Aus der Scham ausbrechen: Wofür man sich nicht schämen braucht und wie man Schamgefühle überwindet

Viele Menschen empfinden Schamgefühle, besonders im Sexualleben, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr. Aus der Scham auszubrechen, ist für sie nicht leicht.

Von Jens Hirseland

Spricht man von Schamgefühl, ist damit ein Gefühl der Peinlichkeit oder Verlegenheit gemeint. Wer Schamgefühle empfindet, glaubt etwas falsch gemacht oder unehrenhaft gehandelt zu haben. Auch im Bereich der Sexualität treten häufig Schamgefühle auf.

Warum fällt die Überwindung so schwer?

Ihre Schamgefühle zu überwinden, fällt vielen Menschen nicht leicht. Gerade beim Geschlechtsverkehr empfinden sie Scham und schrecken davor zurück, ihrem Partner ihre geheimen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse zu offenbaren, was sich auf die Dauer frustrierend auf das Sexualleben auswirkt.

Besonders betroffen von Schamgefühlen beim Sex sind Frauen. Zwar gibt es auch Männer, die dabei Hemmungen empfinden, dennoch sind es vor allem Frauen, die sich schwer damit tun, ihre Scham zu überwinden und ihre Sexualität auszuleben.

Gesellschaftliche Normen

Die Ursachen dafür liegen oft in der Erziehung oder in den gesellschaftlichen Normen.

Dazu gehören zum Beispiel die Ansichten, dass:

  • Frauen keine erotischen Phantasien haben sollten, wenn sie einen begehrenswerten Mann sehen.
  • sie sich beim Geschlechtsverkehr nicht selbst stimulieren dürfen.
  • Frauen ihre Lust nicht herausschreien sollten.

Gesellschaftliche Rollenerwartung

Auch die verschiedenen Rollen, die Frauen in der Gesellschaft einnehmen, spielen eine Rolle. So sollen sie einerseits begehrenswerte Frauen und andererseits tugendhafte Mütter sein.

Üben Frauen jedoch bestimmte Sexualpraktiken aus, gelten sie als egoistisch und schlecht. Daher empfinden zahlreiche Frauen Scham oder Schuldgefühle, wenn sie ihre Sexualität nach ihren Wünschen ausleben wollen.

Aus der Scham ausbrechen

Schamgefühle können sehr quälend sein und am Selbstwertgefühl nagen. So fühlen sich die Betroffenen oft bloßgestellt oder minderwertig und grübeln ständig darüber nach, was andere Menschen über sie denken könnten. Beachtet man jedoch einige Verhaltensregeln, lassen sich die Schamgefühle überwinden oder zumindest abmildern.

Fehler sind menschlich

Kommt es zu einem Moment, in dem man Scham empfindet, sollte man das Gefühl für den Augenblick einfach zulassen, auch wenn es noch so unbehaglich ist. Danach fühlt man sich wieder besser.

Wichtig ist vor allem, dass man sich klar macht, dass man auch nur ein Mensch ist, der gelegentlich Fehler begeht. Fehler machen ist jedoch zutiefst menschlich. Ist man bereit zu akzeptieren, dass man nicht perfekt ist, akzeptiert man auch, ein Mensch zu sein.

Weiterhin ist es ratsam, sich zu sagen, dass man kein Versager ist, nur weil man einen Fehler begangen hat, denn wegen einiger Missgeschicke verringert sich nicht der Wert eines Menschen. Auch von unnötiger Grübelei sollte man absehen, denn ein Fehler lässt sich nun einmal nicht mehr rückgängig machen.

Stattdessen ist es besser, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Vertrauen zum Partner

Lebt man in einer Partnerschaft, spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. So sollte man vom Partner nicht verlangen, dass er sich ändert oder sich gar über ihn lustig machen. Andererseits empfiehlt es sich, seine Scham dem Partner zuliebe auch einmal zu überwinden.

Hat man wirklich Vertrauen zum Partner, sollte man ihm seine Bedenken mitteilen. So wird ein verständnisvoller Partner dabei helfen, die Schamgefühle abzubauen.

Schamgefühle beim Sex loswerden

Um aus der sexuellen Scham auszubrechen, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass es keinen Grund gibt, sich zu schämen, wenn man seine natürlichen Wünsche und Bedürfnisse auslebt. Stattdessen sollte man den Sex lieber genießen.

So ist es keineswegs moralisch verwerflich, wenn man sich auf bestimmte Weise stimuliert oder bei ausgefallenen Sexstellungen oder Praktiken mehr Lust empfindet. Dabei ist es wichtig, den Partner mit einzubeziehen und ihm die Wünsche, die man hegt, mitzuteilen.

Auch für lautes Stöhnen oder Schreien beim Sex braucht man sich nicht zu schämen. Seinen Bedürfnissen freien Lauf zu lassen, ist weder unehrenhaft noch falsch. In den meisten Fällen wirkt sich die eigene positive Haltung auch erregend auf den Partner aus.

Letztlich hängt es jedoch stets von einem selbst ab, ob man sich von irgendwelchen Denkverboten beeinflussen lässt oder lieber aus seinen Schamgefühlen ausbricht.