Beliebte deutsche Märchen - Entstehung, Inhalt und Altersempfehlung

Märchen erinnern viele Menschen an die eigene Kindheit. Worum es bei den einzelnen Märchen geht und ab welchem Alter sie geeignet sind, erfahren Sie im Folgenden.

Von Claudia Haut

Kinder- und Hausmärchensammlung der Gebrüder Grimm

Die bekanntesten Märchen stammen von den Gebrüdern Grimm, wobei es oft mehrere Versionen von ihren Werken gibt. Die Gebrüder Grimm haben die Märchen, über die wir Ihnen nachfolgend erzählen wollen, in ihrer "Kinder- und Hausmärchensammlung" aufgenommen.

Ab welchem Alter Märchen erzählt und vorgelesen werden können, hängt natürlich davon ab, wie man die Märchen erzählt. Lässt man Details aus, die kleinen Kindern Angst bereiten könnten, so sind Märchen bereits ab dem Kindergartenalter geeignet.

Entstehung und typische Merkmale

Jacob und Wilhelm haben Grimms Märchen in den Jahren 1812 bis 1858 herausgegeben. Ursprünglich sammelten die Brüder Märchen von ihren Bekannten, welche sie in ihre Volksliedersammlung aufnehmen wollten; dabei waren sie eigentlich nicht für Kinder gedacht.

Die Entstehung des Werks erfolgte durch volkskundliches Interesse und bekam Kommentare im märchenkundlichen Stil. Durch die Überarbeitungen durch Wilhelm Grimm entstand nach und nach der auch heute noch typische Märchenstil.

Die Textsammlung erschien in mehreren Auflage. Schon ab der zweiten lässt sich der bekannte Ausdrucksstil erkennen.

Die Auswahl der Texte erfolgte nach Kriterien der mündlichen Überlieferung, Forschungsinteressen sowie des vermuteten Alters - der Wunsch, ein Kinderbuch zu schreiben, war von Anfang an da. Besonders Wilhelm Grimm bearbeitete vorhandene Texte, tauschte sie aus, fügte Sprichwörter und Redensarten ein, kombinierte sie oder nahm neue auf.

Altersempfehlung

Bis heute zählen Grimms Märchen zu den beliebtesten Märchen für Kinder. Im Folgenden stellen wir Ihnen die berühmtesten Werke kurz vor.

Bis auf die Märchen "Hans im Glück" und "Rapunzel" kann man diese Märchen durchaus schon Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren vorlesen. Die anderen beiden Märchen sind aufgrund ihrer Handlung für Kinder ab einem Alter von sechs bis acht Jahren empfohlen.

Aschenputtel

Aschenputtel ist eines der beliebtesten Märchen. Es sortierte die "guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen" und konnte unerlaubterweise einen wunderschönen Prinzen kennenlernen.

Die böse Stiefmutter

Das Märchen Aschenputtel handelt von einem wunderschönen Mädchen. Auf dem Sterbebett bat die Mutter ihre Tochter darum, ein kleines Bäumchen auf ihrem Grab zu pflanzen.

Würde das Mädchen daran rütteln, so würde ein Wunsch in Erfüllung gehen. Als die Mutter gestorben war, pflanzte das Mädchen den kleinen Baum auf ihr Grab und goss ihn mit bitteren Tränen.

Einige Zeit nach dem Tod der Mutter nahm sich der Vater eine neue Frau, die ebenfalls zwei Töchter hatte. Auch diese Töchter waren sehr hübsch, hatten jedoch ein kaltes Herz.

Aschenputtel, wie es fortan genannt wurde, musste im Schmutz leben und als Magd arbeiten. Selbst ihre schönen Kleider wurden ihr weggenommen.

Aschenputtel musste von nun an für die Stiefmutter, die beiden Stiefschwestern und ihren Vater sorgen. Sie holte Wasser, wusch die gesamte Wäsche und kochte das Essen.

Trotzdem wurde ihre Arbeit nicht geschätzt. Nachts schlief das Aschenputtel nicht in einem Bett, sondern in der Asche.

Der Ball des Königs

Eines Tages gab der König einen Ball für seinen Sohn, damit dieser sich eine hübsche Frau suchen konnte. Auch die beiden Stiefschwestern wurden eingeladen, Aschenputtel jedoch nicht. Stattdessen musste sie die Stiefschwestern für den Ball zurechtmachen.

Bevor sie dorthin gingen, gaben sie Aschenputtel eine Schüssel voll Linsen, die diese auslesen sollte. Während sich Aschenputtel an die Arbeit machte, flogen zwei weiße Tauben durch das Fenster zu ihr. Die Tauben halfen Aschenputtel, indem sie die schlechten Linsen fraßen und nur die guten zurückließen.

Auch am nächsten Tage gingen die bösen Stiefschwestern wieder zum Ball des Prinzen. Aschenputtel erhielt abermals eine Aufgabe. Wieder kamen die Tauben und gaben Aschenputtel den Rat, es solle zum Grab der Mutter gehen, am Bäumchen rütteln und sich ein schönes Kleid wünschen. Jedoch erinnerten sie Aschenputtel auch daran, dass der Zauber nur bis Mitternacht halten konnte.

Als Aschenputtel am Grab den Spruch "Bäumchen rüttel Dich und schüttel Dich, wirf schöne Kleider ab für mich" rief, bekam es ein wunderschönes Ballkleid und passende Schuhe. Das Kleid passte wie angegossen, und als Aschenputtel fertig war, stand eine wunderschöne Kutsche da, die sie zum Ball brachte. Der Prinz war hingerissen vom schönen Aschenputtel und tanzte nur mit ihr.

Der verlorene Schuh

Kurz vor Mitternacht brach Aschenputtel auf, um am Grab der Mutter das Kleid wieder zurückzugeben. Am nächsten Tag gingen die Schwestern erneut zum Ball, gaben Aschenputtel eine Aufgabe, die die weißen Tauben für sie erledigten.

Aschenputtel ging wieder zum Grab der Mutter und erhielt ein noch schöneres Ballkleid, mit dem sie den Prinzen abermals verzaubern konnte. Kurz vor Mitternacht verschwand Aschenputtel erneut. Da jedoch die Treppen mit Pech bestrichen waren, blieb einer ihrer Schuhe hängen.

Der Prinz hatte dies veranlasst, um endlich herauszufinden, wer dieses schöne Mädchen war. Er fuhr im Land herum und suchte das Mädchen, dem der Schuh passte.

Als er am Haus von Aschenputtel ankam, hackten sich die Schwestern einen Teil ihrer Füße ab, nur um in den Schuh zu passen. Der Prinz bemerkte jedoch das Blut, das aus dem Schuh tropfte, und fragte schließlich noch das Aschenputtel, ob es den Schuh probieren wolle.

Und: Er passte wie angegossen! Der Prinz nahm das Aschenputtel mit auf sein Schloss und heiratete sie. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Besonderheiten

Der berühmte Satz Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. wird heutzutage häufig im Volksmund zitiert. Zudem steht das Aschenputtel für ein Mauerblümchen, ein junges, unscheinbares und farbloses Mädchen.

Brüderchen und Schwesterchen

Ein weiteres, jedoch nicht ganz so bekanntes Märchen ist "Brüderchen und Schwesterchen". Auch dieses kann man schon im Vorschulalter vorlesen, wenn es kindgerecht geschrieben ist.

Die Flucht der Kinder

Brüderchen und Schwesterchen hatten früh die Mutter verloren. Die neue Frau des Vaters war schlecht zu den Kindern und gab ihnen nur harte Brotreste zu essen.

Eines Tages beschlossen die beiden daher, in die weite Welt hinauszuziehen. Nachts schliefen sie im Wald.

Von Durst getrieben suchten sie eine Wasserstelle. Da die böse Stiefmutter jedoch mitbekommen hatte, wie sich Brüderchen und Schwesterchen von zu Hause weggeschlichen hatten, hatte sie alle Brunnen verwünscht.

Die Verwandlung

An einer Wasserstelle angekommen, wollte das Brüderchen gierig trinken, doch Schwesterchen hörte, wie eine Stimme sprach: "Wer aus mir trinkt, wird ein Tiger!"

Das Schwesterchen warnte den Bruder, der es dann bei der nächsten Wasserstelle versuchen wollte. Auch hier und auch bei den anderen Wasserstellen rauschte das Wasser, dass sich das Brüderchen in ein wildes Tier verwandeln würde, wenn es das Wasser trinken würde.

Beim dritten Brunnen hörte das Schwesterchen, wie das Wasser rauschte: "Wer aus mir trinkt, wird ein Reh!" Trotz der Warnung seiner Schwester trank das Brüderchen, weil sein Durst einfach zu stark war. Sogleich verwandelte er sich in ein kleines Reh.

Das Schwesterchen ließ ihr verzaubertes Brüderchen jedoch nicht alleine, sondern wanderte mit ihm durch den Wald, bis es eine leer stehende Hütte fand, in der sie von nun an wohnten.

Die Jagd

Nach einiger Zeit wurde im Wald eine Jagd veranstaltet, an der das Reh unbedingt teilnehmen wollte. Es bettelte so lange, bis das Schwesterchen einwilligte und das Reh hinausließ.

Abends sollte das Reh wieder zu Hause sein und an die Tür klopfen, so der Wunsch des Schwesterchens. Das Reh war glücklich im Wald und konnte dem König, der die Jagd veranstaltete, immer wieder entkommen. Abends klopfte es wie versprochen an die Tür der Hütte und bat um Einlass.

