedoch große Angst, dass man sie verlässt. Auch Selbstverletzungen und Selbstmorddrohungen sind im Bereich des Möglichen. Manchmal geben sich die Erkrankten selbst auf.

Körperliche Merkmale von BED

Für den Körper kann BED fatale Folgen haben. So ruft die Fehlernährung oftmals Veränderungen und Schäden am Stoffwechsel oder am Magen hervor.

Durch den Mangel an Mineralstoffen besteht zudem die Gefahr von Skelettveränderungen wie Knochenschwund (Osteoporose). Mangelt es an Kalium, führt dies oft zu Herzrhythmusstörungen.

Mögliche Auswirkungen

Da es durch die Binge Eating Störung zu starker Gewichtszunahme kommt, erhöht sich auch das Risiko für verschiedene Krankheiten. Dazu gehören vor allem

Zudem drohen weitere körperliche Schäden aufgrund von Selbstverletzungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch.

Behandlungsmöglichkeiten

Damit es nicht so weit kommt, ist es wichtig, die Essstörung professionell behandeln zu lassen. Bei einer Psychotherapie lernen die Patienten wieder normal zu essen und auf diese Weise ihr Gewicht zu reduzieren. Außerdem befasst sich der Therapeut auch mit den psychischen Ursachen, die für die Essstörung verantwortlich sind.

Selbsthilfe

Auch der Patient selbst kann einiges dafür tun, um seine Erkrankung in den Griff zu bekommen. So empfiehlt sich ein Ernährungsprotokoll, in das die verzehrten Nahrungsmittel und die Uhrzeiten eingetragen werden. Des Weiteren sollten hier die Gedanken und Gefühle vor und nach dem Essen notiert werden. Auf diese Weise werden mögliche Probleme sichtbar, die auch im Rahmen der Therapie besprochen werden können.

Da die Fressattacken häufig in stressigen Situationen auftreten, gilt es, Stress möglichst zu vermeiden. Hilfreich dabei können auch Entspannungsübungen sein. Ebenso empfehlenswert ist das Ausüben von angenehmen Tätigkeiten wie etwa

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

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