Intensivstation - Funktion, Aufbau und Behandlungen

Auf einer Intensivstation werden schwerkranke Patienten behandelt. Intensivstationen sind in allen Krankenhäusern zu finden. Hier werden z.B. Patienten beobachtet, die gerade eine Operation hinter sich haben oder die an schweren Krankheiten leiden. Auch nach einem schweren Unfall werden die Patienten meist auf der Intensivstation aufgenommen. Informieren Sie sich über Funktion und Aufbau einer Intensivstation, und lesen Sie, welche Behandlungen dort durchgeführt werden.

Von Claudia Haut

Was ist eine Intensivstation?

Als Intensivstation bezeichnet man eine spezielle medizinische Abteilung in einem Krankenhaus. Sie dient zur Behandlung von Patienten, die unter schweren oder lebensgefährlichen Erkrankungen bzw. Verletzungen leiden.

Auf der Intensivstation werden sowohl Kinder als auch Erwachsene behandelt. Kinderkrankenhäuser haben in der Regel eigene Intensivstationen für die kleinen Patienten, Erwachsene werden auf der Intensivstation der entsprechenden Erwachsenenstation untergebracht.

Einteilung der Intensivstationen in verschiedene Schweregrade

In Deutschland haben zahlreiche Krankenhäuser mittlerweile unterschiedliche Intensivstationen eingerichtet, die nach Schweregraden unterteilt werden. Ihre technische und personelle Ausstattung liegt zwischen einer Intensivstation und einer normalen Krankenhausstation.

Man bezeichnet diese Stationen meist als IC oder ICM (Intermediate Care). Auf diesen speziellen Stationen werden zum Beispiel in erster Linie Schlaganfallpatienten oder chirurgische Patienten betreut.

Kleinere Krankenhäuser haben dagegen in der Regel nur eine einzige Intensivstation, die sich mit sämtlichen medizinischen Bereichen befasst. Geleitet werden diese klassischen Intensivstationen normalerweise von einem Anästhesisten. Dieser ist für die intensivmedizinische Therapie zuständig.

Aufbau und Ausstattung einer Intensivstation

Der Unterschied zwischen einer Intensivstation und einer normalen Krankenhausstation liegt vor allem in der umfangreichen Ausstattung mit verschiedenen medizinischen Geräten. Außerdem wird dort mehr Personal eingesetzt. So betreut jede Pflegekraft nur ein bis drei Patienten zur selben Zeit.

Auf normalen Stationen werden dagegen bis zu 20 Patienten gleichzeitig von einer Krankenschwester oder einem Pfleger versorgt. Außerdem ist stets ein Arzt anwesend oder zumindest rasch verfügbar.

Auf einer Intensivstation haben die Patienten in der Regel nicht ihr eigenes Krankenzimmer. Meist sind mehrere Patienten in einem großen Raum untergebracht und jeweils durch Vorhänge voneinander getrennt.

Bevor diese Intensivstation betreten werden kann, muss eine Schleuse passiert werden. Mitarbeiter und Angehörige der Patienten müssen sich hier Schutzkleidung anziehen sowie meist auch einen Mundschutz und eine Kopfbedeckung sowie Handschuhe tragen.

Teilweise ist auch die Desinfektion der Hände notwendig. Durch diese Maßnahme werden so wenig Krankheitserreger wie möglich zu den Patienten getragen.

Geräte: Technische Ausstattung einer Intensivstation

Pro Patient stehen

  • etwa 20 bis 25 Quadratmeter
  • zwei Sauerstoffanschlüsse sowie
  • 16 bis 20 Steckdosen für dessen Behandlung und Überwachung

zur Verfügung. Um wichtige Parameter wie Blutdruck, EKG oder Körpertemperatur zu überprüfen, sind mehrere Monitore am Behandlungsplatz angeschlossen. Die Signale dieser Geräte werden in eine Überwachungszentrale weitergeleitet, wo man sie beobachtet und auswertet. Da man den Patienten bei einer intensivmedizinischen Therapie Medikamente häufig auf intravenöse Weise verabreicht, befinden sich neben dem Krankenbett vier bis zehn entsprechende Vorrichtungen.

Patienten, die ständig Infusionen benötigen, erhalten diese über eine Medikamentenpumpe, die auf jeder Intensivstation vorhanden ist. Auch diverse Beatmungsgeräte sind auf jeder Intensivstation zu finden.

Gleiches gilt für nierenkranke Patienten, die eine Dialyse benötigen. Das entsprechende Gerät ist ebenfalls auf der Intensivstation vorhanden.

Indikation: Wann kommt man auf die Intensivstation?

Die Verlegung auf eine Intensivstation erfolgt dann, wenn eine intensive Behandlung oder Überwachung des Patienten erforderlich ist. Dabei kann es sich um einen akuten medizinischen Notfall oder eine starke Verschlimmerung bereits vorhandener Beschwerden handeln.

