Finanzkrisen - Varianten wie z.B. die Wirtschaftskrise und mögliche Theorien

Als Finanzkrise wird ganz allgemein die Situation bezeichnet, in der das Finanzsystem aus dem Gleichgewicht gerät. In vielen Fällen ergibt sich daraus eine Wirtschaftskrise, die sich auf die gesamte Volkswirtschaft negativ auswirkt. Eine Finanzkrise lässt sich in unterschiedliche Varianten einteilen; es gibt einige Theorien im Bereich der Wirtschaftswissenschaft, die sie zu erklären versuchen. Informieren Sie sich über die Grundlagen und Formen der Finanzkrise.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Als Finanzkrise werden größere Brüche im Finanzsystem bezeichnet. Typisch sind die Zahlungsunfähigkeit in vielen Unternehmen im Bereich der Finanzwirtschaft sowie in anderen Branchen sowie sinkende Vermögenswerte. Die Folge ist eine Beeinträchtigung der ökonomischen Aktivität in einem oder auch in mehreren Ländern.

Varianten der Finazkrise

In der heutigen Zeit wird viel von einer Finanzkrise gesprochen. Gleichzeitig betont die Bundesregierung immer wieder, wie gut es "uns Deutschen" geht.

Für den Bürger passt das nicht zueinander. Die Kaufkraft der Eurowährung reduziert sich kontinuierlich im Verhältnis zu den Realeinkommen. Gewinne machen die Kapitalgesellschaften auf dem globalen, dem Weltmarkt.

Bei einer Finanzkrise ist der Geld- und Kreditkreislauf erheblich gestört. Das hat Auswirkungen auf die Banken. Deren Börsenwert sinkt, bis hin zu ihrer Zahlungsunfähigkeit.

Bankenkrise

Die Bankenkrise beschrieibt eine besondere Unternehmenskrise. Dabei sind Stabilität sowie Funktionsfähigkeit eines Kreditinstituts aufgrund von Verlusten so stark gefährdet, dass das Risiko einer Insolvenz besteht.

Als mögliche Folge gilt eine Beeinflussung des gesamten nationalen Bankensystems, der gesamten Volkswirtschaft, der Finanzmärkte und sogar anderer Staaten. Die Bankenkrise kann einzeln oder als Systemkrise eines ganzen Bankensektors auftreten.

Wirtschaftskrise

Weil die Banken an dem internationalen Zahlungs- und Kreditsystem ebenso wie die öffentliche Hand mit Bund, Ländern und auch Gemeinden beteiligt sind, müssen sie, wie es genannt wird, gerettet werden. Daraus ergibt sich sehr leicht eine Wirtschaftskrise.

Die Hersteller, beispielsweise in der Automobilindustrie, haben Absatzprobleme. Sie produzieren, finden aber keine Käufer. Das reduziert Umsatz sowie Gewinn und gefährdet Arbeitsplätze.

Eurokrise

Die Eurokrise kann als ein Mix aus Finanz- und Wirtschaftskrise bezeichnet werden. Sie ist auf die Eurozone begrenzt - das heißt auf diejenigen EU-Mitgliedsländer, in denen der Euro die offizielle Währung ist.

Währungskrise

Ist es nicht mehr möglich, den Währungsaußenwert zu halten, spricht man von einer Währungskrise. Als Folge kommt es zu einer enormen Abwertung und/oder das gezielte Aufgeben des festen Wechselkurses.

Die Währungskrise ist die Folge des Ausstiegs von Finanzmarktakteuren aus der Währung, während Kredite nicht mehr verlängert werden - auf diese Weise nehmen die Kapitalabflüsse zu, während die -zuflüsse abnehmen. Eine Währungskrise kann oft in eine Finanz- und Wirtschaftskrise münden.

Verbraucherinsolvenz/Privatinsolvenz

Unabhängig davon, wo und wen eine Finanzkrise betrifft - im Endeffekt ist damit eine negative Entwicklung verbunden. Unternehmen entlassen Mitarbeiter, melden Insolvenz an oder werden freundliche beziehungsweise feindlich übernommen.

Die entlassenen Mitarbeiter finden keine neue adäquate Arbeitsstelle. Ihr Arbeitseinkommen fällt weg, die Ausgaben und Verbindlichkeiten bleiben bestehen. Diese Differenz ist dauerhaft nicht auszugleichen - eine Folge davon ist vielfach eine Verbraucherinsolvenz, die so genannte Privatinsolvenz.