Am nächsten Morgen wollte das Reh wieder fort und versprach, am Abend an die Tür zu klopfen und zu rufen: "Mein Schwesterchen, lass mich hinein!" Wieder hüpfte das Reh fröhlich im Wald umher.

Diesmal jedoch wurde es von den Jägern am Bein verwundet, sie konnten es aber nicht erwischen. Abends schlich das Reh zum Haus zurück, wurde jedoch von einem Jäger beobachtet. Am nächsten Tag war die Wunde verheilt und das Reh durfte wieder hinaus in den Wald.

Der König beobachtete das Reh den ganzen Tag und ging abends mit einem seiner Jäger zu der Hütte, in der das Schwesterchen schon sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Brüderchens wartete. Der König sprach: "Schwesterchen, lass mir herein!", und das Schwesterchen öffnete die Türe, im Glauben, es sei das verzauberte Reh.

Anfangs erschrak es fürchterlich, als es den König sah. Doch dieser war so verzaubert von dem Schwesterchen, dass er dieses bat, ihn zu heiraten.

Das Schwesterchen willigte unter der Bedingung ein, dass das Reh mit auf das Schloss kommen könne. Bald darauf war Hochzeit. Dem Reh ging es gut im Schloss, es wurde umsorgt und gepflegt.

Die böse Stiefmutter

Nach einiger Zeit erfuhr die böse Stiefmutter, wie gut es Brüderchen und Schwesterchen ging und konnte diesen Gedanken nicht ertragen. Als das Schwesterchen einen Jungen geboren hatte und der König währenddessen auf der Jagd war, verwandelte sich die Stiefmutter in eine Dienerin und lockte das Schwesterchen unter einem Vorwand von ihrem Kind weg. Sie schickte es in einen Raum, der lichterloh brannte.

Gleichzeitig verwandelte sie ihre Tochter, die hässlich wie die Nacht war, in das Schwesterchen, sodass der König bei seiner Rückkehr meinen konnte, es wäre seine Frau. Der war anfangs auch in dem Glauben.

Jedoch kam die Gestalt der echten Königin jede Nacht ans Bett ihres Kindes und verabschiedete sich mit dem Spruch: "Was macht mein Kind, was macht mein Reh? Nun komm ich nur noch einmal, dann nimmermehr!"

Happy End

Eine Kinderfrau beobachtete dies und berichtete es dem König, der in den letzten Nächten selbst am Bett seines Kindes saß. Als die Gestalt sich für immer verabschieden wollte, brach der König sein Schweigen und erkannte seine wahre Frau.

Diese verwandelte sich daraufhin wieder in das schöne Schwesterchen und war gesund und munter. Die falsche Königin und deren Mutter hingegen wurden hingerichtet, wodurch das Reh wieder die Gestalt des Brüderchens annahm.

Interpretation

Das Märchen wird oftmals als eine von Ängsten begleitete Entwicklung eines Mädchens zu einer Frau interpretiert. Besonders die Gründung einer Familie steht dabei im Mittelpunkt. Auch das Verlassen des Zuhauses sowie die Liebe und starke Bindung unter Geschwistern werden thematisiert.

Das tapfere Schneiderlein

Auch "Das tapfere Schneiderlein" zählt zu den beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm. Worum es in diesem Märchen geht, erfahren Sie im Folgenden.

Sieben auf einen Streich

Während seiner Arbeit hörte ein Schneider eines Tages eine Bäuerin, die Pflaumenmus verkaufen wollte. Er kaufte der Frau etwas ab und bestrich sich ein Brot damit.

Von dem süßen Geruch wurden jedoch Fliegen angelockt. Das Schneiderlein wurde so wütend, dass es mit einem Lappen auf die Fliegen schlug. Mit einem Schlag traf es sieben Fliegen, die anschließend tot auf dem Tisch lagen.

Das Schneiderlein war mächtig stolz auf seine Tat und wollte, dass jeder sehen konnte, was er geleistet hatte. So nähte er sich einen Gürtel mit der Aufschrift "Siebene auf einen Streich!" und band sich diesen Gürtel um.

Damit jeder von seiner Tapferkeit erfahren konnte, zog er in die Welt hinaus. Doch zuvor steckte er noch ein paar Dinge ein, die er gerade so fand: ein altes Stück Käse und einen Vogel, der sich im Gestrüpp vor seinem Haus verfangen hatte.

Die Prüfungen des Riesen

Zu Beginn seiner Reise traf er auf einen Riesen. Mutig fragte er ihn, ob er nicht mit ihm hinaus in die weite Welt gehen wolle. Der Riese sah den Gürtel und meinte, dass die Rede von sieben Menschen war, die das Schneiderlein auf einen Streich umbrachte.

Daraufhin nahm der Riese einen Stein und drückte ihn so fest, dass Wasser herauslief. Anschließend forderte er das Schneiderlein auf, es ihm gleichzutun.

Das Schneiderlein kramte in seiner Tasche und holte das Stück Käse hervor. Dieses zerdrückte es, sodass Flüssigkeit herauslief. Der Riese war beeindruckt, wollte das Schneiderlein jedoch weiter prüfen und warf einen Stein so weit in die Luft, dass man ihn eine Zeitlang nicht mehr sehen konnte. Das Schneiderlein warf listig das Vögelchen in die Höhe, das sogleich davonflog.

Das Schneiderlein prahlte, denn sein "Stein" kam - im Gegensatz zum Stein des Riesen - nicht mehr zur Erde zurück. Der Riese aber prüfte das Schneiderlein weiter und wollte, dass gemeinsam ein Baum getragen wird. Das Schneiderlein ließ den Riesen vorneweg den schweren Stamm tragen und setzte sich gemütlich hinten auf die Zweige.

Nach einiger Zeit hatte der Riese keine Kraft mehr und musste den Baum absetzen. Das Schneiderlein aber hüpfte sofort von den Ästen herunter und umfasste sie, so als hätte es die ganze Zeit über den Baum mitgetragen.

Nach einer weiteren Prüfung, die das tapfere Schneiderlein natürlich ebenfalls bestand, lud der Riese ihn in seine Höhle ein, in der er mit anderen Riesen zusammenlebte. Er bot dem Schneiderlein sogar sein Bett an.

Das Schneiderlein bevorzugte jedoch lieber eine gemütliche Ecke anstatt des großen Bettes. Der Riese schlug gegen Mitternacht das Bett entzwei, in der Meinung, er hätte nun das Schneiderlein getötet.

Am nächsten Morgen gingen die Riesen in den Wald und erschraken sich fürchterlich, als das Schneiderlein putzmunter hinter ihnen herlief. Sie verschwanden daraufhin auf Nimmerwiedersehen.

Die Aufgaben des Königs

Auf seiner Reise kam das tapfere Schneiderlein schließlich zu einem Palast. Vor Müdigkeit schlief es im Gras ein. Die Menschen sahen seinen Gürtel und informierten den König, welch mächtiger Mann vor seinem Palast im Gras lag.

Das Schneiderlein wurde vom König ehrenvoll aufgenommen. Jedoch hatten die anderen Krieger des Königs große Angst vor dem Schneiderlein und verließen den König, was diesen sehr traurig machte.

Da er jedoch gleichzeitig auch selbst große Angst vor der Kraft des Schneiderleins hatte, gab er ihm eine Aufgabe. Konnte er diese lösen, so würde er seine Tochter zur Frau bekommen.

Die Aufgabe löste das tapfere Schneiderlein ohne Probleme, und auch die folgenden Aufgaben konnte es ohne große Mühe erledigen. Als dem König keine weiteren Aufgaben mehr einfielen, musste er wohl oder übel der Hochzeit zustimmen und das tapfere Schneiderlein bekam die schöne Königstochter zur Frau.

Schneiderlein wird König

Eines Tages redete das tapfere Schneiderlein, das jetzt König war, jedoch im Schlaf von seiner früheren Tätigkeit und verriet sich dadurch. Seine schöne Frau, die Tochter des ehemaligen Königs, wollte jedoch nicht mit einem Schneider verheiratet sein. Sie informierte ihren Vater, der einen Plan ausheckte, wie das Schneiderlein fortgebracht werden könnte.

Das Schneiderlein durchschaute jedoch diesen Plan, und als eines Nachts Krieger des Königs in sein Schlafgemach kamen und ihn fortbringen wollten, sahen sie den Gürtel und liefen davon. Keiner traute sich mehr, dem tapferen Schneiderlein etwas anzutun, sodass er zeit seines Lebens der König blieb.

Moral

Das tapfere Schneiderlein ist eigentlich klein und schwach, kann sich aber dennoch gegen die Großen und Mächtigen behaupten. Und dies ist auch die Moral von dieser Geschichte: wer selbstbewusst und einfallsreich ist, kann auch als schwache Person Großes erreichen.

Der Hase und der Igel

"Der Hase und der Igel" ist ein Märchen, das wohl nicht zu den bekanntesten zählt. Daher wollen wir Ihnen im Folgenden erzählen, worum es in diesem Märchen der Gebrüder Grimm eigentlich geht.

Wettlauf zwischen Igel und Hase

An einem schönen sonnigen Tag stand der Igel vor der Tür seiner Höhle, sang, und dabei kam ihm die Idee, dass er auf seinem Feld nach den Steckrüben schauen könnte. Unterwegs traf er den Hasen, der ihn dann fragte, warum er denn schon so früh unterwegs sei. Der Hase forderte den Igel zu einem Wettstreit auf; er sah sich schon als Sieger des Wettlaufes an.

Der listige Igel

Der Igel wollte jedoch nicht gleich laufen, sondern erst zu Hause frühstücken. Dort bat der Igel seine Frau, sich anzuziehen und mitzukommen.