Grundsätzlich erfolgt die Betreuung auf der Intensivstation

  • bei einem akuten Notfall
  • bei einer chronischen Erkrankung mit akuter Verschlimmerung
  • bei einer ausgedehnten Verletzung
  • in den ersten Stunden bis Tagen nach einem chirurgischen Eingriff
  • bei gewissen Therapien, bei denen das Risiko von schweren Komplikationen besteht

Zu den Indikationen gehören vor allem

Aber auch schwere Verletzungen nach Unfällen werden auf einer Intensivstation behandelt. Häufig erfolgt die Unterbringung in einer Intensivstation auch vorsorglich nach chirurgischen Eingriffen oder Therapien, bei denen die Möglichkeit von erheblichen Komplikationen besteht. Ebenfalls auf Intensivstationen vorgenommen werden künstliche Beatmungen.

Ganz allgemein können Patienten jeden Alters auf einer Intensivstation behandelt werden. Als vorteilhaft erweist sich die Möglichkeit, die Vitalparameter ständig im Blick zu haben.

Häufig gibt es auch Therapien, die aus Sicherheitsgründen ausschließlich auf einer Intensivstation durchgeführt werden. Hierzu zählen beispielsweise die Lysetherapie oder die Kardioversion. Auch in solchen Fällen erfolgt eine Verlegung auf diese Station.

Neonatologische Intensivstation und Kinderintensivmedizin

Es kann natürlich auch vorkommen, dass Kinder einmal intensivmedizinisch überwacht werden müssen. Dabei kann es sich bereits um Frühgeborene handeln, die auf die so genannte neonatologische Intensivstation kommen.

In der Regel wird unterschieden in:

  • Früh- und Neugeborenen-Intensivstation (Neonatologie)
  • Intermediate-Care-Station (Überwachungsbereich)
  • Kinderintensivstation für größere Kinder und Jugendliche

In der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation spezialisiert man sich auf

  • die Betreuung von Frühgeborenen ab der 22. Schwangerschaftsfwoche
  • die Betreuung von Neugeborenen mit Fehlbildungen sowie
  • die Betreuung von Mehrlingen.

In vielen Fällen besteht eine direkte Verbindung mit dem Kreißsaal sowie mit der Wöchnerinnenstation.

Anschließend, wenn die intensivmedizinische Stabilisierungsphase abgeschlossen ist, werden die Neugeborenen auf dem Intermediate-Care-Bereich betreut. Hier kommt es vor allem darauf an, Eltern bei der anstehenden Pflege zu unterstützen bzw. sie darauf vorzubereiten.

Schließlich gibt es Kinderintensivstationen für größere Kinder und Jugendliche: Hier werden lebensbedrohliche Verletzungen und Erkrankungen behandelt, wie zum Beispiel

  • größere Verletzungen
  • Verbrennungen
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems
  • Vergiftungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Erkrankungen der Atmungsorgane und
  • kinderchirurgische Erkrankungen.

Ablauf: Wie läuft die Behandlung auf einer Intensivstation ab?

Rund um die Uhr werden die schwerkranken Patienten hier von speziell ausgebildetem Personal überwacht. Dazu werden regelmäßig

Auch das Blut wird teilweise mehrmals täglich untersucht. Zudem werden Elektroden an der Brust der Patienten angebracht und überwachen ununterbrochen den Herzschlag und zeichnen ein EKG auf.

Hin und wieder senden diese Geräte auch einen Alarmton, wenn zum Beispiel das Herz aufhört zu schlagen oder sich der Patient auch nur bewegt hat. Auch Körperausscheidungen wie Urin und Stuhlgang werden vom Personal regelmäßig an das Labor zur Untersuchung weitergeleitet.

Künstliche Beatmung auf der Intensivstation

Viele Patienten, die auf der Intensivstation liegen, werden künstlich beatmet. Diese künstliche Beatmung ist lebensnotwendig für die Patienten und kann nur auf einer Intensivstation erfolgen.

Je nach Art der Erkrankung des Patienten gibt es verschiedene Beatmungsformen. Die so genannte CPAP-Beatmung wird eingesetzt, wenn der Patient zwar noch selbstständig atmet, dies jedoch unregelmäßig geschieht.

Das Gerät erkennt, wenn der Patient zu wenig atmet und unterstützt entsprechend. Diese Beatmungsform kann entweder über eine Maske oder über einen Schlauch im Hals oder der Nase (Tubus) erfolgen. Patienten, die über einen Schlauch beatmet werden, können während dieser Zeit nicht sprechen.

Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr selbstständig atmen können, werden intubiert und komplett durch eine Maschine beatmet. Auch das Entfernen der Atemmaske bzw. des Tubus gehört zur Aufgabe der Ärzte, die auf einer Intensivstation arbeiten.

Verabreichung verschiedener Medikamente

Die Patienten erhalten auf der Intensivstation verschiedene Medikamente verabreicht. Sind die Patienten nicht oder nur schlecht ansprechbar, so erhalten sie diese über eine Infusion oder Spritze.

