J(ugend)-Untersuchungen: J1 (12-14) & J2 (16-18) - Bestandteile und Kosten

Auch für Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig. So gibt es die Jugenduntersuchungen J1 und J2. Die J1 gilt als letzte Vorsorgeuntersuchung, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Es gibt leider viele Eltern, die diese Untersuchungen nicht wahrnehmen. Dabei können dadurch mögliche Störungen oder Fehlbildungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Lesen Sie über den Ablauf sowie die Kosten der Jugenduntersuchungen J1 und J2.

Von Jens Hirseland

Jugenduntersuchungen - Merkmale und Zweck

In jungen Jahren denkt man kaum über Krankheiten oder Risiken für die Gesundheit nach. Dennoch können Vorsorgeuntersuchungen auch in diesem Alter durchaus sinnvoll sein. So kommt es in der Pubertät zu vielen entscheidenden Veränderungen des Körpers, seiner Organe und seiner Funktionen. Diese können jedoch durch Fehlentwicklungen oder Erkrankungen negativ beeinträchtigt werden.

Für eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Krankheiten und Fehlentwicklungen

Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ist es möglich, Fehlentwicklungen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen und sie entsprechend zu behandeln. Daher ist es wichtig, die jungen Patienten gründlich zu befragen und zu untersuchen.

Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche unterteilt man in die Jugenduntersuchungen:

  1. J1
  2. J2

Während sich J1 an Teenager im Alter von 12 bis 14 Jahren wendet, ist J2 für Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren gedacht.

Jungenduntersuchung J1: Für 12- bis 14-Jährige

Für 12- bis 14-jährige Jugendliche ist die Jugenduntersuchung J1 vorgesehen. Dabei wird der Gesundheitszustand der Teenager genauestens unter die Lupe genommen.

Die Vorsorgeuntersuchung J1 ist die vorletzte Untersuchung innerhalb der U-Reihe. Dabei handelt es sich um eine Serie von Vorsorgeuntersuchungen, die von den ersten Lebensstunden bis zum 18. Lebensjahr reichen. Die Kosten für die J1 werden von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Obwohl die Untersuchung als wichtig gilt, nehmen sie viele Eltern jedoch nicht wahr. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Jugendlichen selbst sie lieber vermeiden, da sie nicht genau wissen, was sie dabei erwartet.

Es gibt jedoch keinen Grund, sich vor der J1 zu fürchten. So muss der Jugendliche dort keine besonderen Leistungen vollbringen oder Angst davor haben, wie bei einer Prüfung durchzufallen.

Ablauf der J1

Für die J1 müssen Eltern beim Kinderarzt einen Termin vereinbaren. Normalerweise sind die Eltern oder zumindest ein Elternteil bei der Untersuchung mit dabei. Zu den Untersuchungsbestandteilen zählen

Anamnese bei der J1

Zunächst führt der Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Jugendlichen und den Eltern, bei dem es um die Anamnese (Krankengeschichte) geht. Dabei stellt der Arzt viele Fragen über die Entwicklung des Kindes.

Körperliche Untersuchung bei der J1

Im Anschluss an das Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. Da der Jugendliche sich dazu entkleiden muss, wird er zuvor gefragt, ob ihn die Anwesenheit seiner Eltern stört oder nicht. Falls nötig, warten die Eltern solange im Wartezimmer.

Bei der Untersuchung werden Gewicht und Größe ermittelt. Außerdem achtet der Arzt auf Hautprobleme wie zum Beispiel Akne und ob das Kind eventuell an Über- oder Untergewicht leidet.

Blutuntersuchung und Impfungen bei der J1

Darüber hinaus erfolgen auch Untersuchungen von Blut und Urin. Schließlich überprüft der Arzt den Impfstatus des Jugendlichen.

Sollte es erforderlich sein, nimmt er auch Auffrischimpfungen gegen Diphtherie oder Tetanus vor. Bei Mädchen besteht zudem die Möglichkeit einer Impfung gegen HPV und Röteln. Die Impfungen sollten möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Hör- und Sehtests bei der J1

Ebenfalls zur J1 gehören die Überprüfung des Hör- und Sehvermögens sowie eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Schilddrüse.