Etwas widerwillig stimmte diese zu. Unterwegs wies er seine Frau ein, sich am Ende des Ackers hinzusetzen, sodass es so aussehe, als wäre der Igel als Erster im Ziel angekommen.

Am Startpunkt angekommen wartete schon der Hase. Nach dem Startschuss liefen beide los, der Igel jedoch nur wenige Schritte, ehe er sich in eine Furche duckte.

Der Hase rannte und rannte und war völlig erstaunt, als der Igel schon am Ziel saß und ihm zurief: "Ich bin schon da!". Der Hase konnte nicht glauben, dass er langsamer als der Igel war und so wollte er ein weiteres Wettrennen.

Wieder blieb die Igel-Frau nach wenigen Schritten in der Furche des Ackers liegen und wieder war der Igel Erster und begrüßte den Hasen mit den Worten: "Ich bin schon da!".

Der Hase konnte es auch diesmal nicht glauben und auch die anderen 73 Mal nicht. Als der Hase zum 74. Mal laufen wollte, brach er jedoch tot zusammen. Der Igel und seine Frau nahmen ihren Preis, nämlich einen Taler und eine Flasche Branntwein, mit nach Hause und feierten ihren Sieg über den Hasen.

Der Froschkönig

Ein weiteres klassisches Märchen aus der Feder der Gebrüder Grimm ist "Der Froschkönig". Hauptpersonen sind eine schöne Prinzessin, ein Frosch und natürlich die goldene Kugel.

Die goldene Kugel

Eine wunderschöne Königstochter saß bei heißem Wetter im Wald auf einem Brunnenrand und spielte mit ihrer goldenen Kugel. Sie warf sie in die Luft und fing sie wieder auf.

Doch einmal konnte die Prinzessin die Kugel nicht auffangen, sodass sie ins Wasser des tiefen Brunnens fiel. Sie war untröstlich und weinte bitterlich, bis ein Frosch sie fragte, warum sie denn so jämmerlich weine.

Der Frosch bot sich an, die Kugel aus dem Brunnen zu holen. Jedoch wollte er eine Belohnung für seine Tat haben. Die Prinzessin bot ihm ihre Kleider, ihren Schmuck und ihre Krone an, doch der Frosch wollte lieber fortan der Spielkamerad der Prinzessin sein und mit ihr vom goldenen Tellerchen essen, aus dem goldenen Becherchen trinken und im Bett der Prinzessin schlafen.

Die Prinzessin willigte ein, und der Frosch holte die Kugel aus dem Brunnen. Sie nahm die Kugel und lief schnell zurück ins Schloss, ohne sich weiter um den hilfsbereiten Frosch zu kümmern.

Der Frosch im Schloss

Als die Prinzessin am nächsten Tag zu Hause an der langen Tafel zusammen mit ihrem Vater, dem König, speiste, klopfte etwas an die Türe: "Königstochter, Jüngste, mach mir auf!". Die Prinzessin öffnete daraufhin die Türe, schlug sie jedoch gleich wieder zu, als sie den Frosch erblickte. Sie musste dem König nun erzählen, was vorgefallen war.

Währenddessen klopfte es erneut an die Türe, und der König forderte seine Tochter auf, dem Frosch die Türe zu öffnen. Als sich die Prinzessin anschließend weigern wollte, den Frosch auf den Tisch zu heben, mit ihm zusammen vom goldenen Tellerchen zu essen und aus dem gleichen Becherchen zu trinken, ermahnte sie der König. Sie gehorchte und trug den Frosch nach dem Essen sogar noch in ihre Kammer.

Der verwunschene Prinz

Als der Frosch auch noch verlangte, mit ihr im gleichen Bett zu schlafen, warf sie ihn mit aller Kraft gegen eine Wand. Er fiel herunter und verwandelte sich in einen wunderschönen Prinzen. Vor vielen Jahren war er von einer Hexe verwünscht worden.

Am nächsten Tag fuhr die Königstochter mit ihrem Prinzen zu dessen Schloss. Die Kutsche wurde vom Diener des Königs, dem eisernen Heinrich, kutschiert. Der war so traurig, als sein Prinz vor Jahren verwünscht worden war, dass er drei eiserne Bande um sein Herz spannen ließ.

Als die Kutsche sich in Bewegung setzte, krachte etwas, sodass der Prinz rief: "Heinrich, der Wagen bricht!". Sein Diener antwortete: "Nein, nicht der Wagen, sondern ein Band meines Herzens!".

Weitere zwei Male krachte es, bis alle drei Bande gerissen waren. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Interpretation

Auch dieses Märchen beschreibt verschiedenen Deutungen zufolge den Reifungsvorgang eines Mädchens. Dieses lebt in seiner goldenen Kindheit. Die Kugel kann zum Beispiel für das Zuwerfen eines Balles stehen, welches im Kinderspiel mitunter für die Liebe steht.

Das Vorlesen der Märchen hat den Vorteil, dass man merkt wenn das Kind sich ängstigt
Das Vorlesen der Märchen hat den Vorteil, dass man merkt wenn das Kind sich ängstigt

Der gestiefelte Kater

Im Folgenden erzählen wir Ihnen den Inhalt des Märchens "Der gestiefelte Kater". Es handelt von einem Müllerssohn, der dank seines Katers zu einem reichen Mann wurde.

Der listige Kater

Ein armer Müller hatte drei Söhne, und als er starb, teilten sich diese das Erbe: Der älteste bekam die Mühle, der zweitälteste den Esel und der jüngste Müllerssohn den Kater.

Der jüngste Sohn war sehr enttäuscht darüber, dass er nur den scheinbar wertlosen Kater erhalten hatte. Doch dieser Kater konnte sprechen und bat seinen neuen Besitzer um ein paar Stiefel. Der Müllerssohn besorgte ihm diese.

Daraufhin ging der Kater mit einem Sack bepackt in den Wald und fing durch eine List mehrere Rebhühner - des Königs Leibspeise. Mit einem Sack voller Rebhühner ging er zum Schloss des Königs und brachte ihm im "Namen seines Herrn", wie er den Müllerssohn von nun an bezeichnete, die Rebhühner.

Der König war hocherfreut und füllte des Katers Sack mit Gold. Als der Kater zurück zum Müllerssohn ging, war auch dieser sehr erfreut über das viele Gold.

Am nächsten Tag zog der Kater erneut seine Stiefel an und fing wieder einen Sack voll Rebhühner, die er wieder dem König brachte. Dieser füllte erneut den Sack mit Gold und so ging es einige Zeit weiter.

Das Bad im See

Bei seinem Besuch im Schloss hörte der Kater, dass der König eine Kutschfahrt mit seiner Tochter plante. Schnell lief er nach Hause zum Müllerssohn und forderte diesen auf, nackt in einem See zu baden.

Der Müllerssohn tat, was der Kater ihm riet. Währenddessen versteckte der Kater seine Kleider. Wenig später kam der König in seiner Kutsche vorbeigefahren. Der gestiefelte Kater hielt ihn auf und erzählte ihm unter Tränen, dass seinem Herrn die Kleider gestohlen wurden. Der König aber ließ sofort Kleider aus seiner Kleiderkammer holen, die der Müllerssohn daraufhin anziehen konnte.

Da der König noch immer der Meinung war, der Müllerssohn, den der gestiefelte Kater immer mit "Herr Graf" ansprach, ihm die Rebhühner schicken ließ, bat er ihn in seine Kutsche. Der Kater stieg nicht ein, sondern lief voraus und fragte die Arbeiter auf einem Feld, wem dieses Land gehört. Sie antworteten, dass dies das Feld des Zauberers sei.

"Wenn gleich der König vorbeifährt und fragt, wem dieses Feld gehört, so antwortet Ihr: Das gehört alles dem Grafen.". Der Kater lief an weiteren Feldern und Wäldern vorbei und befahl den Arbeitern jedes Mal zu antworten, dass diese Ländereien dem Grafen gehören würden, auch wenn der eigentliche Besitzer der böse Zauberer sei.

Der böse Zauberer

Weiter lief der Kater zum Schloss des Zauberers. Listig, wie der Kater war, fragte er den Zauberer scheinheilig, ob dieser sich denn in jedes Tier verwandeln könne. Der Zauberer bewies es ihm und verwandelte sich schließlich zum Beweis in ein kleines Tier, nämlich eine Maus. Der gestiefelte Kater fing die Maus und fraß sie ohne langes Zögern auf.

Der König fuhr indessen mit seiner Kutsche an den Feldern und Wäldern vorbei und fragte jedes Mal, wem dieses Stück Land gehört. Jedes Mal erhielt er zur Antwort: "Dem Herrn Grafen!".

Der König war beeindruckt. Als die Kutsche am Schloss des Zauberers vorfuhr und dort schon der Kater auf sie wartete, führte der Müllerssohn die Prinzessin hinein.

Happy End

Der König aber gab sie ihm zur Frau, und als er starb, wurde der Müllerssohn König. Sein gestiefelter Kater wurde sein erster Minister.

Der Wolf und die sieben Geißlein

Eine Geißenmutter hatte sieben Geißlein, die versorgt werden wollten. Daher ging die Mutter eines Tages in den Wald, um Futter zu suchen. Zuvor ermahnte sie ihre Kinder jedoch, niemanden ins Haus zu lassen, schon gar nicht den Wolf, den sie an seiner tiefen Stimme und den schwarzen Pfoten erkennen konnten. Gesagt, getan.