Immobilienkrise

Die aktuelle Situation bietet Anlass zur Besorgnis, dass es in den nächsten Jahren zu zwei verschiedenartigen Finanzkrisen kommen kann. Die eine bezieht sich auf deutsche Immobilien, die andere auf den Privatkonsum im Alltag, der über Kredite, also fremdfinanziert wird.

Die Immobilienzinsen als Zinsen für Baudarlehen sind zurzeit sehr niedrig. Das animiert zur Baufinanzierung für das Eigenheim oder zum Kauf einer Eigentumswohnung.

Niedrige Zinsen sind gleichbedeutend mit einer geringeren Darlehensrückzahlung. Der Darlehensvertrag läuft über mehrere Jahrzehnte, die Zinsbindungsfrist jedoch nur für die kommenden acht bis zehn Jahre. Wenn danach, das heißt für die zweite Zinsbindungsfrist, die Bauzinsen nicht ebenso niedrig sind, dann bekommt der Bauherr ein Finanzierungsproblem.

Die Kreditinstitute möchten in der heutigen Zeit möglichst viele Baufinanzierungen abschließen, weil sie daran verdienen. Je mehr, umso besser. Das Einkommen des Bauherrn und seine Monatsbelastung für das Baudarlehen stehen im direkten Zusammenhang.

Je weniger monatlich zurückgezahlt wird, umso höher kann das Baudarlehen sein. Vor dieser Situation müssten die Kreditinstitute warnen und schützen, was sie in der Regel nicht tun.

Das so genannte historische Tief der Bauzinsen wird nicht, es kann nicht so bleiben. Die Banken und Sparkassen schaffen durch ihre heutige Kreditvergabe die Grundlage für eine zukünftige Immobilienkrise.

Eine vergleichbare Immobilienkrise hat im vergangenen Jahrzehnt in den USA zu vielen Zwangsversteigerungen und Privatinsolvenzen geführt. Eine vergleichbare Situation forcieren die Kreditinstitute mit der Vergabe von Konsumentenkrediten, oder durch die Ausgabe von Kreditkarten mit Kartenkrediten. Hier fehlt ein Controlling dahingehend, dass mit Ende des Erwerbslebens alle Konsumschulden getilgt sein müssen.

Das Renteneinkommen ist deutlich geringer als das bisherige Arbeitseinkommen. Der problemlos zurückzahlbare Konsumkredit wird für Rentner zu einem unlösbaren Problem. Von dieser Situation sind all diejenigen schon Jahre vorher betroffen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder ihn wechseln mussten.

Solche Berufswechsel sind erfahrungsgemäß mit Einkommensverlust verbunden. Kreditinstitute verdienen an der Kreditvergabe - die Kreditzinsen sind eine ihrer Haupteinnahmequellen.

Banken und Sparkassen sehen ihren Verdienst von heute deutlich fokussierter als das Risiko von morgen. Das ist die Zahlungsunfähigkeit der Konsumenten. Die ist für beide Seiten negativ.

Die Kreditgeber müssen ihre Forderungen ausbuchen. Sie machen sie geltend, was für die Kreditnehmer in vielen Fällen eine Privatinsolvenz, zumindest aber die Eidesstattliche Versicherung, den Offenbarungseid bedeutet.

Hier wie da ist die heutige Kreditvergabe ein buchstäbliches Verlustgeschäft. Würde es nicht abgeschlossen, hätten die Kreditinstitute heute weniger Gewinn, langfristig aber auch weniger Risiko. Der Kreditnehmer könnte weniger konsumieren, wäre jedoch schuldenfrei.

Der Bürger muss zum Ende seines Lebens entschuldet sein. Entweder gelingt ihm das durch ein gemäßigtes Ausgabenverhalten, oder die Entschuldung wird ihm durch Zwangsmaßnahmen auferlegt. Zurzeit spricht vieles dafür, dass Banken und Sparkassen mittelfristig auf eine handfeste Finanzkrise im Bereich der Konsumenten- und Verbraucherkredite hinsteuern.

