Insulintherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung

Als Insulintherapie bezeichnet man die Behandlung von Diabetikern mit Insulin. Auf diese Weise soll ein bestehender Mangel an Insulin, zum Beispiel wenn der Körper nicht mehr ausreichend Insuline produziert, behoben werden.

Von Jens Hirseland

Zweck einer Insulintherapie ist die Behebung eines Insulinmangels im Körper bei Krankheiten wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Dabei kommen verschiedene Therapiemethoden zur Anwendung.

Das Hormon Insulin

Als Insulin bezeichnet man ein Hormon. Dieses wird in so genannten B-Zellen, bestimmten Zellen der Bauchspeicheldrüse, gebildet. Das Insulin hat für den Kohlenhydratstoffwechsel eine zentrale Bedeutung.

So wird durch das Insulin Traubenzucker (Glukose), der aus der Nahrung zugeführt wurde, in die Zellen eingeschleust. Die Glukose wird dann in den Zellen

  • entweder direkt als Nahrungslieferant verwertet oder
  • nachdem sie im Stoffwechsel umgewandelt wurde, als Energiespeicher angelegt.
Blutzuckertest für Diabetiker
Das regelmässige Messen des Blutzuckerwertes ist wichtig für die Insulinzufuhr

Mit Hilfe des Insulins wird auch der Blutzucker eng begrenzt. Durch einen Anstieg des Blutzuckers kommt es zu einer Anregung der Insulinausschüttung, während ein Blutzuckerabfall die Ausschüttung des Insulins drosselt.

Bei Menschen, die an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) leiden, ist der Körper nicht mehr in der Lage, genügend Insulin herzustellen oder zu verwerten. Bei bestimmten Formen von Diabetes kann die Krankheit nur durch regelmäßige Verabreichung von Insulin behandelt werden.

Dazu gehören die Typ-1-Diabetes sowie die Typ-2-Diabetes, wenn diese durch Tabletten oder spezielle Diät nicht mehr behandelt werden kann. Auch in der Schwangerschaft kann eine solche Form von Diabetes auftreten.

Bei manchen Typ-2-Diabetikern genügen jedoch Tabletten und eine Diät zur Behandlung, sodass in diesem Fall keine Insulintherapie erforderlich ist.

Für eine Insulintherapie werden heutzutage in erster Line Humaninsuline verwendet, die synthetisch oder gentechnisch erzeugt werden. Schweine- oder Rinderinsuline kommen hingegen, aufgrund allergischer Reaktionen, kaum noch zum Einsatz.

Arten von Insulin

Bei Insulinen unterscheidet man zwischen:

  1. Kurzwirkendem Insulin
  2. Verzögerungsinsulin
  3. Mischinsulin

Bei Kurzwirkendem Insulinen setzt die Wirkung schon nach fünfzehn bis dreißig Minuten ein. Die Dauer der Wirkung beträgt vier bis sechs Stunden.

Beim Verzögerungsinsulin dauert es hingegen rund eineinhalb Stunden, bis die Wirkung einsetzt. Dafür hält diese etwa acht bis zwölf Stunden an.

Mischinsuline werden aus Kurzwirkenden Insulinen und Verzögerungsinsulinen kombiniert. Dadurch kann die Wirkung schnell einsetzen und zugleich länger andauern, wodurch weniger Injektionen notwendig sind.

Arten der Insulintherapie

Zu den Insulintherapien gehören:

  1. die konventionelle Insulintherapie (CT)
  2. die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)
  3. die kontinuierliche subkutane Insulininfusion (Insulinpumpentherapie/CSII)

Welche Therapiemethode sich am besten für einen Patienten eignet, ist individuell unterschiedlich.

Spritze und mehrere Ampullen Insulin
Je nach Patient kann eine der drei Therapiearten gewählt werden

Die konventionelle Insulintherapie

Bei einer konventionellen Insulintherapie wird das Insulin entweder

  1. unter die Haut
  2. in das Unterhautfettgewebe (subkutan)
  3. in eine Vene (intravenös)

gespritzt. Intravenöse Injektionen werden im Normalfall aber nur bei Notfällen vorgenommen.

In der Regel spritzen sich die Diabetiker selbst das Insulin unter die Haut. Dabei wird die Injektion mit einer feinen, kurzen Nadel in eine angehobene Hautfalte verabreicht. Eine Desinfektion der Haut ist nicht erforderlich.

Meistens erfolgt die Injektion in den Unterbauch oder den Oberschenkel.

Injektionsgeräte

Als Injektionsgeräte werden entweder herkömmliche Spritzen oder so genannte Insulin-Pens verwendet. Dies sind spezielle Spritzen, die aussehen wie Füllfederhalter.

Ein Insulin-Pen verfügt über eine kurze, feine Nadel, die auswechselbar ist. Mit Hilfe einer Drehvorrichtung am anderen Ende des Pens kann der Patient die Menge des benötigten Insulins, das sich im Innern des Pens befindet, einstellen.

Die Insulinpumpentherapie (CSII)

Eine Alternative zur konventionellen Insulintherapie ist die Insulinpumpentherapie (CSII), bei der der Diabetiker ein kleines, programmierbares Pumpengerät mit sich trägt, das eine zuvor eingestellte Menge an Insulin über einen Katheter an den Körper abgibt.

Diese Methode eignet sich besonders für Typ-1-Diabetiker, ist aber nicht ganz frei von Risiken und erfordert viel Eigenverantwortung von dem Diabetiker.

Mögliche Risiken

Mögliche Komplikationen einer Insulintherapie sind:

  • M. Berger Praxis der Insulintherapie, Springer, 2001, ISBN 3540417745
  • Mario Francesconi, Erwin Holub, Reinhard Pohanka, Andreas Woitzuck Basis-Bolus-Insulintherapie: Erfolgreiche Selbstanpassung bei Diabetes Typ 1 und 2, Verlagshaus der Ärzte, 2016, ISBN 3990521357
  • Peter Hien Diabetes-Handbuch, Springer, 2013, ISBN 9783642349430
  • Matthias Riedl Diabetesberatung klipp und klar: Die praktische und effiziente Kommunikationshilfe, Urban & Fischer Verlag, 2010, ISBN 343731937X
  • Michael Berger, Viktor Jörgens Praxis der Insulintherapie, Springer Berlin Heidelberg, 1983, ISBN 3540124950
  • Kinga Howorka Funktionelle Insulintherapie: Lehrinhalte, Praxis und Didaktik, Springer, 1996, ISBN 3540602542
  • Waldemar Bruns, Heinz Fiedler, Barbara Altmann Insulintherapie bei Typ 2-Diabetes, UNI-MED, 2010, ISBN 3837421317
  • Renate Schrader, Axel Hirsch, Manfred Dreyer Gut leben mit Typ-1-Diabetes: Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie, Urban & Fischer Verlag, 2018, ISBN 3437457586
  • B. Böhm, K. Palitzsch, C. Rosak, G. Spinas Klinische Diabetologie, Springer, 2014, ISBN 3642640168
  • Thomas Haak, Klaus-Dieter Palitzsch Diabetologie für die Praxis: Fallorientierte Darstellung - Diagnostik und Therapie, Thieme, 2012, ISBN 3131621419

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