Die Tricks des Wolfes

Kurze Zeit später klopfte der Wolf an die Tür und tat, als wäre er die Geißenmutter. Die sieben Geißlein hatten jedoch aufgepasst, was die Mutter ihnen zuvor sagte und machten ihm nicht auf, da sie ihn an der tiefen Stimme erkannten. Der Wolf holte sich darauf ein Stück Kreide, das seine Stimme lieblich klingen lassen sollte.

Er ging wieder zur Türe und sprach mit hoher Stimme: "Macht auf liebe Kinder, Eure Mutter ist da und hat jedem von Euch etwas mitgebracht!". Dabei legte er jedoch seine schwarze Pfote in das Fenster. Die Geißlein sahen dies und öffneten die Türe nicht. Der Wolf aber lief anschließend zum Bäcker, ließ sich eine Pfote mit Teig bestreichen und lief anschließend zum Müller, der ihm die Pfote mit Mehl bestäuben musste.

Der Wolf frisst sechs Geißlein

Als der böse Wolf dann mit hoher Stimme und heller Pfote erneut am Haus der Geißlein klopfte, ließen diese ihn herein, weil sie dachten, es wäre ihre Mutter. Natürlich erschraken sie fürchterlich, als sie den Wolf sahen.

Jedes Geißlein versteckte sich schnell, eines unter dem Tisch, eines im Bett, ein anderes im Ofen, in der Waschschüssel, im Schrank, in der Küche und das siebte Geißlein im Uhrenkasten. Bis auf das siebte Geißlein im Uhrenkasten fand der Wolf alle und fraß sie auf. Mit vollem Bauch legte er sich unter einen Baum und schnarchte.

Die Mutter rettet die Kinder

Als die Mutter nach Hause kam, erschrak sie fürchterlich. Nachdem sie das siebte Geißlein aus dem Uhrenkasten befreit hatte, erzählte dieses, was passiert war. Die Mutter lief sofort hinaus zu dem schnarchenden Wolf und konnte erkennen, dass die Geißlein in seinem Bauch noch lebten. Das siebte Geißlein musste darauf nach Hause laufen und Schere, Nadel und Zwirn holen, womit die Mutter dem bösen Wolf den Bauch aufschneiden konnte.

Alle sechs Geißlein waren unversehrt! Die Mutter freute sich und bat ihre Geißlein, Wackersteine zu sammeln, womit sie dem Wolf den Bauch füllen konnten. Sie nähte ihm den Bauch anschließend wieder zu.

Kurze Zeit später wachte der Wolf auf und hatte großen Durst. Auf dem Weg zum Brunnen rief er: "Was rumpelt und pumpelt in meinem Bauch herum? Ich dachte es wären sechs Geißlein, dabei sind's lauter Wackerstein!".

Die schweren Steine zogen den Wolf in den Brunnen hinab, sodass er ertrinken musste. Die Geißlein aber tanzten mit ihrer Mutter und freuten sich: "Der Wolf ist tot!".

Die Bremer Stadtmusikanten

Das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" stammt von den Gebrüdern Grimm. Typisch für dieses Märchen sind der Esel, die Katze, der Hahn und der Hund, die sich der Größe nach aufeinander stellen und in dieser Formation auch in der Stadt Bremen zu besichtigen sind.

Die neuen Freunde des Esels

Es war einmal ein Müller, der hatte einen alten Esel, der für die Arbeit nicht mehr taugte. Als er sich mit dem Gedanken spielte, den Esel wegzugeben, lief dieser fort und machte sich auf den Weg nach Bremen, weil er dort Stadtmusikant werden wollte.

Unterwegs traf er einen alten Hund, der ebenfalls von zu Hause fortgelaufen war. Auch sein Herr wollte ihn töten, da er für die Jagd nichts mehr taugte.

Der Esel schlug dem Hund vor, ihn auf seinem Weg nach Bremen zu begleiten. Nach einiger Zeit trafen sie eine alte Katze, die keine Mäuse mehr jagen konnte und deshalb von der Besitzerin ertränkt werden sollte. Auch sie war fortgelaufen und ging mit Esel und Hund Richtung Bremen.

Sie kamen bei einem Haus vorbei, in dem ein Hahn lebte, der aus Leibeskräften krähte, weil er am nächsten Tag im Kochtopf landen sollte. Auch er begleitete die drei Tiere Richtung Bremen.

Reise zum Räuberhaus

Auf dem langen Weg dorthin übernachteten sie in einem Wald. Als jeder einen Schlafplatz gefunden hatte, sah der Esel einen Lichtschein in der Ferne. Die vier Tiere beschlossen, dem Licht zu folgen.

Sie gelangten schließlich zu dem hell erleuchteten Räuberhaus. Der Esel sah durchs Fenster und entdeckte einen gedeckten Tisch und einige Räuber, die dort saßen. Da der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn Hunger hatten, überlegten sie sich einen Plan, wie sie die Räuber loswerden könnten.

Sie stellten sich in folgender Formation auf: unten der Esel, darauf der Hund, dann die Katze und oben der Hahn. Gleichzeitig fingen sie an, Musik zu machen, indem sie schrien, bellten, miauten und krähten. So sprangen sie durch das Fenster und jagten den Räubern einen derart großen Schrecken ein, dass diese fluchtartig das Haus verließen.

Die Tiere ließen sich das Essen gut schmecken und legten sich dann im warmen Haus schlafen. Einer der Räuber kam jedoch nach kurzer Zeit zurück und wollte nachsehen, was in ihrem Haus los war.

Die Tiere jedoch kratzten, traten und bissen ihn in die Flucht. Er erzählte den anderen Räubern, welch gefährliche Schurken in ihrem Haus wohnten. Die Räuber trauten sich nie wieder zurück, und so konnten die Bremer Stadtmusikanten zeit ihres Lebens in dem Räuberhaus wohnen.

Interpretation

Das Märchen basiert auf der Lage der Unterschicht der bürgerlichen Gesellschaft: abgearbeitete Mägde und Knechte können keine Leistung mehr erbringen und werden von der Oberschicht als nutzlos angesehen.

Tun sie sich jedoch zusammen, schöpfen sie Mut und können auch die Bösen und Starken überlisten; sie beginnen ein neues Leben. So schaffen es auch hier wieder mal die Schwachen, wenn sie etwas Einfallsreichtum mitbringen.

Dornröschen

Das Märchen "Dornröschen" gehört zu den meistgelesenen Märchen der Gebrüder Grimm. Dornröschen wurde von einer Fee verwünscht, sodass sie 100 Jahre schlafen musste, bis ein Prinz kam und sie wachküsste.

Der Fluch der 13. Fee

Ein König und eine Königin bekamen eine wunderschöne Tochter. Der König gab der kleinen Prinzessin zu Ehren ein großes Fest, zu dem er Freunde, Verwandte und zwölf Feen einlud. Die 13. Fee aber lud er nicht ein, da nur noch zwölf goldene Teller vorhanden waren.

Die zwölf Feen beschenkten das Mädchen mit Reichtum, Klugheit, Schönheit und vielen weiteren Dingen und Eigenschaften. Während die elfte Fee dem Baby ihr Geschenk überbrachte, stürzte die 13. Fee herein, die nicht eingeladen wurde. Sie war äußerst wütend und schrie:

"Die Prinzessin soll sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und sterben!". So schnell, wie sie gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder.

Die zwölfte Fee jedoch hatte ihren Wunsch noch frei. Sie konnte den Fluch der 13. Fee zwar nicht rückgängig machen, aber abmildern. So wünschte sie der Prinzessin: "Sie soll nicht tot umfallen, sondern nur in einen 100-jährigen Schlaf fallen!".

Die Spindel

Daraufhin befahl der König, alle Spindeln im ganzen Königreich zu verbrennen. Dornröschen wurde über die Jahre eine wunderschöne Prinzessin und alle hatten den Fluch der 13. Fee wieder vergessen. An ihrem 15. Geburtstag jedoch sah Dornröschen sich im Schloss um und entdeckte ein Turmzimmer, in dem eine alte Frau saß und spann.

Auch Dornröschen wollte das Spinnen versuchten, nahm die Spindel in die Hand und stach sich in den Finger. Sofort fiel sie in den vorhergesagten 100-jährigen Schlaf.

Doch nicht nur sie alleine schlief, auch der König und die Königin, die Angestellten, selbst die Tiere schliefen ein. Um das Schloss herum wuchs mit den Jahren eine hohe Dornenhecke. Immer wieder ritten Prinzen herbei, die von dem schlafenden Dornröschen gehört hatten. Doch die Dornenhecke ließ sie nicht hindurch.

Der erlösende Kuss

Nach genau hundert Jahren jedoch ritt ein schöner Königssohn herbei. Die Hecke ging von selbst auseinander, sodass er unverwundet hindurchreiten konnte. Als er Dornröschen in ihrem Turmzimmer fand, küsste er sie und sie erwachte.

Mit ihm erwachten auch der König und die Königin, die Angestellten und die Tiere. Der schöne Prinz nahm Dornröschen zu seiner Frau, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Interpretation

Wieder einmal geht es um die Entwicklung eines Mädchens zur Frau. Und auch, wenn es manchen Eltern zu schnell gehen mag, so können sie diese Entwicklung nicht ändern, ein Versuch, der hier durch den 100-jährigen Schlaf gestartet wird. Eines Tages trifft das Mädchen auf einen Jungen, mit dem sie den nächsten Schritt wagen möchte.

Frau Holle

Der typische Satz aus dem Märchen "Frau Holle" lautet: "Kikeriki, die goldene Jungfrau ist wieder hie!". Worum es in dem Märchen der Gebrüder Grimm genau geht, erfahren Sie im Folgenden.