Mögliche Theorien

Im Bereich der Wirtschaftswissenschaft gibt es einige Theorien bezüglich der Finanzkrise:

  • Überinvestitionstheorien: Friedrich August von Hayek und Knut Wicksell spielt Anstieg der internen Verzinsung der Unternehmen über den bestehenden Geldzinssatz eine Rolle; der Geldzinssatz passt sich mit Verzögerung an den natürlichen Zinssatz an
  • Monetarismus: ein Versuch, gesamtwirtschaftliche Finanzkrisen zu erklären; Milton Friedman und Anna J. Schwartz führen eine verfehlte Politik mit reduzierter Geldmenge der Zentralbank für die Ursache als "Great Depression" der USA auf
  • Schuldendeflation: Erklärung nach Irving Fisher; Preisverfall führt zu sinkenden Normaleinkommen - nominale Höhe von Schulden und Zinsen ändert sich nicht, reale Schuldenlast wird erhöht
  • Theorie nach Hyman Minsky: diese basiert auf einer exzessiven Spekulation; ausreichende Investitionen zur Zurückzahlung von Krediten samt Zinsen; nach spekulativer Finanzierung können nur noch die Zinsen bedient werden, während man neue Kredite aufnimmt; es folgt die Ponzi-Finanzierung: man nimmt zusätzliche Kredite auf, um die Zinslast zu finanzieren - die Wirtschaft wird labiler, es kommt zu Insolvenzen

Im Folgenden geben wir in einem kleinen Exkurs einen Einblick in die Geschehnisse der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929...

Weltwirtschaftskrise - Ursachen und Folgen

Die Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 war der erste globale wirtschaftliche Einbruch seiner Art, welcher zudem ein deutlicher Indikator dafür war, wie eng verzahnt die internationale Wirtschaft bereits war. Doch was waren die Ursachen und Folgen der damaligen Weltwirtschaftskrise und welche Parallelen lassen sich zu heutigen Entwicklungen ziehen?

Gründe der Krise

Der eigentliche Auslöser der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 ist klar. So kam es im selben Jahr zum New Yorker Börsensturz, welcher die größte globale Krise dieses Jahrhunderts einläuten sollte. Der Börsensturz war dabei natürlich das Ergebnis von einer großen Verunsicherung und der Erkenntnis, dass die eigenen Kapitalanlagen überhaupt nicht wirklich gedeckt sind.

Dass es jedoch überhaupt soweit kommen konnte, ist auf eine Vielzahl anderer Faktoren zurückzuführen. Ein wichtiger Aspekt war einerseits die weltweite Überproduktion in der Landwirtschaft. So drängten zunehmend mehr Händler auf die internationalen Märkte, was die Preise sinken ließ und für große Verunsicherung sorgte.

Des Weiteren kam es im Laufe der Goldenen Zwanziger zu einem starken Anstieg der weltweiten industriellen Produktion. Diesem rasanten Anstieg konnte allerdings weder die Kaufkraft der Bürger noch der Welthandel folgen, weshalb es zum schnellen Kollaps vieler Unternehmen kam.

Darüber hinaus herrschte auf den Märkten auch eine zuvor unbekannte Verunsicherung bezüglich der Kapitalströme vor. Zum ersten Mal in der Geschichte konnten selbst Wirtschaftsexperten nicht mehr nachvollziehen, wohin die Geldströme denn genau flossen und inwiefern diese überhaupt gedeckt waren.

Zur allgemeinen Verunsicherung trugen zudem noch zahlreiche ungeklärte Fragen bei, wie denn weiter mit den Kriegsschulden des 1. Weltkriegs umzugehen sei.

Folgen der Krise

Die Weltwirtschaftskrise wirkte sich auf alle Bereiche der Gesellschaft und auf große Teile der Erde aus. So sanken weltweit die Produktionszahlen auf ein historisches Tief, was zur Insolvenz unzähliger Unternehmen führte.

Politisch kam es zu

  • Massenbewegungen
  • Aufständen und
  • teils sogar Revolutionen.

Im sozialen Bereich litten die Menschen unter den Bedingungen. So sorgten die hohen Arbeitslosenquoten und mangelnden Sozialprogramme dafür, dass viele Menschen in Armut lebten.

Bis heute lässt sich aus den damaligen Ereignissen eine Menge lernen. Dass diese Thematik aktueller denn je ist, sollte dabei allein schon die Finanzkrise 2008 gezeigt haben. Die weltweiten Märkte bedürfen deshalb gezielter Regulationsmechanismen, welche Entwicklungen verhindern, die eine solche Krise provozieren können.