Viele Patienten, die sich auf einer Intensivstation befinden, können aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes nicht selbstständig essen und müssen daher mit einer speziellen Nahrung künstlich ernährt werden. Sind weitere Untersuchungen notwendig, so werden die Patienten in der Regel von der Intensivstation in den entsprechenden Untersuchungsraum (z.B. zum Herzkatheter) gebracht und anschließend wieder auf die Intensivstation zurückverlegt.

Dialyse auf der Intensivstation

Patienten, die eine schwere Nierenerkrankung haben, benötigen oftmals eine künstliche Blutwäsche, die Dialyse. Auch diese wird auf den Intensivstationen durchgeführt.

Der Patient wird dazu an eine Maschine angeschlossen, die die Arbeit der Nieren übernimmt und das Blut mit Hilfe eines speziellen Filters von Giftstoffen reinigt. Das gereinigte Blut wird den Patienten anschließend wieder zugeführt.

Reanimation auf der Intensivstation

Hört das Herz des Patienten auf zu schlagen, so wird dies durch einen Signalton am Monitor angezeigt. Ärzte und Schwestern reagieren dann umgehend und reanimieren den Patienten.

Dazu werden

  • dem Patienten spezielle Medikamente gespritzt
  • der Patient wird intubiert und
  • das Herz durch den Einsatz eines Defibrillators angeregt wieder zu schlagen.

Der Arzt setzt dazu zwei so genannte Paddles auf den Brustkorb des Patienten, durch die dann ein Stromstoß abgegeben wird. Die Stärke des Stromstoßes kann individuell verändert werden. In vielen Fällen schlägt das Herz des Patienten aufgrund dieser Stromstöße wieder selbstständig.

Fachpersonal: Wer arbeitet auf einer Intensivstation?

Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser sind mehr Fachkräfte beschäftigt als in anderen Abteilungen. Je nach Größe des Krankenhauses gibt es eine Intensivstation für sämtliche Krankheitsbilder oder verschiedene Intensivstationen (z.B. für Herz- oder Krebspatienten).

Auf einer Intensivstation arbeiten Anästhesisten sowie Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung

Es arbeiten jedoch auch

und andere Fachärzte wie zum Beispiel Psychologen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser. Da die Behandlung der Patienten auf der Intensivstation großes Fachwissen erfordert, arbeitet dort besonders geschultes nicht-medizinisches Personal. So sind hier

  • Fachpflegekräfte für Anästhesie- und Intensivpflege
  • Gesundheits- und Krankenpfleger (neue Berufsbezeichnung für Krankenschwestern) sowie
  • Pflegeassistenten.

Auch speziell geschultes Reinigungspersonal ist hier tätig.

Besuch auf der Intensivstation: Hinweise für Angehörige

Wenn man einen Angehörigen auf der Intensivstation besuchen möchte, stehen oftmals viele Fragen auf dem Plan. Generell gilt es, diese immer den Pflegern und Ärzten zu stellen, um das unsichere Gefühl, etwas falsch zu machen, loswerden zu können. Zu diesem Zweck empfiehlt es sich, einen Hauptansprechpartner zu bestimmen, wenn es darum geht, Fragen zu klären oder Termine zu koordinieren.

Die Dauer der Betreuung auf der Intensivstation ist natürlich abhängig von der jeweiligen Erkrankung/Verletzung und individuellen Situation jedes Patienten. Dieser Zustand wirkt sich auch auf die Frage aus, ob man den Patienten überhaupt besuchen darf.

In der Regel werden maximal zwei Besucher zugelassen. In welchem Fall Kindern und ab welchem Alter der Zutritt gewährt wird, muss vorab mit dem Personal besprochen werden.

Grundsätzlich bestehen in einem Krankenhaus feste Besuchszeiten. Oftmals können jedoch auch abweichende Zeiten ausgemacht werden, auch wenn in diesem Fall mit Wartezeiten gerechnet werden muss.

Wer jemandem im Krankenhaus besuchen geht, bringt häufig ein Geschenk mit. Auch auf einer Intensivstation sind Geschenke natürlich erlaubt. Auf Blumen muss man in diesem Zusammenhang jedoch verzichten.

  • Jörg Braun, Roland Preuss Klinikleitfaden Intensivmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag, 2019, ISBN 3437237640
  • Eva Knipfer, Eberhard Kochs Klinikleitfaden Intensivpflege, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437269143
  • Paul L. Marino, Götz Geldner, Tilmann Müller-Wolff Das ICU-Buch: Praktische Intensivmedizin, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437231626
  • Anke Kany, Isabel Meixner Taschenwissen Intensivpflege, Urban & Fischer Verlag, 2018, ISBN 3437268112
  • Sabine Ruppert, Patrik Heindl Palliative Critical Care: Palliative Pflegemaßnahmen auf der Intensivstation, Springer, 2019, ISBN 3662581140
  • Katharina Rindfleisch Lernbegleitung zur praktischen Ausbildung von Pflegenden auf der Intensivstation, Pabst Science Publishers, 2018, ISBN 3958533787

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.