Die Reise in den Brunnen

Eine Mutter hatte zwei Töchter - eine hässlich, die andere bildschön. Die Mutter mochte die hässliche Tochter viel lieber und ließ die andere alle Arbeit tun.

Als diese schöne Tochter eines Tages am Brunnen saß und spann, fiel ihr die Spindel ins Wasser. Die Mutter schimpfte und befahl ihr, die Spindel wieder herauszuholen. Das Mädchen sprang also in den Brunnen hinab.

Heraus kam es auf einer wunderschönen Wiese mit vielen Blumen, Apfelbäumen und einem Backofen mit duftendem Brot darin. Das Brot bat das schöne Mädchen, es herauszuziehen, da es sonst verbrennen würde.

Das Mädchen holte das Brot heraus und ging weiter, bis es zu einem Apfelbaum kam. Auch dieser bat das Mädchen, die reifen Äpfel herunterzuschütteln. Das Mädchen schüttelte den Baum.

Frau Holle

Auf ihrem weiteren Weg kam das Mädchen an einem Haus vorbei, in dem eine alte Furcht einflößende Frau wohnte. Die Frau hieß Frau Holle. Sie bat das Mädchen herein und versprach ihm ein gutes Leben, wenn es immer seine Arbeit verrichten würde und vor allem die Betten kräftig schütteln würde, sodass die Federn fliegen und es in der Welt schneien konnte.

Nach einiger Zeit jedoch bekam das schöne Mädchen Heimweh. Frau Holle konnte dies verstehen und begleitete sie zu einem Tor. Als das Mädchen hindurchging, fiel ein Goldregen herab. Alle Goldstücke blieben an ihrem Kleid hängen.

Das Gold war Frau Holles Belohnung für alles, was das Mädchen geleistet hatte. Außerdem bekam sie ihre verlorene Spindel zurück.

Als das Mädchen einige Schritte weiter ging, stand es plötzlich wieder in der Nähe ihres Elternhauses. Ein Hahn krähte aus Leibeskräften: "Kikeriki, die goldene Jungfrau ist wieder hie!".

Die Mutter war erfreut über den plötzlichen Reichtum und verlangte auch von ihrer liebsten, wenn auch hässlichen, Tochter, in den Brunnen zu springen. Das hässliche Mädchen gehorchte und sprang hinein.

Das hässliche Mädchen besucht Frau Holle

Auch dieses Mädchen kam am Ofen und dem Apfelbaum vorbei. Wieder baten Brot und Baum darum, das Brot herauszuholen bzw. die Äpfel vom Baum zu schütteln. Das faule Mädchen jedoch weigerte sich und ging einfach weiter.

Als sie am Haus von Frau Holle ankam, ging sie ohne Furcht hinein, weil sie dachte, auch sie bekäme ja sowieso ebenso viele Goldmünzen wie ihre Schwester.

Anfangs bemühte das faule Mädchen sich noch, der Frau Holle alles recht zu machen. Doch mit der Zeit ließ sie ihre Arbeit liegen und blieb im Bett. Auch die Betten schüttelte das faule Mädchen nicht. Frau Holle konnte dies nicht länger ertragen und schickte das Mädchen nach Hause.

Als es durch das Tor ging, fielen jedoch keine Goldstücke herab, sondern Pech. Nach einigen Schritten stand es vor ihrem Elternhaus. Der Hahn krähte: "Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie!" und solange das faule Mädchen lebte, klebte das Pech an ihr.

Hans im Glück

Das nächste Märchen, das wir Ihnen erzählen möchten, stammt ebenfalls aus der Feder der Gebrüder Grimm. Es heißt "Hans im Glück" und handelt von einem fleißigen Mann, einem Klumpen Gold und vielen Tauschgeschäften.

Erstes Tauschgeschäft

Es war einmal ein fleißiger Arbeiter namens Hans, der sieben Jahre seinem Herrn diente und dann wieder zurück in sein Elternhaus wollte. Als Lohn für seine Arbeit bekam Hans einen großen Klumpen Gold, den er in ein Tuch wickelte.

Nachdem er einige Zeit den schweren Goldklumpen getragen hatte, ritt ein Mann auf einem Pferd vorbei. Hans klagte ihm sein Leid, wie schwer der Goldklumpen sei, und der Mann machte ihm das Angebot, Pferd gegen Goldklumpen zu tauschen.

Hans war hocherfreut, denn nun musste er nicht mehr laufen und das schwere Gold tragen. Der Mann gab dem Hans noch Anweisungen, wie das Pferd schneller laufen würde und ging mit dem Goldklumpen fort.

Der Hans ritt einige Zeit, ehe er schneller reiten wollte. Doch er konnte sich nicht festhalten und fiel zu Boden.

Zweites Tauschgeschäft

Ein Bauer, der gerade eine Kuh trieb, fing das Pferd ein und brachte es dem Hans zurück. Der aber klagte ihm sein Leid und lobte die Kuh des Bauern, die langsam vor ihm hertrottete und auch noch Milch gab.

Der Bauer bot ihm einen Tausch an und der Hans willigte sofort ein. Auf dem Weg zu seinem Elternhaus bekam der Hans Durst und wollte seine Kuh melken.

Doch dies gelang ihm nicht. Die Kuh trat ihn bei seinem Melkversuchen so fest, dass er umfiel.

Drittes Tauschgeschäft

Ein Metzger kam ihm zu Hilfe, der ein Ferkel in seinem Schubkarren hatte. Der Hans klagte auch diesem Metzger sein Leid, der ihm wiederum den Tausch anbot: Ferkel gegen Kuh. Auch in diesen Tausch willigte der Hans hocherfreut ein, denn Schweinefleisch schmeckte dem Hans besser als das Fleisch einer alten Kuh.

Viertes Tauschgeschäfft

Auf dem weiteren Wege traf der Hans einen Jungen mit einer Gans. Der Hans erzählte diesem Jungen, welch fabelhafte Tauschgeschäfte er bisher getan hatte.

Der Junge witterte seine Chance und schlug dem Hans mit einer List den Tausch Ferkel gegen Gans vor. Der Hans willigte ein und war glücklich.

Fünftes Tauschgeschäft

Auf seinem weiteren Weg kam der Hans mit der Gans unter dem Arm bei einem Schleifer vorbei. Er beobachtete ihn bei der Arbeit, ehe dieser fragte, woher der Hans denn die schöne Gans hätte. Der erzählte ihm, dass er die Gans gegen ein Ferkel getauscht hätte, das wiederum bekam er für seine Kuh, die wiederum für sein Pferd und das für einen Klumpen Gold.

Der Schleifer erzählte dem Hans von seinem Handwerk und dass der Hans damit viel Geld verdienen könnte. Er bot ihm einen Tausch an: einen alten Schleifstein gegen die Gans. Der Hans willigte ein, denn viel Geld wollte er natürlich verdienen.

Glücklich über seine Tauschgeschäfte ging er weiter in Richtung seines Elternhauses. Doch der alte Schleifstein drückte ihn beim Gehen. Außerdem hatte er großen Hunger und Durst.

An einem Brunnen angekommen, legte er seinen Schleifstein an den Brunnenrand und trank gierig. Dabei fiel der Schleifstein in den Brunnen hinab. Hans war überglücklich, dass er den schweren Stein nun nicht mehr weiter tragen musste. Er dankte Gott für seine Tat und ging nach Hause.

Interpretation

Dem Märchen werden folgende Interpretationen zugeschrieben:

  • "Frei zu sein, ist mehr als Gut und Geld"
  • "Nur die Einfalt findet das Glück"
  • "Die Welt will betrogen sein"

Es ist eine Stärke, einzusehen, dass man nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Gleichzeitig wird hier teils eine Warnung vor fragwürdigen Tauschgeschäften ausgesprochen. Die Kunst ist jedoch, über Enttäuschungen hinwegzusehen bzw. daran zu glauben, dass es das Schicksal gut mit einem meint.

Hänsel und Gretel

"Hänsel und Gretel" ist eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm. Hauptpersonen sind die Geschwister Hänsel und Gretel sowie die böse Hexe, die schließlich von Gretel in den Ofen geschubst wird.

Böser Plan der Stiefmutter

Hänsel und Gretel lebten mit ihrem Vater und der Stiefmutter in einem kleinen Häuschen in der Nähe eines Waldes. Doch die Eltern hatten wenig Geld und wussten eines Tages nicht mehr, wie sie sich und ihre Kinder ernähren sollte. Da hatte die Stiefmutter eine Idee: Am nächsten Tag würden sie die beiden Kinder in den Wald bringen und dort zurücklassen.

Der Vater war anfangs gegen diesen Plan, willigte dann aber doch ein. Vor lauter Hunger konnten auch die Kinder nicht schlafen und hörten den bösen Plan der Stiefmutter mit an. Hänsel ging in dieser Nacht vor die Türe und sammelte Kieselsteine.

Am nächsten Morgen weckte die böse Stiefmutter Hänsel und Gretel und befahl ihnen, mit in den Wald zum Holzsammeln zu kommen. Die Stiefmutter gab ihnen zwei Stück Brot, welches ihr Mittagessen sein sollte. Auf dem Weg in den Wald ließ Hänsel immer wieder einen Kieselstein fallen.

Mitten im Wald zündete der Vater ein Feuer an, ehe er unter einem Vorwand mit der Stiefmutter verschwand. Hänsel und Gretel schliefen ein, und als sie erwachten, waren sie alleine im finsteren Wald. Da Hänsel jedoch die Kieselsteine gestreut hatten, fanden sie den Weg durch den Wald bis zu ihrem Haus wieder.

