Ursachen und mögliche Ausprägungsformen einer Doppelfehlbildung (Siamesische Zwillinge)

Eine Doppelfehlbildung, auch bekannt als "Siamesische Zwillinge", ist eine Fehlentwicklung eineiiger Zwillinge, die im Verlauf ihrer Entwicklung in der Gebärmutter und nach der Geburt körperlich verbunden bleiben.

Von Kim Müller

Statistisch gesehen kommt nur etwa ein siamesisches Zwillingspaar auf eine Million gesunde Lebendgeburten, da durchschnittlich drei von zehn siamesischen Zwillingspaaren noch vor der Geburt versterben.

Zwillinge

Als Zwillinge bezeichnet werden alle Kinder, die innerhalb einer Schwangerschaft herangewachsen sind und (im Regelfall) auch im Verlauf desselben Geburtsvorganges geboren werden.

Die beiden geläufigsten Formen der Zwillingsentstehung sind die eineiigen Zwillinge, bei welchen sich die befruchtete Eizelle im Verlauf der Entwicklung in zwei Embryonalanlagen teilt, womit sie die gleichen Erbanlagen und das gleiche Erbgut besitzen, und die zweieiigen Zwillinge, bei welchen zwei gereifte Eizellen (innerhalb eines Zyklus) von zwei Spermien befruchtet werden.

Ausprägungen bei einer Doppelfehlbildung

Die Verbindung bei Siamesischen Zwillingen kann sowohl nur das äußere Gewebe, als auch die inneren Organe betreffen. Es ist möglich, dass sich ein siamesisches Zwillingspaar - zum Beispiel - eine Lunge und ein Herz teilen.

In der Medizin wird nach Ausmaß und Art der Verwachsungen unterschieden, die in unterschiedlichen Körperbereichen auftreten können. Die häufigste Verwachsung bei siamesischen Zwillingen findet sich, mit circa 70 Prozent der Fälle, im Brustbereich (Thorakopagus).

Weitere Fehlbildungen sind mit circa fünf Prozent der Fälle im Hüftbereich und mit circa zwei Prozent der Fälle im Kopfbereich möglich. Sehr selten können auch Verwachsungen im Bauchbereich oder im Steißbereich auftreten.

Des Weiteren ist eine Entwicklung eines parasitären Zwillings möglich, bei welchem das Zellmaterial eines Zwillings nicht vollständig entwickelt ist, wodurch es wiederum zu Doppelfehlbildungen kommen kann. Das Kind mit der guten und fortschrittlichen Entwicklung (Autosit) trägt das minder entwickelte Kind am oder im Körper. Das weniger entwickelte Kind kann dabei auch nur aus einem Zellhaufen (tumorähnlich) bestehen.

Mehrlinge

Nicht ausgeschlossen und grundsätzlich möglich sind auch siamesische Mehrlinge, bei denen mehr als zwei Kinder beteiligt sind. Allerdings sind bereits Drillings-Geburten vergleichsweise selten, womit siamesische Mehrlinge noch viel seltener und auch kaum dokumentiert sind.

Ursachen

Die Grundlage zur Entwicklung einer Doppelfehlbildung ist die Anlage von eineiigen Zwillingen - die Gefahr einer Doppelfehlbildung besteht bei zweieiigen Zwillingen nicht.

Eine Bildung von eineiigen Zwillingen ist in verschiedenen Stadien der vorgeburtlichen Entwicklung möglich, doch es kommt nur sehr selten zu einer unvollständigen Trennung der Eizelle.

Bei einer Zelltrennung nach dem Ausformen der Fruchtblase, besteht die Möglichkeit, dass sich das Zwillingspaar eine Fruchtblase teilt. Nur wenn dies der Fall ist, kann es zu einer fehlerhaften und unvollständigen Trennung und somit zu einer Doppelfehlbildung kommen.

Diagnosestellung

Bereits vor der Geburt kann eine Doppelfehlbildung durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden.

Nach der Geburt sind zur Vorbereitung einer möglichen Trennung weitere umfangreiche Untersuchungen, wie

  • EEG,
  • EKG,
  • Laboruntersuchungen und
  • Untersuchungen der Gefäße,

notwendig.

Trennung von siamesischen Zwillingen

Bei einer möglichen Trennung, die in den ersten drei Wochen der Geburt erforderlich ist, liegt die Überlebenschance nur bei 50 Prozent, wohingegen eine Trennung zwischen der vierten und vierzehnten Woche eine Überlebenschance von 90 Prozent bietet.

Die Prognose vor und nach der Geburt ist allerdings stets von der Art und dem Ausmaß der Doppelfehlbildung abhängig.

Eine chirurgische Trennung der Zwillinge ist, je nach Ausmaß und Art, unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Alle lebensnotwenigen Organe müssen bei beiden Zwillingen jeweils vorhanden sein; außerdem dürfen die lebensnotwendigen Prozesse, wie zum Beispiel Atmung und Stoffwechsel, nicht zu kompliziert verflochten sein.