Merkmale und Voraussetzungen der egalitären Rollenverteilung (Doppelversorgermodell)

In Familien mit egalitärer Rollenverteilung arbeiten beide Eltern eine ähnliche Stundenzahl im Beruf und teilen sich auch zu Hause die Hausarbeit auf. In den meisten Familien ist es jedoch so, dass die Frau weniger als der Mann arbeitet und dafür die meiste Hausarbeit erledigt.

Von Claudia Haut

Ursprung

Die Arbeitsteilung innerhalb einer Familie bezogen auf die Hausarbeit als auch auf den Erwerb des Lebensunterhalts beider Partner bezeichnet man als Doppelversorgermodell. Andere Bezeichnungen dafür sind

  • Doppelernährermodell
  • Familienmodell mit partnerschaftlicher Arbeitsteilung
  • Zwei-Verdiener-Modell sowie
  • Doppelverdienermodell.

Beteiligen sich beide Partner mit etwa gleichem Anteil an der Haus- und Familienarbeit und sind im vergleichbaren Ausmaß erwerbstätig, nennt man dieses Familienmodell egalitär. Man unterscheidet das Doppelversorgermodell mit externer Kinderbetreuung (auch Egalitär-erwerbsbezogenes Modell): hierbei sind die Partner in Vollzeit erwerbstätig; die Wahl fällt vorwiegend auf externe Kinderbetreuung. Zudem gibt es das Doppelversorger/Doppelbetreuer-Modell (Egalitär-familienbezogenes Modell), bei dem die Eltern in Teilzeit erwebstätig sind und die Verantwortung für alle anstehenden Aufgaben gleichmäßig aufgeteilt wird.

Es gibt auch Mischformen, in denen die Arbeit nahezu in Vollzeit erfolgt und lediglich ein Teil der Betreuung extern erfolgt. Wenn das Paar karriereorientiert ist, spricht man von einem Doppelkarrierepaar.

Kriterien

Wichtigstes Kriterium der der egalitären Rollenverteilung: Beide Partner teilen sich alle Arbeiten, sei es privat oder beruflich. Sie geht genauso lange arbeiten wie er, dabei ist es nicht entscheidend, ob beide Teilzeit oder beide Vollzeit arbeiten.

Ein Kriterium der egalitären Rollenverteilung ist nur, dass beide Partner die ungefähr gleiche Stundenzahl arbeiten; das können natürlich auch völlig unterschiedliche Berufe sein. In der Freizeit erledigen beide Partner dann die anfallende Hausarbeit jeweils zur Hälfte. Aufgaben wie

werden gerecht aufgeteilt, so dass sowohl der Mann als auch die Frau mithelfen.

Vorteile

Der Vorteil dieser egalitären Rollenverteilung in einer Familie ist, dass beide zu gleichen Teilen verantwortlich dafür sind, dass sie Geld fürs Leben verdienen und aber auch beide dazu beitragen, dass der Haushalt dabei nicht auf der Strecke bleibt.

Natürlich muss der Haushalt nicht komplett gemeinsam erledigt werden. Den Korb Bügelwäsche kann auch die Frau alleine erledigen, während der Mann den Boden wischt.

Bei diesem Lebensmodell haben auch die Männer die Möglichkeit, sich in das Familienleben einzubringen und das Aufwachsen der Kinder mitzuerleben. Dies gilt besonders dann, wenn beide Partner auf die Weise Teilzeit arbeiten können, dass immer jeweils einer das kleine Kind betreuen kann oder die Kinder vom Kindergarten und der Schule abholen kann.

Eine aktive Vaterschaft wird also gefördert, die Rolle der Hausfrau und Mutter gleichzeitig relativiert. Beide Partner können zu gleichen Teilen ein Vorbild sowie ein wichtiger Ansprechpartner sein.

Packen beide Partner zu gleichen Anteilen mit an, wird zudem das Risiko einer Trennung minimiert. Die Beziehung zueinander kann sich verbessern; Basis ist vor allen Dingen die Kommunikation miteinander.

Durch die egalitäre Rollenverteilung kann sich das Verhältnis untereinander verbessern
Durch die egalitäre Rollenverteilung kann sich das Verhältnis untereinander verbessern und das Risiko einer Trennung wird minimiert

Nachteile

Doch dieses Familienmodell kann auch als nachteilig angesehen werden. So wird kritisiert, dass das Zusammenleben auf diese Weise ein hohes Maß an Organisation voraussetzt, damit es reibungslos funktionieren kann. Zudem wird eine Abgrenzung zur Arbeitswelt gefordert, was letztlich auch die Chancen auf eine Karriere reduziert.

Voraussetzungen

Um diese egalitäre Rollenverteilung leben zu können, müssen zuerst einmal beide Partner eine Arbeitsstelle haben und ungefähr gleich viele Stunden arbeiten. Gleichzeitig muss die Kinderbetreuung gesichert werden, wenn Mutter und Vater zur gleichen Zeit außer Haus sind. Jede Familie muss für sich selbst entscheiden, welches Lebensmodell sie wählt, und wenn die Wahl auf die egalitäre Rollenverteilung fällt, wer welche Aufgaben übernimmt.

Grundvoraussetzung ist jedoch in erster Linie der Wille sowie die Bereitschaft beider Partner dazu, dieses Familienmodell zu leben. Hier und da müssen Kompromisse eingegangen werden; dies muss beiden Seiten klar und für beide durchführbar sein.

Nicht immer wird alles nach Plan verlaufen und sicherlich wird man auch hin und wieder mit unerwarteten Belastungen konfrontiert - diese gilt es, flexibel zu bewältigen. Und letztendlich muss man auch dem möglichen Verlangen nach einer Karriere standhalten können.

Familien, die diese Rollenverteilung leben, wird man in Zukunft immer häufiger finden, da auch die Frauen nicht mehr auf ihren Beruf verzichten wollen und teilweise auch aus finanzieller Sicht nicht mehr verzichten können. Dennoch ist es heutzutage noch in den meisten Familien mit kleineren Kindern so, dass die Frau zwar vielleicht Teilzeit arbeiten geht, der Haushalt aber fast komplett doch an ihr hängenbleibt.