Hänsel und Gretel verlaufen sich

Die Stiefmutter war wenig erfreut, als sie die Kinder am anderen Morgen vor dem Haus sah, der Vater hingegen fiel ihnen vor Freude um den Hals. Nachts schmiedete die Stiefmutter erneut den Plan, die Kinder auszusetzen.

Der Vater willigte schweren Herzens abermals ein. Auch dieses Gespräch hörten die Kinder. Wieder wollte Hänsel in der Nacht Kieselsteine sammeln, doch diesmal war die Haustüre verschlossen.

Am nächsten Morgen erhielten sie wieder zwei Stückchen Brot von der Stiefmutter. Auf dem Weg in den Wald warf Hänsel immer wieder Brotbrösel auf den Boden, um später den Weg zurück zum Haus finden zu können. Wieder wurde ein Feuer angezündet und wieder verschwanden der Vater und die Stiefmutter.

Mitten in der Nacht machten sich Hänsel und Gretel auf den Weg und suchten die Brotbrösel, um wieder nach Hause zu finden. Doch die Vögel hatten alle Brotstückchen aufgepickt. Die Kinder irrten ziellos im Wald umher, als sie plötzlich ein kleines Häuschen sahen, das aus Lebkuchen und Zuckerglasur gebaut war.

Das Abenteuer im Hexenhaus

Hungrig brachen sich die Kinder einige Lebkuchenstücke ab, als die Tür aufging und eine uralte Frau heraussah: "Knusper, knusper, Knäuschen, was knuspert an meinem Häuschen?". Hänsel und Gretel antworteten: "Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!".

Die Hexe nahm beide mit in ihr Haus und gab ihnen zu essen und zu trinken. Ihr Plan war es, die Kinder zu mästen und später zu kochen.

Dazu sperrte sie Hänsel in einen Käfig ein und befahl Gretel, ihm etwas zu essen zu kochen, damit er ordentlich an Gewicht zulegen würde. Jeden Morgen verlangte die Hexe nach Hänsels Finger, um prüfen zu können, ob er schon dicker geworden sei. Doch Hänsel steckte ihr jeden Morgen ein Stückchen Holz durch die Gitterstäbe.

Nach einigen Wochen verlor die Hexe die Geduld und wollte Hänsel nun endlich kochen. Gretel sollte schon das Wasser aufsetzen. Anschließend sollte es nach dem Brot im Backofen sehen.

Doch Gretel stellte sich dumm und bat die Hexe, ihr zu zeigen, wie man denn nachsehen solle, ob das Brot schon fertig war. Als die Hexe es ihr zeigte und ein wenig in den Backofen kroch, gab Gretel ihr einen Stoß und schloss schnell die Ofentüre.

Sie befreite Hänsel, und die Kinder stopften sich die Taschen mit Perlen und Edelsteinen voll, die sie im Haus der Hexe fanden. Nun wollten sie zurück zu ihrem Vater gehen.

Happy End

Die böse Stiefmutter war inzwischen gestorben, und groß war die Freude des Vaters, als er seine Kinder wieder in die Arme nehmen konnte. Dank der Perlen und Edelsteine mussten sie fortan keinen Hunger mehr leiden und lebten glücklich und sorglos.

Rapunzel

Ein ebenso beliebtes Märchen ist auch "Rapunzel". Es handelt von einem Mädchen mit langen Haaren, das jahrelang in einem Turm leben musste.

Pakt mit der bösen Fee

Es war einmal ein Ehepaar, das sich lange Zeit sehnlichst ein Kind wünschte. Als die Frau endlich schwanger wurde, trug der Mann sie auf Händen.

Neben ihrem Haus war ein Garten, der einer Fee gehörte. In diesem Garten wuchsen prächtige Rapunzeln.

Die Frau sah eines Tages aus dem Fenster und bekam ein schier unstillbares Verlangen danach. Sie drohte ihrem Mann, dass sie sterben werde, wenn er ihr keine Rapunzeln bringen würde.

Nachts kletterte der Mann über den Zaun und holte seiner schwangeren Frau einige Rapunzeln. Der Salat aus Rapunzeln schmeckte der Frau sehr gut und sie wollte mehr davon.

Der Mann stieg also wieder über den Zaun, wurde jedoch von der Fee überrascht. Sie war außer sich vor Wut, jedoch machte sie dem Mann folgenden Vorschlag:

Er dürfe weiterhin so viele Rapunzeln holen, wie seine Frau möchte. Sobald das Kind jedoch geboren werde, bekäme sie es.

Rapunzels Leben im Turm

Der Mann willigte ein und hatte sein Versprechen schon bald vergessen. Die Frau gebar wenige Wochen später eine wunderschöne Tochter. Sogleich kam die Fee und nahm das Baby, das sie Rapunzel taufte, mit.

Sie zog das Mädchen zwölf Jahre lang groß. Dann sperrte sie es in einen hohen Turm, in dem es nur ein kleines Fenster gab.

Jedes Mal, wenn die Fee fortan hinauf zu Rapunzel wollte, rief sie: "Rapunzel, Rapunzel, lass Dein Haar herunter!"

Rapunzel hatte über die Jahre hinweg so langes Haar bekommen, dass es bis nach unten reichte, wenn sie ihren Kopf aus dem Fenster streckte. Die Fee kletterte jedes Mal daran hinauf und später wieder hinunter.

Der Königssohn

Eines Tages kam ein schöner Königssohn vorbei und hörte, wie schön Rapunzel in ihrem Turm sang. Kurz darauf konnte er beobachten, wie die Fee an Rapunzels langem Haar emporstieg.

Als diese wieder verschwunden war, rief auch er: "Rapunzel, Rapunzel, lass Dein Haar herunter!" Er kletterte hinauf und erblickte das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hatte. Rapunzel erschrak zwar anfangs, verliebte sich aber ebenfalls in den schönen Prinzen. Von nun an kam dieser regelmäßig und stieg an Rapunzels Haar empor.

Die Rache der Fee

Eines Tages bat Rapunzel die Fee um neue Kleider, weil ihr die alten nicht mehr passten. Die Fee aber durchschaute den Plan und schnitt Rapunzel ihre schönen langen Haare ab.

Sie schickte das Mädchen in die Wüste, wo diese wenig später Zwillinge gebar. Die Fee jedoch wartete oben im Turm, bis der Prinz wieder vorbeikam und an dem langen Haar emporkletterte. Vor Angst fiel der Königssohn aus dem Fenster und zerstach sich dabei die Augen.

Happy End

Er irrte fortan blind umher, bis er irgendwann in die Wüste gelangte, in der Rapunzel mit ihren Zwillingen lebte. Er erkannte Rapunzel an ihrem schönen Gesang. Beide fielen sich um den Hals und Rapunzels Tränen schenkten ihm das Augenlicht zurück.

Rotkäppchen

Das Märchen vom Rotkäppchen ist ein Klassiker der Gebrüder Grimm. Es handelt von einem Mädchen mit rotem Käppchen, das ihre kranke Großmutter besuchen wollte und dabei vom Wolf gefressen wurde.

Rotkäppchens Reise durch den Wald

Es war einmal ein Mädchen, das von seiner Großmutter eine rote Samtkappe geschenkt bekam, und weil es fortan nur noch dieses Käppchen trug, nannte man es "Rotkäppchen". Eines Tages schickte die Mutter das Rotkäppchen zur kranken Großmutter und gab ihr einen Korb mit Kuchen und Wein mit. Gleichzeitig ermahnte sie das Rotkäppchen, nicht vom Wege abzukommen.

Als das Rotkäppchen sogleich losging, begegnete ihr ein Wolf. Er fragte das Rotkäppchen, wo es denn hinginge und es antwortete: "Zur kranken Großmutter!" Der Wolf aber war listig und brachte das Rotkäppchen auf die Idee, der kranken Großmutter einen schönen Blumenstrauß mitzubringen. Das Rotkäppchen ging vom Weg ab und pflückte Blumen.

Der böse Wolf als Großmutter

Der Wolf lief jedoch indessen zum Haus der Großmutter, fraß diese auf, zog ihr Nachthemd an und setze ihre Nachthaube auf. Anschließend legte er sich ins Bett und wartete, bis das Rotkäppchen durch die offenstehende Türe kam. Es trat ans Bett der Großmutter und wunderte sich, dass diese heute so anders aussieht.

So fragte es: "Ei Großmutter, was hast Du für große Ohren?" Der Wolf antwortete: "Damit ich Dich besser hören kann!" Auch über die großen Augen und die großen Hände wunderte sich das Rotkäppchen.

Als ihr das große Maul der Großmutter auffiel, antwortete der Wolf: "Damit ich Dich besser fressen kann!" Und so verschlang er auch das arme Rotkäppchen.

Rettung durch den Jäger

Der Wolf legte sich wieder ins Bett und schnarchte, dass die Wände wackelten. Dieses Schnarchen hörte ein Jäger, der am Haus vorbeikam und sich wunderte, warum die Großmutter so schnarchte. Er ging ins Haus und sah den Wolf, der noch immer als Großmutter verkleidet war.

Zuerst wollte der Jäger den Wolf erschießen, doch dann fiel ihm ein, dass dieser vielleicht die Großmutter gefressen haben könnte. So griff er zur Schere und schnitt dem Wolf den Bauch auf. Zu seiner Verwunderung kam nicht nur die Großmutter heraus, sondern auch das Rotkäppchen.

