Kieferbruch - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Als Kieferbruch bezeichnet man eine Fraktur des Ober- bzw. Unterkieferknochens. Ein Kieferbruch kann unangenehme Folgen für die Kau- und Sprachfunktionen haben.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S02.4 S02 S02.6
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Kieferbrüche sind Verletzungen, die im Gesichtsbereich auftreten. Betroffen von einer solchen Fraktur sind der Ober- und der Unterkieferknochen. Dabei treten die Brüche vor allem an den Gelenkfortsätzen auf.

Typisch für einen Kieferbruch sind Quer- oder Schrägfrakturen des Kiefers, von denen auch die Frontzähne betroffen sind.

Bei einem Oberkieferbruch treten charakteristische Verläufe der Knochenbruchlinien auf. Diese verlaufen entlang von Schwachstellen am Oberkiefer. Ein Kieferbruch kann sowohl innerhalb als auch außerhalb einer Zahnreihe auftreten.

Kieferstruktur

Während der Unterkiefer (Mandibula) die Kinnlade des Menschen bildet, wird vom Oberkiefer (Maxilla) eine Verbindung zwischen der oberen Zahnreihe und der Schädelbasis hergestellt. Diese Verbindung beeinflusst auch die Lage des Unterkiefers sowie der unteren Zahnreihe.

Zudem sind die Strukturen des Oberkiefers eng mit den Augenhöhlen, der Nasenhöhle und der Mundhöhle verbunden.

Kieferbruch

Die Kieferknochen bestehen überwiegend aus platten Knochen. Aus diesem Grund sind sie nicht sonderlich widerstandfähig gegen Gewalteinwirkungen, sodass es schnell und häufig zu einem Bruch der Kieferknochen kommen kann. Bis zu 25 Prozent aller Frakturen im Gesichtsbereich sind Oberkieferbrüche.

Kieferbrüche werden zu den Mittelgesichtsfrakturen gezählt, die wiederum unterteilt werden in:

  1. laterale Mittelgesichtsfrakturen
  2. zentrale Mittelgesichtsfrakturen

Laterale Mittelgesichtsfrakturen sind die Orbitabodenfraktur, der Jochbeinbruch sowie die Jochbeinbogenfraktur.

Die zentralen Mittelgesichtsfrakturen werden in die so genannten drei Le-Fort-Frakturen unterteilt.

Bei der Le Fort-I-Fraktur handelt es sich um eine Querfraktur des Oberkiefers, die in Höhe des Kiefer- und Nasenhöhlenbodens verläuft. Bei der Le Fort-II-Fraktur verläuft der Bruch des Kiefers an den medialen Augenwinkeln entlang durch den Orbitaboden bis durch die Vorderwand der Kieferhöhle.

Bei einer Le Fort-III-Fraktur kommt es sogar zu einem völligen Abriss des Mittelgesichts von der Schädelbasis. Zudem kommt es in seltenen Fällen zu einem isolierten Sagittalbruch des Oberkiefers, bei dem der Bruch von vorne nach hinten, dicht neben der Gaumennaht verläuft.

Ursachen

Hauptgrund für einen Bruch des Ober- oder Unterkiefers ist in der Regel eine mit hoher Energie versehende, stumpfe Gewalteinwirkung auf das Gesichtsskelett. Zu den häufigsten Ursachen eines Kieferbruches gehören:

Auch Stürze aus großer Höhe oder von einem Fahrrad bzw. Motorrad spielen eine beträchtliche Rolle. In seltenen Fällen können Kieferbrüche auch durch Huftritte von Pferden oder durch Schusswunden entstehen.

Verlauf

Der Verlauf eines Kieferbruches ist meist eine langwierige Angelegenheit. Häufig kommt es zu Störungen bei der Zahnstellung und im Kauapparat. Daher ist nach einem überstandenen Kieferbruch oftmals eine Nachbehandlung erforderlich, um ein optimales Ausheilen zu ermöglichen.

Symptome

Typische Symptome bei einem Kieferbruch sind starke Schmerzen. Außerdem passen die obere und die untere Zahnreihe nicht mehr so aufeinander, wie es bei einem unversehrten Kiefer der Fall ist.

Versucht man den Kiefer zu bewegen, kommt es zu einem reibenden Geräusch der Knochen. Zudem können sich durch starke Einblutungen Hämatome (Blutergüsse) bilden.

Weitere Symptome sind Schwellungen im Gesicht und Funktionsstörungen der Kiefer. Außerdem können Begleitverletzungen entstehen, die Augen, Ohren oder Zähne in Mitleidenschaft ziehen.

Starke Kieferschmerzen als Symptom
Starke Kieferschmerzen als Symptom

Diagnose

Röntgen als zuverklässige Diagnose
Röntgen als zuverklässige Diagnose

Um eine Diagnose zu erstellen, erfolgt in der Regel eine Röntgenuntersuchung, die mit einer Orthopantomographie vorgenommen wird. Dabei wird eine Übersichtsaufnahme des Kiefers angefertigt. Auch Computertomographien (CT) sind für die Diagnostik und die Planung einer Operation sehr hilfreich.

Behandlung

Bei der Behandlung eines Ober- oder Unterkieferbruches werden zunächst die gebrochenen Knochen gerichtet. Häufig müssen auch gesplitterte Knochenteile entfernt werden. Danach werden die Knochen wieder zusammengefügt und der Kiefer ruhig gestellt.

Implantate

Oftmals sind Operationen erforderlich, um die Knochen mit Hilfe von Implantaten wieder zusammenzufügen. Dabei werden das Schienen, Verplattungen und Verdrahtungen mit diversen passenden Materialien durchgeführt.

Vorgenommen werden die operativen Eingriffe von Kiefer- und Gesichtschirurgen, aber auch von plastischen Chirurgen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten.

Ziel der Operation

Ziel einer Operation ist die Beseitigung der erlittenen Schäden sowie eine ästhetische Wiederherstellung des Gesichtes. Auch die Normalisierung der Kau- und Sprachfunktionen sowie der Zahnokklusion soll damit erreicht werden.

Von besonderer Bedeutung ist dabei die Osteosynthese. Diese beinhaltet die chirurgische Befestigung der Knochenteile.

Trotz aller medizinischen Therapiemöglichkeiten können bei einem Kieferbruch in manchen Fällen bleibende Deformierungen entstehen. Je früher ein Eingriff erfolgt, desto größer ist die Heilungschance.

Vorbeugung

Besondere Vorbeugemaßnahmen gegen einen Kieferbruch sind nicht bekannt. Motorradfahrer und Sportler können sich durch das Tragen von speziellen Schutzhelmen besser schützen.