Beratungsgespräch bei der J1

Nach Beendigung der körperlichen Untersuchung findet ein weiteres Gespräch mit dem Jugendlichen und dessen Eltern statt, bei dem mögliche Befunde erörtert werden. Auch weitere Themen kommen zur Sprache, wie:

Der Fragebogen MEF J1 als wichtiger Bestandteil der J1-Untersuchung

Zur J1 gehört auch der Fragebogen MEF J1. Es handelt sich um einen standardisierten Fragebogen, auf dem der Patient bzw. die Patientin 59 Fragen gestellt bekommt, die sich etwa mit

  • der Schule
  • möglichen Ängsten und Sorgen
  • dem Essverhalten
  • dem Verhältnis zu den Bezugspersonen
  • Suchtmitteln wie Tabak, Alkohol und Drogen sowie
  • diversen Beschwerden wie Hautprobleme, Schlafstörungen etc.

befassen. Hinzu kommt die Vervollständigung von 25 Sätzen, so etwa:

  • "Ganz im Geheimen..."
  • "Meine größte Angst..."
  • "Ich brauche..."
  • "Mich ärgert, dass..."

Nicht jede Frage muss beantwortet werden. Es gibt immer ein Thema, dass einem Menschen etwas unangenehm sein könnte. Die meisten Jugendlichen empfinden die Vorsorgeuntersuchung trotz anfänglicher Skepsis letztlich als positiv, sodass sie sie weiterempfehlen.

Kosten der J1 und Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Die Kosten der J1 werden von den Krankenkassen übernommen.

Jugenduntersuchung J2: Für 16- bis 18-Jährige

Die Jugenduntersuchung J2 ist eine Vorsorgeuntersuchung für Teenager zwischen 16 und 18 Jahren. Sie gilt als wichtig, da sich auf diese Weise Fehlentwicklungen auf dem Weg ins Erwachsenenalter oder bestimmte Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln lassen, denn sowohl bei der Physis als auch bei der Psyche kommt es im Jugendalter zu erheblichen Veränderungen und Belastungen.

Viele Jugendliche empfinden die Vorsorgeuntersuchung allerdings als lästig und nehmen sie nur ungern wahr. So nutzen Schätzungen zufolge nur etwa 5 Prozent aller Jugendlichen dieses Angebot.

Ablauf der J2

Genau wie bei der J1 ist jedoch auch bei der J2 nichts Schlimmes zu befürchten. Zu den typischen Bestandteilen zählen

  • Größen- und Gewichtsmessung
  • das Abhören von Herz und Lunge
  • das Abtasten der Bauchdecke
  • ein Hör- und Sehtest
  • eine Blut- und Urinprobe
  • eine Untersuchung auf Haltungsschäden und Fehlstellungen
  • ein Beratungsgespräch

Untersuchung des Haltungs- und Bewegungsapparats bei der J2

Der Arzt überprüft im Rahmen der Untersuchung vor allem den Haltungs- und Bewegungsapparat, da Haltungsschäden wegen des schnellen Wachstums in der Pubertät keine Seltenheit sind. Auch Seh- und Hörvermögen werden erneut kontrolliert.

Ulterschall der Schilddrüse bei der J2

Um die mögliche Bildung eines Kropfes erkennen zu können, nimmt der Arzt außerdem eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse vor.

Diagnose und Behandlung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen bei der J2

Des Weiteren sollen eventuelle Pubertäts- und Sexualitätsstörungen erkannt und entsprechend behandelt werden.

Diabetesvorsorge und Auffrischungsimpfungen bei der J2

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der J2 ist die Diabetes-Vorsorge. Nun kann auch die zweite Auffrischungsimpfung gegen

  • Pertussis
  • Diphterie
  • Tetanus und
  • Polio

erfolgen.

Beratungsgespräch bei der J2

Genau wie bei der J1 findet auch bei der J2 nach der körperlichen Untersuchung ein ausführliches Beratungsgespräch statt. Viele Jugendliche verzichten bei der Untersuchung auf die Anwesenheit ihrer Eltern.

Für das Abschlussgespräch ist es jedoch durchaus hilfreich, wenn ein Elternteil dabei ist. So geht es in dem Gespräch unter anderem um:

  • familiäre Probleme
  • die Lebensführung
  • den Konsum von Nikotin, Alkohol oder Drogen
  • Verhütung
  • Sexualität
  • sportliche Aktivitäten
  • Berufswahl

Zudem erfasst man bei der J2 zahlreiche psychosoziale Probleme wie:

Selbstverständlich unterliegt der untersuchende Arzt der Schweigepflicht.

Kosten der J2 und Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Im Unterschied zur J1 kommen jedoch nicht alle gesetzlichen Krankenkassen für die Kosten der J2 auf. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich vorher bei der Krankenversicherung über die Kostenübernahme zu informieren.