Beide waren wohlauf und glücklich, dass der Jäger sie gerettet hatte. Dieser zog dem schlafenden Wolf sein Fell ab und ging nach Hause. Rotkäppchen jedoch schwor sich, nie wieder vom Wege abzugehen.

Interpretation

Eine mögliche Interpretaion wäre es, junge Mädchen vor gewalttätigen Übergriffen durch Männer zu warnen. Doch auch generell kann man die Geschichte als Warnung ansehen: so sollten Kinder nicht mit Fremden reden und sich auch nicht auf irgendeine Art und Weise von ihnen locken lassen.

Rumpelstilzchen

"Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind! Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!". Dies ist einer der bekanntesten Sätze aus dem Märchen "Rumpelstilzchen", das wie so viele andere Märchen von den Gebrüdern Grimm stammt.

Magie hat ihren Preis

Ein armer Müller hatte eine schöne Tochter. Eines Tages sagte der Müller zum König: "Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen!"

Der König konnte dies kaum glauben und wollte Beweise sehen. Der Müller brachte seine Tochter und der König führte sie in eine Kammer voll Stroh. Daraufhin befahl er ihr, das Stroh bis zum nächsten Morgen zu Gold zu spinnen, sonst müsse sie sterben.

Die Müllerstochter weinte bitterlich, da sie die Aufgabe natürlich nicht erledigen konnte. Plötzlich stand ein kleines Männlein in der Türe, das sie fragte, warum sie denn so weine.

Die Müllerstochter erzählte es ihm. Das Männlein aber wollte ihr helfen und das Stroh zu Gold spinnen, wenn er dafür etwas bekommen würde.

Die Müllerstochter gab ihm ihr Halsband und das Männlein machte aus dem Stroh Gold.

Am nächsten Morgen war der König hocherfreut, doch er hatte noch nicht genug. Er ließ die Müllerstochter in eine größere Kammer mit mehr Stroh bringen und befahl ihr auch diesmal, alles Stroh zu Gold zu spinnen, wenn ihr etwas am Leben läge.

Wieder weinte das Mädchen und wieder kam das Männlein, das ihr erneut helfen wollte. Dieses Mal gab das Mädchen dem Männlein ihren Ring und bis zum nächsten Morgen war alles Stroh zu Gold gesponnen.

Auch diesmal freute sich der König sehr, doch er hatte noch immer nicht genug und ließ das Mädchen in eine noch größere Kammer mit noch mehr Stroh bringen. "Schaffst Du es, auch dieses Stroh zu Gold zu spinnen, so sollst Du meine Frau werden!" Die Müllerstochter saß wie schon die Tage zuvor verzweifelt in der verschlossenen Kammer, als erneut das Männlein kam. Das Mädchen hatte jedoch keine Wertgegenstände mehr, die es hätte dem Männlein geben können.

Das Männlein forderte als Lohn für seine Arbeit das erste Kind, das die Müllerstochter als Königin gebären würde. Das Mädchen willigte ein und am nächsten Morgen war die ganze Kammer voller Gold.

Namenssuche

Der König hielt sein Versprechen und heiratete die Müllerstochter, die wenige Monate später ein Kind gebar. Das Männlein hatte sie inzwischen längst vergessen, doch plötzlich stand es in der Tür und wollte ihr Baby mitnehmen. Sie bot ihm alle Reichtümer des Königreiches an, doch das Männlein lehnte ab.

Jedoch machte das Männlein einen anderen Vorschlag: "Wenn Du innerhalb der nächsten drei Tage meinen Namen herausfindest, so sollst Du Dein Baby behalten!" Die Königin schickte Boten in alle Regionen des Landes, um sich nach den ungewöhnlichsten Namen zu erkundigen. An den nächsten beiden Tagen kam das Männlein und die Königin zählte alle Namen auf, die sie wusste. Der richtige Name war jedoch nicht dabei.

Happy End

Am dritten Tag kam ein Bote zurück und erzählte von einem Männlein, das er beobachtet hatte und ständig sang: "Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind! Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!"

Die Königin war überglücklich, und als das Männlein wenig später kam, fragte sie es: "Heißt Du vielleicht Rumpelstilzchen?" "Das hat Dir der Teufel gesagt!", schrie das Rumpelstilzchen und riss sich vor Zorn mitten entzwei.

Interpretation

Im Volksmund werden häufig kleinwüchsige Menschen, die besonders tobsüchtig und aufbrausend sind, als Rumpelstilzchen bezeichnet. Sie versuchen, ihre mangelnde Körpergröße durch ihre Art zu kompensieren. In bestimmten Regionen Bayerns werden Choleriker so genannt, auch wenn diese nicht kleinwüchsig sind.

Schneeweißchen und Rosenrot

Eine arme Frau hatte zwei Kinder: Schneeweißchen und Rosenrot, benannt nach den Rosenbäumchen, die im Garten standen. Die beiden Mädchen waren fleißig und taten alles für die andere Schwester und die Mutter. Auch die Tiere liebten die beiden Mädchen, weil sie spürten, dass sie ein gutes Herz hatten.

Besuch vom Bären

Während Schneeweißchen und Rosenrot eines Abends gemütlich mit ihrer Mutter im Haus saßen, klopfte es an der Türe. Als Rosenrot die Türe öffnete, erschrak sie fürchterlich, denn draußen stand ein großer Bär. Der Bär konnte sprechen und beruhigte Schneeweißchen, Rosenrot und deren Mutter.

Er wäre halb erfroren und würde sich nur gerne etwas aufwärmen wollen. Sie ließen den Bären ins Haus, und er konnte sich am warmen Feuer aufwärmen. Am nächsten Morgen ging er wieder in den Wald.

Den ganzen Winter über kam der Bär jeden Abend und blieb bis zum Morgen am warmen Feuer liegen. Im Frühjahr verabschiedete sich der Bär, weil er nun seine Schätze vor den bösen Zwergen verteidigen müsste.

Als er jedoch das Haus verließ, blieb er mit dem Fell hängen. Es schien, als wäre Gold unter seinem Pelz, doch war er so schnell weg, dass Schneeweißen und Rosenrot nicht näher hinsehen konnten.

Begegnungen mit dem Zwerg

Eines Tages gingen die Kinder in den Wald, um Reisig zu sammeln und sahen dort einen umgefallenen Baum. An dem Baum hing ein winziger Zwerg mit seinem langen weißen Bart fest und bat Schneeweißchen und Rosenrot in barschem Ton, ihm zu helfen.

Die Kinder schnitten ihm ein Stück des Bartes ab, nachdem sie vergeblich versucht hatten, ihn herauszuziehen. Der Zwerg jedoch schimpfte, weil sie dies getan hatten.

Auf ihrem weiteren Weg trafen sie den Zwerg erneut in einer misslichen Lage. Er angelte und sein Bart verfing sich in der Schnur, während ein Fisch anbiss. Die beiden Mädchen schnitten wieder ein Stück des Bartes ab, um den Zwerg zu befreien. Auch diesmal beschimpfte der Zwerg die Mädchen, anstatt ihnen dankbar zu sein.

Einige Zeit später waren die Mädchen auf dem Weg in die Stadt und beobachteten einen Vogel, der eine Beute fangen wollte. Die Beute war der alte griesgrämige Zwerg, dem sie schon zweimal geholfen hatten.

Die Mädchen hielten den kleinen Zwerg fest, sodass der Vogel von ihm abließ. Der Zwerg jedoch schimpfte, weil seine Kleidung zerrissen war, anstatt sich für seine Rettung zu bedanken.

Der verwunschene Prinzen

Auf ihrem Heimweg von der Stadt trafen sie den Zwerg erneut und sahen, wie er einige Edelsteine vor sich ausbreitete. Die Mädchen wollten sich diese ansehen, als der Zwerg erneut zu schimpfen begann.

Da kam ein großer Bär. Der Zwerg wollte den Bären dazu bringen, die beiden Mädchen zu fressen, doch der Bär schlug den Zwerg mit der Tatze tot.

Die Mädchen hatten große Angst; als sie jedoch erkannten, dass dies der Bär war, der einen Winter bei ihnen übernachtet hatte, fassten sie wieder Vertrauen.

Als der Bär näher kam, fiel sein Pelz ab und er war ein wunderschöner Königssohn. Er erzählte Schneeweißchen und Rosenrot, dass er verzaubert wurde und erst durch den Tod des Zwerges zurückverwandelt werden konnte. Schneeweißchen heiratete den Prinz, Rosenrot dessen Bruder und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Interpretation

In diesem Märchen treffen besonders klischeehafte Charaktere aufeinander:

  • die gute Mutter
  • die unschuldigen Kinder
  • der gierige Zwerg
  • der starke Bär

Zwischen den Schwestern herrscht eine innige Verbundenheit, dabei haben sie unterschiedliche Eigenschaften. Sie sind jedoch beide gleich gut und gleich schön, keine wird mehr geliebt.

Diese Konstellation hat das Märchen zum Urbild für eine Schwesternbeziehung gemacht. Sie können unterschiedlich sein, ohne sich dabei jedoch Schaden zuzufügen.

Schneewittchen

Eines der bekanntesten Märchen ist "Schneewittchen". Es stammt von den Gebrüdern Grimm und handelt von einer Prinzessin, dessen Schönheit die böse Stiefmutter nicht ertragen konnte.

Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Eine Königin gebar ein Kind, deren Haut so weiß wie Schnee, die Lippen so rot wie Blut und das Haar so schwarz wie Ebenholz war. Das kleine Mädchen erhielt den Namen "Schneewittchen".

