Antibiotika - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen

Als Antibiotika bezeichnet man künstlich hergestellte oder natürliche antibakterielle Wirkstoffe. Sie werden vor allem zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Ziel und Zweck von Antibiotika ist die Behandlung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten durch das Abtöten oder Hemmen von krankheitserregenen Keimen wie Bakterien.

Im ursprünglichen Sinn sind Antibiotika niedermolekulare Stoffwechselprodukte von Bakterien oder Pilzen. Schon durch eine geringe Konzentration dieser Stoffwechselprodukte können Krankheitserreger abgetötet oder zumindest in ihrem Wachstum gehemmt werden.

Antibiotika werden sowohl auf natürliche als auch auf synthetische Weise gewonnen.

Anwendungsgebiete

Der Begriff "Antibiotika oder Antibiotikum" stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "Gegen" (anti) und "Leben" (bios).

  • Mit den antibiotischen Wirkstoffen werden vor allem Bakterien bekämpft.
  • Auch gegen Pilze kommen spezielle Antibiotika, die als Antimykotika bezeichnet werden, zum Einsatz.

Der Begriff "Breitbandantibiotika" steht für Antibiotika, die gleich gegen eine große Breite an Erregern ihre Wirkung zeigen. Breitbandantibiotika werden daher insbesondere eingesetzt, solange der genaue Krankheitserreger bei einem Patienten noch nicht gefunden ist.

Zu den klassischen Antibiotika, die am häufigsten angewandt werden, gehören:

  • Penicilline
  • Tuberkulostatika
  • Tetrazykline
  • Sulfonamide
  • Trimethoprim
  • Makrolid-Antibiotika
  • Gyrasehemmer
  • Cephalosporine
  • Aminoglycosid-Antibiotika

Darüber hinaus gibt es weitere Wirkstoffgruppen, die jedoch seltener zur Anwendung gelangen.

Geschichte

Da die Krankheitserreger sehr vielfältig sind und darüber hinaus auch ständig neue Abwehrstrategien entwickeln, ist es von großer Bedeutung, dass der Medizin viele unterschiedliche Antibiotika-Wirkstoffgruppen mit verschiedenen Wirkmechanismen zur Verfügung stehen. Daher wird auch stetig nach neuen Antibiotika geforscht.

Entdeckt wurde das erste Antibiotikum im Jahr 1910 von dem deutschen Arzt und Chemiker Paul Ehrlich (1854-1915), der mit einem Schmalspektrum-Antibiotikum wirksam Syphilis behandelte. 1935 folgte dann das Sulfonamid-Antibiotikum, das von dem Bakteriologen Gerhard Domagk (1895-1964) entdeckt wurde.

1928 hatte der britische Mikrobiologe Alexander Fleming eine Bakterienkultur so verunreinigt, dass sich auf ihr Schimmelpilze breit machten. Dabei bemerkte er, dass der Schimmelpilz mit dem Namen "Penicillium notatum" bestimmte Substanzen produzierte, wodurch die Bakterien vernichtet wurden. Die Entdeckung war gemacht und im Jahre 1940 gelang Alexander Fleming schließlich die Isolierung des Wirkstoffes, der heute als Penicillin bekannt ist.

Danach wurden zahlreiche weitere Antibiotika entdeckt und erfolgreich eingesetzt. In der heutigen Zeit gehören die Antibiotika zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten.

Wirkungsweise

Bei der Anwendung von Antibiotika wird unterschieden zwischen:

  1. Bakterizid (Abtötung von Bakterien)
  2. Bakteriostatisch (Hemmung des Wachstums der Bakterien)
  3. Bakteriolytisch (Abtötung von Bakterien durch Auflösung ihrer Zellwand)

Die Wirkungsweise der Antibiotika liegt vor allem darin, dass sie die Stoffwechselvorgänge, die für die Zellen der Bakterien lebenswichtig sind, blockieren. Auf diese Weise werden die Bakterien abgetötet oder am Wachsen gehindert.

Einnahme

Verabreicht werden Antibiotika in der Regel:

  • durch orale Einnahme
  • mit einer Spritze
  • durch eine Infusion

Dabei wirken sie auf zumeist auf den ganzen Körper. Es sind aber auch äußerliche Behandlungen von oberflächlichen Haut- oder Schleimhautinfektionen mit einem Lokalantibiotikum möglich.

Nebenwirkungen

Normalerweise sind Antibiotika für den Patienten gut verträglich, wodurch eine große therapeutische Breite ermöglicht wird. In einigen Fällen kann es jedoch zu Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören vor allem

Im Rahmen einer Therapie mit einem Breitbandantibiotikum kann sogar eine lebensgefährliche Clostridium difficile Infektion entstehen. In sehr seltenen Fällen kommt es zu Hör- oder Nierenschäden.

Einige Antibiotika wie zum Beispiel Colistin oder Bacitracin rufen bei innerlicher Verabreichung so starke Nebenwirkungen hervor, dass sie nur lokal begrenzt zum Einsatz gelangen.

Antibiotikaresistenz

Problematisch ist die zunehmende Resistenz von Bakterienstämmen gegen Antibiotika. Im Falle einer Resistenz bleibt die Behandlung mit einem Antibiotikum wirkungslos.

Hauptursache ist, dass sich die Bakterien durch das übermäßige Verschreiben von Antibiotika an diese gewöhnt haben. Aber auch der prophylaktische Einsatz von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Viehzucht spielt dabei eine wichtige Rolle. Durch den Verzehr tierischer Produkte kann es dann zu Resistenzen kommen. Die Antibiotikaresistenz einiger Erreger kann aber auch genetisch bedingt sein.

Einer Antibiotikaresistenz sollte so gut wie möglich vorgebeugt werden. Dies erreicht man unter anderem dadurch, dass Ärzte die Antibiotika äußerst selten und möglichst nur in schweren Fällen verschreiben.

Aber auch der Patient selbst ist gefragt. Für ihn gilt es, die verschriebenen Antibiotika absolut vorschriftsgemäß einzunehmen. Vor allem sollte die Antibiotika-Therapie mindestens fünf, am besten sieben Tage dauern.

Gerade in der Erkältungszeit wird häufig zu Antibiotika gegriffen

Im Winter haben Antibiotika Hochsaison. Verschiedene Krankenkassen stellen immer wieder fest, dass besonders in der kalten Jahreszeit häufig die Bakterienkiller eingesetzt werden - auch gegen Grippen und Erkältungen.

Dabei schadet die Gabe von Antibiotika in einigen Fällen mehr, als sie nützt. Eine Grippe wird beispielsweise durch einen Virus ausgelöst, der menschliche Körperzellen als Wirt benutzt und schädigt. Antibiotika sind jedoch machtlos gegen Viren.

Wenn Antibiotika häufig gegen Grippe und Erkältungen eingesetzt werden, zieht das unangenehme Effekte nach sich. Gesunde Bakterien werden geschädigt. Die Krankheitserreger dagegen bilden auf die Dauer Resistenzen, denn es vermehren sich immer diejenigen, die immun gegen das Antibiotikum sind. Im Ernstfall hilft das Mittel später überhaupt nicht mehr.

Lediglich mei Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen kann der Einsatz von Antibiotika gegen Erkältungen sinnvoll sein, denn so wird eine zusätzliche Bakterieninfektion verhindert, zum Beispiel eine Lungenentzündung.