Kurz nach der Geburt starb die Königin. Einige Zeit später nahm sich der König eine neue Frau, doch die Stiefmutter von Schneewittchen konnte es nicht ertragen, dass jemand schöner als sie war.

Ständig fragte sie ihren Spiegel: "Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?". Solange der Spiegel antwortete: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land!", war die böse Königin zufrieden.

Mit der Zeit wurde aus dem kleinen Schneewittchen eine wunderschöne Prinzessin. Als die Königin wieder ihren Spiegel befragte, antwortete dieser: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist noch tausendmal schöner als Ihr!".

Schneewittchens Flucht zu den Zwergen

Die Königin hasste fortan das Schneewittchen und schmiedete einen Plan. Sie befahl einem Jäger, Schneewittchen in den Wald zu bringen und zu töten. Der Jäger willigte ein, jedoch tötete er die Prinzessin nicht, sondern ließ sie laufen.

Schneewittchen irrte im Wald umher und fand irgendwann ein kleines Häuschen. Es war das Haus von sieben Zwergen, wie man an den kleinen Stühlchen, Bettchen, Tellerchen und Gäbelchen erkennen konnte.

Das Schneewittchen fürchtete sich anfangs vor den sieben Zwergen; diese jedoch nahmen ihr die Angst und boten ihr an, bei ihnen zu bleiben. Gleichzeitig warnten sie das Schneewittchen davor, niemandem die Türe zu öffnen, weil früher oder später die böse Stiefmutter herausfinden würde, wo das Schneewittchen lebte.

Hinterlist der Stiefmutter

Schneewittchen hielt den Zwergen ihr Haus in Ordnung und kochte für sie. Eines Tages befragte die böse Stiefmutter wieder ihren Spiegel, wer die Schönste sei.

Er antwortete: "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier. Aber Schneewittchen, hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr!".

Wenig später stand die Stiefmutter verkleidet als Krämerin vor der Tür des Zwergenhauses und bot schöne Schnürriemen an. Das Schneewittchen ließ die Alte arglos in das Haus und ließ sich ein Band anlegen. Die Alte schnürte jedoch so fest, dass Schneewittchen keine Luft mehr bekam und zu Boden sank.

Als die Zwerge von der Arbeit nach Hause kamen, sahen sie das Schneewittchen und lockerten das Band. Sogleich wachte Schneewittchen wieder auf und wurde von den Zwergen erneut ermahnt, künftig niemanden ins Haus zu lassen.

Schneewittchens Tod

Wenig später befragte die Stiefmutter abermals ihren Spiegel und erfuhr auf diese Weise, dass Schneewittchen noch immer am Leben war. Sie vergiftete einen Apfel und machte sich erneut auf den Weg zum Zwergenhaus. Sie bot Schneewittchen den Apfel an und aß auch selbst ein Stück eines anderen Apfels, um Schneewittchen zu beweisen, dass sie ihn bedenkenlos essen könne.

Schneewittchen aber biss in den vergifteten Apfel und fiel tot um. Die Zwerge legten sie in einen gläsernen Sarg und weinten bitterlich.

Happy End

Nach einiger Zeit ritt ein schöner Prinz vorbei und verliebte sich in das Schneewittchen. Er vereinbarte mit den Zwergen, dass seine Diener den Sarg mit dem Schneewittchen auf sein Schloss bringen dürften.

Einer der Diener stolperte jedoch, sodass der Sarg geschüttelt wurde. Dabei fiel das vergiftete Stück Apfel aus ihrem Schneewittchens Mund und sie erwachte. Schneewittchen und der schöne Prinz heirateten und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Tischlein, deck dich!

Das letzte Märchen, deren Inhalt wir Ihnen in Kurzfassung erzählen möchten, ist "Tischlein deck Dich". In diesem Grimmschen Märchen spielen eine Ziege, ein Esel, ein Tisch und ein Knüppel die Hauptpersonen.

Hinterlist der Ziege

Ein Schneider hatte drei Söhne und eine Ziege, die sie mit Milch ernährte. Jeden Tag brauchte sie gutes Futter, um ausreichend Milch zu geben. Eines Tages führte einer der Söhne die Ziege an einen Platz, an der sie sich mit den besten Kräutern sattfressen konnte.

Abends, als sie wieder im Stall stand, ging der Schneider zur Ziege und fragte sie, ob sie satt sei. Die Ziege jedoch antwortete, dass sie noch nichts zu fressen bekommen hätte. Der Schneider glaubte seiner Ziege und jagte den Sohn zum Haus hinaus.

Am nächsten Tag war der andere Sohn an der Reihe, die Ziege zu den frischen Kräutern zu bringen. Als sie sich satt gefressen hatte, fragte der Schneiderssohn, ob sie noch Hunger hätte und die Ziege antwortete, wie auch schon am Tag zuvor: "Ich bin satt, ich mag kein Blatt, mäh mäh!".

Der Schneiderssohn brachte die Ziege in den Stall und berichtete dem Vater, wie viele gute Kräuter die Ziege gefressen hätte. Der Schneider vertraute aber auch diesem Sohn nicht und fragte die Ziege selbst.

Wieder antwortete diese, dass sie heute nichts zu fressen bekommen hätte. Im Zorn jagte der Schneider auch seinen zweiten Sohn zur Tür hinaus.

Tags darauf war der dritte Sohn an der Reihe, gute Kräuter für die Ziege zu suchen. Als sie satt war, brachte er sie heim in den Stall. Doch auch diesmal misstraute der Schneider seinem Sohn und fragte die Ziege, ob sie genügend Kräuter gefunden hätte.

Wieder antwortete diese, dass sie heute nichts zu fressen bekommen habe. Auch der dritte Sohn wurde aus dem Haus gejagt.

Am nächsten Morgen musste der Schneider selbst zusehen, dass seine Ziege genügend frische Kräuter bekam. Am Abend antwortete die Ziege ihm, dass sie satt sei.

Er brachte sie in den Stall zurück und fragte schließlich noch einmal, ob sie genügend gefressen hätte. Die Ziege aber antwortete erneut, dass sie heute nichts zu fressen bekommen hätte.

Da wurde dem Schneider bewusst, dass seine drei Söhne völlig unschuldig aus dem Haus gejagt wurden. Der Schneider jagte die Ziege mit der Peitsche hinaus und war von da an recht einsam.

Tischlein, deck dich!

Sein erster Sohn lernte den Schreinerberuf und bekam von seinem Herrn einen Tisch als Lohn. Stellte man diesen hin und rief "Tischlein, deck dich!", so standen lauter Leckereien auf dem Tisch.

Auf dem Weg zurück zu seinem Vater verweilte der Sohn einige Zeit in einem Wirtshaus. Er stellte auch hier sein Tischlein ab, rief "Tischlein, deck dich!" und alle hatten genügend zu essen und zu trinken.

Der Wirt aber war neidisch auf diesen Tisch und tauschte ihn in einem unbemerkten Augenblick gegen einen herkömmlichen Holztisch aus. Im Glauben, es wäre sein Tisch, nahm der Schneiderssohn diesen und ging nach Hause zu seinem Vater.

Er erzählte dem Vater von dem Tischlein, das sich wie von selbst deckte und lud alle Freunde und Verwandte zu sich ein, um sie zu bewirten. Da dieser Tisch jedoch keine Zauberkraft hatte, jagte der Vater ihn wieder fort.

Bricklebrit

Der zweite Sohn verbrachte seine Lehrjahre bei einem Müller und erhielt als Lohn einen Esel, der Gold speien konnte, wenn man "Bricklebrit" sagte. Auf dem Weg zurück zu seinem Vater kehrte der Schneiderssohn in genau das Wirtshaus ein, indem der Wirt die beiden Tische vertauscht hatte.

Um zahlen zu können, nahm der Schneiderssohn ein Tischtuch mit hinaus zu seinem Esel, rief "Bricklebrit" und gab dem Wirt die Goldstücke.

Der Wirt, der alles mit angesehen hatte, vertauschte auch den Goldesel gegen einen herkömmlichen Esel, ohne dass der Schneiderssohn dies wahrgenommen hätte. Der Sohn ging nach Hause zu seinem Vater und wieder wurden die Verwandten eingeladen, um den Goldesel vorzuführen.

Wieder passierte nichts, weil der Goldesel beim Wirt im Stall stand. Auch dieser Sohn ging wieder zurück zu einem Müller, um dort seine Arbeit zu verrichten.

Knüppel aus dem Sack!

Der dritte Sohn wurde ein Drechsler. Durch einen Brief seiner beiden Brüder erfuhr er von der Hinterlist des Wirtes.

Als Lohn erhielt er von seinem Meister einen Sack mit einem Knüppel darin. Rief man "Knüppel aus dem Sack!", so hüpfte der Knüppel aus dem Sack und schlug um sich.

Der Schneiderssohn ging in das Wirtshaus, das ihm die Brüder beschrieben hatten. Abends legte er sich dort auf seinen Sack und tat, als ob er schliefe. Der Wirt war der Meinung, in dem Sack würden sich Reichtümer befinden, so versuchte er, den Sack unbemerkt zu entwenden.

Der Schneiderssohn bemerkte dies jedoch und rief "Knüppel aus dem Sack!". Sogleich schlug der Knüppel auf den Wirt ein, bis dieser einwilligte, den Tisch und den Goldesel zurückzugeben.

Happy End

Bepackt mit Sack, Tisch und Goldesel zog der Sohn nach Hause zu seinem Vater und zeigte ihm alles. Die drei Söhne und der Vater lebten von da an glücklich und zufrieden.